Skip to main content
Free AccessBericht

Instrumentalisierung der Psychologie in der DDR?

Eine wissenschaftshistorische, gesellschaftspolitische und fachethische Einordnung

Published Online:https://doi.org/10.1026/0033-3042/a000589

Die Deutsche Gesellschaft für Psychologie (DGPs) hat sich zum Ziel gestellt, die Instrumentalisierung der Psychologie in der DDR aufzuarbeiten und das eigene Fachpublikum sowie die interessierte allgemeine Öffentlichkeit darüber zu informieren. Die von ihr eingesetzte Historische Kommission hat dafür eine Reihe von zeithistorischen, wissenschaftstheoretischen und ethischen Analysen zur Thematik zusammengestellt, die zum einen den Forschungsstand zur Bedeutung der Psychologie in der DDR-Gesellschaft, zum anderen aber auch neues Material und neue Perspektiven der historischen Analyse und Aufarbeitung der Rolle der Psychologie bei der Bereitstellung von Herrschaftstechniken vorstellen. Die Analyse der vielfältigen Verflechtungen von Politik, Repression und Wissenschaft in der DDR wirft ethische und wissenschaftshistorische Fragen auf, die auch die gegenwärtige psychologische Forschung und Praxis betreffen und über den historischen Kontext der DDR weit hinausgehen. Es wurde deutlich, dass das Verhältnis von Wissenschaft, Politik und Ethik einer wiederholten, kritischen Überprüfung bedarf, die auch innerhalb der eigenen Fachdisziplin regelmäßig zu führen ist.

Hintergrund

Konzepte wie Zersetzung, Kompromittierung, Aufbau vertraulicher Scheinverhältnisse und Feindbildpflege wurden von Psychologen1 in den Diensten des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS oder Stasi) der DDR gelehrt und untersucht. Zugleich wurde das Psychologiestudium politisch reglementiert, was beinhaltete, dass einerseits politisch Andersdenkende disziplinarisch vom Studium relegiert wurden und andererseits über Jahrzehnte Angehörige des MfS getarnt Psychologie studierten. Diesen und weiteren Verstrickungen der Psychologie mit dem SED-Staat wurden nach 1989 nur wenig Beachtung geschenkt. Stattdessen wurden vornehmlich Prozesse des Elitenwechsels und der Leistungsfähigkeit der Psychologie im Wissenschaftsbetrieb der DDR analysiert (Ash, 1995a und b; Busse, 1996; Schönpflug & Lüer, 2011).

Vor dem Hintergrund der Einsetzung eines Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen im Oktober 1990, der Einrichtung zweier Enquete-Kommissionen zur Aufarbeitung der SED-Diktatur durch den Deutschen Bundestag von 1992 bis 1998 sowie der Umwandlung ehemaliger Untersuchungshaftanstalten des MfS in Gedenkstätten gab es in den 1990er und 2000er Jahren erste Beiträge zur Aufarbeitung innerhalb der Psychologie (Behnke & Fuchs, 1995; Richter, 2001). Diese erste Welle der historischen Aufarbeitung der Geschichte der Psychologie in der DDR ebbte jedoch bald wieder ab, was in der Retrospektive umso erstaunlicher erscheint, da die langfristigen, psychischen Folgen von Repression, Haft und Zersetzung in der klinisch-therapeutischen Praxis noch lange nach 1989 zu beobachten waren (Maercker, 1999; Trobisch-Lütge & Bomberg, 2006). Vielleicht auch deshalb wurde der Prozess der Auseinandersetzung mit dem Erbe der DDR innerhalb der Psychiatrie und Psychoanalyse, unter anderem im Rahmen von mehreren Untersuchungskommissionen in den neuen Bundesländern, die sich der Frage nach dem politischem Missbrauchspotential der Psychiatrie in der DDR widmeten, noch länger und intensiver fortgeführt als in der akademischen Psychologie (Geyer, 2011; Lockot, 2007; Süß, 1999a; Simon, 2009).

Um die Mitte der 2010er Jahre hin gab es im internationalen Rahmen neue Anlässe, die ethische Verantwortung der Psychologie neu zu überdenken: In den USA war die Mitwirkung von zwei Psychologen bei der Entwicklung und Anwendung von Foltermethoden im Rahmen von Verhören in der Öffentlichkeit bekannt geworden. In weiterer Folge musste der Vorstand der American Psychological Association (APA) zurücktreten (Hoffman et al., 2015). Dies führte zu einer breiten Diskussion um die moralische Verpflichtung der Psychologie und ihre berufsethischen Prinzipien (Aalbers & Theo, 2017; Michels & Wieser, 2018). Wenige Jahre später kam es in Verbindung mit dem britischen Datenanalyse-Unternehmen Cambridge Analytica zu einem weiteren politischen Skandal mit psychologischer Beteiligung. In diesem Fall handelte es sich um den Einsatz psychologischen Wissens zur getarnten Manipulation und Steuerung politischen Wahlverhaltens. Unter Heranziehung von Modellen aus der Persönlichkeitspsychologie sowie großer Mengen an digitalen Persönlichkeitsprofilen wurden unter Beteiligung eines US-Amerikanischen Psychologen mittels „Microtargeting“ automatisiert personalisierte Formen der Wahlwerbung entwickelt (Grassegger & Krogerus, 2018; Kozlowska, 2018).

Aufgrund dieser internationalen Entwicklungen entstand auch in Deutschland bei historisch interessierten Wissenschaftler_innen der Wunsch, die bislang nur kursorisch rekonstruierten Verflechtungen der Psychologie mit der SED und dem MfS erneut zu untersuchen. Nach einem initialen Symposium zur Thematik, welches auf dem Jubiläumskongress der DGPs 2016 in Leipzig stattfand, folgte im Jahr darauf die Einrichtung einer „Historischen Kommission zur Instrumentalisierung der Psychologie in der DDR“ durch die DGPs, um die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Thematik zu vertiefen. Ein interdisziplinärer Kreis von Vertreter_innen der Geschichtswissenschaft und Psychologie sollte zusammentreten, um neue Fragen und Perspektiven zu entwickeln, aber auch die bereits in den 1990er Jahren gesammelten Ergebnisse im Lichte der heutigen Debatten neu zu interpretieren (Maercker & Guski-Leinwand, 2018). Die Mitglieder der Kommission brachten ihre Vorerfahrung aus Arbeiten über die Geschichte des Ministeriums für Staatssicherheit (Gieseke, 2000, 2011), der Operativen Psychologie (Richter, 2001), aus klinischen Untersuchungen zur Traumatisierung durch politische Haft (Maercker, 1999), aus Forschungsarbeiten zur Psychologie im Nationalsozialismus (Guski-Leinwand, 2010, 2017; Wolfradt, 2011; Wolfradt, Billmann-Mahecha & Stock, 2017; Wieser, 2020a) und der Psychiatriegeschichte (Schmiedebach, 2013) sowie aus ihrer eigenen wissenschaftlichen Biographie in der DDR (Frindte, 1998) mit ein. Die Kommission nahm im Laufe des Jahres 2017 ihre Zusammenarbeit auf. Der folgende Kommissionsbericht fasst die zentralen Schlussfolgerungen dieser Kooperation zusammen und eröffnet abschließend weitere Perspektiven für zukünftige Forschungsarbeiten auf diesem Gebiet.

Der Missbrauch der Psychologie in der DDR: Der bisherige Forschungsstand

Die Kommission setzte sich zunächst mit der „Aufarbeitung des Missbrauchs der Psychologie im Rahmen der ‚operativen Psychologie‘ der Staatssicherheit der DDR“ auseinander, um einen Bericht für die Öffentlichkeitsarbeit innerhalb und ausserhalb der Psychologie zu erarbeiten, welcher die bereits vorliegenden Erkenntnisse zur Thematik einschließen, aber auch neue Forschungsergebnisse mit integrieren sollte.

