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Open AccessOriginalarbeit

Hemmung konstruktiver Aggression

Konzept, Operationalisierung und klinische Implikationen

Published Online:https://doi.org/10.1026/1616-3443/a000727

Abstract

Zusammenfassung:Theoretischer Hintergrund: Mit konstruktiver Aggression ist ein evolviertes Verhaltensmuster gemeint, mit dem Individuen gewaltlos Interessen, Bedürfnisse und Grenzen in interpersonalen Beziehungen einbringen können. Es wird postuliert, dass die Hemmung konstruktiver Aggression (i. e., Aggressionshemmung) schädlich ist. Fragestellung: Es sollte zunächst ein Instrument zur Erfassung von Aggressionshemmung entwickelt und evaluiert werden. Damit sollten die Zusammenhänge von Aggressionshemmung mit Depressivität, Trait-Angst und Lebenszufriedenheit untersucht werden. Methode: In zwei Studien (299 bzw. 253 Gesunde) wurde das „Aggressionshemmungs-Inventar“ (AHI) entwickelt. In einer dritten Studie wurde das AHI bei 263 Depressiven in vollstationärer Behandlung eingesetzt. Ergebnisse: Das AHI korrelierte bei Gesunden mit Depressivität, Trait-Angst und Lebenszufriedenheit. Die Depressiven zeigten eine ausgeprägte Aggressionshemmung, die bis zur Entlassung abnahm. Der Rückgang der Depressivität hing von der Aggressionshemmung bei Entlassung ab. Schlussfolgerungen: Das AHI kann die Hemmung konstruktiver Aggression zuverlässig messen. Der Abbau von Aggressionshemmung könnte wichtig bei der Behandlung von Depression sein.

The Inhibition of Constructive Aggression. Concept, Operationalization, and Clinical Implications

Abstract:Background: Constructive aggression is an evolved pattern of behavior that allows an individual to nonviolently introduce their interests, needs, and boundaries into interpersonal relationships. It is postulated that inhibiting constructive aggression is harmful. Objective: Aim of this study was the development and evaluation of an instrument for measuring inhibition of constructive aggression. Using this instrument, we examined the relationships between aggression inhibition and depression, trait anxiety, and quality of life. Methods: In two studies (299 and 253 healthy adults, respectively), we constructed the “Aggression Inhibition Inventory” (Aggressionshemmungs-Inventar, AHI). In a third study, we administered the AHI to 263 depressive inpatients. Results: The AHI correlated with depressiveness, trait anxiety, and quality of life. Inpatients showed a pronounced inhibition of aggression, which decreased until discharge. The decrease in depression depended on the level of aggression inhibition at discharge. Conclusions: The AHI can reliably measure the inhibition of constructive, nonviolent aggression. Reduction in inhibition of aggression may be important in the treatment of depression.

Der Begriff Aggression wird in der Regel mit Gewalttätigkeit, Destruktivität und gelegentlich auch mit Kontrollverlust gleichgesetzt; als aggressiv gilt ein Verhalten, mit dem anderen Personen gezielt Schaden zugefügt werden soll (Berkowitz, 1989; Anderson & Bushmann, 2002; Baron & Richardson, 1994; Weierstall & Elbert, 2012). Dieses Konzept wird in den folgenden Ausführungen als destruktive Aggression bezeichnet. In der Evolutionspsychologie wird destruktive Aggression als ein komplexes Verhaltenssystem betrachtet, das Menschen in die Lage versetzt, verschiedene adaptive Probleme zu lösen (Buss & Shackelford, 1997). Dazu gehört einerseits die Sicherung des Zugangs zu wichtigen Ressourcen, unter Umständen dadurch, dass anderen Individuen ihre Ressourcen mit Gewalt abgenommen werden. Andererseits dient destruktive Aggression auch der Verteidigung gegen Angreifer_innen, die ihren Opfern wertvolle Ressourcen abnehmen oder sie verletzen könnten. Die Fähigkeit bzw. Bereitschaft, auf Angriffe mit Gewalt zu reagieren, kann zudem eine wirksame Verteidigungsstrategie sein und potenzielle Angreifer von vornherein abschrecken.

Weniger verbreitet sind theoretische Ansätze, in denen bestimmte Formen nicht-gewalttätigen aggressiven Verhaltens als notwendiger Teil stabiler sozialer Beziehungen betrachtet werden. Man findet dieses Verständnis einer konstruktiven Aggression in einigen nicht-empirischen Arbeiten zu psychotherapeutischen Konzepten (z. B. Juul, 2020; Kraus, 1997; Krüger, 2007; Retzer, 2007, S. 254; Sulz, 2009). Das Fehlen bzw. die Unterdrückung von konstruktiver Aggression gilt als schädlich. In diesem Sinne wird der konstruktiven Aggression in der älteren Literatur zur Gestalttherapie (Perls, 1969; Lobb, 2007) eine wichtige Funktion bei der Konfliktlösung sowie in der Behebung von Beziehungsstörungen zugeschrieben.

In der vorliegenden Arbeit wird konstruktive Aggression als evolviertes Verhaltensmuster definiert, das gewaltfrei ist und zur Stabilisierung sozialer Systeme beiträgt (z. B. Paarbeziehung, Familie, Gruppe). Wesentliche Funktionen konstruktiver Aggression sind die gerechtere Verteilung der verfügbaren Ressourcen und die gewaltfreie Klärung von interpersonellen Konflikten. Konstruktiv-aggressives Verhalten kann – ebenso wie destruktiv-aggressives Verhalten – durch unterschiedliche Emotionen motiviert werden, z. B. Ärger, Angst oder Verlangen, ist aber nicht identisch mit diesen Emotionen (vgl. Berkowitz, 1989). Auf Mayr (1961) geht die Unterscheidung zwischen proximaten (unmittelbar auslösenden) und ultimaten (den adaptiven Wert betreffenden) Gründen für Verhalten zurück. Proximate Gründe für destruktive Aggression liegen z. B. in der Konkurrenz mit rivalisierenden Gruppen um begrenzte Ressourcen; bei Schimpansen etwa wurden regelrechte Kriege zwischen verschiedenen Gruppen dokumentiert, die zur physischen Vernichtung der unterlegenen Gruppe führen können (Goodall, 2010). Die ultimaten Gründe für destruktive Aggression sind die höheren Überlebens- und Reproduktionschancen im Falle der alleinigen Verfügung über die Ressourcen. Die konstruktive Aggression hat demgegenüber ihre mögliche Bedeutung bei der Lösung des Problems jeder sozialen Gruppe, eine Balance zwischen kooperativen und konkurrierenden Interessen der Gruppenmitglieder herzustellen (Barker et al., 2016), z. B. bei der Jagd oder bei der Reproduktion (Haselton & Gangestad, 2006). Proximate Gründe für konstruktive Aggression sind z. B. in einer Verärgerung aufgrund einer unangemessenen Verteilung von Ressourcen innerhalb einer Gruppe zu sehen; das konstruktiv-aggressive Verhalten zielt nicht auf die Elimination eines Gruppenmitglieds, was einen Nachteil für die Gruppe bedeuten würde, sondern auf eine ausgewogenere Verteilung der Ressourcen. Ist das nicht möglich, so kann konstruktive Aggression auch dazu führen, dass eine interpersonale Beziehung, die nicht mehr funktionsfähig und deren Fortsetzung nicht sinnvoll ist (Chisholm et al., 2017), beendet wird, so dass Platz für neue Konstellationen geschaffen wird. Die ultimaten Gründe für konstruktive Aggression liegen in der Stabilisierung der Gruppe, die auf diese Weise erfolgreicher ist und die Überlebens- und Reproduktionschancen ihrer Mitglieder erhöht.

