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Review

Canada’s Cannabis Legalization with Strict Public Health Control

Lessons for Germany?

Published Online:https://doi.org/10.1024/0939-5911/a000801

Abstract:Aims: To describe the impact of the legalization of cannabis for recreational use under strict public health control in 2018 on the following outcomes: cannabis use and use patterns, attributable harm, economic considerations. Methodology: Narrative review based on government documents, surveys, and published literature. Results: The 12-month prevalence increased after legalization and has decreased during the COVID-19 pandemic. Little change in prevalence for adolescents. Persons with daily use remained stable. No rigorous studies on changes in attributable health harm, but some indication that harm, as measured in prevalence of cannabis use disorders, treatment rate, and attributable traffic injury remained stable. No data yet available for cancer. Cannabis attributable emergency visits increased, including among children (poisoning). Cannabis-related offences decreased as biggest public health gain. Economic predictions were not realized, and there is some pressure from cannabis industry to loosen public health regulations in order to increase use. Conclusions: Overall, while not achieving its main objectives of more youth protection and decreases in cannabis-attributable health harm, legalization with strict public health control resulted in less cannabis-related offences and up to now did not seem to increase cannabis-attributable disease burden.


Die kanadische Legalisierung von Cannabis unter strengen Public Health Auflagen: Lehren für Deutschland?

Zusammenfassung:Zielsetzung: Die vorliegende Arbeit versucht, einen Überblick über die Auswirkungen der Legalisierung des Freizeitkonsums von Cannabis zu geben, die als Regelung mit strikten Public Health Auflagen in Kanada eingeführt worden ist (gesetzliches Mindestalter für den Erwerb von Cannabis, Beschränkung des THC Gehalts, Werbe- und Marketingverbote, strenge Qualitätskontrollen). Folgende Aspekte werden diskutiert: Entwicklung der Prävalenz von Cannabiskonsum und Konsummustern, dem Cannabiskonsum zuordenbare Schäden bei Gesundheit und im Sozialbereich, volkswirtschaftliche Konsequenzen. Methodik: Narrativer Überblick auf Basis von amtlichen Texten der Regierung (Gesetzestexte, Parlamentshearings, amtliche Veröffentlichungen), regelmäßigen Bevölkerungsumfragen und wissenschaftlichen Publikationen. Ergebnisse: Die 12-Monats-Prävalenz von Cannabiskonsum stieg nach der Legalisierung an, sank aber während der COVID-19 Pandemie. Für Adoleszente, die eine besondere Zielgruppe der Legalisierungen waren, änderte sich wenig in der Prävalenz. Die Prävalenz von Konsumierenden mit täglichem Konsum scheint sich in den letzten Jahren im Vergleich zu der Zeit vor der Legalisierung wenig verändert zu haben. Bislang finden sich kaum kontrollierte Studien zu den wichtigsten Gesundheitsschäden, die im Gefolge von Cannabiskonsum diesem zugeordnet werden können. Die wenigen Daten lassen aber den Schluss zu, dass weder Cannabisgebrauchsstörungen (entweder direkt gemessen oder indirekt durch Behandlungsraten erschlossen) noch cannabisbedingte Verletzungen im Straßenverkehr sich auf Bevölkerungsebene nennenswert veränderten. Aufgrund der langen Latenzzeit sind derzeit keinerlei Aussagen zu cannabisbedingten Krebsarten möglich. Cannabisbedingte Notfallaufnahmen stiegen an, unter anderem bei Kindern (dabei handelte es sich insbesondere um Vergiftungen mit cannabishaltigen Nahrungsmitteln). Insgesamt scheint der Rückgang der Kriminalitätsrate von Cannabisdelikten der wichtigste Erfolg der Legalisierung aus Public Health Sicht zu sein. Dieser Erfolg ist besonders wichtig für Kanadier aus niedrigen sozialen Schichten bzw. für Minderheiten wie Afrokanadier. Wirtschaftlich wurden die sehr optimistischen Prognosen einer prosperierenden kanadischen Cannabisindustrie nicht erfüllt. Die Cannabisindustrie fordert daher eine Lockerung der Public Health Regulierungen und beispielsweise die Aufhebung des Verbots von Werbung und Marketingmaßnahmen. Schlussfolgerungen: Insgesamt kann die kanadische Legalisierung des Freizeitkonsums von Cannabis mit aller Zurückhaltung als zumindest teilweiser Erfolg bezeichnet werden, obwohl die offiziellen Ziele von verstärktem Jugendschutz und der Reduzierung von cannabisbedingtem Gesundheitseinschränkungen nicht erreicht wurden. Wichtigster Erfolg waren eine beträchtliche Reduktion der Verurteilungen wegen Cannabis-bezogener Kriminalität. Durchaus positiv ist auch zu bewerten, dass die cannabisbedingte Krankheitslast stabil blieb.

References