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Übersichtsarbeit

Die Folgen einer ungenügenden Herdimmunität bei «pädiatrischen» Infektionskrankheiten – Beispiel einer Masernepidemie

Published Online:https://doi.org/10.1024/0040-5930.62.10.679

Von Januar bis Mitte Februar 2005 wurden dem Kantonsarzt von Genf 15 Fälle von bestätigten Masern gemeldet; verglichen zu einem einzelnen Fall im 2004. Ungewöhnlich an dieser Epidemie war das Alter der betroffenen Personen von 17 bis 44 Jahren. Vier unter ihnen waren Mitarbeiter eines öffentlichen Spitals, die sich nach Kontakt zu einem einzigen, 44-jährigen Patienten ansteckten und die Infektion zum Teil weiter übertrugen. Die Annahme, dass Masern eine pädiatrische Infektion sind, erschwerte die Diagnose. Keiner der betroffenen Erwachsenen war immun nach dem heutigen Stand der Empfehlungen. Trotz vorhandenem Impfplan, behördlichen Empfehlungen, Kostenübernahme durch die Krankenkassen und den guten Impfergebnissen mit den heute zur Verfügung stehenden Vakzinen, ist die freiwillige Durchimpfungsrate in der Schweiz unter Kindern und Erwachsenen zu gering um den Ausbruch von Epidemien zu verhindern. Im Gegensatz zu den Zielen des Bundesamt für Gesundheit (BAG) und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind wir in der Schweiz aus verschiedenen Gründen noch nicht so weit eine genügend hohe Herdimmunität aufzubauen, um gesundheitliche und volkswirtschaftliche Schäden durch aufflackernde Epidemien zu verhindern.

From January to February 2005, the healthcare authorities of the Canton of Geneva were alerted to 15 cases of measles, in contrast to one single case in 2004. The adult status (17–44 years) of the affected persons years was unusual. Four were health care workers at the same hospital who were infected after contact with a 44-year-old patient in a single night during his stay in the emergency room. The presumption that measles are only a paediatric disease had made the diagnosis difficult. None of all these adults was immune according to the actual recommendations. Despite a federal vaccine policy, repetition of recommendations, good results of available vaccines and reimbursement of the cost by health insurance companies, voluntary vaccination prevalence is too small in Switzerland to prevent the outbreak of epidemics. In contrast to the goals of the World Health Organization (WHO) and the Swiss Federal Office of Public Health, the country is unfortunately far from displaying a sufficiently high herd immunity to prevent health care-associated and economic damage by sporadic epidemics.