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Published Online:https://doi.org/10.1026/2191-9186/a000308

Im Laufe des vergangenen Jahrzehnts sind die Anforderungen im Bereich der frühkindliche Bildung, Erziehung und Betreuung und damit die Ansprüche an die Professionalisierung der pädagogischen Fachkräfte kontinuierlich gestiegen. Neben Ansprüchen wie etwa die frühe Förderung von Zwei- und Mehrsprachigkeit (Stichwort Integration) oder von mathematischen und naturwissenschaftlichen Kompetenzen (Stichwort MINT) werden die pädagogischen Fachkräfte zunehmend mit der Heterogenität und Inklusion von Kindern betraut, die besondere pädagogische Förderbedürfnisse mitbringen (Stichwort Inklusion). Weiterhin sollen sozial-emotionale Kompetenzen sowie die Gesundheit, die Bewegung sowie die musisch-kreativen Potenziale aller Kinder gefördert werden. Parallel dazu steigt die Relevanz der Erziehungs- und Bildungskooperation mit den Eltern, da die exemplarisch aufgeführten Ambitionen nur in einer fruchtbaren Verbindung zwischen Kindertageseinrichtung und Familie bewältigt werden können.

Dieses umfangreiche Anforderungsprofil stellt das pädagogische Fachpersonal in Kindertageseinrichtungen vor besondere Herausforderungen, da die verschiedenen dafür erforderlichen Kompetenzen nur zum Teil in der bisherigen Ausbildung Gegenstand waren. Eine veränderte Ausbildung oder eine Akademisierung der Ausbildung hilft den bereits in der pädagogischen Praxis Tätigen wenig. Vor diesem Hintergrund hat die Weiterbildung des pädagogischen Fachpersonals an großer Bedeutung gewonnen, und in der Folge wurden zahlreiche Initiativen, Programme und Projekte entwickelt und erprobt. Inwieweit allerdings die verschiedenen Weiterbildungen sich tatsächlich auf die Kompetenzen des pädagogischen Fachpersonals und ihre alltäglich Praxis sowie auf die betreuten Kinder auswirken, ist auf empirischer Basis in Deutschland nur wenig untersucht. Dies war der Anlass für den vorliegenden Schwerpunkt „Weiterbildung frühpädagogischer Fachkräfte“. Auf den Call for Papers im Heft 4/2015 der Zeitschrift wurden allerdings nur sehr wenige Beiträge eingereicht, und auch unsere eigene Recherche hat keine weiteren Beiträge ergeben, die eine klare Orientierung an Gütekriterien quantitativer und/oder qualitativer Sozialforschung erkennen ließen. Wir schließen daraus, dass eine empirische Weiterbildungsforschung im Bereich des frühpädagogischen Fachpersonals in Deutschland noch in den Anfängen steht. Umso mehr freuen wir uns, dass mit den beiden Beiträgen des Schwerpunkts wichtige Forschungsarbeiten in diesem Bereich vorgestellt werden können.

Der Beitrag von Franziska Egert, Andrea G. Eckhardt und Ruben G. Fukkink zu „Zentrale Wirkmechanismen von Weiterbildungen zur Qualitätssteigerung in Kindertageseinrichtungen. Ein narratives Review“ geht von der Vielfalt von Weiterbildungen für frühpädagogische Fachkräfte aus, weist zugleich aber darauf hin, dass – auch international – nur wenige davon wissenschaftlich evaluiert wurden. In einem systematischen Literaturüberblick (von anfangs 1195 relevanten Literaturquellen gab es in nur 36 Interventionsstudien mit 42 Weiterbildungen hinreichende empirische Informationen zu Weiterbildungseffekten) arbeiten sie zentrale Wirkmechanismen von besonders effektiven Weiterbildungen heraus. Obwohl die meisten Studien in Nordamerika durchgeführt wurden, sehen die Autorinnen und der Autor dennoch Hinweise für eine Verbesserung von Weiterbildungsangeboten in Deutschland.

Der Beitrag von Lars Eichen und Julia Bruns zu einer „Interventionsstudie zur Entwicklung mathematikbezogener Einstellungen frühpädagogischer Fachpersonen“ wählt einen anderen Forschungszugriff, indem gezielt eine einjährige Fortbildung untersucht wird, in der Fachkräfte in der Weiterentwicklung ihrer (fach-)didaktischen Kompetenzen im Bereich früher Mathematik unterstützt werden sollten. Die Effekte der Fortbildung „EmMa – Erzieherinnen und Erzieher machen Mathematik“ wurden in einem quasi-experimentellen Prä-Post-Design mit Kontrollgruppe untersucht. Als Ergebnis konnten positive Veränderungen im Hinblick auf die Einstellungen der frühpädagogischen Fachkräfte zur Mathematik im Allgemeinen, auf geschlechtsbezogene Einstellungen sowie im Hinblick auf Spaß an der Mathematik bei den Fachkräften festgestellt werden.

Doris Edelmann und Hans-Günther Roßbach