Wir gehen davon aus, dass konstruktive Aggression zur seelischen Gesundheit gehört. Sie kann durch dysfunktionale Grundüberzeugungen gehemmt werden, die unter ungünstigen Entwicklungsbedingungen entstehen können. Die resultierende Aggressionshemmung ist ein Trait in dem Sinne, dass es sich um ein zeitstabiles und situativ übergreifendes Verhaltensmuster handelt. In dem Maße, in dem die Grundüberzeugungen korrigiert werden (z. B. im Rahmen einer Psychotherapie), kann Aggressionshemmung abgebaut werden.

Wir nehmen somit an, dass es neben dem zu viel an destruktiver Aggression, mit dem sich klinische Psychologie und Psychiatrie primär befassen und das zurecht Gegenstand vieler therapeutischer Konzepte ist, auch ein klinisch relevantes zu wenig an konstruktiver Aggression (vgl. Smith & Lilja, 2000) geben könnte. Unseres Wissens wurde dieser Aspekt in der empirischen klinischen Psychologie bislang nicht thematisiert. Eine Literaturrecherche mit den Suchbegriffen constructive aggression oder prosocial aggression oder positive aggression in den Fachdatenbanken PubMed, PsycArticles & PsycInfo, Psyndex sowie Web of Science ergab ca. 45 Treffer. Dabei handelt sich fast ausschließlich um theoretische Arbeiten aus den Bereichen Psychoanalyse, Gestalttherapie und Psychodrama, die mehr als 20 Jahre alt sind.

Empirische Studien, in denen konstruktive Aggression untersucht wurde, fanden sich nicht. Demgegenüber gibt es zahlreiche Studien über die Emotion „Ärger“, die in diesem Zusammenhang relevant sind. Wie bereits erwähnt, ist Ärger kein Synonym für konstruktive oder destruktive Aggression, bildet aber die motivationale Grundlage für viele Formen aggressiven Verhaltens, z. B. als Reaktion auf subjektiv wahrgenommene Grenzüberschreitungen (Sasse et al., 2020) oder Ungerechtigkeit (Landmann & Hess, 2017). Ärger kommt sowohl in verbalen Inhalten als auch in Mimik (Aan Het Rot et al. 2022), Körperhaltung (Poyo Solanas et al., 2020) und Betonung (Martzoukou et al., 2022) zum Ausdruck. Destruktive Aggression, z. B. physische Gewalt, kann Folge der Unterdrückung adäquaten Ärgers sein (Davey et al., 2005). Mehrere Studien zeigen, dass eine Überkontrolle von Ärger in Zusammenhang mit psychischen und somatischen Problemen stehen kann, wie z. B. chronischen Schmerzen (Toledo et al., 2019), Bluthochdruck (Casagrande et al. 2020), geringer Lebensqualität (Gross & John, 2003) und Anorexia nervosa (Geller et al., 2000). Norström und Pape (2010) berichteten, dass gewalttätiges Verhalten unter Alkoholeinfluss besonders bei Menschen auftritt, die dazu neigen, ihren Ärger zu unterdrücken. Andere Studien zeigten, dass Ärgerunterdrückung positiv mit Depressionen und Selbstverletzungen korreliert (Clarke et al., 2016; Gilbert et al., 2004). Angst in bedrohlichen Situationen (Thompson & Schmidt, 2021) kann ebenfalls zu aggressivem Verhalten führen. Konstruktive Aggression im hier beschriebenen Sinne kann sich zudem als forderndes oder aktiv-explorierendes Verhalten zeigen, das eher auf Neugier oder (sexuellem) Verlangen beruht (Retzer, 2007, S. 254).

Bislang fehlen empirische Untersuchungen der hier beschriebenen konstruktiven Aggression und deren Hemmung. Es existiert bisher auch kein psychometrisches Instrument, mit dem eine derartige Aggressionshemmung1 gemessen werden könnte. Es wurden drei unabhängige Studien durchgeführt, deren Ziele waren: (1) die Konstruktion eines eindimensionalen, ökonomischen, einfach zu handhabenden Selbstbeurteilungsinstruments zur Messung der Hemmung konstruktiver Aggression; (2) der Vergleich dieses neuen Instruments mit einem Verfahren zur Erfassung von destruktiver Aggression, wobei nur schwache oder insignifikante Korrelationen erwartet wurden; (3) die Prüfung der Beziehungen zwischen konstruktiver Aggression und Ärger unter der Annahme moderater Zusammenhänge zwischen unterdrücktem Ärger und Aggressionshemmung, da Ärger als möglicher Auslöser für konstruktive Aggression betrachtet wird. (4) Außerdem sollten die Zusammenhänge von konstruktiver Aggression mit Depressivität, Trait-Angst (Ängstlichkeit) und Lebenszufriedenheit untersucht werden. Dabei wurde angenommen, dass Aggressionshemmung mit Depressivität korreliert, weil konstruktiv-aggressives Verhalten dazu beiträgt, belastende Lebensbedingungen zu verbessern. Wir nahmen ferner an, dass ängstliche Menschen antizipierte interpersonelle Konflikte eher vermeiden und daher häufig auch aggressionsgehemmt sind. Konstruktive Aggression führt zur Stabilisierung und Ausgewogenheit sozialer Beziehungen und damit zu mehr Zufriedenheit in vielen Lebensbereichen (Partnerschaft, Familie, Freundeskreis, Arbeitsumfeld etc.); umgekehrt sollte eine starke Aggressionshemmung es erschweren, sich aktiv für zufriedenstellende Lebensbedingungen einzusetzen. (5) Die klinische Relevanz des Konstrukts sollte an einer Gruppe depressiver Patient_innen überprüft werden. Wir betrachten aus den o. g. Gründen die Hemmung konstruktiver Aggression als Risikofaktor für die Entwicklung einer depressiven Störung; daher erwarteten wir in der klinischen Stichprobe eine im Vergleich zu den Gesunden ausgeprägtere Aggressionshemmung sowie auch hier einen positiven Zusammenhang zwischen Aggressionshemmung und Depressivität (vgl. Clarke et al., 2016; Gilbert et al., 2004). Zudem nahmen wir an, dass ein Rückgang der Aggressionshemmung, z. B. als Folge einer Psychotherapie, zu einem Rückgang der Depressivität führt.

Statistische Auswertung

Die statistischen Analysen erfolgten mit dem Programmpaket SPSS 22. Berechnet wurden Produkt-Moment-Korrelationen und t-Tests für unabhängige und abhängige Stichproben (zweiseitige Fragestellung). In Studie 1 wurden explorative Faktorenanalysen nach der Methode der ungewichteten kleinsten Quadrate mit Promax-Rotation durchgeführt; interpretiert wurden die Mustermatrizen. Die Methode der ungewichteten kleinsten Quadrate hat den Vorteil, keine Normalverteilung der Indikatoren vorauszusetzen. Zur Bestimmung der Faktorenzahl wurden Scree-Test und Parallelanalyse verwendet. In Studie 3 wurde eine sequentielle multiple Regressionsanalyse (SMRA) gerechnet.

