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Free AccessRezension

Emotionale und soziale Entwicklung

Published Online:https://doi.org/10.1026/2191-9186/a000557

Steffi Thon, Erika Gerwig (2021). Emotionale und soziale Entwicklung. Kaufungen: AV1 Pädagogikfilme. DVD, Gesamtlaufzeit: 70 Min., €34,50.

Der Film „Emotionale und soziale Entwicklung“ von Steffi Thon und Erika Gerwig ist ein weiterer Film aus der entwicklungspsychologischen Reihe „Bindung und Beziehung“, „Bewegung und Wahrnehmung“ und „Königsdisziplin Spielen“, in der die Bedürfnisse von Kindern in den Blick genommen werden. Auch dieser Film beschäftigt sich mit den Grundlagen für eine psychisch und physisch gesunde Entwicklung von Kindern.

Anhand von liebevoll ausgewählten Szenen wird vom Säuglingsalter bis hin zum Kindergarten- und Schulalter von den drei Expert_innen Susanne Viernickel, Svetlana Seifert und Matthias Epperlein-Trümner aus fachlicher Sicht erklärt, wie sich Kinder emotional und sozial entwickeln, wie beide Entwicklungsbereiche zusammenhängen und sich gegenseitig beeinflussen und welche Rolle andere Kinder und Eltern und pädagogische Fachkräfte in Kitas dabei spielen. Der Film führt auf ansprechende Weise in das Themengebiet der emotionalen und sozialen Entwicklung von Kindern ein und ist in neun Kapitel aufgegliedert:

So wird im ersten Kapitel spezifisch darauf eingegangen, woher Emotionen und Gefühle kommen und welche Bedeutung sie haben. Hier wird gezeigt, warum wir Gefühle brauchen, wie sie die soziale Interaktion und Beziehung beeinflussen und welche entscheidende Rolle dabei auch spezifischen Arealen der Gehirnentwicklung zukommt. Dabei werden seitens der Expert:innen verschiedene theoretische Ansätze herangezogen, die je nach individueller Betrachtungsweise als Erklärungsmodelle gewählt werden können.

Kapitel 2 beschäftigt sich zu Beginn damit, was unter emotionaler Entwicklung verstanden wird. Im Film wird auch darauf eingegangen, wie Emotionen im Entwicklungsverlauf entstehen und warum insbesondere vertraute und feinfühlige Bezugspersonen einen großen Einfluss auf die emotionale Entwicklung der Kinder haben. Im Anschluss dazu wird in Kapitel 3 detaillierter beschrieben, wodurch die soziale Entwicklung gekennzeichnet ist und warum diese mit der emotionalen Entwicklung so eng zusammenhängt. In einem weiteren Aspekt geht es um die Frage, ob Charaktereigenschaften eines Kindes angeboren sind und welche Rolle das kindliche Temperament dabei spielt. Kinder bringen verschiedenen Dispositionen in Bezug auf ihre Regulationsfähigkeit und Irritabilität mit. Dazu wird erklärt, was es mit den Begriffen der Passung mit elterlichen Bezugspersonen auf sich hat und wie das Selbstbild und das Selbstwertgefühl eines Kindes davon abhängig ist. Zentrale Fachbegriffe wie Affektspiegelung, Emotionsregulation und deren Bedeutung für das Kind werden im fünften Kapitel behandelt. An dieser Stelle beleuchtet der Film, was man unter Emotionsregulation von Kindern versteht, warum die „Co-Regulation“ durch einfühlsame Bezugspersonen dabei so wichtig ist und welche Rolle die Feinabstimmung in der Beziehung zum Kind spielt. Im sechsten Kapitel beschäftigt sich der Film mit der Frage, welche Bedeutung Gleichaltrige (Peers) als wichtige Sozialpartner für die emotionale und soziale Entwicklung haben und warum der Umgang mit Gleichaltrigen für die emotionale Entwicklung eine Bereicherung darstellt. Das Kapitel Emotionale und soziale Entwicklung von Mädchen und Jungen geht auf die geschlechtssensitiven Aspekte der emotionalen Entwicklung ein. Dabei liegt der Fokus auf dem reflektierten Umgang mit Geschlechtsstereotypien in Bezug auf pädagogische Strategien zur Emotionsregulation. Im Kapitel Alltagsintegrierte Begleitung von emotionalen und sozialen Kompetenzen wird der Umgang mit Gefühlen im päd. Alltag hervorgehoben und es geht um die Frage, wie pädagogische Fachkräfte als Experten für Kinder dies unterstützen können. In Kapitel neun wird einfühlsam darauf eingegangen, welche Kompetenzen eine pädagogische Fachkraft dazu mitbringen sollte. Denn im achtsamen, authentischen Umgang mit den eigenen Gefühlen, bieten pädagogische Kräfte ein Modell, von dem Kinder viel lernen können. Darin sind sich im Film die Experten einig.

Gefühle bei sich und anderen zu erkennen, sie zu regulieren und auch mit eigenen Frustrationen angemessen umgehen zu können, sind für pädagogische Fachkräfte zentrale Fähigkeiten. Um einen professionellen Umgang mit den eigenen Gefühlen zu gewährleisten, sind biografische und selbstreflexive Elemente in Aus- und Weiterbildung nötig, sollten aber auch in der kollegialen Beratung oder Supervision immer wieder thematisiert werden. Grundlegend werden im Film die Bereitschaft und das Selbstverständnis, sich in seiner eigenen emotionalen Kompetenz weiterentwickeln zu wollen, betont. Hier fällt der ressourcenorientierte Blick auf, mit dem im Film auf die pädagogischen Fachkräfte in der Kita eingegangen wird. Gleichzeitig wird behutsam Unterstützung gegeben, wie Kinder im pädagogischen Alltag in der emotionalen und sozialen Entwicklung aus fachlicher Sicht gut begleitet werden können.

Durch die Aufgliederung in neun Kapiteln, die jeweils im Schnitt ca. 5–10 Minuten dauern, ist der Film für die didaktische Arbeit in der Fort- und Weiterbildung im Kitabereich sehr zu empfehlen. Durch das Mapping von erklärendem Text zu passenden Interaktionsszenen mit Kindern im Alltag, begleitet er sprachlich das Verhalten der Kinder im Film und fasst gleichzeitig in Sprache, worauf es in den verbalen oder nonverbalen Szenen hinsichtlich der sozialen und emotionalen Entwicklung und situativen Unterstützung ankommt.

Der Film ist eine wertvolle Pionierarbeit zu diesem Thema und bietet vielfältige Diskursmöglichkeiten, ist aber gleichzeitig auch ein praxisnaher und ansprechender Film, um die zentrale Bedeutung der emotionalen und sozialen Entwicklung im Elementarbereich herauszuarbeiten.

Im Bonusmaterial gibt es ein biografisches Interview, in dem über die emotionale und soziale Entwicklung im Kontext einer Pflegefamilie gesprochen wird.