An der Schnittstelle von stationärer Kinder- und Jugendhilfe und psychiatrisch- psychotherapeutischer Gesundheitsversorgung
Ergebnisse einer Interviewstudie
Abstract
Im Rahmen des EU-Projektes RESME wurden in einer explorativen, qualitativen Studie Fachkräfte der stationären Jugendhilfe und der Kinder- und Jugendpsychiatrie zur gegenseitigen Kooperation befragt. Mit Hilfe umfassender leitfadengestützter Interviews wurden exemplarische Erfahrungen und Einschätzungen gesammelt, um die besonderen Herausforderungen in der Zusammenarbeit besser zu verstehen, Bedingungen und Beispiele für gelungene Kooperation zusammen zu tragen und Ansätze für Verbesserungen zu finden. Zentrale Ergebnisse der Interviews mit Sozialarbeitern und -pädagogen, Kinder- und Jugendpsychiatern und Psychologen werden zusammenfassend dargestellt. Es zeigen sich verschiedene Ansatzpunkte zur Verbesserung der systemübergreifenden und interdisziplinären Zusammenarbeit. Als wesentlich für eine gelungene Kooperation werden neben Fachlichkeit und Wissen, individuelle Einstellungen und Werte, Aspekte der persönlichen Kontakt- und Beziehungsgestaltung sowie organisatorische Rahmenbedingungen und Entwicklungen erachtet. Die Ergebnisse werden zur Entwicklung eines Curriculums genutzt, das sich zur Förderung der Zusammenarbeit gleichzeitig an Mitarbeiter psychiatrisch-psychotherapeutischer Einrichtungen und der Jugendhilfe richtet.
Within the framework of the EU project RESME, mental health and residential child care professionals were interviewed about the cooperation of children and youth services and child and adolescent psychiatry as part of an exploratory, qualitative study. With the help of semistructured interviews, exemplary experiences and assessments were collected in order to better understand the unique challenges of working at the borderline of both systems. Examples of successful cooperation and areas for improvement in practice were highlighted. This article summarizes the main results of the interviews conducted with social workers, residential child care workers, as well as child and adolescent psychiatrists and psychologists. The qualitative data reveals different approaches utilized by professionals to improve cross-system and interdisciplinary cooperation. In addition to professional knowledge, the participants considered crucial individual attitudes and values, the form of the contact, the relationships between the systems, as well as the way the collaboration itself is organized. The results of this research are the basis for developing an educational curriculum which aims to foster interdisciplinary collaboration and is tailored to members of professional groups working at the boundary of both systems.
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