Studie 1

In dieser Studie sollte das neue psychometrische Instrument konstruiert werden. Es sollte mit einem etablierten Instrument zur Erfassung von destruktiver Aggression verglichen werden. Ferner sollte das neue Instrument auf seine Zusammenhänge mit Ärger sowie mit Depressivität untersucht werden.

Methoden

Stichprobe

Die Datenerhebung erfolgte anonym über die EFS Survey Software der Medical School Hamburg (MSH). Rekrutiert wurden im November und Dezember 2018 im Rahmen von Masterarbeiten Studierende der MSH und deren Angehörige sowie Personen aus dem weiteren Umfeld der Autor_innen. Die Stichprobe besteht aus 299 nach eigener Angabe psychisch gesunden Erwachsenen (25.1 % Männer) mit einem Durchschnittsalter von 28.9 Jahren (SD = 11.2, Range 18 – 70). 72.2 % der Teilnehmer_innen gaben als höchsten Schulabschluss das Abitur an, 66.6 % waren in fester Partnerschaft, 15.7 % verheiratet.

Fragebögen

Zur Konstruktion des Fragebogens wurden neue Items generiert, die auf Meinungen, Einstellungen und Verhaltensweisen im Alltag zielen. Leitend bei der Formulierung waren (a) die o.g. Definition von konstruktiver Aggression und deren mögliche proximate Auslöser, etwa ungleiche Verteilung von Ressourcen oder Konflikte in einem sozialen System wie z. B. einer Partnerschaft oder einer Peer Group; (b) die Abgrenzung von destruktiver Aggression, d. h., der Ausschluss von gezielt schädigendem oder gewalttätigem Verhalten; (c) die oben beschriebene Befundlage zu den schädlichen Folgen unterdrückten Ärgers als einer möglichen Ursache für die Hemmung konstruktiver Aggression.

Es ergab sich eine Liste von 78 Items zu folgenden Themen: Ethische bzw. religiöse Überzeugungen, die zu der Hemmung konstruktiv-aggressiver Impulse führen können (z. B. strenger Pazifismus, „Wenn dich jemand auf deine rechte Backe schlägt, dem biete die andere auch dar“); katastrophisierende Bewertungen interpersonaler Konflikte; biographische Konstellationen, die dysfunktionale Grundüberzeugungen induzieren könnten, z. B. prägende Erfahrungen mit Gewalt und Kontrollverlust in der Kindheit oder Bestrafung für unerwünschtes kindliches Verhalten (z. B. durch Kontaktabbruch); mögliche gesundheitliche Folgen von Aggressionshemmung i. S. psychosomatischer Stresssymptome; Einstellungen zu Ärger (Akzeptanz vs. Ablehnung); Angst vor Kontrollverlust (i. e., eigene Gewaltausbrüche) oder vor Schuldgefühlen oder vor Vorwürfen anderer Personen; Gleichsetzung von Ärger und Gewalt; Angst vor dem Ärger anderer Personen; Konfliktvermeidung, Harmoniesucht, Überanpassung; Nichtbeachtung eigener Interessen, Bedürfnisse und Grenzen; häufiges Erleben eigener Hilflosigkeit oder Wehrlosigkeit. Die Items waren auf einer vierstufigen Likert-Skala zu bearbeiten (Ich stimme gar nicht zu = 0 Punkte, Ich stimme etwas zu = 1 Punkt, Ich stimme überwiegend zu = 2 Punkte und Ich stimme völlig zu = 3 Punkte).

Das neu konstruierte Instrument sollte mit dem Kurzfragebogen zur Erfassung von Aggressivitätsfaktoren (K-FAF; Heubrock & Petermann, 2008) und dem State-Trait Anger Expression Inventory-2 (STAXI-2; Rohrmann et al., 2013) verglichen werden. Im K-FAF werden die Begriffe Aggressivität bzw. Aggression als ein gezieltes Austeilen schädigender Reize definiert, z. B. in Form von Gewalt gegen Personen oder Sachen, aber auch in indirekter, verdeckter bzw. verbaler Form. Der K-FAF wurde an einer Referenzstichprobe aus 397 Gesunden (Student_innen, Jäger_innen, Sportschütz_innen) sowie an 60 Delinquent_innen aus der forensischen Psychiatrie validiert. Die 49 Items des K-FAF werden zu den Unterskalen spontane Aggressivität (Cronbach α = .77), reaktive Aggressivität (.77), Erregbarkeit (.84), Selbstaggressivität (.82) und Aggressionshemmung2 (.55) zusammengefasst. Das STAXI-2 besteht aus 51 Items, die fünf Bereiche des Ärgers messen: State-Ärger (situationsbezogen3), Trait-Ärger (Cronbach α = .89), Ärger-Ausdruck innen (.83), Ärger-Ausdruck außen (.86) und Ärger-Kontrolle (.89). Die neun Validierungsstichproben umfassen 1688 Gesunde, überwiegend Student_innen, sowie 68 kardiologische Patient_innen (Rohrmann et al., 2013).

Die Depressivität der Proband_innen wurde mit dem revidierten Beck-Depressions-Inventar (BDI-II; Hautzinger et al., 2009) untersucht. Das BDI-II ist ein valides, änderungssensitives Selbstbeurteilungsverfahren zur Erfassung der Schwere einer Depression (Cronbach α ≥ .84; Kühner et al., 2007), das als Standardverfahren in der internationalen Depressionsforschung verwendet wird.

Ergebnisse

In die Faktorenanalyse gingen die 78 Items des initialen Pools ein. Das Kaiser-Meyer-Olkin-Kriterium betrug .851, was auf eine gute Eignung des Datensatzes für eine Faktorenanalyse hinweist. Abbildung 1 zeigt die Verläufe der Eigenwerte der Originaldaten sowie die Ergebnisse einer Parallelanalyse (Horn, 1965) mit Zufallsdaten, deren Verteilungsparameter denen der 78 Variablen des Itempools entsprachen (berücksichtigt wurde das 95. Perzentil der jeweiligen Verteilung; O’Connor, 2000). Hierdurch wird die Annahme von drei Hauptfaktoren und zwei Nebenfaktoren knapp über der Zufallserwartung nahegelegt. Versuchsweise Zielrotationen auf vier oder fünf Faktoren führten nicht zu weiteren eigenständigen Faktoren, sondern nur zu Aufspaltungen des zweiten oder dritten Faktors.

Abbildung 1 Eigenwertverlauf bei empirischen Daten und Parallelanalyse (nur die ersten 20 Faktoren).

