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Übersichtsarbeit

Betreuung von Sterbenden: Was Ärztinnen und Ärzte erfahren und brauchen

Published Online:https://doi.org/10.1024/0040-5930/a000979

Zusammenfassung. Ärztinnen und Ärzte stehen im Kontext von Sterben und Tod vor vielfältigen Herausforderungen, die nicht nur fachlicher, sondern auch persönlicher Natur sind. Vielen fällt es schwer, die Endlichkeit des Lebens zu akzeptieren. Sie haben Schwierigkeiten, ihre emotionale Beteiligung und Angst angesichts des Todes von Patientinnen und Patienten im Gleichgewicht zu halten. Viele Spezialistinnen und Spezialisten legen den Schwerpunkt auf die Behandlung dringender physiologischer Probleme zum Zeitpunkt akuter Krisen und können nur schwer akzeptieren, dass die Grenzen der Wirksamkeit ihrer Behandlung erreicht sind. Das Ziel dieser Übersichtsarbeit ist es, einen Überblick über die entscheidenden Aspekte der Einstellungen, Erfahrungen und Bedürfnisse von Ärztinnen und Ärzten beim Umgang mit sterbenden Patientinnen und Patienten zu bieten. Die Übersichtsarbeit soll Informationen zu nützlichen Ansätzen der Kommunikation am Lebensende zur Verfügung stellen sowie die Entwicklung von Strategien fördern, die eine bessere Integration von Gesprächen und Selbstfürsorgepraktiken am Lebensende in die alltägliche Praxis ermöglichen. Die medizinische Ausbildung hat zu lange eine distanzierte Haltung gegenüber Emotionen und eine Sicht von Sterben und Tod als eine isolierende Erfahrung begünstigt. Auch wenn einige Todesfälle von Patientinnen und Patienten schwieriger zu bewältigen sind als andere und einige Gespräche sich schwieriger initiieren lassen als andere, kann eine Selbstreflexion nicht nur zu einem Verständnis der Quelle des eigenen Unbehagens beitragen, sondern auch zu besseren Kommunikationsmustern, einer stabileren Gesundheit und einer höheren Arbeitszufriedenheit. Durch Meinungsaustausch und Kenntnisse des Umgangs von Kolleginnen und Kollegen mit ähnlichen Themen besteht die Möglichkeit, einen umfassenden Ansatz im Umgang mit Sterben und Tod zu entwickeln, ein Ansatz, der persönliche und berufliche Beziehungen verbessern und letztlich zukünftige Generationen von Ärztinnen und Ärzten sowie die gesellschaftlichen Erwartungen beeinflussen kann


Caring for patients at the end of life: Experiences and needs of physicians

Abstract. In the context of death and dying, physicians are challenged in many different ways, not only professionally but also personally. Physicians are described as having a hard time accepting the finality of life. Medical practitioners find difficulties balancing their emotional involvement and their anxiety in facing death. Many specialists focus their treatment on pressing physiological problems at the time of acute crises, and have difficulty accepting that the limits of treatment effectiveness have been reached. This manuscript provides an overview of the aspects that characterise physicians’ attitudes, experiences and needs when dealing with dying patients, with a view to provide information on useful approaches to communication at the end of life, as well as to encourage the development of strategies to better integrate end of life conversations and self-care practices into everyday practice. Medical training has favoured overtime a detached approach to emotions and death and dying as an isolating experience. While some patient deaths may be more confronting than others, and some conversations more difficult to start than others, turning the view to oneself can help to not only understand where the discomfort comes from, but also to improve communication patterns, stay healthy, and derive job satisfaction. By sharing perspectives and learning how other colleagues deal with similar issues, there is an opportunity for medical practitioners to develop a well-rounded approach to dealing with death and dying, which may enhance personal and professional relationships and may ultimately influence future generations of medical practitioners, as well as societal expectations.