Grundlage hierfür waren psychologische Vorarbeiten und Berichte zu Haft und Vernehmung, die teilweise bis in die Zeit der DDR zurückreichen. Schon Ende der 1970er Jahre hatte der Psychologiestudent und Schriftsteller Jürgen Fuchs (1950 – 1999) die gegen ihn in Gang gesetzte ‚Repressionsmaschinerie‘ durch die Partei und die Staatssicherheit eindringlich geschildert (Fuchs, 1977, 1978). Kurz nach der Abwicklung der Juristischen Hochschule des MfS in Potsdam-Golm veröffentlichte Fuchs einen ersten Band mit dem Titel „Psychologie, Opposition und Staatssicherheit“ (Fuchs, 1990). Er engagierte sich bis zu seinem frühen Tod für die Aufarbeitung der SED-Diktatur und der Rolle der Psychologie in der Staatssicherheit (Behnke & Fuchs, 1995)2. Aus diesem Kontext ergaben sich wichtige Fragen nach dem subjektiven Erleben, Versuchen der Bewältigung und den psychischen Folgen der schmerzhaften Erinnerungen an Vernehmung, Verurteilung und Haft – Fragen, die nicht nur historisch, sondern auch psychotherapeutisch von großer Relevanz sind (Plänkers et al., 2005).

Auch aus dem Feld der Psychiatrie gingen mehrere Untersuchungen zu ihrem potenziellen Missbrauch in der DDR hervor. In diesem Zusammenhang gerieten auch die geheimpolizeilichen Verflechtungen klinisch tätiger Psycholog_innen und Psychotherapeut_innen ins Blickfeld. Jedoch konnte bis dato kein Anhaltspunkt für einen systematischen politischen Missbrauch der Psychiatrie in der DDR nachgewiesen werden (Plog, 1995; Süss, 1999a; Geyer, 2011). Ausgehend von diesen Studien wurden auch Fragen bezüglich der (Teil–)‌Autonomie und den Handlungsspielräumen von Akteur_innen angesichts wiederholter Vereinnahmungsversuche von Partei und Staatssicherheit untersucht. Besonders an der Friedrich-Schiller-Universität Jena wurde diese Frage für die Sozialpsychologie eingehend behandelt (Böttcher, 2001; Eckardt, 1995; Dumont, 1999; Lenski, 2017). Ob und inwieweit sich diese Befunde auch auf andere Psychologische Institute oder Lehrstühle in der DDR übertragen lassen, wurde zu einer wichtigen Leitfrage der Kommissionstätigkeit.

Die bis dato materialreichste Studie zur Operativen Psychologie ging aus einer Dissertation im Fach Arbeits- und Organisationspsychologie an der TU Dresden hervor, die als Monografie „Die Operative Psychologie des Ministeriums für Staatssicherheit“ erschien (Richter, 2001). Richter stellte sehr ausführlich die grundlegende Funktion und Organisation des Lehrstuhls an der Juristischen Hochschule in Potsdam-Golm sowie dessen Lehrinhalte und Forschungsarbeiten dar. Damit in Verbindung stehen historische Arbeiten, die einzelne Praktiken der Staatssicherheit beleuchten, die auch für die Operative Psychologie relevant waren. So erarbeitete die Psychiaterin Süß (1999b) eine umfangreiche Studie zu den Zersetzungsmaßnahmen des MfS für die Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages. Pingel-Schliemann (2002) analysierte jene destruktiven Maßnahmen der Staatssicherheit, die auch für die Psychologen der Juristischen Hochschule von großem Interesse waren. Dazu kamen einige Fallstudien über weitere Berührungspunkte von Psychologie und Staatssicherheit (Müller-Enbergs, 2008, Passens, 2012, Spohr, 2015; Wieser, 2020b).

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass inzwischen eine Reihe von Arbeiten aus der Psychologie, den Geschichtswissenschaften und benachbarten Disziplinen publiziert worden sind, auf deren Grundlage die Frage nach der Funktion und Entwicklung der Operativen Psychologie heute neu zu stellen ist. Vor diesem Hintergrund wurde nicht nur die wissenschaftshistorische und ethische Bedeutsamkeit der Thematik für die Psychologie sichtbar, sondern auch der Anspruch einer zeitgemäßen, an wissenschaftshistorischen Standards orientierten Rekonstruktion der Entstehung und Entwicklung der Psychologie in der DDR.

Aufgabe war es nun zu untersuchen, mittels welcher Institutionen und in welchen Formen es ethisch problematische Verflechtungen zwischen der Psychologie als akademischer Disziplin und dem repressiven staatlichen Wirken in der DDR gekommen war. Den ersten Themenkomplex bildete daher die Herausarbeitung der Bedeutung der Psychologie und ihre Funktion in der DDR-Gesellschaft. In welchem Ausmaß konnten Freiräume für die Forschung und Lehre erhalten werden? Wie gestaltete sich das Verhältnis von pragmatischen und ideologischen Erwägungen in der SED-Wissenschaftspolitik, wie zum Beispiel sah der Beitrag der Psychologie zur Entwicklung einer ‚sozialistischen Gesellschaft‘ aus? Im zweiten Themenkomplex wurde der Lehrstuhl für „Operative Psychologie“ an der Juristischen Hochschule näher analysiert. Sowohl die Mitarbeiter des Lehrstuhls und die von ihnen gelehrten Inhalte, als auch die für die Psychologen interessierten Praktiken des Verhörs, der Zersetzung sowie die Führung von Inoffiziellen Mitarbeitern (IM) standen hierbei im Zentrum. Institutionell bildete der Lehrstuhl ein Scharnier zwischen der akademischen Psychologie in der DDR und der Staatssicherheit. Wie und welches psychologische Wissen jedoch genau von der Universität in den Geheimdienst integriert wurde, ist bis dato noch in weiten Bereichen unbekannt. Die genannten Fragen erforderten unterschiedliche, weiter unten näher zu erläuternde wissenschafts- und gesellschaftsgeschichtliche Forschungsperspektiven und -methoden, denen die Mitglieder der Kommission auf Grundlage publizierter und archivierter Quellen nachgingen. Von zentraler Bedeutung waren hierbei das Stasi-Unterlagen-Archiv, das Bundesarchiv sowie die Universitätsarchive in den neuen Bundesländern, aber auch Interviews mit Zeitzeug_innen aus der DDR.

Der dritte Themenkomplex bildete die offenen und verdeckten Verbindungen von Partei und Staatssicherheit mit der Psychologie und einigen ihrer Subdisziplinen (wie der Sozialpsychologie und der Forensischen Psychologie). Diese Verbindungen betreffen sowohl die Kooperation zwischen Psychologie und SED / MfS als auch verschiedene Repressionsmaßnahmen gegen Lehrende und Studierende an der Universität. Wie verhielten sich die offiziell verordneten Bekenntnisse zum Marxismus-Leninismus zum Lehr- und Forschungsbetrieb an Instituten?

Schließlich wurden in einem übergreifenden Themenkomplex historische und ethische Fragen zum Verhältnis von Wissenschaft und Politik diskutiert. Diese Fragen weisen, wie eingangs an internationalen Beispielen ausgeführt wurde, über den besonderen zeithistorischen Kontext DDR hinaus und berühren grundsätzliche ethische Prinzipien der psychologischen Forschung und Praxis.

Die Tätigkeit der Kommission hatte von Beginn an ein breites Publikum im Blick, um sowohl innerhalb der Psychologie, der Wissenschafts- und Zeitgeschichte als auch eine außeruniversitäre Öffentlichkeit auf die Thematik aufmerksam zu machen. Dafür wurde die Absicht verfolgt, einen Sammelband zu veröffentlichen, welcher die genannten Befunde der Kommissionsarbeit, aber auch einiger weniger externer Expert_innen, in kompakter Form vereinen sollte3. Psycholog_innen, aber auch eine breitere interessierte Öffentlichkeit sollte auf diesem Wege ein niederschwelliger Zugang zur Auseinandersetzung mit der Geschichte der Psychologie in der DDR eröffnet werden.