Auf dem ersten, mit Abstand varianzstärksten Hauptfaktor luden die Items, die sich auf konstruktiv-aggressive Verhaltensweisen bzw. deren Unterdrückung beziehen, somit auf das für die vorliegende Untersuchung zentrale Konstrukt der Aggressionshemmung (Markier-Items: „Ich leide manchmal darunter, dass ich nicht zeigen kann, wenn mich etwas ärgert“, Faktorladung a = .74), „Ich kann mich gut für meine Interessen und Bedürfnisse einsetzen“ (invertiert, a = .78). Der zweite Hauptfaktor bildete konfliktvermeidende Normen ab (Markier-Items: „Man sollte Streit immer vermeiden“, „Man sollte immer so leben, dass es nicht zu Streit oder Konflikten kommt“), der dritte Hauptfaktor bezog sich auf Gewalterfahrungen in der Kindheit (Markier-Items: „Ich habe meinen Vater bzw. meine Mutter als Kind oft als aggressiv oder gewalttätig erlebt“, „Ich habe meinen Vater bzw. meine Mutter oft als bedrohlich und unberechenbar erlebt“).

Wie sich zeigte, bildeten die auf mögliche Gründe für eine Hemmung eigener konstruktiv-aggressiver Impulse (Gewalterfahrungen, soziale Normen) zielenden Items, die als mögliche Korrelate des gesuchten Merkmals Aggressionshemmung angesehen und deswegen in den initialen Itempool aufgenommen worden waren, eigenständige Faktoren. Wir haben sie daher aus den weiteren Analysen ausgeschlossen, zumal es hierzu bereits etablierte Skalen gibt (z. B. Childhood Trauma Questionnaire).

Aus den 20 höchstladenden Items des varianzstärksten Faktors wurde eine neue Skala gebildet, im Folgenden Aggressionshemmungs-Inventar (AHI)4 genannt. Die Ladungen aller 20 Items waren ≥ .45. Der AHI-Gesamtwert ergibt sich durch Summierung der Itemwerte, wobei insgesamt sechs Items invertiert werden. Die Skalierung des Itempools (0 – 3 Punkte pro Item) wurde beibehalten, somit bewegt sich der Summenscore theoretisch zwischen 0 und 60 Punkten. Die interne Konsistenz (Cronbach α) lag bei .91, der Mittelwert der Stichprobe lag bei 20.1 Punkten (SD = 10.5), Range 2 – 52. Die Faktorladungen a der 20 Items bewegten sich zwischen .45 und .78 (Mdn = .56), die Trennschärfe rit lag zwischen .36 und .68 (Md  = .59), die Schwierigkeit p lag zwischen .15 und .59 (Mdn = .30).

Frauen ( = 20.6, SD = 10.8) zeigten numerisch höhere Werte im AHI als Männer ( = 18.3, SD = 9.3), die Differenz blieb jedoch insignifikant; t = -1.78, p = .078). Schulbildung (Abitur vs. kein Abitur; t = .851, df = 297, p = .394) und Alter (r = .002, p = .969) hingen ebenfalls nicht signifikant mit dem AHI zusammen.

Die Proband_innen erreichten im BDI-II einen Mittelwert von 9.9 (SD = 9.2). Tabelle 1 zeigt die Korrelationen von AHI mit dem BDI-II und den Unterskalen von STAXI-2 und K-FAF. Je höher die Aggressionshemmung, desto depressiver waren die Probanden (r = .54). Im Allgemeinen waren die Zusammenhänge zwischen AHI und STAXI-2 bzw. K-FAF schwach bis mittelstark, mit zwei Ausnahmen: STAXI-2-Skala Ärger-Ausdruck innen (r = .64) und die K-FAF-Skala Selbstaggressivität (r =.66); je höher die Aggressionshemmung, desto mehr wird gefühlter Ärger nicht zum Ausdruck gebracht und desto mehr Selbstaggressivität ist vorhanden.

Tabelle 1 Korrelationen des Aggressionshemmungs-Inventars mit STAXI-2, K-FAF, BDI-II und STAI bei gesunden Erwachsenen

Studie 2

Mit dieser Studie sollten (a) die in Studie 1 gefundenen Zusammenhänge des AHI mit BDI-II, STAXI-2 und K-FAF repliziert werden und darüber hinaus (b) dessen Zusammenhang mit Trait-Angst geprüft werden, die ebenso wie Depressivität zu den emotionalen Störungen gerechnet wird (Barlow et al., 2004). Überdies sollten Zusammenhänge mit der allgemeinen Lebenszufriedenheit untersucht werden.

Methoden

Stichprobe

Zusammensetzung der Stichprobe, Rekrutierung und Datenerhebung entsprechen dem bei Studie 1 beschriebenen Vorgehen. Die Datenerhebung fand zwischen März und Juni 2020 statt, so dass man von der Unabhängigkeit beider Stichproben ausgehen kann. Die Stichprobe von Studie 2 bestand aus N = 253 gesunden Erwachsenen (24.1 % Männer, 75.1 % Frauen; zwei Personen gaben als Geschlecht „divers“ an). Das Durchschnittsalter betrug 31.5 Jahre (SD = 14,8, Range 18 – 77). 77.9 % hatten Abitur als höchsten Schulabschluss, 62.5 % waren in fester Partnerschaft, 19.8 % waren verheiratet.

Fragebögen

Neben dem in Studie 1 entwickelten AHI wurden erneut BDI-II, STAXI-2 und K-FAF eingesetzt. Zusätzlich wurden die Trait-Angst-Skala des State-Trait Anxiety Inventory (STAI-T; Laux et al., 1981) und der Fragebogen zur Lebenszufriedenheit (FLZ; Fahrenberg et al., 2000; berücksichtigt wurde der FLZ-Gesamtwert) vorgegeben. Das STAI ist ein seit langer Zeit international gebräuchliches Instrument; die Unterskala STAI-T besteht aus 20 Items. Die mit dem FLZ-Gesamtwert erfasste allgemeine Lebenszufriedenheit (Cronbach α laut Manual = .87) setzt sich aus den mit jeweils sieben Items gemessenen Bereichen Gesundheit, finanzielle Lage, Freizeit, eigene Person, Sexualität, Freunde / Bekannte / Verwandte und Wohnsituation zusammen. Zusätzlich wurde die – nicht in den Gesamtwert einfließende – Unterskala „Ehe und Partnerschaft“ ausgewertet (α = .74).

Ergebnisse

Es ergab sich für das AHI eine interne Konsistenz von α = .90, die Werte waren ähnlich verteilt wie in Studie 1 ( = 20.0, SD = 10.1, Range 1 – 53). Alter (r = -.045, p = .473), Geschlecht (t = 0.445, df = 249, p = .657) und Schulbildung (t = .456, df = 251, p = .649) hingen nicht mit dem AHI zusammen.

Die Stichprobe von Studie 2 erreichte im BDI-II einen Mittelwert von 8.61 (SD = 8.93). Der Mittelwert im STAI-T betrug 38.9 (SD = 10.9), der Mittelwert im FLZ-Gesamtscore 257.6 (SD = 38.7). Das AHI korrelierte signifikant und in den erwarteten Richtungen mit BDI-II, STAI-T (jeweils positiv) und FLZ (negativ); eine hohe Aggressionshemmung ging mit hoher Depressivität, hoher Ängstlichkeit, geringer allgemeiner Lebenszufriedenheit und geringer Zufriedenheit der aktuellen Partnerschaft einher. Bei STAXI-2 und K-FAF stimmten die Korrelationen mit dem AHI bei Studie 1 und Studie 2 weitgehend überein (siehe Tabelle 1).

