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Forschungsbericht

Erfahrungen von Angehörigen, die während der kardiopulmonalen Reanimation oder während invasiver Prozeduren in lebensbedrohlichen Situationen an der Seite ihres Nächsten anwesend waren oder in einem Nebenraum warteten

Published Online:https://doi.org/10.1024/1012-5302/a000349

Hintergrund: Von Angehörigen wird international die Anwesenheit während der kardiopulmonalen Reanimation oder während invasiver Prozeduren (AACPR) mehrheitlich befürwortet und als hilfreich erachtet. Professionelle sind eher dagegen. Wie Angehörige im deutschsprachigen Raum diese schwierigen Situationen erleben, ist nicht bekannt. Ziel: Das Ziel dieser qualitativen Studie ist es, die Erfahrungen von Angehörigen, die AACPR in einem Schweizer Spital direkt am Bett des Familienmitglieds oder in einem Nebenraum wartend miterlebten, zu beschreiben und zu verstehen. Methode: Mit zehn Angehörigen wurden Interviews zwischen September 2011 und Juni 2012 geführt und nach der Methode der interpretierenden Phänomenologie analysiert. Ergebnisse: Die Ergebnisse werden in vier Themenbereichen dargestellt: «Anwesend sein», «Informiert werden wollen», «Vertrauen haben» und «Unterstützung suchen». Die Angehörigen, die direkt am Bett anwesend waren, konnten ihrem Familienmitglied beistehen. Angehörige, die sich abseits aufhielten, warteten in Angst und Bangen. Einige wünschten, direkt am Bett des Familienmitglieds anwesend zu sein, während andere bevorzugten abseits zu warten. Angehörige erhielten rasche, klare Informationen, aber auch vage, verspätete oder ungenügende Mitteilungen. Sie sprachen von großem Vertrauen, wie auch von Zwiespältigkeit und Misstrauen in die Professionellen. Angehörige berichteten von Möglichkeiten, die schwierige Situation auszuhalten, durch Unterstützung innerhalb der Familie, beten und professionelle Begleitung. Diskussion: Es wird empfohlen, Angehörigen AACPR anzubieten und Richtlinien zur Begleitung zu entwickeln.

Worldwide the majority of relatives endorsed family witnessed resuscitation and witnessed invasive procedures (FWR) and considered this practice as helpful. However, professionals are primarily against this practice. How relatives in Swiss hospitals experience these difficult situations is unknown. The aim of this qualitative study is to describe and understand the experiences of relatives who witnessed resuscitation in a Swiss hospital at the bedside of her next of kin or attending in a waiting room. Interviews were conducted with ten relatives between September 2011 and June 2012 and analyzed with the method of interpretive phenomenology. Four themes derived from the data: “be present”, “want to be informed”, “have confidence” and “looking for support”. Attending relatives gave to protocol that FWR allowed them to assist their next of kin. Relatives, who were waiting outside, felt uncertainty and fear. Relatives wanted FWR and other relatives didn't want FWR. Relatives experienced a rapid flow of clear information, but also vague, insufficient or delayed messages. They spoke of great faith, as well as of ambivalence and mistrust in medical and nursing skills of professionals. Relatives reported to cope with the difficult situation: by providing support within the family, pray with the family and professional support. It is therefore recommended to offer relatives FWR and to develop guidelines that direct the support of relatives.