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Open AccessÜbersichtsarbeit

Der Referenzbereich ist tot – es lebe der Reference Change Value

Published Online:https://doi.org/10.1024/0040-5930/a000655

Eigentlich wollen wir ja meist nicht wissen, wo ein Labormesswert unseres Patienten in Bezug auf den Normbereich liegt, welcher ja aufgrund des Polymorphismus der Bevölkerung eine recht große Streuung aufweist. Was uns interessiert, ist im Grunde genommen, ob sich der Messwert beim jetzt kranken Patienten vom Wert des früheren Gesunden unterscheidet. Wir kennen das aus der Pädiatrie mit den Wachstumskurven. Das Interessante ist nicht, ob das Kind groß oder klein ist, sondern ob sich ein Knick in der Kurve gebildet hat. Da wir aber in der Regel leider keinen Ausgangswert des Patienten haben, greifen wir als Ersatz auf den Normbereich zurück und verpassen dabei die „Knicks“, die bereits innerhalb des Normbereichs stattfinden. Idealerweise hätten wir eine „Lebenskurve“ der Laborwerte eines Patienten, was ja ein Teil des Nutzens des lebenslangen Gesundheits-/Krankheits-Dossiers wäre. Die Frage, mit welcher wir uns hier beschäftigen wollen, ist, welcher Messunterschied, beziehungsweise welcher „Knick“ bereits signifikant ist. Die Signifikanz einer Änderung hängt von zwei Faktoren ab: Die Messungenauigkeit und die biologische Variabilität. Erstere wird mit zunehmend verbesserter Messtechnologie immer kleiner, letztere ist konstant und oft erstaunlich hoch. Beide zusammen können im Reference Change Value (RCV) zusammengefasst werden. Anhand von mehreren klinisch chemischen Analysen wird der Stellenwert des RCV aufgezeigt.

Reference values are generally used to allow a decision on whether a laboratory value is in the normal range or if it mirrors a pathological process. This decision is especially difficult to take, when the pathological process is just starting and the values are relatively close to the normal range. Particularly in this phase, the decision is extremely important. Harris and later on Fraser have realized that there are two variables that contribute to the credibility and significance of a measured analyte. 1. The imprecision of the measurement itself. These values have become relatively low in recent years: they amount to values between 1 and 5 %. 2. The within person biological variability, which can be 100 % or more. Both variables combined yield the “reference change value” (RCV) to define the minimal significant difference between two measurements at different time points. When using this concept, differences between two measurements can be detected before the normal range is exceeded. For any given patient the reference values of a population is actually not of primary concern. It is important to know that his personal data exceed his personal normal range, which is dependent on RCV. For many analytes in clinical chemistry and hematology the use of RCV rather than the normal range as reference improves the decision making process in a clinical setting.