Skip to main content
Übersichtsarbeit

Homocystein – ein unabhängiger Risikofaktor für kardiovaskuläre und thrombotische Erkrankungen

Published Online:https://doi.org/10.1024/0040-5930.62.9.641

Homocystein ist ein unabhängiger, potentiell jedoch modifizierbarer Risikofaktor für verschiedene Formen von vaskulären Krankheiten, darunter periphere, zerebrale oder koronare, sowie auch für die Thrombosebildung. Diese Assoziation ging aus zahlreichen retrospektiven und prospektiven Studien hervor. Die Größe des diesbezüglichen Risikos kann noch nicht abschließend angegeben werden. Es hängt von zahlreichen modifizierenden Einflüssen ab, aber auch von anderen bekannten Risikofaktoren, wie Ernährung und genetische Polymorphismen. Generell wird davon ausgegangen, dass eine Hyperhomocysteinämie für 10% des gesamten kardiovaskulären Risikos verantwortlich ist. Homocystein wird aus der mit der Nahrung aufgenommenen Aminosäure Methionin gebildet. Es spielt eine zentrale Rolle im Folatmetabolismus und beim Transfer von Methylgruppen. Seine Konzentration in Gewebe und Plasma wird durch zahlreiche Erb- und Umweltfaktoren beeinflusst. Zu den letzteren gehören Vitamine, wie Folat, B12 und B6, aber auch bestimmte Arzneimittel und selbst der Lebensstil. Der letztliche Beweis, dass Homocystein ein ursächlicher Faktor und nicht bloß ein Marker von kardiovaskulären Erkrankungen ist, steht aus, ebenso derjenige, dass die Reduktion von Plasmahomocystein durch eine Vitaminbehandlung das kardiovaskuläre Risiko reduziert. Aus diesem Grunde sind zum heutigen Zeitpunkt weder ein Populationsscreening für den Homocysteinspiegel noch eine generalisierte Prophylaxe mit hohen Vitamindosen angezeigt. Die meisten Experten empfehlen aber die Bestimmung des Homocysteins bei Personen mit einer bereits bestehenden Erkrankung der arteriellen oder venösen Blutgefäße, resp. mit einem diesbezüglichen Risiko, sowie auch bei deren Verwandten. Die Bestimmung des Plasmahomocysteinspiegels ist einfach geworden; die Durchführung und die Interpretation der Resultate müssen aber sorgfältig vorgenommen werden. Erhöhte Homocysteinspiegel können bei solchen Personen durch eine kombinierte Verabreichung von Folsäure, Vitamin B12 und Vitamin B6 reduziert werden. Die Ergebnisse der heutigen Therapie- und Präventionsversuche über die Auswirkungen einer Vitaminbehandlung auf vaskuläre Erkrankungen werden daher mit großem Interesse erwartet.

Over the last 20 years homocysteine has taken on increasing importance as an independent, potentially modifiable risk factor for various forms of vascular disease including peripheral and cerebral vascular disease, coronary heart disease and thrombosis. This association has been ascertained in many retrospective and prospective studies but the strength of risk is not yet firmly established although it is clearly dependent on several modifying factors such as other risk factors, nutrition and genetic polymorphisms. Generally it is estimated that hyperhomocysteinaemia is responsible for about 10% of all risks. Homocysteine is formed from the dietary amino acid methionine and plays a pivotal role in folate metabolism and methyl group transfer. Its concentrations in tissues and plasma are influenced by many genetic and environmental factors, especially vitamins such as folate, B12 and B6 as well as certain medications and even life style factors. Nowadays the measurement of plasma homocysteine is freely available although care has to be taken in sample handling and interpretation of results. Final proof that homocysteine is a causal agent and not just a marker for cardiovascular disease and that reduction of plasma homocysteine by vitamin treatment reduces risk of cardiovascular disease is still awaited. Therefore at the present time neither wide-scale screening for homocysteine levels nor general prophylaxis with high dose vitamins is justified. However most experts recommend homocysteine determination in individuals with existing or high risk for arterial or venous blood vessel disease and their relatives. Elevated homocysteine can be lowered in such cases with a combination of folic acid, vitamin B12 vitamin B6. The results of ongoing trials on the impact of such treatment on risk of vascular disease are awaited with great interest.