Studie 3

Methoden

Stichprobe

Untersucht wurden 263 zwischen Januar 2019 und November 2022 konsekutiv auf der Station „Aaron T. Beck“ am Zentrum für Seelische Gesundheit Marienheide aufgenommene Patient_innen mit der Hauptdiagnose einer unipolaren Depression (mittelgradige oder schwere Episode); Angsterkrankungen waren als Nebendiagnosen gestattet, ausgeschlossen waren Fälle mit Suchterkrankungen, hirnorganischen Störungen, Persönlichkeits-‍, Zwangs- oder Essstörungen, Psychosen, bipolaren Störungen und posttraumatische Belastungsstörungen. Alle in Frage kommenden Patient_innen waren bereit, an der Studie teilzunehmen. Die mittlere Behandlungsdauer betrug 56.5 Tage (SD = 18.9). Das Durchschnittsalter lag bei 40.2 Jahren (SD = 13.7, Spanne 18 – 68) und die Stichprobe bestand aus 103 (39.2 %) Männern und 160 (60.8 %) Frauen. 79 Patient_innen (31.6 %) hatten Abitur als höchsten Schulabschluss, 92 (36.8 %) mittlere Reife, 71 (28.4 %) Hauptschulabschluss, 8 (3.2 %) hatten keinen Schulabschluss (bei 13 Patient_innen fehlte die Angabe). Die mittlere Behandlungsdauer betrug 56.5 Tage (SD = 18.9). Bei mehrfachen Aufnahmen im Untersuchungszeitraum wurden nur die Erstbehandlungen berücksichtigt. Acht Patient_innen brachen die Behandlung vorzeitig ab. Die Studie wurde unter der Nummer 2014346 mit einem positiven Votum der Ethik-Kommission der Ärztekammer Nordrhein versehen. Alle Patient_innen wurden über die Ziele der Studie aufgeklärt und haben sich schriftlich zur Teilnahme bereiterklärt.

Behandlungskonzept

Die Station ist kognitiv-verhaltenstherapeutisch ausgerichtet, mit einem systemisch-biographischen Verständnis von Ätiologie und Aufrechterhaltung der Störung. Therapiegrundlage ist ein zu Beginn der Behandlung in mehreren Therapiesitzungen entwickeltes individuelles Konsensmodell der prädisponierenden, auslösenden und aufrechterhaltenden Faktoren. Depression wird als Reaktion auf akute oder chronische psychosoziale Belastungen (z. B. Überforderung am Arbeitsplatz bzw. Arbeitslosigkeit, Partnerschaftskonflikte) betrachtet, kombiniert mit besonderen Vulnerabilitäten (z. B. dysfunktionale Grundüberzeugungen, soziale oder emotionale Kompetenzdefizite, somatische Probleme), die zu Überlastung und Dekompensation führen. Hypothesen zu Hirnstoffwechselstörungen oder genetischen Dispositionen sind nicht Bestandteil des Erklärungsmodells. Die Behandlung zielt auf die Entwicklung adäquater Bewältigungsmechanismen und besteht aus zwei psychotherapeutischen Einzelsitzungen pro Woche (ggf. unter Einbeziehung von Angehörigen), dazu Gruppentherapien (u. a. Depressionsbewältigung, Training sozialer Kompetenzen, Achtsamkeit, Embodiment) sowie adjuvante Therapien (z. B. PMR, Ergo- und Arbeitstherapie, Physiotherapie). Es gibt keine spezifische Intervention für den Abbau von Aggressionshemmung, das Thema kann in verschiedenen Therapiekomponenten aufgegriffen werden (Einzelgespräche, Gruppen, Übungen). Wenn sich bei der initialen Diagnostik Hinweise auf eine Hemmung konstruktiver Aggression ergeben, so wird diese in das Konsensmodell integriert. Der Abbau der Aggressionshemmung wird ggf. thematisiert, z. B. in Form einer Aufklärung über Sinn und Nutzen konstruktiver Aggression. Dysfunktionale Grundüberzeugungen, welche die Aggressionshemmung bedingen, werden identifiziert und hinterfragt. Die Patient_innen werden angeregt, erste Erfahrungen bei der Anwendung konstruktiver Aggression zu machen (auf der Station, in ihrem häuslichen Umfeld). Psychopharmaka werden nach Bedarf eingesetzt, Antidepressiva (AD) gehören nicht zum Therapiekonzept und werden nur auf ausdrücklichen Wunsch der Patient_innen verordnet. Bei Aufnahme nahmen 131 Patient_innen (49.8 %) AD ein, bei Entlassung waren es 63 (24.0 %).

Fragebögen

Bei Aufnahme und (regulärer) Entlassung wurden AHI und BDI-II vorgegeben. Der mittlere BDI-II-Score der Patient_innen lag bei Aufnahme bei 31.9 Punkten (SD = 9.9); ein Score von ≥ 29 Punkten gilt als Hinweis auf eine schwere Depression.

Ergebnisse

Der AHI-Score hing nicht mit Alter (r = -.084, p = .173), Geschlecht (t = -1.451, df = 261, p = .148) oder Schulabschluss (F ‍[3, 249 = 0.352], p = .788) zusammen. Cronbach α betrug bei Aufnahme .867, bei Entlassung .902. Die Korrelation zwischen AHI und BDI-II lag am Anfang der Behandlung bei r = .373 (p < .001), am Ende bei r =  .579 (p < .001).

Bei Aufnahme erzielten die 263 Patient_innen im AHI einen Mittelwert von 33.8 Punkten (SD = 10.0), der signifikant über den Werten der beiden Gesunden-Stichproben lag (F ‍[2, 812] = 163.786, p < .001). Bei Entlassung war der mittlere AHI-Score auf 24.6 Punkte (SD = 9.9) zurückgegangen (t = 13.930, df = 254, p < .001) und hatte sich den Werten der Gesunden angenähert; umgerechnet in z-Werte zeigte sich ein Rückgang von 1.35 (SD = 0.98) zu 0.45 (SD = 0.99). Abbildung 2 zeigt die AHI-Verteilungen der drei Studien im Vergleich.

Abbildung 2 AHI-Verteilungen (, SD) der Studien 1, 2 und 3.

Die BDI-II-Scores der Patient_innen waren erwartungsgemäß zurückgegangen, von 31.8 (SD = 9.9) auf 11.2 (SD = 9.0) Punkte (t = 31.234, df = 254, p < .001; nur regulär entlassene Patient_innen). Eine SMRA mit der BDI-II-Differenz (Entlassung minus Aufnahme) als abhängiger Variable und BDI-II bei Aufnahme, Alter, Geschlecht, Schulabschluss, Behandlungsdauer, AD bei Aufnahme, AD bei Entlassung, AHI bei Aufnahme und AHI bei Entlassung als in dieser Reihenfolge eingegebene Prädiktoren zeigte, dass der BDI-II-Score bei Aufnahme den Rückgang im BDI-II signifikant vorhersagte (je höher der Ausgangswert, desto stärker der Rückgang: R2 = .386, F ‍[1, 241] = 151.763, p < .001; standardisiertes Beta = -.650), was sich als klassischer Regressionseffekt interpretieren lässt. Die Einnahme von AD bei Entlassung erklärte einen weiteren Varianzanteil (die AD-Einnahme war mit einem geringeren Rückgang verbunden: Änderung R2 = .018, F ‍[1, 235] = 7.274, p = .008; standardisiertes Beta = .061). Der AHI-Score bei Entlassung war ebenfalls ein signifikanter Prädiktor (je geringer der AHI-Score bei Entlassung, desto stärker der Rückgang: Änderung R2 = .194, F ‍[1, 233] = 114.889, p < .001; standardisiertes Beta = .499); siehe auch Abbildung 3. Alle anderen Prädiktoren waren insignifikant.

