Konzepte in der LRS-Therapie
Abstract
Zur Therapie von Kindern mit einer Lese-Rechtschreibstörung stehen zahlreiche Behandlungsverfahren zur Verfügung, die auf ganz unterschiedlichen Konzepten beruhen. Grundsätzlich lassen sich symptomatische von kausalen Therapieansätzen abgrenzen. Zu den symptomatischen Behandlungsmethoden zählen Förderprogramme, mit denen nach lerntheoretisch fundierten Prinzipien Lesen und Schreiben bzw. deren Vorläuferfertigkeiten trainiert werden. Vertreter kausaler Therapiemethoden versprechen tiefgreifende und anhaltende Behandlungserfolge, da die Ursache des Versagens beim Schriftspracherwerb beseitigt werde. Zu den kausalen Methoden zählen Behandlungsangebote, bei denen psychische Grundfunktionen gefördert werden. Dabei wird davon ausgegangen, dass auditive, visuelle, kinästhetische oder motorische Defizite bzw. Schwächen bei der Koordination von Hirnregionen der LRS zugrunde liegen. Andere kausale Behandlungsverfahren gehen von Lernblockaden oder körperlichen bzw. psychischen Grundstörungen aus. Im Beitrag wird ein Überblick über im deutschsprachigen Raum angebotene Therapiekonzepte und darauf beruhende Behandlungsmethoden gegeben. Interventionsstudien zur Effektivität der einzelnen Therapieangebote werden referiert und Charakteristika von Therapieverfahren, die sich als effektiv erwiesen haben, herausgearbeitet. Insgesamt wird deutlich, dass nur für symptomatische, nicht aber für kausale Behandlungsansätze Belege für eine spezifische Wirksamkeit vorliegen.
Numerous methods based on very different concepts are available to treat children with dyslexia. Basically, symptomatic and causal principles can be distinguished. Among the symptomatic methods are systematic programmes based on learning theory, in which reading and spelling or precursors of these abilities are directly trained. Causal methods promise pronounced and persistent improvement of reading and spelling abilities through elimination of the postulated reason underlying the learning disabilities. Among the causal methods are treatment programmes that train low-level functions. Such training is based on the assumption that deficits of auditory, visual or kinesthetic perception, of motor skills or of the coordination of cerebral functional areas are at the bottom of specific learning disabilities. Concepts of other causal methods act on the assumption that learning processes are blocked or that abnormal medical conditions or psychiatric disorders constitute the background of dyslexia. Reviewed in the article are treatment concepts for children with dyslexia in the German-speaking countries and the methods of treatment derived from the different concepts. Results of evaluation studies are summarized and characteristics of effective treatment methods are listed. It is stressed that efficacy is proven only for symptomatic training programmes but not for causal methods.
Literatur
2006). Therapie schwerer Lese-Rechtschreib-Störungen. In , Therapie der Lese-Rechtschreib-Störung (LRS) (2., überarbeitete Auflage, S. 82–92). Stuttgart: Kohlhammer.
(2004). Erprobung eines Zeitverarbeitungstrainings bei Kindern mit Lese-Rechtschreibschwierigkeiten. Zeitschrift für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, 32, 77–84.
(2005). Welches Trainingverfahren ist zur Therapie von Kindern mit LRS am effektivsten? Auswirkungen auf die Lese- und Rechtschreibleistung und die funktionale Organisation von Sprache im Gehirn. Dissertation am Fachbereich Klinische Psychologie und Neuropsychologie der Universität Konstanz. Verfügbar unter deposit.ddb.de/cgi-bin/dokserv?idn=975678280&dok_var=d1&dok_ext=pdf&filename=975678280.pdf.
(1996). Jedes Kind kann schreiben lernen. Weinheim: Beltz.
(1998). Die Schrift erfinden. Beobachtungshilfen und methodische Ideen für einen offenen Anfangsunterricht im Lesen und Schreiben. Lengwil-Oberhofen: Libelle Verlag.
(1986). Die Methode des rhythmisch-dynamischen Sprechschreibens bei Legasthenikern. Vortrag auf dem 6. Fachkongress Legasthenie in Hannover.
(2003). Das Irlen-Syndrom – gibt es pathophysiologische Korrelate und wissenschaftliche Evidenz für das «Lesen mit Farben»? Zeitschrift für Kinder-und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, 31, 305–309.
(1999). Handbuch zum Kieler Leseaufbau. Kiel: Veris.
(2001). Handbuch zum Kieler Rechtschreibaufbau. Kiel: Veris.
