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Call for Papers

Frühe Bildung 2/2023

    Published Online:https://doi.org/10.1026/2191-9186/a000534

    Schwerpunkt „Inklusion“

    Betreuung des Themenschwerpunkts: Peter Cloos und Katja Zehbe

    In die aktuelle Inklusionsforschung fließen Perspektiven aus unterschiedlichen Forschungsfeldern ein, wie z.B. aus der Sonderpädagogik und den Disability Studies, der Migrations- und Genderforschung sowie der Diversitätsforschung. Forschung zur Inklusion in der frühen Kindheit erweist sich damit als ein interdisziplinäres Forschungsfeld mit sehr unterschiedlichen forschungsmethodischen Zugängen. Dies macht es erforderlich, die jeweiligen Chancen und Begrenzungen der jeweiligen Zugänge zu reflektieren (Bätge, Cloos, Gerstenberg & Riechers, 2021). Auch wenn sich somit in diesem Forschungsfeld keine gemeinsam geteilte Perspektive identifizieren lässt, kann doch für die Frühe Bildung im Anschluss an ein sogenanntes weites Verständnis folgendes Inklusionsverständnis festgestellt werden: Nach diesem zeichnet sich eine inklusive Bildung, Erziehung und Betreuung dadurch aus, dass sie soziale wie individuelle Unterschiede in den Zugehörigkeiten, Lebenslagen und Entwicklungsbedingungen von Kindern wahrnimmt und diesbezüglich die Teilhabebeschränkungen im alltäglichen Zusammenspiel der Differenzlinien pädagogisch bearbeitet (Lütje-Klose & Löser, 2013, S.134). Mit Prengel (2016) geht es um eine „umfassende Anerkennung heterogener Lebensweisen“, die „über die Differenzlinie der Ability (Befähigung) hinaus auf alle Heterogenitätsdimensionen (Milieu, Ethnizität, Kultur, Geschlecht, Religion usw.)“ (Prengel, 2016, S.22) bezogen ist. Mit einem solchen Verständnis von Inklusion werden hohe Ansprüche an eine professionell gestaltete ‚inklusive‘ frühkindliche Bildung verbunden (Cloos, 2015), zumal jegliche Thematisierung von Differenz diese verstärken oder erst hervorbringen kann (Kuhn, 2013, S. 214). Auch lässt sich feststellen, dass die mit Inklusion verbundenen Ansprüche mitunter zu Kollisionen mit weiteren Aufträgen von Kindertageseinrichtungen führen. Ein Beispiel hierfür ist etwa der doppelte Handlungsauftrag von Kindertageseinrichtungen im Kontext von Inklusion und Prävention: die Erwartung, sowohl die Anerkennung aller Kinder in ihrer Individualität (Inklusion) als auch die Identifizierung und pädagogische Bearbeitung potentieller Entwicklungsrisiken der Kinder (Prävention) gleichermaßen einzulösen (Krähnert, 2020), auch in der Förderung von Kindern mit und ohne sogenannter Behinderung (Zehbe, 2021). Mit Inklusion wird auch der Anspruch formuliert, Inklusion als ein auf unterschiedlichen organisationalen Ebenen zu realisierendes Projekt zu betrachten: Es geht dabei nicht nur um die Erforschung der Gestaltung von Spiel- und Lernsettings, sondern um mehrdimensionale Betrachtungen im Kontext von Forschung unter Berücksichtigung auch von (multi-)professioneller Zusammenarbeit in Teams, von organisational vermittelten Werten und von Rahmenbedingungen sowie von vernetzten Unterstützungssystemen und gesellschaftlichen Rahmungen (Heimlich, 2013).

    Wir möchten Sie für diesen Themenschwerpunkt gewinnen und Sie zu einem empirischen Beitrag einladen, der sich mit folgenden Fragen beschäftigt:

    • Welchem Inklusionsverständnis folgen Sie in Ihrem Beitrag?
    • Welche Chancen und Begrenzungen sind mit dem jeweiligen Forschungszugang in Bezug auf Inklusion verbunden?
    • Auf welcher Ebene bzw. auf welchen Ebenen untersuchen Sie Inklusion und wie ist diese bzw. sind diese mit weiteren Ebenen verknüpft?
    • Warum werden welche Heterogenitätsdimensionen relevant gemacht und in welchem Verhältnis berücksichtigt bzw. wie werden sie zu Differenzkategorien?
    • Wie greifen Sie in der Forschung das benannte Differenzdilemma oder andere für Inklusion relevante Dilemmata auf?
    • Welchen Beitrag leisten Ihre Forschungsergebnisse zur Implementierung eines reflexiven Inklusionsverständnisses in Forschung und Praxis?

    Manuskripteinreichungen an Prof. Dr. Peter Cloos () oder Dr. Katja Zehbe () bis spätestens 01.09.2022 erbeten.

    Literatur

    • Bätge, C., Cloos, P., Gerstenberg, F. & Riechers, K. (Hrsg.) (2021). Inklusive Bildungsforschung der frühen Kindheit. Empirische Perspektiven und multidisziplinäre Zugänge . Weinheim: Beltz Juventa. Google Scholar

    • Cloos, P. (2015). Diversität und Inklusion in der aktuellen kindheitspädagogischen Professions- und Professionalisierungsforschung. In C. HaudeS. VolkHrsg., Diversity Education in der Ausbildung frühpädagogischer Fachkräfte (S.47–71). Weinheim: Beltz Juventa. Google Scholar

    • Heimlich, U. (2013). Kinder mit Behinderung. Anforderungen an eine inklusive Frühpädagogik; eine Expertise der Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte (WiFF) (Inklusion, Bd. 33, Stand: Januar 2013). München: DJI. Verfügbar unter: http://www.khsb-berlin.de/fileadmin/user_upload/Bibliothek/Ebooks/1%20frei/Exp_33_Heimlich.pdf Google Scholar

    • Krähnert, I. (2020). Inklusion im frühpädagogischen Handlungsfeld – Resonanzen der ‚Aktivgesellschaft‘? In T. DietzeD. GloysteinV. MoserA. PiezunkaL. RöbenackL. SchäferG. WachtelM. WalmHrsg., Inklusion – Partizipation – Menschenrechte: Transformationen in die Teilhabegesellschaft? Bad Heilbrunn: Julius Klinkhardt, S. 186–194. Google Scholar

    • Kuhn, M. (2013). Professionalität im Kindergarten . Springer VS, Wiesbaden. CrossrefGoogle Scholar

    • Lütje-Klose, B. & Löser, J. M. (2013). Diversität aus der Perspektive einer inklusiven Pädagogik. In K. HauenschildS. RobakI. SieversHrsg., Diversity Education. Zugänge – Perspektiven – Beispiele (S.134–147). Frankfurt am Main: Brandes & Apsel. Google Scholar

    • Prengel, A. (2016). Bildungsteilhabe und Partizipation in Kindergartentageseinrichtungen. Eine Expertise der Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte (WiFF) (Inklusion, Band 47). München: Deutsches Jugendinstitut e.V. Google Scholar

    • Zehbe, K. (2021). Individuelle Förderung als pädagogisches Programm der frühkindlichen institutionellen und inklusiven Bildung. Eine rekonstruktive Studie zu Orientierungen von pädagogischen Fachkräften in Kindertageseinrichtungen . Weinheim: Beltz Juventa. Google Scholar