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Originalarbeit

„Wachsam? Aber sicher!“

Gesundheitsfachpersonen als fachkundige Angehörige und ihre Rolle in der Patientensicherheit

Published Online:https://doi.org/10.1024/1012-5302/a000588

Zusammenfassung. Hintergrund: Der Beitrag von Angehörigen zur Patientensicherheit ist bislang kaum untersucht. Pflegefachpersonen können als pflegende Angehörige auf spezifisches Fachwissen zurückgreifen. Fragestellung: Wie erleben Pflegefachpersonen unerwünschte Ereignisse bei der Gesundheitsversorgung ihrer Nächsten und wie gehen sie damit um? Methode: In der ersten Phase eines übergeordneten Forschungsprojekts mit sequenziellem Mixed Methods Design wurden insgesamt 30 leitfadengestützte Interviews mit Gesundheitsfachpersonen, die eine nahestehende Person unterstützen, geführt. Dabei waren 20 Pflegefachpersonen. Alle Interviews wurden theoretisch kodiert. Im Analyseprozess wurden die Herausforderungen von Pflegefachpersonen bei unerwünschten Ereignissen als Schlüsselkategorie bedeutsam. Ausgehend von ihrem Erleben und ihrem situativen Handeln wurde ein Modell entwickelt. Ergebnisse: Das Modell veranschaulicht ein Dilemma der Befragten, sich bei unerwünschten Ereignissen als Angehörige und als Pflegefachperson zu positionieren. Sie beobachteten als fachkundige Angehörige die Versorgung ihrer Nächsten besonders wachsam und erkannten riskantes Verhalten und Schwachstellen im Versorgungssystem rasch. Bei unerwünschten Ereignissen mussten sie entscheiden, ob sie sich als Fachperson zu erkennen geben. Vor einem Eingreifen wägten sie Vor- und Nachteile sorgfältig ab. Schlussfolgerungen: In der Gesundheitsversorgung ihrer Nächsten nutzen Pflegefachpersonen ihr Fachwissen besonders bei sicherheitsrelevanten Ereignissen, die sie als risikoreich einschätzen, um möglichen Schaden abzuwenden bzw. zu minimieren.


“Watchful? For sure!” – Health professionals as family carers and their roles in patient safety

Abstract. Background: Little is known about family caregivers in the context of adverse events that occur during the care of their significant others. Nurses as family caregivers can draw on expert specific knowledge and nursing skills. Aim: To explore how family carers who are also trained nurses experience and deal with adverse events that occur during the care of their significant others. Method: As part of a larger research project using a sequential mixed methods design, 30 semi-structured interviews were conducted with health professionals, who were also family caregivers, of whom 20 were qualified nurses. All interviews were theoretically coded, dimensionalized and contextualized. Based on the nurses’ data a model was developed. Results: The model illustrates the dilemma the interviewed nurses experienced when they need to deal with safety-relevant problems. As family caregivers with expert knowledge and skills, they were vigilant in surveilling the care provided. They were quick to identify risks and vulnerable points in the system of care being delivered. However, before taking action, they carefully considered the advantages and disadvantages of intervening, and also whether or not to admit that they were health care professionals. Conclusions: In the case of events relevant to the health and safety of their significant others, family carers who are trained nurses are most likely to use their expert knowledge, in situations with a perceived high risk to health, to minimise the potential harm.