Abbildung 3 Zusammenhang zwischen dem Rückgang in BDI-II von der Aufnahme bis zur Entlassung und dem AHI bei Entlassung.

Diskussion

Ziel dieser Arbeit war die Entwicklung einer eindimensionalen Skala, mit der konstruktive – d. h., gewaltfreie, sozial nützliche – Aspekte aggressiven Verhaltens sowie die Folgen von deren Hemmung empirisch untersucht werden können. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass das neu entwickelte AHI die Hemmung konstruktiver Aggression erfassen kann. Je stärker die Aggressionshemmung, desto stärker die Depressivität (Studien 1, 2 und 3), desto stärker die Trait-Angst (Studie 2) und desto geringer die allgemeine Lebenszufriedenheit (Studie 2). Auch die Zufriedenheit in der aktuellen Partnerschaft war bei Personen mit hoher Aggressionshemmung geringer.

Die in Studien 1 und 2 zum Vergleich herangezogenen, gut eingeführten Instrumente zur Erfassung von Ärger oder Gewalt (STAXI-2, K-FAF) zielen auf andere Merkmalsbereiche, denn die korrelativen Zusammenhänge zwischen STAXI-2 und K-FAF mit dem AHI sind eher schwach, mit den Ausnahmen Ärger-Ausdruck innen (STAXI-2) und Selbstaggressivität (K-FAF), die im Folgenden näher untersucht werden.

Die neun Items, aus denen die K-FAF-Skala Selbstaggressivität besteht, zielen auf Zeichen und Symptome von Depressivität, z. B. auf depressive Stimmungslagen („Manchmal bin ich bedrückt, ohne dass ich recht weiß, warum“, „Ich habe oft depressive Stimmungen“), Suizidalität („Ich habe schon mal ernsthaft an Selbstmord gedacht“) oder depressive Kognitionen („Ich habe vieles im Leben falsch gemacht“). Keines der Items thematisiert, wie man vielleicht annehmen könnte, Formen autoaggressiven Verhaltens. Diese Unterskala sollte daher wie eine Depressionsskala interpretiert werden. Die Zusammenhänge zwischen AHI und K-FAF-Selbstaggressivität sind somit am ehesten Belege für den Zusammenhang zwischen AHI und Depressivität, der als Hypothese formuliert und bereits durch die signifikanten Korrelationen zwischen AHI und BDI-II belegt wurde (vgl. Tab. 1).

Die Korrelationen zwischen AHI und Ärger-Ausdruck innen (.64 bzw. .55) weisen darauf hin, dass die Unterdrückung von Ärger eine wichtige Komponente der hier beschriebenen Aggressionshemmung ist und ca. ⅓ von deren Varianz erklärt. Das war zu erwarten, da Ärger eine Emotion ist, die oft zu aggressivem Verhalten führt; dementsprechend kann ein nach innen gerichteter bzw. unterdrückter Ärger aggressives Verhalten hemmen. Zugleich besagen diese Befunde, dass ca. ⅔ der AHI-Varianz nicht mit unterdrücktem Ärger zusammenhängen. Inhaltlich geht das mit dem AHI erfasste Konstrukt deutlich darüber hinaus: Nur sechs der 20 Items des AHI thematisieren Ärger oder Wut, die anderen Items behandeln Durchsetzungsfähigkeit, das Setzen von Grenzen, den Einsatz für eigene Bedürfnisse und Interessen, hier spielen andere Emotionen eine Rolle, z. B. Angst oder Verlangen.

Es sei hier außerdem erwähnt, dass das AHI weniger als 10 % gemeinsame Varianz mit der K-FAF-Unterskala Aggressionshemmung aufweist, was zeigt, dass beide Skalen trotz der Namensgleichheit inhaltlich erheblich voneinander abweichen. In der K-FAF-Unterskala geht es um soziale Normen, die sich gegen moralisch fragwürdiges bzw. gewalttätiges Verhalten richten, also gegen destruktive Formen der Aggression; es gibt so gut wie keine thematische Überschneidung mit dem AHI.

In keiner der Studien zeigte sich ein signifikanter Geschlechtsunterschied. Auch bei der STAXI-2-Skala Ärger-Ausdruck innen, die eine starke Korrelation mit dem AHI aufweist (vgl. Tab. 1), zeigte sich laut Manual (Rohrmann et al., 2013) kein Geschlechtsunterschied. Die Eichstichprobe für den K-FAF (Heubrock & Petermann, 2008) zeigte für keine der vier Skalen Geschlechtsunterschiede. Daher kann angenommen werden, dass das Geschlecht – ebenso wie Alter und Schulbildung – auch auf das AHI keinen Einfluss hat.

Die depressiven Patient_innen in Studie 3 zeigten zu Beginn der Behandlung erhöhte Scores im AHI, die im Verlauf der Behandlung zurückgingen. Die SMRA ergab, dass die bei Entlassung – vermutlich als erwünschtes Ergebnis der Psychotherapie – erreichte Aggressionshemmung ein möglicher Prädiktor des im Verlauf der Behandlung beobachtbaren Rückgangs der Depressivität (BDI-II) ist: Je geringer die Aggressionshemmung, desto größer der Therapieerfolg. Demgegenüber geht die Einnahme von AD bei Entlassung mit einem geringeren Therapieerfolg einher. Das wirft Fragen zur Effektivität von AD auf, die anderenorts vertieft wurden (vgl. Maß et al., 2023ab). – Die Korrelation zwischen AHI und BDI-II steigt von r = .373 am Anfang der Behandlung auf r = .579 an deren Ende an. Bereits bei Aufnahme hängt die Depressivität unter anderem mit der zu diesem Zeitpunkt gegebenen Aggressionshemmung zusammen, aber auch mit vielen anderen Faktoren (z. B. Arbeitslosigkeit, körperliche Einschränkungen). Der Anteil der Depressivität, der durch Aggressionshemmung verursacht wurde, könnte in dem Maße zurückgehen, in dem es gelingt, diese mit psychotherapeutischen Mitteln abzubauen (der gezeigte Rückgang der AHI-Mittelwerte legt nahe, dass dies häufig gelingt). Dann würde der Rückgang der Depression die unmittelbare Folge des Abbaus der Aggressionshemmung sein, was sich in einer größeren Kovarianz zwischen BDI-II und AHI bei Entlassung ausdrücken würde.