Zur gesellschaftspolitischen Bedeutung und Funktion der Psychologie in der DDR

Die Psychologie als eine Wissenschaft vom Erleben und Verhalten setzte unter den politischen Bedingungen eines sozialistischen Staates andere Forschungs- und Anwendungsschwerpunkte als die bundesrepublikanische Psychologie. In der DDR mit Fokus auf Kollektiv und Gesellschaft bewegte sich die Psychologie in einem Spannungsfeld: Sie sollte einerseits an der Gestaltung der sozialistischen Gesellschaft, im Besonderen der Herausbildung von sozialistischen Persönlichkeiten und Kollektiven aktiv mitwirken; andererseits wollte sie jenseits staatlicher Zugriffe den eigenen Techniken der individuellen Selbstentfaltung zum Nutzen aller Geltung verschaffen. So musste sie sich zur eigenen Legitimitäts- und Identitätsbestimmung ideologisch als neue Psychologie von der herkömmlichen „bürgerlichen Psychologie“ in der westlich-kapitalistischen Bundesrepublik abgrenzen. Die Psychologie wurde als sozialistische Disziplin somit Gegenstand der Wissenschaftspolitik der DDR und erfüllte verschiedene Funktionen: In den 1950er Jahren wurde allgemein eine „Wiederbeseelung der Psychologie“ diskutiert und mit ideologischen Bezügen ausgestattet (Schubart, 1952, S. 573). In der DDR wurde ihre Funktion darin gesehen, „Leben umzugestalten“ (Bibliothek des Lehrers, 1960, S. 23), zur „Entwicklung des sozialistischen Bewusstseins“ beizutragen (Ulbricht, 1968, S. 17). Zentral war der Fokus der SED auf die „psychologische Manipulation der Massen“ der BRD (Ulbricht, 1968, S. 19) und auf „psychologische Kriegsführung“ (Hager, 1968, S. 13). Ab Mitte der 1960er Jahre wurde die Psychologie als „gesellschaftliche Produktivkraft“ (Straub, 1965, S. 12) ausgerichtet, um die Funktion zu erfüllen, dass „die Reserven, die in der Individualität stecken, genutzt werden“ (Ihlefeld, 1975, S. 655). „Der Psychologe (…) vermag den Wirkungsgrad des subjektiven Faktors, die gesellschaftliche Effektivität von Persönlichkeiten und Kollektiven beträchtlich zu erhöhen (…)“ (Thur, 1982, S. 63). Wo dies nicht gelang, konnte es als Versagen des Individuums betrachtet und dieses entsprechend politisch kontrolliert und sanktioniert werden.

Die ideologischen und ökonomischen Anforderungen der SED an die Wissenschaften und die ihnen gegenüberstehenden gesellschaftlichen Realitäten (Friedensbewegungen, Mangelwirtschaft, Ausreisewelle) erzeugten vor allem in den 1980er Jahren eine wachsende Spannungssituation an den Universitäten. Die Psychologie reagierte unter anderem mit der Ausdifferenzierung lokaler Schwerpunktsetzungen in der Arbeitspsychologie (Dresden), der Klinischen und Pädagogischen Psychologie (Leipzig), der Sozialpsychologie (Jena) sowie der Klinischen und Allgemeinen Psychologie (Berlin). Erste Überblicksarbeiten legen jedoch nahe, dass der akademischen Psychologie aus Sicht der der DDR-Staatsführung beim Aufbau des Sozialismus nicht immer die gesellschaftspolitische Relevanz zukam, die ihr die Akteure und Psycholog_innen an den Universitäten zubilligen wollten (Busse, 1996, 2004; Dumont, 1999; Schönpflug & Lüer, 2011).

Psychologie im Kontext der politischen Repression in der DDR

Über die vier Jahrzehnte der Existenz der DDR waren die repressiven Wirkungen der kommunistischen Parteienherrschaft für weite Teile der Bevölkerung leidvoll zu erfahren. Dazu gehörten viele unterschiedlichste Formen der Unrechtsgewalt, wie Enteignungen, öffentliche Demütigungen, Inhaftierungen, Schauprozesse, Hinrichtungen (in den 1950er Jahren), Bespitzelungen, Ausbildungs- und Berufsverbote, Zwangsadoptionen, Zwangsabschiebungen, Ausbürgerungen oder systematische Verunsicherungen und Unterwanderung von als „staatsfeindlich“ gebrandmarkten Gruppen („Zersetzung“). Das im Auftrag der SED operierende Herrschaftsinstrument, das Ministerium für Staatssicherheit, bildete eine Mischung aus Nachrichtendienst, Geheimpolizei mit eigenem Gefängnissystem und einer wachsenden Reihe weiterer Subeinheiten zur Erfüllung ihres Auftrages als „Schild und Schwert“ der SED. Dessen langjähriger Minister Erich Mielke gehörte zum engsten Machtzirkel der SED-Führung und war seit 1976 Mitglied des Politbüros (Gieseke, 2011). Zeithistorisch und politologisch kann man die Entwicklungen im Zeitverlauf grob folgendermassen charakterisieren: Von den „harten“ Praktiken zur Zeit des Stalinismus führte die Entwicklung der geheimdienstlichen Praktiken über den Versuch ihrer Modernisierung zwischen Mauerbau, Entspannungspolitik und KSZE-Prozess bis zu den Erosionserscheinungen während der 1980er Jahre (Ansorg, Gehrke, Klein & Kneipp, 2009; Raschka, 2001). Im Einzelfall bleibt zu klären, inwieweit die Psychologie als Wissenschaftsdisziplin oder vielmehr allgemeine „psychologisierte“ Sozial- und Herrschaftstechniken dem repressiven Handeln der kommunistischen Partei und ihres Geheimdienstes zugearbeitet hatten (vgl. Guski-Leinwand, Muscas & Nussmann, 2020).

Der Begriff „Operative Psychologie“ stammte – dies zeigten die frühen Strukturuntersuchungen der 1990er Jahre – aus dem Lehrprogramm der MfS-eigenen Juristischen Hochschule in Potsdam. Dort war im Zuge des Ausbaus der geheimdienstinternen Aus- und Fortbildung 1965 ein eigener Lehrstuhl unter dieser Bezeichnung gebildet worden (Förster, 1996; 1998). Als Dozenten waren dort zunächst Autodidakten tätig, doch in der zweiten Hälfte der 1960er und der ersten Hälfte der 1970er kamen auch MfS-Mitarbeiter hinzu, die an den öffentlichen Universitäten ein Psychologiestudium durchlaufen hatten. Zur Ausbildungspraxis gehörte fortan auch die Erarbeitung von Diplom- und Fachschularbeiten zu psychologischen Themen wie der Führung und Leitung von MfS-Mitarbeitern, der Rekrutierung und Führung von IM oder Techniken des Verhörs. Offiziell führten die Absolventen die Titel von Fachschul- bzw. Diplomjuristen. Tatsächlich handelte es sich bei dem Studium an der Juristischen Hochschule um eine vor allem praxisorientierte und stark ideologisierte Form der geheimpolizeilichen Ausbildung. Die geheime Ausbildungspraxis hob stets ihre „Wissenschaftlichkeit“ hervor – was in der Aufarbeitung der 1990er Jahre die Befürchtung weckte, dort wären aufwändige, auch experimentelle psychologische Verfahren erprobt worden. Die Untersuchungen von Süß (1999a) und Richter (2001) haben gezeigt, dass das fachliche Niveau der am Lehrstuhl für Operativen Psychologie angefertigten Arbeiten jedoch insgesamt bescheiden war. Dieses Bild hat sich in der weiteren Forschung im Großen und Ganzen bestätigt, bedarf aber noch der weiteren Ergänzung.

