Röntgenkontrastmittel – zu Unrecht verteufelt?
Abstract
Zusammenfassung. Seit ihrer ersten Beschreibung vor über einem halben Jahrhundert galt die Kontrastmittel-induzierte Nephropathie als eine der häufigsten Ursachen einer akuten Nierenschädigung und wurde als erhebliches vorzubeugendes Gesundheitsproblem angesehen. Neuere Daten lassen nun jedoch darauf schliessen, dass die Inzidenz der Kontrastmittel-induzierten Nephropathie deutlich überschätzt wurde und prophylaktische Massnahmen wie N-Acetylcystein, Bicarbonat oder eine standardisierte intravenöse Hydrierung weitgehend nutzlos sind. Tatsächlich hat die Angst vor einer Kontrastmittel-induzierten Nierenschädigung bei vielen Patienten wohl zum Vorenthalten indizierter Bildgebungen und Interventionen oder zu unnötigen und teils schädlichen prophylaktischen Massnahmen geführt und so wesentlich mehr geschadet als genützt.
Abstract. Since its first description over half a century ago, contrast-induced nephropathy has been considered as one of the most common causes of acute kidney injury and as a major preventable health problem. Newer data now suggest that the incidence of contrast-induced nephropathy has been clearly overestimated and that prophylactic measures, such as the administration of N-acetylcysteine, sodium bicarbonate or intravenous hydration are largely useless. Indeed, the fear of contrast-induced nephropathy has prompted withholding of clinically indicated imaging procedures and interventions in many patients or the installation of unnecessary and potentially harmful prophylactic measures. The awareness of contrast-induced nephropathy has thus likely caused more harm than benefit.