Skip to main content

Die Pflegende-Patienten-Beziehung. Ergebnisse einer Untersuchung zur Beziehung zwischen Patienten und beruflich Pflegenden im Krankenhaus

Published Online:https://doi.org/10.1024/1012-5302.19.3.156

In der Literatur wird der Beziehung zum Patienten eine besondere Bedeutung für die Pflege zugemessen. Pflegerische Tätigkeiten erfordern häufig eine besondere Intimität und finden nicht selten in für den Patienten bedrohlichen oder existenziellen Situationen statt. Eine gute Beziehung zwischen der Pflegenden und dem Patienten ist einerseits die Voraussetzung für eine pflegerische Tätigkeit und soll anderseits selber auch zur Heilung beitragen. Unklar bleibt allerdings, wie die Beziehung im Kontext der pflegerischen Alltagssituation konkret gestaltet werden soll. Die Literatur beinhaltet hierzu überwiegend pflegetheoretische normative Vorgaben oder Hinweise aus der humanistischen Psychologie, ohne dass die Übertragbarkeit dieser Konzepte in die Pflegepraxis belegt ist. Um die Forschungsfrage «Wie erleben professionell Pflegende die Beziehung zum Patienten?» zu beantworten, wurden qualitative Interviews durchgeführt. Auf diese Weise wurde die Beziehungen zum Patienten aus dem Blickwinkel der beruflich Pflegenden untersucht und im Kontext ihrer spezifischen Arbeitssituation erfasst. Die Pflegenden berichten, welche Erlebnisse, Erfahrungen, Emotionen und Belastungsfaktoren sich aus verschiedenen Beziehungen zum Patienten ergeben. Die Aufbereitung der Daten erfolgte durch eine phänomenologische Analyse nach Giorgi (1985). Die Ergebnisse zeigen die Ambivalenz der Pflegenden zwischen Nähe und Distanz in der Beziehung zum Patienten. Beziehungen zum Patienten finden innerhalb verschiedener Gegenpole statt, wie beispielsweise «Sympathie» und «Antipathie» oder «helfen können» und «Hilflosigkeit». Die Gestaltung der Beziehung erfolgt häufig wenig professionell und ist von der spezifischen Situation und den beteiligten Individuen abhängig. Es zeigt sich außerdem, dass die in der Pflege diskutierten Modelle aus der humanistischen Psychologie nicht uneingeschränkt als Grundlage für die Beziehungsgestaltung eingesetzt werden können. Ein besonderer Aspekt für die Beziehungsarbeit in der Pflege sind körperbezogene Pflegeinterventionen. Die Anwendung spezieller Konzepte, die einen spezifischen Körperkontakt zum Patienten ermöglichen, bieten konkrete Anknüpfungspunkte, um die Beziehung zum Patienten pflegespezifisch und professionell zu gestalten.

The nurse-patient relationship has received particular attention in the relevant literature. For patients in life threatening and existentially challenging situations, nursing activities often require a close intimacy. A good nurse-patient relationship is a precondition for effective nursing interventions, but by itself also contributes to the healing process. How such a relationship is realized in everyday nursing situations remains, however, unclear. Literature predominantly details normative expectations on the nurse-patient relationship that are based on nursing theory or concepts from humanistic psychology. The operationalisation of these concepts into nursing practice is not given. In order to answer the research question «How do nurses experience their relationship with the patient?» qualitative interviews were conducted. Thus, the nurse-patient relationship was explored from the perspective of the nurses and considered in the context of their specific working situations. Nurses related their experiences, emotions and stress resulting from different kinds of nurse-patient relationships. Data were collected, organised and analysed following Giorgi’s 1985 phenomenological analysis. Results show an ambivalence by nurses between closeness and distance in their relationship with patients. These relationships also show a polar vascillation between, for example, «sympathy» and «antipathy», or «being able to help» and «helplessness». The development of the relationship is often not very professional and depends on the specific situation and those individual persons participating in it. It is also apparent that those models of the humanistic psychology which have been discussed in nursing contexts cannot serve as such as a basis for the development of the nurse-patient relationship. A particular aspect of developing relationships in nursing are nursing interventions which necessitate bodily contact and physical work with patients. Concepts including these aspects of nursing can serve as valid and concrete starting points in order to find a way unique to nursing to create effective relationships with patients.