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Übersichtsarbeit

Vor- und Nachteile vegetarischer Ernährungsformen – aktueller wissenschaftlicher Kenntnisstand

Published Online:https://doi.org/10.1024/0040-5930/a000848

Zusammenfassung. Der Vegetarismus ist keine einheitliche Ernährungsform, sondern wird in unterschiedlichen Ausprägungen praktiziert. Am bekanntesten sind lakto-ovo-vegetarische und vegane Kostformen. Die in westlichen Industrieländern lebenden Vegetarier unterscheiden sich nicht nur in ihrer Ernährungsweise von der Durchschnittsbevölkerung. Auch ihr sonstiger Lebensstil differiert. Eine vegetarische Lebensweise geht mit einem um 40 – 50 % reduzierten Risiko für Typ-2-Diabetes und einem um 20 – 30 % verminderten Risiko für ischämische Ereignisse einher. Krebserkrankungen treten bei Vegetariern 8 – 15 % seltener auf, während bei der Krebsmortalität kein Unterscheid zu Nicht-Vegetariern besteht. Keine Vorteile übt die vegetarische Ernährung auf die Knochengesundheit aus. Auch bei der Gesamtsterblichkeit lässt sich kein eindeutig vorteilhafter Effekt nachweisen. Eine auf einer breiten Lebensmittelauswahl beruhende lakto-ovo-vegetarische Kost mit reichlich Gemüse, Obst, Hülsenfrüchten, Vollkornprodukte, Samen und Nüssen, ergänzt um mäßige Anteile an Milchprodukten und Eiern, stellt bei Erwachsenen im Allgemeinen die Versorgung mit allen Nährstoffen sicher (Ausnahmen: Vitamin D und Iod sowie potenzielle Defizite bei Eisen, ggf. Zink und langkettigen Omega-3-Fettsäuren). Vegane Kostformen bergen mehr Risiken hinsichtlich einer defizitären Nährstoffversorgung als eine lakto-ovo-vegetarische Kost. Bei entsprechenden Ernährungskenntnissen, breiter Lebensmittelauswahl sowie gezielter Supplementierung bzw. dem Konsum von angereicherten Lebensmitteln mit Vitamin B12 und D, Iod und ggf. an Docosahexaensäure (DHA) und Eicosapentaensäure (EPA) reichen Mikroalgenzubereitungen ist eine adäquate Nährstoffversorgung auch bei einer vielseitigen veganen Ernährung für Erwachsene möglich.


Health outcomes of vegetarian nutrition – an update

Abstract. Vegetarianism is characterized not by a uniform kind of diet but is practiced in various variants. The two major forms are lacto-ovo-vegetarian and vegan diets. Vegetarians living in Western countries not only differ in their diets but also in their lifestyle from the average population. Vegetarian diets are associated with a 40 – 50 % reduced risk of developing type 2 diabetes. Also, vegetarians have a 20 – 30 % lower risk of ischemic heart disease. Furthermore, cancer risk is reduced by 8 – 15 % in vegetarians, compared with non-vegetarians. However, there are no significant differences in cancer mortality in vegetarians compared with meat eaters. With respect to bone health, vegetarian diets have no benefits. Also, all-cause mortality did not differ between vegetarians and comparable non-vegetarians. Based on a broad food selection, lacto-ovo-vegetarian diets rich in vegetables, fruits, legumes, whole grains, seeds and nuts, complemented by moderate portions of dairy products and eggs, meets the dietary requirements of adults in the general population (exceptions: Vitamin D and iodine as well as potential deficiencies in iron, zinc and possibly in long-chain omega-3 fatty acids). Risk of nutritional deficiencies is greater by practicing a vegan diet compared to lacto-ovo-vegetarian diets. To avoid nutritional deficiencies, appropriate nutrition knowledge, wider food selection and supplementation of “critical” nutrients or the consumption of fortified foods with Vitamin B12 and D, iodine and possibly microalgae preparations rich in DHA and EPA is recommended.