(2008). Evaluation des Förderprogramms der Berliner LOS. Trainingserfolg und kognitive Leistungen, Schulleistungen, psychische Auffälligkeiten, Selbstkonzept und Zufriedenheit. Berliner Studie 1. Berlin: trainmedia. Verfügbar unter www.losdirekt.de/Experten/los_studie_berlin_01_net.pdf
(2007). Lauttreue Leseübungen – Leselehrgang von der Silbe bis zum Text. Bochum: Winkler.
(2001). Leichter lesen und schreiben lernen mit der Hexe Susi: Das Nürnberger Trainingsprogramm zur phonologischen Bewusstheit. Donauwörth: Auer.
(2008). The efficacy of Fast ForWord Language intervention in school-age children with language impairment: A randomized controlled trial. Journal of Speech, Language, and Hearing Research, 51, 97–119.
(1980). Psycholinguistische Legasthenietherapie. Bern: Huber.
(2000). Effects of syllabic training on literacy skills, phonological processing and cortical organisation on children with language impairment. Psychophysiology, 37, 8.
(1999). Auswirkungen des Deutsch-Förderunterrichts an Grundschulen auf die Rechtschreibleistung. Heilpädagogische Forschung, 25, 27–34.
(2008). Es-ist-so-einfach. Verfügbar unter www.lernen-heute.de/es_ist_so_einfach.html, www.crealern.de/LRS-Legasthenie.php.
(2002). Lese-Rechtschreib-Schwäche? Das Basistraining – anschaulich und systematisch. Horneburg: Persen.
(1972). Leitfaden zur Bekämpfung der Lese-Rechtschreibschwäche. Berlin: Deutscher Verlag der Wissenschaften.
(1997). Zur Therapie der Lese-Rechtschreibschwäche. Aufbau und Erprobung eines theoretisch begründeten Therapieprogramms. Berlin: Deutscher Verlag der Wissenschaften.
(2004). Computergestützte Rechtschreibtrainingsprogramme. In , Interventionen bei Lernstörungen. Förderung, Training und Therapie in der Praxis (S. 320–328). Göttingen: Hogrefe.
(1989). Richtig lesen und schreiben durch Lautanalyse: Das Lautanalytische Rechtschreibsystem LARS. Bochum: ILT-Verlag.
(2001). LRS – Legasthenie, Prävention und Therapie. Ein Handbuch. Weinheim: Beltz.
(1992). Strategisches Lernen: Eine empirische Studie zur Ausbildung von Monitoring im frühen Schriftspracherwerb. Heidelberg: Asanger.
(1999). Welche schulische Förderung ist effektiv? – Was leistet Förderunterricht und wie könnte er noch erfolgreicher sein? In , Legasthenie: Erkennen, verstehen, fördern. Beiträge zum 13. Fachkongress des Bundesverbandes Legasthenie 1999 (S. 233–246). Bochum: Winkler.
(2008). Zur Wirksamkeit der Förderung von Kindern und Jugendlichen im LOS. Überprüfung der Rechtschreibleistungen und Elternbefragung. Gesamtstudie. Berlin: trainmedia. Verfügbar unter www.losdirekt.de/Experten/los_studie_net.pdf.
(1996). Temporal processing deficits of language-learning impaired children ameliorated by training. Science, 271, 77–81.
(2006). FRESCH. Freiburger Rechtschreibschule. Grundlagen – Diagnosemöglichkeiten – praktische Übungen zum Thema LRS. Buxtehude: AOL-Verlag.
(2008). Münchner Rechtschreibtraining. Verfügbar unter www.lernmaterialien-shop.de/.
(2001). LRS – Legasthenie – in den Klassen 1–10: LRS in den Klassen 1–10. Handbuch der Lese-Rechtschreibschwierigkeiten. Bd. 2: Schulische Förderung und außerschulische Therapien. Weinheim: Beltz praxis.
(2003). LRS – Legasthenie – in den Klassen 1–10: LRS in den Klassen 1–10. Handbuch der Lese-Rechtschreibschwierigkeiten. Bd. 1: Grundlagen und Grundsätze der Lese-Rechtschreib-Förderung. Weinheim: Beltz praxis.
(2003). Lesen und Schreiben – Bausteine des Lebens. Ein Übungsprogramm zum Schriftspracherwerb. Dortmund: Verlag Modernes Lernen.
(2005). A systematic review of the applicability and efficacy of eye exercises. Journal of Pediatric Ophthalmology and Strabismus, 42, 82–88.
(1993). Behandlung der Lese-Rechtschreibschwäche nach der Grundschulzeit: Anwendung und Überprüfung eines Konzeptes. Zeitschrift für Kinder- und Jugendpsychiatrie, 21, 135–147.
(2006/2008). Lautgetreue Lese-Rechtschreibförderung. Band 1–4. Bochum: Winkler.
