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Schulvermeidung: Eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung wartet auf Antworten

Published Online:https://doi.org/10.1024/1422-4917/a000909

„Was geht uns Schulvermeidung an?“ wurde die kinder- und jugendpsychiatrische Leserschaft vor einigen Jahren in einem Editorial dieser Zeitschrift gefragt (Hebebrand, Frey, Knollmann & Reissner, 2016). Die damalige Zustandsbeschreibung des Praxis- und Forschungsfeldes Schulvermeidung und Schulabsentismus lautete damals kurzgefasst: Oft lässt sich das Phänomen Schulvermeidung kaum über ICD-Diagnosen (International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems) fassen und bewegt sich in der schwierigen Gemengelage irgendwo zwischen psychischer Erkrankung, pädagogischen Schieflagen, familiären Belastungsfaktoren und schulischen Problemen; die Zuständigkeiten sind unklar; die Daten sind kaum belastbar und übergeordnet ist Schulvermeidung in komplexe gesellschaftliche Bedingungen und Debatten eingebettet: Nimmt die soziale Ungleichheit zu und wie stark ist der Zusammenhang zwischen sozialer Ungleichheit und Schulbildung ausgeprägt? Brauchen wir eine Schulpflicht?

Es folgte ein Plädoyer für eine kritische Auseinandersetzung und eine Klärung der Rolle von Kinder- und Jugendpsychiater_innen und -psychotherapeut_innen, in dessen Mittelpunkt der Aufruf zur Schaffung von interdisziplinären, institutionenübergreifenden Kooperationen und Strukturen zur zeitnahen Unterstützung von schulabstinenten Kindern und Jugendlichen stand. Zudem wurden angesichts des Ungleichgewichts zwischen der Häufigkeit von Schulabsentismus und der Anzahl der Publikationen in diesem Bereich verstärkte Forschungsanstrengungen gefordert, um ein besseres Verständnis von Entstehung, Aufrechterhaltung und Behandlung von Schulvermeidung zu ermöglichen.

Das vorliegende Sonderheft greift diesen Faden auf, indem aktuelle nationale sowie auch internationale Studien zum Thema vorgestellt werden. In diesem Editorial wird zur besseren Einordnung der Beiträge ein kurzer und selektiver überblick über die aktuellen Entwicklungen gegeben, wobei der Fokus auf der Situation in Deutschland liegt und auch die möglichen Folgen der Coronapandemie für Schulabsentismus erörtert werden.

Schulabsentismus – was wir (nicht) wissen

üblicherweise beginnt ein Artikel über Schulabsentismus mit der Feststellung, dass nach wie vor keine einheitliche Definition für die Tatsache, dass ein Schüler oder eine Schülerin ohne „legitimen“ Grund in der Schule fehlt, existiert. Trotzdem kann festgehalten werden, dass hier Fortschritte erzielt wurden: Dimensionale Ansätze, die z. B. aufrechterhaltende Funktionen der Schulvermeidung beschreiben, und kategoriale Ansätze (z. B. Schulschwänzen vs. Schulverweigerung) stehen nun als einander ergänzende Sichtweisen nebeneinander. Wenn nicht weiter nach der Art der Schulabwesenheit differenziert werden soll, wird – wie auch in diesem Beitrag – oft auf deskriptive Begriffe wie Schulabsentismus („school absenteeism“) oder „Probleme mit dem Schulbesuch“ („school attendance problems“) zurückgegriffen. Der von den Autoren bevorzugte, psychiatrisch-psychotherapeutisch akzentuierte Begriff „Schulvermeidendes Verhalten“ (kurz: Schulvermeidung) bezieht sich auf ein aktiv vom Kind ausgehendes Vermeidungsverhalten in Bezug auf den Schulbesuch. Hierbei kann es sich sowohl um klassische angstbedingte Vermeidung („Schulverweigerung“; Mobbing, soziale Phobie, Leistungsangst, Trennungsangst, agoraphobische ängste) inklusive Vermeidung des Schulbesuchs aufgrund von depressiven Zuständen (Hoffnungslosigkeit, Traurigkeit, Energielosigkeit, Selbstwertprobleme) oder um Vermeidung aufgrund von Unlustgefühlen und zugunsten attraktiverer Tätigkeiten („Schulschwänzen“) handeln. Entsprechende Verhaltensweisen wie z. B. morgendliche Angstzustände, somatische Beschwerden, Appelle an die Eltern, heute nicht zur Schule gehen zu müssen, bis hin zu oppositionellem Verhalten können damit auch unabhängig von ihrem „Erfolg“, d. h. dem sich oft, aber eben nicht immer anschließenden Fehlen in der Schule, als schulvermeidendes Verhalten konzeptualisiert werden. Für ihre Erfassung liegen neben der etablierten School Refusal Assessment Scale (Kearney, 2002; deutsche Versionen: Knollmann, Sicking, Reissner & Hebebrand, 2017; Walter, von Bialy, von Wirth & Döpfner, 2018) inzwischen auch weitere Instrumente vor. Hierzu zählt das von den Autoren entwickelte Inventar Schulvermeidendes Verhalten (ISV; englisch: Inventory of School Attendance Problems; Knollmann, Reissner & Hebebrand, 2019), das für die Therapieplanung genutzt werden kann.

