Eine reflexive Fallarbeit bezogen auf das Schmerzmanagement in einer komplexen Pflegesituation
Abstract
Zusammenfassung. Problem: Der Fallbericht behandelt ein unbefriedigendes Schmerzmanagement eines 44-jährigen Patienten nach einem Herz-Kreislauf-Stillstand mit anschließender Reanimation. Der Patient ist (1) in seinem Bewusstsein eingeschränkt, (2) aufgrund eines multiresistenten Keims isoliert, (3) tracheotomiert und (4) entwickelt Muskelkontrakturen in Fingern und Händen. Bei Pflegehandlungen zeigt er durch Mimik und Körperhaltung Schmerzen. Methode: Der Fall wurde nach dem Modell der reflexiven Fallarbeit von Johns (1995) bearbeitet und mittels theoriegestützten Fachwissens und Perspektivenwechsels ausgelegt. Folgende Fragen wurden bearbeitet: Welche Faktoren führten dazu, dass die Situation von der Pflegefachkraft, die den Fall zur Fallbearbeitung einbrachte, als unbefriedigend empfunden wurde? Welche Strategien können bei ähnlichen Situationen in Zukunft angewandt werden? Ergebnisse: Das unzureichende Schmerzmanagement aufgrund von Wissensdefizit, die fehlende Einschätzung des Bewusstseinszustandes und die Isolation führten vermutlich zu unnötigen Belastungen aller Beteiligten. Schulungen, ein systematisches Schmerzmanagement und berufsübergreifende Fallbesprechungen könnten zukünftig den Umgang mit ähnlich komplexen Pflegesituationen für alle Beteiligten erleichtern. Diskussion: Der vorliegende Fall zeigt, dass Schmerzen nur erfolgreich behandelt werden können, wenn diese und die schmerzauslösenden Faktoren bewusst wahrgenommen, systematisch eingeschätzt und therapiert werden. Bei Personen mit eingeschränktem Bewusstsein ist eine adäquate Fremdeinschätzung der Schmerzsituation besonders wichtig. Angesichts der multiplen Einflussfaktoren auf die Schmerzsituation können bei komplexen Fällen interdisziplinäre Fallbesprechungen zu einer Verbesserung des Schmerzmanagements beitragen.
Abstract. Problem: This case report deals with the unsatisfying pain management of a 44 year old patient with cardiac arrest and subsequent cardiopulmonary resuscitation. The patient has (1) a reduced consciousness, (2) is isolated due to an infection with multi-resistant germs, (3) has a tracheotomy and (4) contractures of the muscles in fingers and hands. During nursing care he shows facial expressions and body postures that indicate pain which is insufficiently addressed. Method: The case was processed according to the model of reflexive case report by Johns (1995) and interpreted by theoretical expertise and the change of the perspective. Therefore the following questions were answered: Which factors made the nurse who brought the case to the case deliberation feeling dissatisfied with the pain management? Results: Insufficient pain management due to a lack of knowledge, no assessment of the state of consciousness, pain and isolation probably led to unnecessary burden of the patient, next of kin and nurses. Training, systematic pain management and multi-disciplinary case conferences might facilitate dealing with comparable complex situations of caring in the future. Discussion: The present case report shows that pain can only be treated successfully if pain-triggering factors are recognized, systematically assessed and treated. An adequate external assessment of the pain situation is especially important when dealing with patients who suffer from disorders of consciousness. In complex cases, in which multiple factors influence the pain situation, interdisciplinary case conferences may help to improve the quality of pain management.
