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Originalarbeit

Wie schätzen Pflegende die Suizidalität von Patient(inn)en ein? Erhebung in psychiatrischen Institutionen der deutschen Schweiz

Published Online:https://doi.org/10.1024/1012-5302/a000303

Pflegende in der Psychiatrie leisten im interdisziplinären Behandlungsprozess einen zentralen Beitrag zur Wahrnehmung und Einschätzung der Suizidalität. Um dieser Verantwortung gerecht zu werden, empfiehlt sich der Einsatz von Instrumenten zur Einschätzung der Suizidalität. Dafür gibt es eine Vielzahl von Fragebögen und anderen Methoden, die Pflegende in der Praxis jedoch nicht einheitlich verwenden. Diese punktuelle Querschnitterhebung ging den Fragen nach: Wie schätzen Pflegende in deutschschweizerischen psychiatrischen Kliniken die Suizidalität von Patient(inn)en ein? Welche Instrumente verwenden sie dabei? Die Umfrage richtete sich an die Stationsleitenden aller deutschsprachigen psychiatrischen Kliniken der Schweiz (n = 32). Dabei gab die Hälfte der angefragten Stationsleitenden an (n = 119; 50,63 %), dass Pflegende auf der Station Instrumente zur Einschätzung der Suizidalität verwenden. Bei 13 % der verwendeten Instrumente handelte es sich um erforschte, validierte Instrumente. Pflegende schätzen die Suizidalität am häufigsten bei einer (vermuteten) Gefährdung, seltener beim Eintritt und am wenigsten häufig beim Austritt ein. Suizidhandlungen treten jedoch gehäuft kurz vor und nach dem Austritt aus einer stationären psychiatrischen Behandlung auf. Deshalb empfiehlt es sich, die Suizidalität auch vor dem Austritt einzuschätzen.

In the interdisciplinary treatment process nurses play an important role, assessing suicide risk. To cope with this responsibility, the use of assessment instruments is recommended. Although a lot of instruments exist to assess the risk of suicide, nurses do not use them consistently. This cross-sectional study seeks to answer the following questions: How do nurses assess the suicidality of patients of psychiatric hospitals in the German speaking part of Switzerland? Do they use assessment instruments and if so, which ones? Ward nurses in every psychiatric hospital (n = 32) were asked about the state of the nursing practice in assessing the suicide risk by means of an electronic questionnaire. The following results emerged: Nurses use instruments to assess suicide risk on about half of the wards (n = 119, 50.63 %). 13 % of the mentioned instruments are research-based. Nurses mostly assess suicide endangerment in the case of a presumed danger, less often at admission and least often during the discharge process. As suicidality is assessed mostly when nurses assume a danger in this study, and due to the fact that suicides most frequently occur shortly prior to or during the discharge process, an expansion of or the introduction of the assessment is recommended before the discharge process.