Die Einschätzung des Gefährdungspotentials von Glücksspielen
Ergebnisse einer Delphi-Studie und empirischen Validierung der Beurteilungsmerkmale
1Die Delphi-Studie und die empirische Validierung der Beurteilungsmerkmale wurden mit dem Ziel durchgeführt, ein Mess- und Bewertungsinstrument zur Feststellung des Gefährdungspotentials von Glücksspielprodukten zu entwickeln, dessen Struktur das Wissenschaftliche Forum Glückspiel (2010) an anderer Stelle veröffentlicht hat.
Abstract
Fragestellung: Die vorliegende Studie verfolgt das Ziel, basierend auf den Veranstaltungsmerkmalen von Glücksspielen Beurteilungsmerkmale zu generieren und empirisch zu validieren, die eine Einschätzung des Gefährdungspotentials der verschiedenen, in deutschsprachigen Ländern angebotenen Spielformen sowie neuer, geplanter Produkte ermöglichen. Methodik: In der ersten Stufe erfolgte im Rahmen einer Delphi-Studie die Befragung von 26 Experten, die zu einer Auswahl relevanter Merkmale und Merkmalsausprägungen führte. Die darauf aufbauende zweite Stufe der standardisierten Datenerhebung von Normalspielern sowie problematischen und pathologischen Spielern (Merkmale: N = 363; Ausprägungen: N = 356) diente der empirischen Validierung. Ergebnisse: Es wurden 10 Merkmale ermittelt, die mit unterschiedlichen Gewichten und differenzierten Merkmalsausprägungen in die Berechnung des Gefährdungspotentials eingehen. Die testtheoretische Überprüfung deutet darauf hin, dass es sich um ein zuverlässiges (Cronbachs α = 0.91; Inter-Item-Korrelation = 0.50; Item-Trennschärfe = 0.33–0.80) und valides Messinstrument handelt, wie Zusammenhangsmaße mit externen Kriterien wie Daten einer epidemiologischen Studie und aus der Versorgungsforschung belegen. Schlussfolgerungen: Ein derartiges, testtheoretisch abgesichertes Bewertungsinstrument kann zukünftig dem Gesetzgeber und der Rechtsprechung, den Glücksspielanbietern und Konsumenten als Grundlage bei der Risikoabschätzung von Glücksspielformen dienen.
Aims: The study aims at generating and validating assessment criteria based on different characteristics of gambling types, in order to enable an evaluation of the risk potential of both existing and planned types of gambling in German-speaking countries. Method: In the first stage, 26 experts were interviewed in the course of a Delphi study to select relevant characteristics and parameter values. On that basis, we established the second stage of standardized data collection of nonproblematic as well as problematic and pathological gamblers (characteristics: N = 363; values: N = 356) to serve as empirical validation. Results: Ten characteristics were identified with varying weight and differentiated parameter values for evaluating the risk potential. The psychometric validation indicates that it is a reliable (Cronbach’s α = 0.91; inter-item correlation = 0.50; item selectivity = 0.33–0.80) and a valid assessment tool; measures of the relationship with external criteria such as data from an epidemiological study and a treatment-seeking population confirm this. Conclusions: Such an assessment tool, having been verified by psychometric validation, can serve both the legislative and judicial branches, the gaming industry, and consumers as well as an important starting point for evaluating the risk of various types of gambling.
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