Das Verhältnis von Operativer Psychologie und der Praxis des Ministeriums für Staatssicherhlkeit stellt bis heute eines der kontroversesten Diskussionspunkte im thematischen Kontext von Psychologie und Repression in der DDR dar. Die Einschätzungen bezüglich der Reichweite und Wirkungskraft psychologischen Wissens im MfS gehen in der Literatur weit auseinander. Auf der einen Seite steht das Schreckensbild der Allmacht des psychologischen Terrors durch das MfS, dessen Wirkung sich im Besonderen in der Praxis der Vernehmung und „Zersetzung“ entfaltet hätte (Pingel-Schliemann, 2002). Dem gegenüber stehen Analysen, welche die Oberflächlichkeit und Banalität des operativ-psychologischen Schrifttums herausstreichen (Gieseke, 2004; Richter, 2001). Eine Möglichkeit, das Verhältnis von Operativer Psychologie und der Praxis der Hauptamtlichen Mitarbeiter näher zu beleuchten, stellt der Fokus auf spezifische Aspekte der geheimdienstlichen Praxis dar, die in den im Stasi-Unterlagen-Archiv aufbewahrten Schulungsheften, Diplomarbeiten und Dissertationen des Lehrstuhls behandelt werden. „Steuerungsprobleme“ in der IM-Arbeit werden in den Schulungsheften und Forschungsarbeiten der Juristischen Hochschule im Rahmen einer psychologisch angeleiteten „Fehleranalyse“ der Kommunikation zwischen Führungsoffizier und IM behandelt, um die Effektivität ihrer konspirativen „Zusammenarbeit“ zu erhöhen. Aus diesem Blickwinkel ergibt sich nicht nur ein möglicher Anschluss zu der von Kowalczuk geforderten „historischen IM-Forschung“ (Kowalczuk , 2013, S. 236), sondern auch die Eröffnung neuer Perspektiven der historischen Aufarbeitung jenseits einer Dämonisierung oder Banalisierung der Operativen Psychologie.

Akademische Psychologie und Staatssicherheit

Ein Beispiel für die Verschränkung von Psychologie und Staatssicherheit stellt die damalige Sektion Psychologie an der Friedrich-Schiller-Universität (FSU) Jena dar. Für Hans Hiebsch (1922 – 1990), der gemeinsam mit Manfred Vorwerg (1933 – 1989) ab 1962 eine „marxistische Sozialpsychologie“ in Jena institutionalisierte, waren die „Grundanliegen des sozialistischen Humanismus“ ein „kategorischer Imperativ […] der es überhaupt erst rechtfertigt, Psychologie zu treiben“ (Hiebsch, 1973, S. 22). An diesem Imperativ scheiterten allerdings all jene, die mangels „ideologischer Festigkeit“ sich nicht nur auf die marxistisch-leninistischen Leitlinien der SED berufen wollten, sondern eine allgemeine Menschlichkeit im Umgang miteinander und in Ausübung ihrer psychologischen Arbeit für wichtiger hielten. Wissenschaftliche Mitarbeiter, Absolvent_innen und Studierende der Psychologie verloren ihre Anstellungen bzw. ihre Immatrikulation, ihre genaue Zahl ist bis dato noch unbekannt. Belegt ist hingegen, dass einige von der Staatssicherheit der DDR überwacht, verfolgt und verhaftet wurden, wie beispielsweise der kurz vor seinem Studienabschluss in Jena exmatrikulierte Jürgen Fuchs.

Die Verflechtung der DDR-Sozialpsychologie mit der Staatssicherheit hatte viele Facetten, um nur einige Beispiele aus dem Psychologischen Institut in Jena zu nennen: In Jena saßen hauptamtliche und inoffizielle Mitarbeiter_innen der Staatssicherheit in den Lehrveranstaltungen zur Sozialpsychologie (teils gemeinsam mit ihren späteren Opfern) und ließen sich anschließend an der Juristischen Hochschule Potsdam-Golm aus- und weiterbilden oder waren gar selbst als am Lehrstuhl für Operative Psychologie tätig. Nach Dumont (1999, S. 164) wurden zwischen 1960 und 1989 fünf von 87 Mitarbeiter_innen am Psychologischen Institut der FSU Jena und eine vermutlich deutlich darüber liegende Anzahl von Psychologiestudierenden als IM geführt. Unter den angeführten Institutsmitgliedern befanden sich unter anderem Manfred Vorwerg, der 1975 von Jena an die Universität Leipzig wechselte, oder auch Peter Schulze, der als IM „Hans Schindler“ im Rahmen des Operativen Vorgangs „Pegasus“ u. a. Jürgen Fuchs bespitzelte und dafür vom MfS ausgezeichnet wurde (Fuchs, 1994). Ein Nachweis, dass auch Hans Hiebsch als IM tätig war, konnte bis dato nicht erbracht werden. Allerdings beteiligte er sich an der Erarbeitung des Ausbildungskanons der Operativen Psychologie und erhielt 1970 für „seine Verdienste bei der Qualifizierung von Mitarbeitern des MfS“ die „Ehrennadel“ der Staatssicherheit (Lenski, 2021, Anm. 69). Enge Verflechtungen zwischen Forschungsprojekten der Jenaer Sozialpsychologie und den Interessen, Zielen und Handlungsweisen des MfS bzw. der Sicherheitsorgane gab es ebenfalls im Kontext von Forschungen und Trainings zur Einstellungs- und Verhaltensänderung oder im Umgang mit der „Gruppenkriminalität Jugendlicher“.

Die hehren Absichten und Ziele einer humanistisch ausgerichteten Sozialpsychologie scheiterten nicht nur an scheinbar „fremden“ Verhältnissen, sondern an der selbstverschuldeten Verquickung mit einem diktatorischen Regime. Die Orientierung auf das sozialistische Menschenbild mit seinem Anspruch auf Unterordnung unter die herrschenden Normen bestimmte auch die Etablierung der Sozialpsychologie als Wissenschaft in der DDR.

Eine paradigmatische Verflechtung von Wissenschaft und ‚Sicherheitsorganen‘ der DDR nahmen die Fächer Forensische und Kriminalistische Psychologie am Fachbereich („Sektion“) Kriminalistik der Humboldt-Universität ein. Dieser Fachbereich wurde 1968 geschaffen und diente ausschliesslich der Ausbildung der ‚Sicherheitsorgane‘ der Staatssicherheit sowie im Innenministerium und der Zollverwaltung, mit einem hohen Personalanteil von einem Drittel an „Offizieren im besonderen Einsatz“ der Staatssicherheit. Arbeitsinhalte des Lehrstuhls war insbesondere die Erstellung von Gutachten für das MfS und die Polizei, u. a. eine grosse Anzahl an Schuldfähigkeitsgutachten Jugendlicher, die laut einer Aktennotiz des MfS selbstredend als Gefälligkeitsgutachten zugunsten der Staatssicherheit eingeschätzt wurden (Freese & Maercker, 2021, Anm. 25). Zudem war der Lehrstuhl an der Entwicklung von Verhörmethoden im Rahmen der Aussagepsychologie beteiligt, für die die ‚Sicherheitsorgane‘ einschliesslich des MfS Aufträge vergeben hatten. Die Etablierung der Forensischen und parallel der Kriminalistischen Psychologie war von Abgrenzungs- und Positionskämpfen geprägt. Der Lehrstuhlinhaber für Forensische Psychologie Reiner Werner wurde in einem Klima wechselseitiger Denunziationen sehr bald wieder seiner Position enthoben, blieb aber als Dozierender aufgrund der Fürsprache aus dem SED-Parteiapparat sowie reger Gutachtertätigkeit für die Staatssicherheit weiter an der Fachrichtung angestellt (Freese & Maercker, 2021, Anm. 46). Der 1990 aufgelöste Fachbereich und seine Professuren können als ein Beispiel dafür stehen, wie wichtig die Legitimation von universitären Strukturen und der Streit über die Ressourcenallokationen im DDR-Wissenschaftssystem waren, aber auch für die Potentiale, die sich für die Wissenschaften eröffneten, wenn sie sich zur Kooperation mit der Staatsmacht bereit zeigte. Dass die wissenschaftliche Produktivität (im Sinne von Fachveröffentlichungen, Forschungsprojekten und -ergebnissen) in der Forensischen Psychologie an der Humboldt-Universität gering ausfiel, ist kein Widerspruch zu diesem Befund, sondern belegt vielmehr, dass die Funktion dieser Disziplin fundamental auf die praktischen Bedürfnisse der Sicherheitsorgane ausgerichtet war.

