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Übersichtsarbeit

Die Rolle der eigenen kulturellen und religiösen Überzeugungen als Ärztin / Arzt bei der Entscheidungsfindung am Lebensende

Published Online:https://doi.org/10.1024/0040-5930/a000975

Zusammenfassung. Bei der Entscheidungsfindung am Lebensende sind die medizinische und ärztliche Indikation sowie der Wille des Patienten und seine Zustimmung zu einer Behandlung entscheidend. Darüber hinaus spielen die eigenen kulturellen und religiösen Überzeugungen der Ärztin / des Arztes eine Rolle, derer man sich als Behandler bewusst sein muss. In der Behandlung am Lebensende stellen palliativmedizinische Basiskenntnisse sowie die Einbeziehung palliativmedizinischer Experten eine sinnvolle Ergänzung dar. Dies gilt besonders in Behandlungssituationen, in denen eine Therapiezieländerung hin zum palliativmedizinischen Behandlungsziel erwogen wird oder bereits als notwendig erachtet wurde. Aber auch in Behandlungssituationen bei Patienten, die sich noch nicht in der letzten Lebensphase befinden, kann die Integration palliativmedizinischen Fachwissens, z. B. bei der Symptomkontrolle, Wundbehandlung, Kommunikation mit Angehörigen oder in Fragen der psychosozialen Begleitung, sinnvoll sein. Im Idealfall wird das Behandlungsziel auch für das Lebensende gemeinsam mit dem Kranken erarbeitet. Entscheidungen bedeuten immer auch Urteilsbildung, Respektierung individueller Werte, Begleitung und die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen – auch dafür, dass man im Einzelfall ggf. eine falsche Entscheidung getroffen hat. Patientenautonomie und zunehmende Patientenkompetenz sind eine Aufforderung an Ärzte, medizinische und ethische Entscheidungen am Lebensende kritisch zu reflektieren sowie sich mit empirischen und normativen Aspekten der Indikationsstellung auseinanderzusetzen.


Role of the influence of cultural and religious beliefs on medical end-of-life decision-making

Abstract. Decision-making at the end of life must encompass medical indication, therapeutic offer, patient autonomy and consent. Furthermore, physicians must reflect on whether their own cultural and religious beliefs have an influence on their decision-making process. Basic knowledge in palliative care or integration of experts in palliative care may be useful when dealing with patients at the end of life, particularly when shifting treatment goals to palliative or comfort care measures is considered or necessary. Expertise in palliative care may also be useful in the care for patients well before the end of life, for example in symptom management, wound care, communication with family or psycho-social care. Ideally, goals of care should be discussed with the patient. Decision-making includes judging, respecting individual values, caring and taking on responsibility – including responsibility for potentially wrong choices. It is imperative that respect for patient autonomy and increasingly strengthened patient competence must be reflected in physicians’ reasoning about medical and ethical end-of-life decisions, as well as about empirical and normative aspects of medical indication.