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Übersichtsarbeit

Beckenboden in der Schwangerschaft und unter der Geburt

Published Online:https://doi.org/10.1024/0040-5930/a000003

Drei bis sechs Monate nach der Geburt leiden etwa ein Drittel der Frauen unter einer Urininkontinenz, ein Zehntel unter einer Stuhlinkontinenz und 1 Prozent unter einem Prolaps. Das Prolapsrisiko nimmt nach vaginaler Geburt mit jeder weiteren Geburt zu, eine primäre Indikation für eine Sectio muss auf Grund der multifaktoriellen Genese und der geringen Prävalenz gegenüber den Risiken einer Sectio, insbesondere der Plazentainsertionstörungen, sehr gut abgewogen werden. In Bezug auf die Urininkontinenz nimmt die Assoziation mit dem Geburtsmodus mit zunehmender Parität und bei Untersuchungen nach 65 Jahren ab. Eine Stuhlinkontinenz hängt vorwiegend vom Geburtsmodus ab und tritt meist in Verbindung mit einer okkulten oder auch erkannten höhergradigen Dammverletzung oder durch neuronale Schädigung des N. pudendus auf. Auf Grund unterschiedlicher Definitionen, Populationen und fehlender randomisierter Studien sind die Prävalenzraten und Risikoberechnungen sehr divergierend. Eine allgemeine Empfehlung bezüglich elektiver Sectio kann auf Grund mangelnder Evidenz und bekannter plazentarer Risiken bei Folgeschwangerschaften nicht gegeben werden. Entscheidungen über den Geburtsmodus können sehr komplex sein, deshalb sind bekannte Risikofaktoren, beeinflussbare Lifestylefaktoren und Maßnahmen zur evidenzbasierten Prävention wichtige Informationen für das Gespräch in der antenatalen Beratung. Frauen mit einem hohen Risiko für Beckenbodenverletzungen zu identifizieren, bleibt Gegenstand weiterer Studien.

One third of women will suffer from urinary incontinence 3 to 6 months after birth, one in ten from anal incontincence and one percent from prolapse. The risk for uterine prolapse increases with future vaginal pregnancies, an indication for an elective cesarean section however must be balanced based on the multifactorial nature and the low prevalence of prolapse against the risks of a cesarean section especially of placental pathology in future pregnancies. The correlation between mode of delivery and urinary incontinence decreases with increasing number of pregnancies and with follow up after 65 years. Anal incontinence depends mostly from the mode of delivery and occurs often in combination with a high sphincter laceration or damage of the pudendus nerve. Due to different definitions and populations and lack of randomised studies the prevalence and risk calculations are divergent. In the absence of evidence and the presence of established placental risks in future pregnancies a general recommendation for an elective caesarean section is not justified. Decisions on the mode of delivery can be complex which is why established risk factors, life style factors and preventive evidence based methods are important informations for the antenatal care consultation. To identify women with a high risk for pelvic floor disorders is part of ongoing research.