Diskussion

Zur historischen Einordnung der Operativen Psychologie und möglicher weiterer Einsatzfelder psychologischen Wissens zum Zwecke der politischen Repression in der kommunistischen Diktatur ist eine Kenntnis des spezifischen Kontexts der DDR in seiner historischen Entwicklung notwendig (Engelmann, 1999; Gieseke, 2011). Stalinistische Repressionsmaßnahmen der 1950er Jahre basierten hauptsächlich auf der offenen Anwendung oder Androhung direkter Gewalt, beispielsweise in der Haft, während der Verhöre oder auch in öffentlichen Schauprozessen. Psychologisches Wissen spielte hier eine untergeordnete Rolle. Nach dem Mauerbau und der Entspannungspolitik veränderte der SED-Staat im Laufe der 1960er Jahre seine Herrschaftsstrategie, um sich vor drohenden Sanktionen aus dem Westen zu schützen. An die Stelle physischer Folter traten im Zuge der Transformation der Herrschaftspraxis der SED und des MfS (Lindenberger, 1999) in psychische Druckmittel, etwa im Rahmen von Verhören (Passens, 2012; Spohr 2015) oder Maßnahmen der „Zersetzung“ (Pingel-Schliemann, 2002). Zugleich wuchs die Staatssicherheit zu einem (gemessen an der Bevölkerungszahl) einmaligen Überwachungsapparat, insbesondere durch die breite Anwerbung von IM. Mit diesem Wandel ging eine Orientierung an (im weitesten Sinne) „wissenschaftliche“ Methoden einher. Diese Entwicklung lag durchaus im „Trend“ der zeitgenössischen Polizei- und Geheimdienstarbeit, auch auf der anderen Seite des Eisernen Vorhangs (McCoy, 2006), sie entfaltete aber aufgrund der fehlenden rechtsstaatlichen Beschränkungen und dem exorbitanten Ausbau des Stasi-Apparates auf bis zu 91.000 Mitarbeiter (Gieseke, 2000) und bis zu doppelt so viele Inoffiziellen Mitarbeiter (Müller-Enbergs, 2008) eine eigene Dynamik. Mit der zunehmend globalisierten Menschenrechtsdebatte und der schrittweisen Öffnung der DDR zum Westen kam seit Mitte der 1970er Jahre eine defensive Komponente hinzu: Im Rahmen der „operativen“ Zersetzungsmaßnahmen sollten skandalträchtige Verhaftungen und Prozesse vermieden werden, indem Misstrauen und Konkurrenzbeziehungen in Freundeskreisen, Ehen und Familien geschürt wurden, Informationen zur Kriminalisierung beschaffen und die „Zerschlagung“ oppositioneller Gruppen herbeigeführt werden. Diese Strategien sollten zur Stabilisierung des Systems dienen, konnten dessen Zusammenbruch aber nicht verhindern. Bis heute prägen sie maßgeblich das öffentliche Bild von den fast schon sprichwörtlichen „Stasi-Methoden“ der Operativen Psychologie (Gieseke, 2004).

Ein weiterer wichtiger Aspekt der Kommissionsarbeit betrifft die Frage nach der Wissenschaftlichkeit der Operativen Psychologie. Hierbei kamen einige Studien (Ash, 1995b; Richter, 2001; Gieseke 2004) zur Einschätzung, dass wichtige Kriterien für wissenschaftliche Arbeiten nur in sehr geringem Maße erfüllt waren. Das von Ash (2002) entworfene Konzept, das die Verschränkung von Politik und Wissenschaft als einen Austausch von Ressourcen bezeichnet, schaffte eine fruchtbare Perspektiverweiterung. Obwohl sich Wissenschaft an bestimmten normativen Kriterien, wie methodischer Transparenz, Überprüfbarkeit u. a. orientiert, kam es, nicht zuletzt durch die Ausrichtung der Lehre und Forschung an der Juristischen Hochschule an den Vorgaben des MfS und der SED vielfach zu „schlechter“ Wissenschaft (Ash, 1995b). Kontrollmechanismen, die im modernen Wissenschaftsbetrieb etabliert wurden, wie z. B. wissenschaftsöffentliche Diskussionen und Begutachtungsverfahren, fehlten hier. Die in den Dissertationen aus dem Gebiet der Operativen Psychologie abgehandelten Themen befassten sich vorrangig mit Binnenproblemen des MfS oder waren an der Zersetzung von „Feinden“ ausgerichtet (Förster, 1997). Die konspirativen Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter des Lehrstuhls für Operative Psychologie erzwangen eine Abkopplung von der wissenschaftlichen psychologischen Gemeinschaft. Die berufsethische Einbindung der Operativen Psychologie wurde durch eine „sozialistische“ Ethik, nämlich als „Schild und Schwert“ der Partei zu dienen, ersetzt. Die Operative Psychologie erweist sich aus dieser Perspektive weniger als wissenschaftliche Disziplin, sondern eher als eine mit besonderen Schulungsaufgaben beauftragte Lehr- und Forschungsaktivität des MfS, deren personelle, theoretischen und praktischen Ressourcen aber auch aus der akademischen Psychologie entnommen wurden.

Das Konzept der „Sozialtechnik“ (Berghoff, 2007) beschreibt die Anwendung von verhaltenswissenschaftlichen, insbesondere psychologischen und soziologischen Praktiken zur Beherrschung oder Beeinflussung des sozialen Lebens. Das von der Operativen Psychologie benutze „sozialtechnische“ Wissen befasste sich mit der Optimierung des Überwachungsapparates und der Zersetzung von sozialen Beziehungen. Das Hochschulfach „Operative Psychologie“ hätte dann in wissenschaftlicher Verkleidung die Fertigungsvoraussetzung für diese „Sozialtechniken“ im Kontext des MfS geschaffen.

Bezüglich einer ethischen Perspektive bleibt nach Dörre (2021) trotz aller Fragezeichen um die tatsächliche Wirksamkeit der Operativen Psychologie in der Praxis des MfS die Problematik bestehen, dass innerhalb der deutschsprachigen Psychologie nach 1989 kaum Konsequenzen in Bezug auf die Ethik der psychologischen Forschung und Praxis gezogen wurden. Auf Grund des Fehlens ernsthafter, breiter psychologieethischer Debatten, die nicht nur die Operative Psychologie, sondern auch die Rolle der gesamten DDR-Psychologie betreffen, und entsprechender Lehrbücher, die im Unterricht eingesetzt werden könnten, plädiert Dörre (2021, S. 217) für die Etablierung einer konsequenten Historisierung ethischer Prinzipien im Kontext der Psychologie des 20. Jahrhunderts. Deren Nutzen sieht Dörre in der Einübung von Empathie, des kontextspezifischen Urteilsvermögens und der Steigerung einer Fähigkeit zur Begründung und situationsspezifischen Anpassung berufsethischer Prinzipien im Kontext der Psychologie.

