Veränderungen des Sprachförderwissens und -handelns von pädagogischen Fachkräften im Rahmen einer Weiterqualifizierung
Ergebnisse aus dem „allE“-Projekt
Abstract
Zusammenfassung. Der vorliegende Beitrag aus dem „BiSS“-Projekt „allE“ stellt ausgewählte Ergebnisse zur Wirksamkeit des Weiterqualifizierungskonzepts „Mit Kindern im Gespräch“ (Kammermeyer, King, Roux & Metz, 2014) vor. Es wurde untersucht, ob sich die weiterqualifizierten pädagogischen Fachkräfte in ausgewählten Facetten ihres Sprachförderwissens und -handelns über die Zeit verbessern. Dazu wurde von 48 Fachkräften mit einem Vignetteninterview das Erkennen von Sprachfördertechniken (Wissensfacette) und mit einer Videografie der Einsatz von Sprachfördertechniken im pädagogischen Alltag (Handlungsfacette) vor und nach der Weiterqualifizierung erfasst. Die Befunde zeigen, dass die Fachkräfte zu beiden Messzeitpunkten nur wenige Sprachfördertechniken in der Filmvignette erkannten, diese Wissensfacette sich aber über die Zeit verbesserte. Bei der eigenen Anwendung von Sprachfördertechniken ergab sich durch die Weiterqualifizierung eine signifikante Zunahme von Fragen, keine Veränderung bei den Modellierungen sowie eine signifikante Abnahme von korrektivem Feedback und Paralleltalking. Die Implikationen dieser Ergebnisse für die zukünftige Gestaltung von Weiterqualifizierungen werden im Beitrag diskutiert.
Abstract. This study from the “BiSS” project “allE” presents selected results on the effectiveness of the advanced training concept “In conversation with children” (Kammermeyer et al., 2014). We examined whether participating educational professionals improve in selected facets of their language support knowledge and practices over time. For this purpose, before and after the intervention, 48 educational professionals identified language-supporting techniques in a video vignette (knowledge facet) and were assessed on their use of language-supporting techniques based on everyday life videography (action facet). The results show that, at both times of measurement, the professionals identified only a few language-supporting techniques in the video vignette, but were able to expand their knowledge through the training. Concerning the usage of language-supporting techniques, analyses revealed a significant increase in questions after the training, no change in modeling techniques, and a significant decrease in corrective feedback and parallel talk. Implications for future advanced trainings are discussed in the paper.
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