Abstract
Zusammenfassung: Für den Mottier-Test, der zur Überprüfung der Lautdifferenzierungsfähigkeit und auditiven Merkfähigkeit dient, liegen bisher keine Angaben zu Gütekriterien vor und es wurden nur Grobnormen berechnet. In der vorliegenden Studie an 272 Kindern (133 Zweit- und 139 Viertkläßler) sollte eine Normverschiebung überprüft, Test- und Aufgabenkennwerte, Gütekriterien und Prozentrangnormen berechnet und eine Erprobung des Mottier-Tests in der Legastheniediagnostik vorgenommen werden. Die Vorgabe des Verfahrens erfolgte über die Sprachkarte eines PCs. Unsere Ergebnisse zeigen, daß eine Normverschiebung stattgefunden hat. Dies wird u.a. dadurch erklärt, daß der Test durch die Darbietung über PC schwieriger geworden ist. Der Mottier-Test ist für Zweitkläßler schwieriger zu lösen als für Viertkläßler. Die Gütekriterien fallen für beide Klassenstufen zufriedenstellend aus. Die Ergebnisse zum Zusammenhang zwischen dem Mottier-Test und der Rechtschreibleistung zeigen eine höhere Korrelation in der 2. als in der 4.Klasse und somit dort auch eine höhere Varianzaufklärung der Lautdifferenzierungsfähigkeit/auditiven Merkfähigkeit an der Rechtschreibleistung (2.Klasse 33%; 4.Klasse 9%). Diese Ergebnisse werden im Zusammenhang mit der Bedeutung phonologischer Fähigkeiten zu Beginn des Schriftspracherwerbs diskutiert.
Summary: Until now test quality criteria have not been determined and only gross norms have been ascertained for the Mottier-Test, a test measuring phonetic discrimination ability and auditory memory. The present study with 272 children (133 second and 139 fourth graders) was performed to prove a norm shift, to ascertain test quality criteria and percentile test norms as well as to try the Mottier-Test in the diagnosis of dyslexia. The Mottier-Test was presented on a PC via sound card. Results show a norm shift indicating a decline of the childrens' performance. A possible explanation may be the increased test difficulty due to its computerized presentation. The Mottier-Test turned out to be more difficult for the second graders compared to the fourth graders. Test quality criteria for both grades are satisfactory. Phonetic discrimination ability and auditory memory correlate with spelling ability to a larger extent in second than in fourth grade and account for 33% of the spelling variance as opposed to 9% in fourth grade. Results are discussed with respect to the significance of phonological abilities in early phases of written language acquisition.
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