Abschliessend soll eine übergreifende Einordnung der Instrumentalisierungs- bzw. Missbrauchsproblematik der Psychologie bei staatlichen Repressionsmaßnahmen vorgenommen werden. Koch (2021) führte hierzu einige Argumentationslinien zusammen, die sich aus der Geschichte der akademischen Psychologie und insbesondere der einschlägigen Kommuniqués der Präsident_innen der American Psychological Association ergaben. Besondere Berücksichtigung fand dabei, wie die Auseinandersetzung mit der Geschichte der eigenen Disziplin zu ethisch reflektiertem Handeln beitragen könne. Demnach ist eine Thematisierung der Frage nach dem zerstörerischen Potential der Psychologie, wie es auch im Zuge des sogenannten „War on Terror“ von Psychologen im Auftrag der CIA wieder in Erscheinung kam (Aalbers & Teo, 2017), auch heute dringend erforderlich. Dies ist in der Psychologie besonders relevant, da Menschen nicht nur Gegenstand dieser Disziplin sind, sondern auch die primäre Quelle zur Wissensakkumulation. Dem Problem des postmodernen moralischen Relativismus, dessen Existenz auch unsere Disziplin zur Kenntnis nehmen muss, kann dadurch begegnet werden, indem inklusive Diskussionsprozesse mit Akteur_innen und Betroffenen psychologischer Maßnahmen geführt werden. Neben der Frage der moralischen Begründung psychologischer Praxis und ihrer historischen Herleitung soll damit auch jeweils auf aktuelle Erfahrungszusammenhänge zurückgegriffen werden und auch Fragen nach ähnlichen Vorgängen in heute noch existierenden Geheimdiensten eröffnet werden.

Mit der Etablierung einer Historischen Kommission durch die DGPs bekennt sich die akademische Psychologie zu einem dunklen Kapitel ihrer Geschichte in Deutschland. Die Aufarbeitung der Rolle der Psychologie in der staatlichen Repressionspolitik der DDR macht das Leiden der Opfer sichtbarer, die oft ohne oder nur geringfügigen materiellen Ausgleich die Konsequenzen ihrer häufig langjährigen psychischen Tortur tragen mussten. Nach der Buchpublikation sind die Vorstellung der Ergebnisse auf Tagungen und die Weiterführung von Forschungsprojekten geplant. Im Rahmen des Forschungsverbunds „Seelenarbeit im Sozialismus – SiSaP“ (2019 – 2022) leitet Susanne Guski-Leinwand das BMBF-Teilprojekt „Psychologie unter politischem Diktat und Justiz“ an der FH Dortmund (Förderkennzeichen 01UJ1908BY). An der Sigmund Freud Privatuniversität Berlin leitet Martin Wieser ein vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung gefördertes Projekt über „Theorie, Praxis und Konsequenzen der Operativen Psychologie“ (Projektnummer P 33103). Diese Forschungsprojekte führen die Tätigkeit der Kommission weiter und geben Anlass zur Hoffnung, dass durch das jüngste Wiederaufleben dieses Forschungsthemas ein breiter Prozess der fachlichen historischen Aufarbeitung angestoßen werden konnte. Weitere, darüber hinausgehende Fragen, wie die Reglementierungen von Psychologiestudierenden, einschliesslich der politisch motivierten Zulassungsbeschränkungen, der Relegationspraxis und der „Delegation“ von Mitarbeitern des MfS zum Psychologiestudium (Jork & Knoblauch, 2017; Morgner, 2010) und auch die Frage nach Gemeinsamkeiten und Differenzen zwischen der Psychologie zu anderen Wissenschaften in der DDR und auch in anderen Diktaturen bleiben vorerst zukünftigen Forschungsprojekten vorbehalten.

Literatur

  • Aalbers, D. & Teo, T. (2017). The American Psychological Association and the torture complex: A phenomenology of the banality and workings of bureaucracy. Journal für Psychologie, 25 (1), 179 – 204. First citation in articleGoogle Scholar

  • Ansorg, L., Gehrke, B., Klein, T. & Kneipp, D. (Hrsg.). (2009). »Das Land ist still – noch!« Herrschaftswandel und politische Gegnerschaft in der DDR (1971 – 1989). Köln: Böhlau. First citation in articleGoogle Scholar

  • Ash, M. (1995). a). Übertragungsschwierigkeiten: Kurt Gottschaldt und die Psychologie in der Sowjetischen Besatzungszone und in der Deutschen Demokratischen Republik. In S. JaegerI. StäubleL. SprungH.-P. Brauns (Hrsg.), Psychologie im soziokulturellen Wandel – Kontinuitäten und Diskontinuitäten (S. 286 – 294). Frankfurt a. M.: Peter Lang. First citation in articleGoogle Scholar

  • Ash, M. (1995). b). Wissenschaftshistorische Stellungnahme zur operativen Psychologie. In K. BehnkeJ. Fuchs (Hrsg.), Zersetzung der Seele. Psychologie und Psychiatrie im Dienste der Staatssicherheit (S. 214 – 225). Hamburg: Rotbuch. First citation in articleGoogle Scholar

  • Ash, M. G. (2002). Wissenschaft und Politik als Ressourcen füreinander. In R. vom BruchB. Kaderas (Hrsg.), Wissenschaften und Wissenschaftspolitik. Bestandsaufnahmen zu Formationen, Brüchen und Kontinuitäten im Deutschland des 20. Jahrhunderts (S. 32 – 51). Stuttgart: Steiner. First citation in articleGoogle Scholar

  • Behnke, K. & Fuchs, J. (Hrsg.). (1995). Zersetzung der Seele. Psychologie und Psychiatrie im Dienste der Staatssicherheit. Hamburg: Rotbuch. First citation in articleGoogle Scholar

  • Berghoff, H. (2007). Marketing im 20. Jahrhundert. Absatzinstrument – Management-philosophie – universelle Sozialtechnik. In H. Berghoff (Hrsg.), Marketinggeschichte. Die Genese einer modernen Sozialtechnik (S. 11 – 58). Frankfurt a. M.: Campus. First citation in articleGoogle Scholar

  • Bibliothek des Lehrers. (1960). Psychologie. Abteilung I, Grundlagen der sozialistischen Pädagogik. Die Aufgaben der Psychologie (ohne Autor). (S. 22 – 25). Berlin: Volk und Wissen. First citation in articleGoogle Scholar

  • Böttcher, H. R. (2001). Verstrickt ins 20. Jahrhundert. Bucha / Jena: Quartus. First citation in articleGoogle Scholar

  • Busse, S. (1996). Psychologie im Real-Sozialismus. DDR-Psychologen im Interview. Pfaffenweiler: Centaurus. First citation in articleGoogle Scholar

  • Busse, S. (2004). Psychologie in der DDR. Weinheim: Beltz. First citation in articleGoogle Scholar

  • Dörre, S. (2021). Psychologieethik als historischer Gegenstand – das Beispiel der Operativen Psychologie in der DDR. In A. MaerckerJ. Gieseke (Hrsg.), Psychologie als Instrument der SED-Diktatur (S. 205 – 220). Bern: Hogrefe. First citation in articleGoogle Scholar

  • Dumont, K. (1999). Die Sozialpsychologie der DDR. Eine wissenschaftshistorische Untersuchung. Frankfurt a. M.: Peter Lang. First citation in articleGoogle Scholar

  • Eckardt, G. (1995). „Meinungsstreit“ als Mittel politisch-ideologischer Reglementierung der Psychologie in der ehemaligen DDR: Eine Fallstudie. In S. JaegerI. StaeubleL. SprungH.-P. Brauns (Hrsg.), Psychologie im soziokulturellen Wandel – Kontinuitäten und Diskontinuitäten (S. 151 – 158). Frankfurt a. M.: Peter Lang. First citation in articleGoogle Scholar

  • Engelmann, R. (1999). Funktionswandel der Staatssicherheit. In Ch. BoyerP. Skyba (Hrsg.), (Hrsg.), Repression und Wohlstandsversprechen. Zur Stabilisierung von Parteiherrschaft in der DDR und der ČSSR (S. 89 – 98). Dresden: Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung. First citation in articleGoogle Scholar

  • Förster, G. (1996). Die Juristische Hochschule des MfS (Anatomie der Staatssicherheit. MfS-Handbuch). Berlin: Der Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (BStU). First citation in articleGoogle Scholar

