Abstract
Zusammenfassung. Die Diskussion um Work-Life-Balance betrifft unter anderem die Frage, wie Menschen ihr Handeln in unterschiedlichen Lebensbereichen koordinieren. Die Untersuchung dieser Frage setzt vielfältige methodische Zugänge voraus. In Studien etwa zum Verhältnis von Beruf und Familie werden jedoch fast ausschließlich Fragebögen verwendet, die meist allgemeine Merkmale der Familienhaushalte wie etwa die Kinderzahl erfassen oder subjektive Bewertungen erheben. Der im vorliegenden Beitrag vorgeschlagene methodische Ansatz beruht auf einer ausführlichen Erhebung und Bewertung der konkreten Tätigkeiten einer Person. Auf Grundlage handlungsregulatorischer Überlegungen werden drei Merkmale der Tätigkeiten bzw. ihrer Ausführungsbedingungen abgeleitet, die die Stabilität und Flexibilität des Tätigkeitssystems einer Person bzw. seine Koordinierbarkeit kennzeichnen: Erhaltungsrelevanz, zeitliche Gebundenheit und Eigendynamik. Ihre Erfassung erforderte die Weiterentwicklung eines vorliegenden handlungstheoretisch fundierten Verfahrens zur Analyse von Alltagstätigkeiten. Zur Veranschaulichung werden Erfahrungen aus einer Fallstudie berichtet. Sie sprechen dafür, dass der erweiterte Verfahrensentwurf eine solche Erhebung und die Differenzierung zwischen unterschiedlich gut koordinierbaren Tätigkeitssystemen der untersuchten Personen erlaubt.
Abstract. The discussion on work-life balance also concerns the question of how people coordinate action in their everyday life. A prerequisite for examining this question is the employment of diverse methodological approaches. Nevertheless, recent studies tend to focus on more general attributes of households or on a subjective assessment of the interaction of family and occupation. This paper proposes a distinct methodological approach to the detailed survey and evaluation of a person's concrete set of activities. The approach is based on action regulation theory. To describe the co-ordination of activities, three characteristics are deduced: sustainment relevance, temporal binding, and self-dynamics. In order to assess the above-mentioned characteristics, a prevailing, theory-based method for analyzing every-day activities was extended and applied in a case study. Results indicate the ability of the extended version of the method to discriminate among the characteristics of one person's activities as well as among the composition of different persons' sets of everyday activities.
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