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Originalarbeit

Veränderte Schmeckwahrnehmung bei Patientinnen mit Essstörungen

Published Online:https://doi.org/10.1024/1422-4917.35.6.423

Zusammenfassung:Fragestellung: Geschmack ist ein vererbtes Merkmal und beeinflusst Essgewohnheiten und Diätverhalten. Die Papillen der Zunge repräsentieren das erste Segment des gustatorischen Systems um die Schmeckinformationen zu erfassen. Ziel dieser Studie war es, die Anzahl der fungiformen Papillen (fPap) in Verbindung mit der 6-n-Propylthiouracil (PROP)-Sensitivität und dem Body Mass Index (BMI) bei Patientinnen mit Essstörungen zu bestimmen. Methodik: 18 Patientinnen mit Essstörungen (Anorexia oder Bulimia nervosa, Altersbereich 14-20 Jahre) und 15 altersentsprechende weibliche Probandinnen wurden in die Studie eingeschlossen. Die Anzahl der fPap wurde gemessen. Der Bittergeschmack wurde mit PROP untersucht. Verschiedene BMIs (z.B. minimaler BMI, maximaler BMI) wurden berechnet. Ergebnisse: Anorektische Nicht-Schmecker (PROP negativ) hatten im Vergleich zu den Nicht-Schmeckern der Kontrollgruppe und der Bulimiegruppe eine signifikant verminderte Anzahl an fPap. Die Anzahl von fPap unterschied sich nicht signifikant zwischen Schmeckern und Nicht-Schmeckern innerhalb der Kontrollgruppe und den Essstörungsgruppen. Es zeigte sich ein Trend für einen höheren BMI bei den bulimischen und den gesunden Nicht-Schmeckern. Schlussfolgerungen: Eine verminderte Geschmackspapillendichte bei anorektischen Patientinnen wird von einer verminderten PROP-Sensitivität begleitet. Der Zusammenhang zwischen PROP-Sensitivität und Essstörungen ist bisher nicht bekannt. Wir vermuten einen Einfluss auf die Schmeckwahrnehmung und die Pathophysiologie des Essverhaltens.


Changed taste perception in patients with eating disorders

Summary:Objective: Taste is a hereditary trait and affects eating and dietary behavior. The tongue’s papillae represent the first line of the gustatory apparatus to provide information about taste. The aim of the present investigation was to evaluate the number of fungiform papillae (fPap) in relationship with 6-n-propylthiouracil (PROP) sensitivity and body mass index (BMI) in patients with eating disorders. Methods:18 female patients with eating disorders (anorexia or bulimia nervosa; age 14-20 yrs.) and 15 age-matched female controls were included. The number of fPap was quantified. Bitter taste was probed with PROP. Different BMIs (e.g. minimal BMI, maximal BMI) were calculated. Results: As regards non-tasters (PROP negative), anorectic patients showed a significant reduction in the number of fPap compared to both PROP negative healthy controls and also bulimic patients. The number of fPap did not differ significantly between tasters and non-tasters within controls and eating disorder groups. There was a trend of higher BMI’s in bulimic and healthy non-tasters. Conclusions: In anorectic patients a reduced number of fPap was associated with a decreased PROP sensitivity, which is a new finding. The data of the present study support the notion that the variation of fPap number and PROP sensitivity influences the pathophysiology of eating behavior and taste perception, and following this are involved in the development of eating disorders.

Literatur