  • Förster, G. (1997). Die Dissertationen an der „Juristischen Hochschule“ des MfS: eine annotierte Bibliographie. Berlin: Der Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (BStU). Verfügbar unter: http://www.nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0292-97839421303569 First citation in articleGoogle Scholar

  • Förster, G. (1998). Bibliographie der Diplomarbeiten und Abschlußarbeiten an der Hochschule des MfS (Reihe A: Dokumente Nr. 1/1998). Berlin: Der Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (BStU). Verfügbar unter: http://www.nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0292-97839421303708 First citation in articleGoogle Scholar

  • Freese, A. & Maercker, A. (2021). Sicherheitsrelevante Psychologie unter Legende – die Forensische Psychologie an der Sektion Kriminalistik der Humboldt-Universität. In A. MaerckerJ. Gieseke (Hrsg.), Psychologie als Instrument der SED-Diktatur (S. 147 – 164). Bern: Hogrefe. First citation in articleGoogle Scholar

  • Frindte, W. (1998). Soziale Konstruktionen. Sozialpsychologische Vorlesungen. Opladen / Wiesbaden: Westdeutscher Verlag. First citation in articleCrossrefGoogle Scholar

  • Fuchs, J. (1977). Gedächtnisprotokolle. Reinbek: Rowohlt. First citation in articleGoogle Scholar

  • Fuchs, J. (1978). Vernehmungsprotokolle: November ’76 bis September ’77. Reinbek: Rowohlt. First citation in articleGoogle Scholar

  • Fuchs, J. (1990). „…und wann kommt der Hammer?“ Psychologie, Opposition und Staatssicherheit. Berlin: basisdruck. First citation in articleGoogle Scholar

  • Fuchs, J. (1994). Unter Nutzung der Angst. Die ”leise Form” des Terrors -Zersetzungsmaßnahmen des MfS. BF informiert 2/1994. Berlin: Der Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (BStU). First citation in articleGoogle Scholar

  • Geyer, M. (Hrsg.). (2011). Psychotherapie in Ostdeutschland. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht. First citation in articleCrossrefGoogle Scholar

  • Gieseke, J. (2000). Die hauptamtlichen Mitarbeiter der Staatssicherheit. Berlin: Links. First citation in articleGoogle Scholar

  • Gieseke, J. (2004). Zersetzung – Interpretationen und Kontroversen der Stasi-Historiographie am Beispiel einer geheimpolizeilichen Methode. In A. BensussanD. DakowskaN. Beaupré (Hrsg.), Die Überlieferung der Diktaturen. Beiträge zum Umgang mit Archiven der Geheimpolizei in Polen und Deutschland (S. 149 – 172). Essen: Klartext. First citation in articleGoogle Scholar

  • Gieseke, J. (2011). Die Stasi 1945 – 1990. München: Pantheon. First citation in articleGoogle Scholar

  • Grassegger, H. & Krogerus, M. (2018). „Ich habe nur gezeigt, dass es die Bombe gibt“. Psychologe Michal Kosinski weiss, wie man Menschen anhand ihres Facebook-Verhaltens analysiert. Online verfügbar unter: https://www.tagesanzeiger.ch/ausland/europa/diese-firma-weiss-was-sie-denken/story/17474918 First citation in articleGoogle Scholar

  • Guski-Leinwand, S. (2010). Wissenschaftsforschung zur Genese der Psychologie in Deutschland vom ausgehenden 19. Jahrhundert bis Mitte des 20. Jahrhunderts. Münster: LIT. First citation in articleGoogle Scholar

  • Guski-Leinwand, S. (2017). Psychologie und Totalitarismus: Die Abwendung vom Humanitätsgedanken in der Psychologie und die Folgen (ca. 1895 – 1945). Frankfurt a. M.: Peter Lang. First citation in articleCrossrefGoogle Scholar

  • Guski-Leinwand, S., Muscas, I. & Nussmann, H. (2020). Zersetzung und Operative Psychologie: Aspekte psychologischer Folter. Gerbergasse 18. Thüringer Vierteljahresschrift für Zeitgeschichte und Politik, 47 – 52. First citation in articleGoogle Scholar

  • Hager, K. (1968). Verschärfung des ideologischen Kampfes. In Die Aufgaben der Gesellschaftswissenschaften in unserer Zeit. Ref. Auf der 9. Tagung des ZK der SED, 22. bis 25. 10. 1968. Verschärfung des ideologischen Kampfes (S. 12 – 14). Berlin: Dietz. First citation in articleGoogle Scholar

  • Hiebsch, H. (1973). Perspektiven und Aufgaben der Psychologie in der entwickelten sozialistischen Gesellschaft. In H. HiebschL. Sprung (Hrsg.), Aufgaben, Perspektiven und methodologische Grundlagen der marxistischen Psychologie in der DDR. Berlin: Deutscher Verlag der Wissenschaften. First citation in articleGoogle Scholar

  • Hoffman, D. H., Carter, D. J., Lopez, C. R. V., Benziller, H. L., Guo, A. X., Latifi, S. Y. & Craig, D. C. (2015). Report to the Special Committee of the board of directors of the American Psychological Association: Independent review relating to APA ethics guidelines, national security interrogations, and torture. Chicago, IL: Sidley Austin LLP. Online verfügbar unter: http://www.apa.org/independent-review/APA-FINAL-Report-7.2.15.pdf First citation in articleGoogle Scholar

  • Ihlefeld, U. (1975). Die Individualität der Persönlichkeit und der pädagogische Prozeß. Pädagogik – Zeitschrift für Theorie und Praxis der sozialistischen Erziehung, 30, 646 – 655. First citation in articleGoogle Scholar

  • Jork, R. & Knoblauch, G. (2017). Zwischen Humor und Repression: Studieren in der DDR. Halle/S.: Mitteldeutscher Verlag. First citation in articleGoogle Scholar

  • Koch, U. (2021). Von, aus oder in der Auseinandersetzung mit der Geschichte lernen? Zum Verhältnis von Psychologiegeschichte und Professionsethik. In A. Maercker & J. Gieseke (Hrsg.). Psychologie als Instrument der SED-Diktatur (S. 221 – 245). Bern: Hogrefe. First citation in articleGoogle Scholar

  • Kozlowska, H. (2018). The Cambridge Analytica scandal affected 87 million people, Facebook says. Quartz. Verfügbar unter: https://qz.com/1245049/the-cambridge-analytica-scandal-affected-87-million-people-facebook-says/ First citation in articleGoogle Scholar

  • Kowalczuk, S.-I. (2013). 17. Juni 1953. München: C. H. Beck. First citation in articleCrossrefGoogle Scholar

  • Lenski, K. (2017). Geheime Kommunikationsräume? Die Staatssicherheit an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Frankfurt a. M.: Campus. First citation in articleGoogle Scholar

  • Lenski, K. (2021). Die Sozialpsychologie der DDR und die Staatssicherheit. In A. MaerckerJ. Gieseke (Hrsg.), Psychologie als Instrument der SED-Diktatur (S. 165 – 184). Bern: Hogrefe. First citation in articleGoogle Scholar

  • Lindenberger, T. (Hrsg.). (1999). Die Diktatur der Grenzen. Zur Einleitung. In: T. Lindenberger, Herrschaft und Eigen-Sinn in der Diktatur. Studien zur Gesellschaftsgeschichte der DDR (S. 13 – 43). Köln: Böhlau. First citation in articleGoogle Scholar

  • Lockot, R. (2007). Von den Anfängen der Psychoanalyse in Ostdeutschland bis zu ihrer ideologischen Vernichtung in der DDR in den 50er Jahren. Luzifer-Amor: Zeitschrift zur Geschichte der Psychoanalyse, 14 (27), 7 – 35. First citation in articleGoogle Scholar

  • Maercker, A. (1999). Lifespan psychological aspects of trauma and PTSD: Symptoms and psychosocial impairments. In: A. MaerckerM. SchützwohlZ. Solomon (Hrsg.), Posttraumatic stress disorder. A lifespan developmental perspective (S. 7 – 42). Seattle: Hogrefe & Huber. First citation in articleGoogle Scholar

