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Free AccessDiskussionsforum

Replikationskrise, p-hacking und Open Science

Eine Umfrage zu fragwürdigen Forschungspraktiken in studentischen Projekten und Impulse für die Lehre

Published Online:https://doi.org/10.1026/0033-3042/a000562

Zusammenfassung. In den letzten Jahren gab es innerhalb der Psychologie eine intensive Auseinandersetzung mit den Auswirkungen der Replikationskrise sowie dem hieraus entstandenen Diskurs über die Weiterentwicklung der Disziplin. Als ein Grund für die mangelnde Replizierbarkeit psychologischer Forschung wurde die Verwendung fragwürdiger Forschungspraktiken (eng. QRPs) identifiziert. Während es umfangreiche Untersuchungen zur Prävalenz von QRPs unter Wissenschaftler*innen gibt, ist bisher wenig über die Verbreitung dieser Praktiken unter Studierenden bekannt. Mit der hier vorgestellten Arbeit wurde erstmals eine größere Befragung unter 1397 Psychologie-Studierenden im deutschsprachigen Raum durchgeführt, um die Verbreitung von QRPs in studentischen Projekten sowie den aktuellen Stand der akademischen Lehre in Bezug auf die Replikationskrise und Open Science zu erheben. Die gemeinsame Betrachtung der Lehre und des Einsatzes fragwürdiger Forschungspraktiken versprechen Aufschluss darüber, wie die psychologische Lehre mit dem empirischen Vorgehen der Studierenden zusammenhängt. Die Ergebnisse zeigen, dass QRPs auch in studentischen Projekten vorkommen, wobei große Unterschiede in der Verbreitung einzelner QRPs bestehen. Auch zwischen den verschiedenen Projekttypen zeigten sich Unterschiede, so war die Anwendung von QRPs in Experimentalpraktika am stärksten und in Masterarbeiten am schwächsten ausgeprägt. Unsere Daten weisen insgesamt darauf hin, dass die selbstberichtete Verbreitung von QRPs über den Studienverlauf abnimmt. Zudem scheint ein Großteil der Studierenden bereits mit der Thematik der Replikationskrise in der Lehre in Berührung gekommen zu sein. Deren Behandlung findet größtenteils in der Methodenlehre und weniger in inhaltlich spezialisierten Lehrveranstaltungen statt. Wir geben abschließend Impulse zur Weiterentwicklung der psychologischen Lehre, in denen die Prinzipien der Offenheit, Transparenz und Kollaboration beim Hervorbringen inhaltlich robuster Forschung bereits während des Studiums im Vordergrund stehen.


Replication Crisis, p-Hacking, and Open Science. An Inquiry into Questionable Research Practices in Student Projects and Impulses for the Teaching Environment

Abstract: In recent years, there has been an intensive debate within psychology about the conclusions that should be drawn because of the replication crisis. The use of questionable research practices (QRPs) was identified as one reason for problems concerning replicability. While there are extensive studies on the prevalence of QRPs among scientists, little is known about their occurrence among students. This article presents the first large-scale survey among 1,397 psychology students in the German-speaking countries to investigate the occurrence of QRPs in student projects and the current state of academic teaching regarding the replication crisis and open science. The joint examination of teaching and the use of questionable research practices serves to provide information on how the teaching of psychology is related to the empirical approach of students. The results reveal that questionable research practices do occur in student projects, albeit with large differences in the occurrence of specific QRPs. We also found differences in the incidence of QRPs between different project types: QRP usage was most frequent in empirical internships and least frequent in master’s theses. Our data suggest that the extent of reported QRPs generally decreases as students progress in their study programs. In addition, most students seem to have already come into contact with the replication crisis in teaching, mostly in methodology classes. Finally, we provide impulses for the further development of the teaching of psychology. The principles of openness, transparency, and collaboration play an important role in these recommendations, which are aimed at teaching and producing robust research from the very beginning.

Literatur