Konstruktive Aggression bzw. deren Hemmung kann in den transdiagnostischen Ansatz (Barlow et al., 2004) eingeordnet werden, der gemeinsame ätiologische Wurzeln von Angststörungen und affektiven Störungen annimmt, zusammengefasst als emotionale Störungen. Hintergrund der transdiagnostischen Perspektive sind einerseits die hohen Komorbiditätsraten verschiedener Störungen (z. B. Depression und Panikstörung) und andererseits die Generalisierung von Therapieeffekten auf unbehandelte komorbide Störungen. Frühe Lernerfahrungen, die mit Kontrollverlust verbunden sind, können zu einer psychologischen Vulnerabilität für das Erleben von Angst und damit verbundenen negativen affektiven Zuständen führen (Chorpita & Barlow, 1998). Die Hemmung konstruktiver Aggression könnte ein Aspekt der psychologischen Vulnerabilität für emotionale Störungen sein.

Bezüge zwischen konstruktiver Aggression und anderen Konzepten

Die Einführung des Konzepts der konstruktiven Aggression erfordert den Vergleich mit etablierten psychologischen Theorien zu inhaltlich verwandt erscheinenden Konzepten. An dieser Stelle kann nur eine Auswahl getroffen werden.

Assertiveness (Durchsetzungsfähigkeit)

Assertiveness ist ein Kommunikationsstil, bei dem eine Person selbstbewusst, klar und angstfrei ihre Interessen oder Standpunkte vertritt und zugleich die Rechte und Grenzen des Gegenübers respektiert, ohne beleidigend oder gewalttätig zu werden. Ein Mangel an assertivem Verhalten wird als Folge von sozialen Ängsten oder Defiziten in Selbstwert bzw. sozialer Kompetenz betrachtet (Speed et al., 2018). Assertives Verhalten und konstruktive Aggression weisen vermutlich eine Überlappung auf, so wie es auch Parallelen zwischen der Unterdrückung von Ärger und der Hemmung konstruktiver Aggression gibt. Es gibt allerdings auch Unterschiede. Assertiveness gilt als erworbene soziale Fähigkeit, demgegenüber betrachten wir konstruktive Aggression als natürlich gegeben, während deren Hemmung ein erworbener Mangel ist. Das Konzept der Assertiveness beinhaltet die Kontrolle des eigenen Ärgers, die „vernünftige“ Kommunikation und das Ziel der Kooperation (z. B. Kompromissbereitschaft; Suripatty, 2021); die Beachtung der Grenzen anderer Personen wird betont. Demgegenüber dient konstruktive Aggression zunächst nur dem Einbringen eigener Interessen und Bedürfnisse (proximate Ursache) und ist verbunden mit der Bereitschaft, sich dafür auch auf gewaltfreie interpersonale Konflikte einzulassen. Dennoch führt konstruktive Aggression meistens zu einer größeren Stabilität sozialer Systeme, gelegentlich aber auch zu einem Abbruch von sozialen Beziehungen, sofern sie keine Erfolgsaussichten mehr haben (ultimate Ursache).

Self-Esteem (Selbstachtung bzw. Selbstwert)

Hiermit sind die Einstellungen einer Person über den eigenen Wert gemeint, wie sie z. B. in der Rosenberg Self-Esteem Scale (Rosenberg, 1979; von Collani & Herzberg, 2003) erfasst werden. Die Unterschiede zu konstruktiver Aggression liegen auf der Hand, da Self-Esteem kein Verhalten beschreibt und nicht auf soziale Interaktionen zielt. Dennoch dürfte es auch hier Korrelationen geben; aggressionsgehemmte Personen tendieren vermutlich zu einem geringen Selbstwert. Es wurden auch Zusammenhänge zwischen Self-Esteem und Assertiveness beschrieben (Sarkova et al., 2013).

Selbstverantwortung

Dies ist ein in der Psychotherapieliteratur häufig verwendeter Begriff. Ein Mangel an Selbstverantwortung wird schulenübergreifend als Ursache von seelischen Problemen betrachtet, die Stärkung von Selbstverantwortung gilt als allgemeines Ziel jeder Psychotherapie, explizit z. B. in der Selbstmanagementtherapie (Kanfer et al., 2012). Allerdings gibt es keine einheitliche Definition dieses Konstruktes, es wird auch oft als Synonym für Selbstfürsorge oder Eigenverantwortung gesehen. In einer eigenen Arbeit (Maß et al., 2022) wurde Selbstverantwortung definiert als eine Haltung, bei der eine Person die Verantwortung für ihre eigenen Entscheidungen und ihr Verhalten und alle daraus resultierenden positiven und negativen Konsequenzen akzeptiert. Ein neu entwickelter Fragebogen zur Erfassung von Selbstverantwortung, das Selbstverantwortungs-Inventar (Maß et al., 2022), besteht aus den drei Skalen „Fremdbestimmung“ (FB; Eindruck einer Person, dass andere Menschen mehr Einfluss auf ihr Leben als sie selbst), „Selbstbestimmung“ (SB; unabhängige und selbstbewusste Haltung) und „Orientierung an den Erwartungen anderer“ (OE; Wunsch, Erwartungen zu entsprechen und Angst, Missfallen auszulösen). 130 der in Studie 3 beschriebenen Patient_innen haben bei Aufnahme das Selbstverantwortungs-Inventar ausgefüllt, es zeigten sich signifikante Zusammenhänge mit Aggressionshemmung (FB: r = .09, n.s.; SB: r = -.04, n.s.; OE: r = .21, p = .016; Partialkorrelationen). Die Ausrichtung an den Erwartungen anderer Personen zeigt einen schwachen Zusammenhang mit der Hemmung konstruktiver Aggression.

Agreeableness (Verträglichkeit)

Agreeableness ist eine der Dimensionen im Fünf-Faktoren-Modell der Persönlichkeit (vgl. Neyer & Asendorpf, 2018). Verträgliche Personen zeichnen sich durch Altruismus und Hilfsbereitschaft aus, sind mitfühlend, freundlich, warmherzig, vertrauensvoll, hilfsbereit, kooperativ und nachsichtig. Dieser Trait ist offenkundig etwas anderes als Aggressionshemmung, ebenso wenig kann man Menschen mit geringer Agreeableness – beschrieben als streitbar, egozentrisch, gegensätzlich, konkurrierend und misstrauisch – als konstruktiv-aggressiv betrachten.

Frustrations-Aggressions-Hypothese

Die ursprüngliche Fassung dieser einflussreichen Hypothese (Dollard et al., 1939) besagt, dass Frustration (Verhinderung der Erreichung eines Zieles) immer zu Aggression (definiert als destruktives, gezielt schädigendes Verhalten) führt. Es gibt zahlreiche empirische Befunde zur Frustrations-Aggressions-Hypothese, die im Laufe der Jahre modifiziert und erweitert wurde (Übersicht bei Berkowitz, 1989). Wichtig sind z. B. die Einführung von Ärger als Mediator zwischen Frustration und Aggression und die Unterscheidung zwischen instrumenteller (berechnender, vorsätzlicher) und impulsiver (reaktiver, affektmotivierter) Aggression. Auch wurden kognitive Bewertungen als Mediatoren identifiziert: Personen, die auf als unfair erlebte Weise daran gehindert werden, ein gewünschtes Ziel zu erreichen, scheinen wütender und aggressiver zu reagieren als diejenigen, deren Hinderung sozial akzeptiert wird (Berkowitz, 1989). Die Frustrations-Aggressions-Hypothese bezieht sich jedoch nicht auf konstruktiv-aggressives Verhalten in dem der vorliegenden Arbeit zugrundeliegenden Sinn.