  • Maercker, A. & Guski-Leinwand, S. (2018). Psychologists’ involvement in repressive “Stasi” Secret Police activities in former East Germany. International Perspectives in Psychology: Research, Practice, Consultation, 7 (2), 107 – 119. First citation in articleLinkGoogle Scholar

  • McCoy, A. (2006). A question of torture: CIA interrogation, from the cold war to the war on terror. New York: Henry Holt. First citation in articleGoogle Scholar

  • Michels, M. & Wieser, M. (2018). From Hohenschönhausen to Guantanamo Bay: Psychology’s role in the secret services of the GDR and the United States. Journal of the History of the Behavioral Sciences, 54 (1), 43 – 61. First citation in articleCrossrefGoogle Scholar

  • Morgner, M. (2010). In die Mühlen geraten: Porträts von politisch verfolgten Studenten der Friedrich Schiller-Universität Jena zwischen 1967 und 1984. Weimar: Wartburg. First citation in articleGoogle Scholar

  • Müller-Enbergs, H. (2008). Die inoffiziellen Mitarbeiter (MfS-Handbuch). Berlin: Der Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (BStU). First citation in articleGoogle Scholar

  • Passens, K. (2012). MfS-Untersuchungshaft. Funktionen und Entwicklung von 1971 bis 1989. Berlin: Lukas. First citation in articleGoogle Scholar

  • Pingel-Schliemann, S. (2002). Zersetzen. Strategie einer Diktatur (3. Aufl.). Berlin: Robert-Havemann-Stiftung. First citation in articleGoogle Scholar

  • Plänkers, T., Bahrke, U., Baltzer, M., Drees, L., Hiebsch, G., Schmidt, M. & Zautz, D. (2005). Seele und totalitärer Staat. Zur psychischen Erbschaft der DDR. Gießen: psychosozial. First citation in articleGoogle Scholar

  • Plog, U. (1995). Vertrauen ist gut. Über den Mißbrauch der Psychiatrie durch den Staatssicherheitsdienst der DDR. In K. BehnkeJ. Fuchs (Hrsg.), Zersetzung der Seele. Psychologie und Psychiatrie im Dienste der Staatssicherheit (S. 284 – 295). Hamburg: Rotbuch. First citation in articleGoogle Scholar

  • Raschka, J. (2001). Zwischen Überwachung und Repression. Politische Verfolgung in der DDR 1971 bis 1989. Wiesbaden: Springer. First citation in articleCrossrefGoogle Scholar

  • Richter, H. (2001). Die operative Psychologie des Ministeriums für Staatssicherheit. Frankfurt a. M.: Mabuse. First citation in articleGoogle Scholar

  • Schmiedebach, H.-P. (2013). Aufklärung, Wahrheit und die psychiatriehistorische Forschung. In L. GüthN. HegewischK. LangewandD. MelliesH. Richter (Hrsg.), Wo bleibt die Aufklärung? Aufklärerische Diskurse in der Postmoderne (S. 303 – 314). Stuttgart: Steiner. First citation in articleGoogle Scholar

  • Schönpflug, W. & Lüer, G. (2011). Psychologie in der Deutschen Demokratischen Republik: Wissenschaft zwischen Ideologie und Pragmatismus. Der XXII. Internationale Kongress für Psychologie 1980 in Leipzig, seine Vorgeschichte und Nachwirkungen. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften. First citation in articleGoogle Scholar

  • Schubart, W. (1952). Die Wiederbeseelung der Psychologie in unserer Zeit. Universitas, Zeitschrift für Wissenschaft, Kunst und Literatur, 7 (6), 567 – 573. First citation in articleGoogle Scholar

  • Spohr, J. (2015). In Haft bei der Staatssicherheit. Das Untersuchungsgefängnis Berlin-Hohenschönhausen 1951 – 1989. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht. First citation in articleCrossrefGoogle Scholar

  • Simon, A. (2009). „Bleiben will ich, wo ich nie gewesen bin“: Versuch über ostdeutsche Identitäten. Gießen: psychosozial. First citation in articleGoogle Scholar

  • Straub, W. (1965). Eröffnungsansprache. In Vorstand der Gesellschaft für Psychologie in der DDR, Psychologie als gesellschaftliche Produktivkraft. Bericht über den 1. Kongress der Gesellschaft für Psychologie in der DDR vom 21. – 23. Mai 1964 in Dresden. (S. 9 – 15). Berlin: VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften. First citation in articleGoogle Scholar

  • Süß, S. (1999a). Politisch mißbraucht? Psychiatrie und Staatssicherheit in der DDR (2. Aufl.). Berlin: Links. First citation in articleGoogle Scholar

  • Süß, S. (1999b). Repressive Strukturen in der SBZ / DDR – Analyse von Strategien der Zersetzung durch Staatsorgane der DDR gegenüber Bürgern der DDR. In Materialien der Enquetekommission (13. Wahlperiode) (Band II, S. 193 – 250). Baden-Baden: Nomos. First citation in articleGoogle Scholar

  • Thur, H. (Hrsg.) (1982). Fachrichtungsgruppe Psychologie. In Hochschulberufe. Teil I. (S. 62 – 67). Zwickau: Zentralstelle für Lehr- und Organisationsmittel des Ministeriums für Hoch- und Fachschulwesen. First citation in articleGoogle Scholar

  • Trobisch-Lütge, S. & Bomberg, K.-H. (Hrsg). (2006). Verborgene Wunden: Spätfolgen politischer Traumatisierung in der DDR und ihre transgenerationale Weitergabe. Gießen: psychosozial. First citation in articleGoogle Scholar

  • Ulbricht, W. (1968). Über die Entwicklung der gesellschaftlichen Beziehungen und der sozialistischen Lebensweise in der DDR im Zeitraum bis 1975. In Die weitere Gestaltung des gesellschaftlichen Systems des Sozialismus. Beschlüsse. 9. Tagung des ZK der SED, 22. bis 25. 10. 1968. (Band III., S. 17 – 24). Berlin: Dietz. First citation in articleGoogle Scholar

  • Wieser, M. (Hrsg.). (2020a). Psychologie im Nationalsozialismus. Frankfurt a. M.: Peter Lang. First citation in articleGoogle Scholar

  • Wieser, M. (2020). b). “Talk to each other – but how?” Operative Psychology and IM-Work as “Micro-Totalitarian Practice”. In L. SchlichtC. SeemannC. Kassung (Hrsg.), Mind reading as a cultural practice (S. 223 – 246). Cham: Palgrave Macmillan. First citation in articleGoogle Scholar

  • Wolfradt, U. (2011). Ethnologie und Psychologie. Die Leipziger Schule der Völkerpsychologie. Berlin: Reimer. First citation in articleGoogle Scholar

  • Wolfradt, U., Billmann-Mahecha, E. & Stock, A. (2017). Deutschsprachige Psychologinnen und Psychologen. 1933 – 1945 (2. Aufl.). Heidelberg: Springer. First citation in articleCrossrefGoogle Scholar

1Nach derzeitigem Kenntnisstand war nur eine einzige Frau für wenige Monate am Lehrstuhl für Operative Psychologie bis zur Auflösung der Juristischen Hochschule tätig. Aus diesem Grund wird hier und im Folgenden die männliche Form zur Bezeichnung der Gruppe von Psychologen, die im Auftrag des MfS tätig waren, verwendet.

2Jürgen Fuchs wurde posthum für sein politisches Engagement mehrfach geehrt, u. a. wurden 2002 der Platz, an dem sich der Thüringische Landtag in Erfurt befindet, und 2011 ein Platz in Berlin-Dahlem nach ihm benannt.

3Das Buch wurde vom Hogrefe Verlag und von der Ernst-Abbe-Stiftung in Jena kofinanziert und wird im Laufe des Jahres 2021 erscheinen.