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Übersichtsarbeit

Konzeptualisierung und Förderung von Resilienz, Wohlbefinden und psychischer Gesundheit im Kindes- und Jugendalter

Published Online:https://doi.org/10.1024/0040-5930/a001165

Zusammenfassung. Resilienz, psychische Gesundheit und Wohlbefinden sind als Begriffe aktuell in der Positiven Psychologie und Psychiatrie allgegenwärtig. Dennoch sind immer noch viele Fragen zu ihrer Definition, Erfassung und Förderung ungeklärt. In dieser Übersichtsarbeit werden daher Studienergebnisse zur Beantwortung dieser Fragen zusammengetragen. Diese Ergebnisse legen nahe, dass es sich bei der Resilienz um einen dynamischen Anpassungsprozess an chronische Stressoren oder potenziell traumatische Erlebnisse handelt, dessen Ausgang von den Schutz- und Risikofaktoren einer Person abhängig ist. Dabei ist Resilienz als mehrdimensionales Konstrukt zu verstehen, das über das Leben hinweg und je nach Lebensbereich und Stressor unterschiedliche Ausprägungen annehmen kann. Erste Interventionen zur Förderung der Resilienz bei Kindern und Jugendlichen zielen auf eine Verbesserung ausgewählter persönlicher (Assets) und umweltbezogener Schutzfaktoren (Ressourcen) ab und erbrachten unmittelbar nach der Intervention positive Effekte auf die psychische Symptomatik. Das Konzept des Wohlbefindens wird wegen der deutlichen Überlappung beider Konstrukte häufig als Indikator oder Teil der Resilienz angesehen, wobei eine allgemeingültige Definition auch hierfür fehlt. Künftige Quer- und Längsschnittstudien sollten sich daher der Frage widmen, was die Kernkomponenten und die zugrundeliegenden Mechanismen beider Konstrukte sind und worin sie sich unterscheiden. Zudem sollten Studien vermehrt auf mögliche Alterseffekte und kulturelle Besonderheiten bezüglich der Dimensionen von Resilienz und Wohlbefinden fokussieren, um die gegenwärtige Konzeptualisierungen besser auszudifferenzieren.


Concepualization and promotion of resilience, well-being and mental health in children and adolescents

Abstract. Resilience, mental health and well-being are commonplace terms in Positive Psychology and Psychiatry. However, many aspects regarding their definition, assessment and promotion still remain unclear. Therefore, this review provides an overview of recent studies and suggests that resilience is best understood as allostasis, i. e. as an interactive process between individuals and environment to achieve or maintain stability in the context of present or anticipated stressors through behavioral and / or physiological changes. Consequently, the degree of resilience of an individual depends on the context, population, stressor(s), risk or protective factors and outcome. Thus, resilience is a multidimensional construct only visible when a person is experiencing adversity or traumatic events. Preliminary results suggest that interventions targeting personal (assets) and environmental (resources) protective factors in children and adolescents produce some positive effects on symptom levels when assessed directly after the intervention. Similar to the concept of resilience, no consensus on the definition or measurement of well-being has been reached so far. Given the overlap between both constructs, well-being is often regarded as an indicator or element of resilience. Future cross- and longitudinal studies are therefore needed to uncover the composition and underlying mechanisms of these constructs, to reveal how they relate to each other and to determine the potential role of developmental and cultural peculiarities.