Abstract
Zusammenfassung. Die vorliegende Studie untersucht die Akzeptanz verschiedener Personenbezeichnungsformen in einem juristischen Originaltext. In einer Online-Studie bearbeiteten Versuchsteilnehmende (N = 88) einen Lückentext, in dem sie an vorgegebenen Stellen aus verschiedenen Personenbezeichnungsformen - generisch maskulinen, geschlechterindifferenten sowie Beidnennungen - jeweils eine möglichst passende auswählten. Die selbst gestalteten Texte wurden anschließend von den Teilnehmenden hinsichtlich ihrer Verständlichkeit und Geschlechtergerechtigkeit bewertet. Die Ergebnisse der Lückentextbearbeitung zeigen eine breite Akzeptanz geschlechterindifferenter Bezeichnungsformen. Diese realisieren zudem die Anforderung der Verständlichkeit und Geschlechtergerechtigkeit amtlicher Texte am besten. Möglichkeiten einer so genannten kreativen Lösung, das heißt der flexiblen und kontextabhängigen Verwendung verschiedener Bezeichnungsformen in einem Text, werden anhand des untersuchten Rechtstextes aufgezeigt.
Abstract. The present study examines the acceptability of different person designation forms in an original legal text. Participants (N = 88) completed a cloze task based on a ballot paper which was presented in an online study. They were asked to choose the most suitable person designations from a selection of different gender-balancing, generic masculine and male/female splitting forms at several points in the text in order to create the most intelligible version. Subsequently, the created texts were rated by participants regarding readability and gender fairness. Results show a broad acceptance of gender-neutral forms which apparently best meet the demands of comprehensibility and gender equality of official and legal texts. The potential of the so named creative solution for gender-fair texts, i.e. the flexible and context-dependent use of different person designation forms in a text, is discussed on the basis of the legal text examined.
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