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Free AccessEditorial

Oft übersehen: zentrale Schlafapnoe – Bedeutung und Therapieoptionen

Published Online:https://doi.org/10.1024/1661-8157/a003856

Die schlafbezogenen Atmungsstörungen gehören neben der Insomnie und den Bewegungsstörungen zu den häufigsten schlafmedizinischen Krankheitsgruppen.

Neuere Studien zur Häufigkeit dieser Störungen weisen bei einem grösseren Anteil der Bevölkerung (nahezu bei der Hälfte der Männer und einem Viertel der Frauen) mehr als 15 Apnoen oder Hypopnoen pro Stunde nach [1]. Angesichts dieser Daten stellt sich die Frage, ob der Apnoe-Hypopnoe-Index als alleiniger Messwert der Schlafapnoe dienen und wie eine individuelle Behandlung der Atmungsstörungen gewährleistet werden kann.

Die obstruktive Schlafapnoe (OSA) stellt die mit Abstand grösste Patientengruppe dar und besitzt aufgrund der Tagesbeeinträchtigung und dem Einfluss auf kardiovaskuläre Folgeerkrankungen und auf die Sterblichkeit klinisch eine hohe Relevanz. Die OSA ist gekennzeichnet durch einen repetitiven Kollaps der oberen Atemwege, einhergehend mit Atempausen und Sauerstoff-Entsättigungen, die in der Folge zu Schlafstörungen, Tagesschläfrigkeit und langfristig zu erhöhtem kardiovaskulärem Risiko führen können. Standardtherapieverfahren umfassen Überdrucktherapien, Unterkiefervorverlagerungs-Therapie mittels Zahnschienen und neuerdings auch Nerven-Stimulationsverfahren [2].

Während das obstruktive Schlafapnoesyndrom in der Versorgung einen hohen Bekanntheitsgrad hat, sind die zentralen Störungen der Atmung auch aufgrund ihrer schwierigeren Erkennbarkeit weniger bekannt und verstanden.

Die zentrale Schlafapnoe (ZSA) beschreibt eine Gruppe verschiedener Krankheitsbilder, bei denen eine Störung der Atmungsregulation vorliegt. Häufig kommt es durch einen übersteigerten Atmungs-Antrieb zur Hyperventilation, einer Absenkung des PaCO2 unter die Apnoeschwelle und in der Folge zur Auslösung von zentralen Atmungsstörungen. Die ZSA ist ein häufiges Begleitphänomen von Herzinsuffizienz, Vorhofflimmern, Schlaganfällen und kann deren Auswirkungen in erheblichem Mass mitbestimmen [3, 4]. Auch medikamentöse Therapien (z.B. Opiate), Aufenthalte in grösserer Höhe und instabiler Nachtschlaf können zentrale Atmungsstörungen hervorrufen [5].

Bei den meisten zentralen Atmungsstörungen steht die Behandlung der Grundkrankheit zunächst im Vordergrund. In der Folge kann ein Behandlungsversuch mit kontinuierlicher Überdrucktherapie (CPAP) oder adaptiver Servoventilation erfolgen.

Zentrale Atmungsstörungen spielen auch bei OSA-Patientinnen und -Patienten im Lauf der Therapieeinleitung eine bedeutende Rolle. Sowohl nach Hals-Nasen-Ohren-ärztlichen Eingriffen als auch nach Zahnschienen-Behandlungen sind zentrale Atmungsstörungen beschrieben worden. Die klinisch grösste Bedeutung haben jedoch die in der Anfangsphase der PAP-Behandlung auftretenden zentralen Apnoen. Diese auch als PAP-Emergent oder Treatment-Emergent Central Sleep Apnea (TECSA) bezeichnete zentrale Atmungsstörung kann sich im Verlauf der Therapie zurückbilden, jedoch bei einem kleinen Teil der Patientinnen und Patienten dauerhaft bestehen bleiben [6].

Im Artikel von Tabea Hutter et al. [7] in dieser Ausgabe werden diese Problematik und die bestehenden Therapieoptionen umfassend dargestellt.

Bibliografie