(2007). Erstleseunterricht und Lese-Rechtschreibleistungen. Erste Ergebnisse einer Wiener Längsschnittuntersuchung. In , Legasthenie und Dyskalkulie: Aktuelle Entwicklungen in Wissenschaft, Schule und Gesellschaft (S. 59–71). Bochum: Winkler.
(1988). Rechtschreibtraining mit rechtschreibschwachen Hauptschülern auf kognitionspsychologischer Grundlage. Eine empirische Untersuchung. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften.
(2007). Das Marburger Rechtschreibtraining (3., überarbeitete Auflage). Bochum: Winkler.
(2001). Das Marburger Rechtschreib-Training. Ergebnisse einer Kurzzeit-Intervention. Zeitschrift für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, 29, 7–15.
(1998). Das Marburger Eltern-Kind-Rechtschreibtraining – Verlaufsuntersuchung nach zwei Jahren. Zeitschrift für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, 26, 167–173.
(2003). Rechtschreibtraining in schulischen Fördergruppen. Ergebnisse einer Evaluationsstudie in der Primarstufe. Zeitschrift für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, 31, 85–98.
(2006). Übersichtsarbeit zur Genetik der Lese-Rechtschreibschwäche. Zeitschrift für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, 34, 435–444.
(2005). Are the clinical effects of homeopathy placebo effects? Comparative study of placebo-controlled trials of homeopathy and allopathy. The Lancet, 366, 726–732.
(2004). Langfristige Perspektiven von Kindern mit Lese-Rechtschreibstörungen. In , Welche Chancen haben Kinder mit Entwicklungsstörungen? (S. 201–218). Göttingen: Hogrefe.
(2002). Definitionsmöglichkeiten und sich daraus ergebende Häufigkeit der umschriebenen Lese- bzw. Rechtschreibstörung – theoretische Überlegungen und empirische Befunde an einer repräsentativen Stichprobe junger Erwachsener. Zeitschrift für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, 30, 113–126.
(2006). Does successful training of temporal processing of sound and phoneme stimuli improve reading and spelling? European Child & Adolescent Psychiatry, 15, 19–29.
(2006). Alternative Angebote im Überblick. In , Therapie der Lese-Rechtschreib-Störung (LRS). Traditionelle und alternative Behandlungsmethoden im Überblick (S. 167–279). Stuttgart: Kohlhammer.
(2009). Zur Bedeutung auditiver Wahrnehmungsstörungen für kinder- und jugendpsychiatrische Störungsbilder. Zeitschrift für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, 37, 163–172.
(2010). Therapie von Lese-Rechtschreibstörungen. In , Therapie von Entwicklungsstörungen. Was wirkt wirklich? (S. 89–128). Göttingen: Hogrefe.
(2004). Die Bedeutung auditiver Wahrnehmungsschwächen für die Pathogenese der Lese-Rechtschreibstörung. Zeitschrift für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, 32, 19–27.
(1999). Förderprogramme. Schulische und häusliche Leseförderung: Empirische Befunde und Förderprogramme. Kindheit und Entwicklung, 8, 153–157.
(2001). Flüssig lesen lernen – Ein Leseprogramm in zwei Versionen: Eine für die Schule und eine für das Üben zu Hause. Donauwörth: Auer.
(2005). Evaluation eines Lesetrainings zur Förderung lese-rechtschreibschwacher Grundschüler der zweiten Klasse. Psychologie in Erziehung und Unterricht, 52, 198–209.
(1992). Zur Überwindung von Rechtschreibfehlern in der Grundschule. Können Verstöße gegen die lautgetreue Schreibung und Konsonantenverdopplung durch rhythmisch-syllabierendes Mitsprechen behoben werden? Zeitschrift in Erziehung und Unterricht, 39, 28–32.
(2005). Die Entwicklung von Kindern mit LRS nach Therapie durch ein sprachsystematisches Förderkonzept. Kurz- und langfristige Wirksamkeit des Förderkonzepts nach Reuter-Liehr. Bochum: Winkler.
(1997). Welche Effekte bringt das zusätzliche Einbinden von Lautgebärden für den Leseunterricht bei Förderschülern? Heilpädagogische Forschung, 23, 122–131.
(2004). Lese-Rechtschreibstörungen. Göttingen: Hogrefe.
(2003). Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten und Legasthenie. Verursachungsfaktoren und Fördermöglichkeiten. Hamburg: Kovac.
(2002). Final report. Verfügbar unter www.whccamp.hhs.gov/finalreport.html [11.08.2009].
(1994). Piracetam in developmental reading disorders: A review. European Child & Adolescent Psychiatry, 3, 59–71.
(2006). Computergestützte Trainingsverfahren. In , Therapie der Lese-Rechtschreib-Störung (LRS) (2., überarbeitete Auflage, S. 58–81). Stuttgart: Kohlhammer.
(