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Übersichtsarbeit

Palliative Care: Nicht erst am Lebensende – eine praxisorientierte Diskussion der aktuellen Evidenz

Published Online:https://doi.org/10.1024/0040-5930/a000977

Zusammenfassung. Patienten mit nicht heilbaren und fortschreitenden neurologischen, internistischen, onkologischen und anderen Erkrankungen leiden schon bei Diagnosestellung unter teils massiven Einschränkungen der Lebensqualität durch körperliche Symptome (z. B. Schmerz und Luftnot) sowie durch psychische, soziale und spirituelle Belastungen. Palliative Care dient als umfassendes Unterstützungskonzept dem bestmöglichen Erhalt individueller Lebensqualität und umfasst mehr als nur die Betreuung in der letzten Lebensphase, im Sinne einer «End of Life Care». Ärzte und andere Berufsgruppen aller Fachrichtungen sollten daher grundlegende Massnahmen und Basiswissen der Palliative Care beherrschen und schon früh im Erkrankungsverlauf anwenden. Dazu gehören u. a. Grundfertigkeiten palliativer Schmerztherapie und Symptomkontrolle, aber auch pflegerische, psychosoziale, ethische und kommunikative Kompetenzen. Die Kooperation mit anderen medizinischen Berufsgruppen und therapeutisch Tätigen sollte sich an den spezifischen Bedürfnissen der Palliativpatienten orientieren. Nicht zuletzt braucht es die Bereitschaft, spezialisierte palliativmedizinische Dienste bei besonders belasteten Patienten in komplexen Situationen aktiv einzubeziehen. Der frühzeitige Einbezug palliativmedizinischen Denkens und Handelns ist eine Aufgabe aller Fachdisziplinen und Berufsgruppen des Gesundheitswesens im Rahmen der allgemeinen Palliative Care. Zusätzlich zu dieser allgemeinen Palliative Care ist auch eine Mitbetreuung durch multiprofessionelle Teams der spezialisierten Palliative Care möglich. Dieses ist zum Beispiel für den Bereich der häuslichen Versorgung (in Deutschland: Spezialisierte Ambulante Palliativversorgung (SAPV)) etabliert und gemäss einer aktuellen Meta-Analyse in Bezug auf Lebensqualität und Symptomlast der Patienten sowie der Ermöglichung eines Versterbens im häuslichen Umfeld sehr hilfreich. Allerdings erfolgt eine häusliche Mitbetreuung durch die spezialisierte Palliative Care selten in frühen Erkrankungsstadien. Eine andere Meta-Analyse konnte zeigen, dass Patienten in Krankenhäusern (Ambulanzen und Stationen) besonders dann von der Mitbetreuung durch spezialisierte multiprofessionelle Palliative Care-Teams (in Deutschland: Palliativdienste) in Bezug auf ihre Lebensqualität profitieren, wenn deren Integration frühzeitig im Erkrankungsverlauf stattfindet. Eine konkrete Mitbehandlung aller Patienten mit inkurablen Grunderkrankungen durch die spezialisierte Palliative Care ist im Alltag allerdings weder praktikabel noch zielführend. Vielmehr ist es angezeigt, die besonders belasteten oder unter komplexen Symptomen und Problemen leidenden Patienten frühzeitig zu identifizieren und diese Patienten entsprechend zu unterstützen. Dazu werden Indikatoren für den Einbezug spezialisierter Palliative Care verwendet. Ebenso bedarf es der Kenntnis von Schnittstellen zu den jeweiligen vorhandenen regionalen Versorgungsstrukturen.


Palliative Care – not just for the final phase. A rewiev of evidence

Abstract. Already in early stages of their disease, patients with incurable, advanced cancer and non-cancer disease suffer from a range of limitations of their quality of life due to symptoms (i. e. pain, dyspnoea) or psychical, social or spiritual problems. Palliative Care aims to maintain the patients’ quality of life and is applicable already early in the disease trajectory and not only at the end of life. As providers of general (basic) palliative care, all health care providers from all disciplines should therefore hold basic expertise in symptom control and communication. Also, they should be aware of psychical, social and spiritual dimensions of suffering. The integration and cooperation of health care services should be driven by the actual needs and demands of the individual patient. In addition to general palliative care, specialist palliative care is provided by multi-professional teams, for example, as specialist palliative home care teams or palliative care services in hospitals. In the future, it will be paramount to routinely identify patients with complex needs and severe (symptom) burden who will benefit most from early integration of specialist palliative care.