Kenntnisse und Sichtweisen der Bevölkerung zu Leistungen bei Pflegebedarf
Eine standardisierte telefonische Befragung
Abstract
Zusammenfassung.Hintergrund: Wenn professionelle Unterstützung fehlt, erkennen pflegende Angehörige selten eigene Überlastungssituationen und nehmen Unterstützungsleistungen bei Pflegebedürftigkeit daher unzureichend in Anspruch. Ziel: Die Studie untersucht die Versorgung von Menschen mit Pflegebedarf, den Kenntnisstand zu Entlastungsleistungen sowie Belastungsfaktoren bei der Übernahme pflegerischer Leistungen aus Sicht informell Pflegender und Nicht-Pflegender. Methode: Es wurde eine Querschnittstudie mittels standardisierter Computer Assisted Telephone Interviews (CATI) mit Personen ab dem 18. Lebensjahr in Sachsen durchgeführt. Deskriptive und bivariate Statistiken wurden berechnet. Ergebnisse: Die Versorgung durch einen ambulanten Pflegedienst oder durch pflegende Angehörige bewerteten von 601 Teilnehmenden 259 informell Pflegende gegenüber 342 Nicht-Pflegenden signifikant besser (N = 601). Weiterhin hatten die informell Pflegenden und die Nicht-Pflegenden unterschiedliche Kenntnisse über den nächstgelegenen Ort der Pflegeberatung und über Ausgleichzahlungen der Rentenversicherung. Schlussfolgerungen: In einzelnen Bereichen der abgefragten Beratungsleistungen und Entlastungsmöglichkeiten hat sich das Antwortverhalten von pflegenden Angehörigen gegenüber den anderen Teilnehmenden signifikant unterschieden. Es kann von einem geringen Informationsvorsprung der pflegenden Angehörigen bei der Inanspruchnahme von Unterstützungsleistungen ausgegangen werden.
Abstract.Background: In the absence of professional support, family caregivers rarely recognize their own overload situations and therefore make inadequate use of support services in the event of a need for care. Aim: The study investigates the care of people in need for care, the level of knowledge about and stress factors in the assumption of care from the point of view of informal caregivers and non-caregivers. Methods: A cross-sectional study was conducted using standardized Computer Assisted Telephone Interviews (CATI) with persons aged 18 and older in Saxony. Descriptive and bivariate statistics were calculated. Results: Care provided by an outpatient care service or by family caregivers was rated significantly better by 259 informal caregivers compared with 342 non-caregivers among 601 participants (N = 601). Further, informal caregivers and non-caregivers had different knowledge about the closest place for long-term care counseling and about compensation payments from the pension insurance. Conclusions: In individual areas of the queried counseling services and relief options, the response behavior of family caregivers differed significantly from the other participants. It can be assumed that family caregivers have a slight information advantage of family caregivers in the use of support services.
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