Abstract
Zusammenfassung.Hintergrund: Im Rahmen einer Versorgungsstudie zur besseren Vermittlung von Kindern und Jugendlichen nach Missbrauch, Misshandlung oder Vernachlässigung in eine evidenzbasierte Therapie wurde ein migrationsspezifisches Angebot, das unter anderem einen eintägigen kultur- und migrationsspezifischen Workshop beinhaltete, eingeführt und evaluiert. Zentrale Themen waren die Vermittlung von Informationen zu Migration und Akkulturation, Trauma und psychische Gesundheit bei Familien mit Migrationshintergrund sowie Übungen zur interkulturellen Kompetenz und kultursensiblen Arbeit. Methodik: Durch eine Onlinebefragung einer Teilgruppe der im Projekt tätigen Case Manager (Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe) wurden gegen Projektende Erfahrungen und Einschätzungen zur Arbeit mit Familien mit Migrationshintergrund eingeholt. Um die praktische Relevanz der Workshopinhalte zu illustrieren, werden in diesem Artikel zwei Fallbeispiele der interkulturellen Case-Management-Arbeit vorgestellt. Ergebnisse: Insgesamt wurde der Workshop gut bewertet. Nach Angaben der Case Manager müssen insbesondere sprachliche und kulturelle Besonderheiten in der Arbeit mit Familien mit Migrationshintergrund beachtet werden. Die Fallbeispiele zeigen, dass der Workshop die Case Manager beispielsweise im Umgang mit differierenden Krankheitsverständnissen, kultursensiblen Erhebungsmethoden oder der Arbeit mit Sprachmittlern sensibilisierte und somit unterstützte. Schlussfolgerungen: In der Case-Management-Arbeit wurden Grenzen des psychosozialen Versorgungssystems sichtbar und auf Basis der Erfahrungswerte kann sich der bestehenden Forderung nach weiterem Ausbau interkultureller Bildungsmaßnahmen angeschlossen werden.
Abstract.Background: As part of a multicenter study evaluating measures to improve access to evidenced-based treatment for children and adolescents following child abuse and neglect, we introduced and evaluated migration-adapted services, including a one-day intercultural training. Key issues were the dissemination of information concerning migration and acculturation, trauma and mental health to immigrant families as well as the development of exercises on intercultural competence and culturally sensitive work. Method: Near the end of the research project we gathered experiences and opinions concerning the work with immigrant families using an online survey in a subgroup of case managers working in the project (professionals in child-welfare services). This article presents two case report illustrating the practical relevance of the training’s content. Results: Overall, the training was rated positively. In the opinion of the case managers, especially language barriers and cultural diversity should be considered while working with immigrant families. The case reports show that the training sensitized and supported the case managers supported the case managers when dealing with differing illness concepts, differing illness concepts, culture-sensitive assessment, or work with language mediators. Conclusions: The case management work also demonstrated the limitations of the psychosocial care system; the further dissemination of intercultural knowledge is important.
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