Circumplex-Modelle

In Circumplex-Modellen (Boudreaux et al., 2018) wird interpersonales Verhalten als reziproker Prozess verstanden, bei dem bestimmte Verhaltensweisen eines Individuums beim Gegenüber komplementäre Verhaltensweisen auslösen. Das Inventar zur Erfassung interpersonaler Probleme (IIP-D; Horowitz et al., 2016) setzt dieses Modell in den beiden Dimensionen Dominanz vs. Unterwürfigkeit sowie Feindseligkeit vs. Freundlichkeit um. Von besonderem Interesse ist hier die Unterskala HI (Selbstunsicherheit / Unterwürfigkeit), da sie Bezüge zum AHI haben könnte. Die Circumplex-Theorie postuliert, dass selbstunsicheres bzw. unterwürfiges Verhalten beim Gegenüber autokratisches bzw. dominantes Verhalten auslöst und vice versa. Eine starke Aggressionshemmung könnte ein Risikofaktor dafür sein, auf Dominanz des Gegenübers (PA) komplementär mit Unterwürfigkeit (HI) zu reagieren. Für die Eigenständigkeit der Aggressionshemmung spricht, dass die mit dem FLZ gemessene Gesamt-Lebenszufriedenheit mit dem AHI (r = -.50, siehe Tab. 1) deutlich stärker korreliert als mit der Unterskala HI (r = –.19, siehe Brähler et al., 1999).

Zur Inhaltsvalidität des AHI

Für eine gute Inhaltsvalidität des AHI spricht die weitgehende Bestätigung aller eingangs aufgestellter Hypothesen in drei unabhängigen Studien, was zugleich eine vorläufige Bestätigung des Konzepts einer konstruktiven Aggression selbst bedeutet. Allerdings weisen die zum Vergleich herangezogenen Konzepte theoretische und z. T. empirisch gezeigte Beziehungen zu konstruktiver Aggression bzw. deren Hemmung auf. Das ist einerseits unvermeidlich, andererseits auch nicht ungewöhnlich, denn auch innerhalb dieser etablierten Konzepte gibt es vielfältige inhaltliche Überlappungen. Daraus ergibt sich, dass man manche Items des AHI auch einem anderen Konzept zuordnen kann; jedoch passen gleichzeitig viele andere AHI-Items nicht in das betreffende Konzept. Beispielsweise könnte das Item „Ich kann mich gut für meine Interessen und Bedürfnisse einsetzen“ Teil einer Assertiveness-Skala sein. Das gilt aber nicht für Items wie „Wenn ich etwas haben will, dann nehme ich es mir“, „Ich leide manchmal darunter, dass ich nicht zeigen kann, wenn mich etwas ärgert“ oder „Ich schlucke meinen Ärger so lange herunter, bis ich irgendwann ‚explodiere‘“, diese Statements liegen nicht im Bereich der gängigen Definitionen von Assertiveness. In der Summe aller von den AHI-Items erfassten Facetten von (gehemmter) konstruktiver Aggression sollte das AHI über die bisherigen psychologischen Konzepte bzw. deren Operationalisierungen hinausgehen. Die genauere Prüfung der Inhaltsvalidität des AHI muss künftigen Untersuchungen vorbehalten bleiben (s. u.).

Fazit und Ausblick

Unsere Ergebnisse weisen darauf hin, dass (1) die Hemmung konstruktiver Aggression mit dem AHI reliabel erfasst werden kann, (2) konstruktive Aggression eine wichtige Bedingung für seelische Gesundheit sein könnte, (3) Aggressionshemmung eine Ursache für die Entwicklung von Depression und anderen seelischen Problemen sein könnte und (4) der Abbau von Aggressionshemmung ein wichtiges Ziel bei der Psychotherapie von Depression und Angststörungen sein könnte.

Die Hemmung konstruktiver Aggression wird nicht per se als Krankheitssymptom, sondern als Risikofaktor für die Entwicklung emotionaler Störungen verstanden. Auch eine ausgeprägte Aggressionshemmung muss nicht zwangsläufig zu Problemen führen, wenn die aktuelle Lebenssituation derart ist, dass konstruktiv-aggressives Verhalten nicht erforderlich ist, weil notwendige Ressourcen zugänglich, die Grenzen sicher und die sozialen Beziehungen ausgewogen sind. Wenn es aufgrund von Aggressionshemmung zu Problemen kommt, so können diese sich als Einbußen in der Lebensqualität zeigen, müssen aber nicht zwangsläufig zu Erkrankungen führen. Zielgruppe für das AHI sind daher sowohl Patient_innen als auch Gesunde.

Es gibt zahlreiche offene Fragen zu dem hier beschriebenen Konstrukt der Aggressionshemmung. Zwar gehen wir davon aus, dass es sich dabei um einen Trait handelt, aber dennoch ist zu prüfen, inwieweit Aspekte der bei Aggressionshemmung auch kontextabhängige States sein könnten. Es gibt konzeptuelle Bezüge zu einigen bereits vorliegenden psychologischen Konzepten, von denen hier nur ein Teil diskutiert werden konnte und die ebenfalls genauer untersucht werden sollten. Unsere Ergebnisse lassen sich zwar plausibel mit dem vermuteten Kausalzusammenhang zwischen Aggressionshemmung und Depressivität, Trait-Angst bzw. Lebenszufriedenheit erklären, was aber noch keinen hinreichenden Beleg darstellt.

Eine mögliche Folgestudie soll hier entworfen werden. Konstruktiv-aggressives Verhalten führt, wie in Studie 2 gezeigt, bei gesunden Erwachsenen zu höherer Zufriedenheit in der Partnerschaft. Das könnte einerseits die Folge der stabilisierenden Funktion konstruktiver Aggression sein, andererseits könnte es auch das Resultat der konstruktiv-aggressiven Fähigkeit sein, sich aus einer dauerhaft unglücklichen Partnerschaft zu lösen, um eine glücklichere Beziehung mit einer anderen Person zu ermöglichen. Die Validität des AHI vorausgesetzt, sollten Personen mit hohen Werten im AHI sich demnach häufiger aktiv getrennt haben als Personen mit niedrigen AHI-Werten. Diese Hypothese wäre leicht zu prüfen.

Die Autor_innen bedanken sich bei Herrn Prof. Dr. Bernhard Dahme, Emeritus, für seine Beratung.

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1Im weiteren Text ist mit „Aggressionshemmung“ immer die Hemmung konstruktiver Aggression gemeint; beachte aber Fußnote 2 zur Unterscheidung von der gleichnamigen Unterskala des K-FAF.

2Trotz der identischen Skalenbezeichnung gibt es keine inhaltliche Gemeinsamkeit mit dem in dieser Arbeit untersuchten Konstrukt einer gehemmten konstruktiven Aggression; vgl. Diskussion.

3Cronbach α wurde für diese Skala nicht angegeben.

4Das Aggressionshemmungs-Inventar erscheint 2024 als klinisches Testverfahren im Hogrefe Verlag.