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Originalarbeit

Interessenkonflikte mit der Industrie – eine Befragung von Pflegenden im Bereich der Wundversorgung in Deutschland, Österreich und der Schweiz

Published Online:https://doi.org/10.1024/1012-5302/a000360

Hintergrund: Pflegende werden zunehmend von der Industrie umworben. Ziel: Erfassung der Einstellungen und des Verhaltens von pflegerischen Wundexpert(inn)en gegenüber der Industrie. Methode: Auf Basis bestehender Instrumente wurde ein standardisierter Fragebogen (39 Items; 5-stufige Likert-Skala) entwickelt, der elektronisch und postalisch an alle pflegerischen Mitglieder der Österreichischen Gesellschaft für vaskuläre Pflege (ÖGvP), der Deutschen Gesellschaft für Wundheilung und Wundbehandlung e. V. (DGfW e. V.) und der Swiss Association for Wound Care (SAfW) versandt wurde. Ergebnisse: Die Stichprobe umfasste 178 Pflegende (75 % Frauen; Alter 27 – 70 Jahre [Median 45]; 0 – 40 Jahre [Median 9] tätig im Wundbereich). Nur etwa jeder vierte der Befragten (23,0 %) hat im vergangenen Jahr nicht am Pharmamarketing teilgenommen. Allgemein wurden kleine Geschenke häufiger angenommen als teure Geschenke. Mehrheitlich werden preiswerte Geschenke, Geschenke zu Ausbildungszwecken und solche, die den Patienten nutzen können, als positiv bewertet. Die Befragten betrachten sich, im Vergleich zu Ärzt(inn)en, mehrheitlich als eher weniger beeinflussbar in ihrem Entscheidungsvermögen. Schlussfolgerungen: Das Verhalten und die Einstellung der Pflegenden sind ambivalent. Das Auftreten von Interessenkonflikten wird teilweise mit dem Wohl der Patient(inn)en begründet. Mangelhafte Kenntnisse über diese Thematik und soziale Erwünschtheit könnten die Ursache für eine unkritische Haltung sein. Für einen kritischeren Umgang mit der Industrie sind Bildungsmaßnahmen und berufsethische Standards notwendig.

Background: Nurses in the field of wound care are increasingly being courted by the wound industry. Objectives: A survey regarding nurses' perceptions and participation in pharmaceutical marketing was conducted. Methods: Based on existing instruments, a standardized questionnaire (39 items, 5-point Likert scale) was developed. It was sent electronically and by mail to all nursing members of the Austrian Society for Vascular Care (ÖGvP), the German Wound Healing Society (DGfW e. V.) and the Swiss Association for Wound Care (SAfW). Results: 178 nurses participated in the survey (75 % women; aged 27 – 70 years [median 45], 0 – 40 years [median 9] practice in the area of the wound care). Only about one fourth of the respondents (23,0 %) did not participate in pharmaceutical marketing last year. Generally small gifts were more frequently received than expensive gifts. Most of the nurses valued inexpensive gifts, educational gifts and gifts with patient benefit as appropriate. The majority of respondents consider themselves as less influenceable in decision making, compared to physicians. Conclusions: The behavior and attitude of nurses are ambivalent. The occurrence of conflict of interest is partly justified by perceived patient benefit. Lack of knowledge about the topic and social desirability could be the cause of an uncritical attitude. For a more critical approach education and ethical standards are necessary.