Skip to main content
Übersichtsarbeit

Neue genetische Tests und ihr Nutzen in der Krebsvorsorge

Published Online:https://doi.org/10.1024/0040-5930/a000397

Mit der Entschlüsselung des menschlichen Genoms waren Erwartungen im Hinblick auf die medizinischen Anwendungen der neuen Erkenntnisse verbunden, die sich nicht in dem erhoffen Ausmaß erfüllt haben. Der klinische Nutzen von Gentests im Bereich von familiär gehäuft auftretenden Krebsarten für die gesunden Familienmitglieder ist unumstritten, wenn sich hierdurch das Erkrankungsrisiko mit Hilfe präventiver Interventionen substantiell senken lässt. So lässt sich das Brust- und Eierstockkrebsrisiko von Trägerinnen einer BRCA1- oder BRCA2-Mutation dank prophylaktischer Mastektomie oder Ovarektomie substantiell senken. In den letzten Jahren beschäftigte sich die Forschung aber vor allem mit der Entschlüsselung der genetischen Ursachen sporadisch auftretender, komplexer Krebsarten. Mit Hilfe von genomweiten, hypothesenfreien Assoziationsstudien gelang es, verschiedenste Chromosomenregionen mit der Entstehung von Krebs in Verbindung zu bringen. Auf diese Weise wurden zwar neue Erkenntnisse über Krankheitsmechanismen gewonnen, die später grundlegend zur Entwicklung von Diagnostika und Medikamenten beitrugen. Es fehlt jedoch bislang die Evidenz, dass sich die ermittelten, assoziierten SNPs (Single Nucleotide Polymorphisms) auch zur individuellen Risikovorsagen oder zur Stratifizierung der Bevölkerung in Gruppen mit unterschiedlichem Präventions- oder Screening-Bedarf verwenden lassen.

The promises resulting from the decoding of the human genome have not been fulfilled to the extent as expected. At the same time it is fair to say that the results of recent genetic research have not been useless. In the area of ​​​​familial cancer the clinical benefit of genetic testing for healthy family members is very convincing, where the risk of disease can be reduced substantially through preventive interventions. For example, prophylactic mastectomy and premenopausal ovariectomy can reduce the cancer risk in carriers of BRCA1 and BRCA2 mutations dramatically. In recent years, the research has moved towards the decoding of the genetic causes of sporadic cancers as well. Genome-wide and hypothesis-free association studies have linked different chromosome regions to cancer. By this, new insights into disease mechanisms could be gained, an important requirement for the development of diagnostics and drugs. However, what is missing is the evidence that the associated SNPs (Single Nucleotide Polymorphisms) could be useful for individual risk calculation or for stratification of the population into groups with different preventive or screening needs.