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Open AccessÜbersichtsarbeit

Laborwerte im klinischen Alltag: Wichtigkeit der Plausibilisierung und der Interpretation im klinischen Kontext

Published Online:https://doi.org/10.1024/0040-5930/a000653

Mit dem rasanten Fortschritt in der Medizin, stehen der/m praktizierenden Ärztin/Arzt eine Vielzahl von neuen Labortests zur Verfügung. Die unkritische Betrachtung dieser Werte kann aber auch negative Folgen haben, denn wie jeder andere Test können falsch positive und falsch negative Labor Resultate als Folge von Problemen in der Prä-analytik (z. B. unkorrekte Blutentnahme, unsachgemäße Proben-Zustellung ins Labor), den Laboranalysen (z. B. nicht-sensitiver Assay, Interferenz) oder den mangelnden pathophysiologischen Kenntnissen der Blutwerte vorkommen. Die Plausibilisierung der Resultate im klinischen Kontext des Patienten ist deshalb ein essentieller erster Schritt im sinnvollen Umgang mit Laborwerten. Der Infektionsmarker Procalcitonin hat sich zum Beispiel als Steuerungsmarker der Antibiotikatherapie bei Atemwegsinfektionen etabliert. Tiefe Werte (< 0.1 (< 0.25) ng/mL) sprechen stark gegen eine relevante bakterielle Infektion. Unter Berücksichtigung des klinischen Kontext, vorhandener Risikofaktoren sowie dem medizinischen Setting, kann beim klinisch stabilen Patienten auf eine Antibiotikatherapie verzichtet, resp. die Therapie frühzeitig beendet werden. Bei der Bestimmung von Hormonen sind zusätzlich die genauen Kenntnisse der physiologischen Regulation und Stimulation eine Voraussetzung. Hormone werden im Allgmeinen pulsatil ausgeschüttet und die Serumspiegel zeigen schon beim Gesunden große inter- und intraindividuelle Schwankungen auf. Auch werden Hormone mittels Regelkreis gesteuert und sind in permanentem Fließgleichgewicht, das durch das Zusammenwirken mehrerer endogener und exogener Faktoren beeinflusst wird. Eine korrekte Interpretation der Laborwerte bedarf somit zusätzlich der Integration all jener Faktoren. Im folgenden Artikel werden am Beispiel der Procalcitonin-Messung und der hormonellen Testosteron-Messung häufige Probleme im klinischen Alltag exemplarisch aufgezeigt, sowie Strategien zum sinnvollen Umgang mit Laboranalysen vorgestellt.

Recently, a plenitude of novel laboratory tests has become available for physicians to improve the diagnostic and prognostic work up of patients. Yet, as with all tests, laboratory test can be falsely positive or falsely negative and potentially misguide clinicians and caregivers. Shortcomings of pre-analytical factors, test performance as well as an inappropriate ordering of laboratory tests contributes to diagnostic errors and potentially generate unnecessary costs. Laboratory tests should only be ordered, if results have clinical consequences and improve the assessment of the patient. Within this review focusing on the example of the inflammatory biomarker “Procalcitonin” for antibiotic stewardship and the hormonal marker testosterone, we aim to exemplify important draw backs and shortcomings in laboratory tests and the importance of interpretation of these results in the context of the clinical situation.