Eine einheitliche quantitative Festlegung, ab wann Fehlzeiten als „problematisch“ zu bewerten sind, scheitert nicht nur in Deutschland bereits an den regionalen und kommunalen Unterschieden hinsichtlich Regelungen zur Dokumentation von Fehlzeiten. Ein ähnliches Phänomen findet sich in Studien zur Prävalenz von Schulabsentismus. Sie sind kaum vergleichbar, da unterschiedliche Zeiträume (z. B. 2 Wochen, 1 Monat, 1 Schuljahr) oder unterschiedliche Informationsquellen für die Erhebung herangezogen wurden (Lehrer_innen, Eltern oder Schüler_innen; vgl. Lenzen, Brunner & Resch, 2016). Zumeist wird relativ willkürlich ein bestimmter Prozentsatz an Fehltagen pro Zeitraum als problematischer Schulabsentismus definiert (z. B. 10 % von einem Schul(halb)jahr; Lenzen et al., 2016; Sutphen, Ford & Flaherty, 2010). Entsprechend unterschiedlich sind die gefundenen Prävalenzen für „problematischen Schulabsentismus“, die in der Regel zwischen 5 und 15 % liegen (Knollmann et al., 2010). Gleichzeitig scheint aber jeder Fehltag in der Schule, egal ob entschuldigt oder unentschuldigt, zu einer Zunahme von Folgeproblemen beizutragen (Dougherty & Childs, 2019). Ein inzwischen auch in deutscher Sprache vorliegender Kurzfragebogen zur Kategorisierung jedes Fehltages wurde von Heyne, Gren-Landell, Melvin und Gentle-Genitty (2019) entwickelt: Die School Nonattendance Checklist (SNACK; deutsche Version über die Autoren erhältlich) ist ein Elternfragebogen, der 14 mögliche Gründe für Schulabwesenheit enthält. Kurze Beispielitems erläutern die Gründe, die in fünf Kategorien subsumiert werden können: legitimes Fehlen (Krankheit, Arzttermin usw.), Schulverweigerung, Schulschwänzen, Schulausschluss und elterliche Zurückhaltung. Die Checkliste ist innerhalb von 2 bis 3 Minuten auszufüllen, weshalb sie sich für den Praxiseinsatz gut eignet. Denkbar wäre hier, die Eltern zu bitten, jeder Entschuldigung die SNACK beizufügen. In einer entsprechenden Datenbank könnten diese Daten für jede Schule gesammelt und so eine systematische und ökonomische Erfassung sowohl der Fehlzeiten als auch ihrer Gründe realisiert werden.

Dass Schulabsentismus tatsächlich eine „red flag“ für diverse Entwicklungsrisiken ist, belegen die in den letzten Jahren erschienenen Metaanalysen: Signifikante Zusammenhänge konnten u. a. nachgewiesen werden für Suizidalität und selbstverletzendes Verhalten (Epstein et al., 2020), Depression (Finning et al., 2019a), Angststörungen (Finning et al., 2019b), übergewicht (An, Yan, Shi & Yang, 2017) und Substanzkonsum (Gakh, Coughenour, Assoumou & Vanderstelt, 2020). Zudem konnte auch gezeigt werden, dass Schulabsentismus mit einer Vielzahl von psychosozialen Belastungsfaktoren im familiären, schulischen und Peerkontext verbunden ist (Ingul, Havik & Heyne, 2019).

Gleichzeitig wird bei den genannten übersichtsarbeiten jedoch deutlich, dass es nach wie vor kaum Längsschnittstudien gibt, die die Beziehungen zwischen Schulabsentismus, Risikofaktoren und psychischen Störungen näher beleuchten. Die in diesem Heft berichtete retrospektive Verlaufsstudie an Patient_innen einer kinder- und jugendpsychiatrischen Spezialambulanz für Schulvermeidung zeigt klar, dass trotz intensivster Maßnahmen ca. ein Drittel der Betroffenen im weiteren Verlauf 1.5 bis 3 Jahre nach Erstvorstellung noch massive Probleme mit dem Schulbesuch aufweisen. Insbesondere eine (komorbide) Störung des Sozialverhaltens scheint prognostisch ungünstig zu sein (Knollmann et al., 2022). Das Alter der zum Großteil jugendlichen Patient_innen der o. g. Studie war nicht mit dem Verlauf der Schulvermeidung assoziiert. In anderen Studien, die im Beitrag von David Heyne zusammengefasst werden (Heyne, 2022a), finden sich dagegen Hinweise darauf, dass ein höheres Alter bei Therapiebeginn mit einem schlechteren Outcome verbunden sein könnte. Der Autor diskutiert diese Befunde vor dem Hintergrund der Entwicklungsaufgaben der Adoleszenz und der mangelnden Entwicklungssensitivität der bislang vorliegenden Therapiemanuale für Schulverweigerung. Es wird aufgezeigt, dass Themen wie z. B. Autonomieentwicklung im familiären Kontext deutlich mehr bei der Behandlung berücksichtigt werden müssen, gerade mit Blick auf die mangelnde Therapiemotivation vieler jugendlichen Schulvermeider_innen.

Schulabsentismus und Vernetzung

Die in diesem Heft vorgestellte Verlaufsstudie zeigt auch, wie vielfältig die bei Schulvermeidung infrage kommenden Unterstützungsangebote sind. Dies gilt insbesondere mit Blick auf schulische- und Jugendhilfemaßnahmen. Hier wird einmal mehr deutlich, dass das Phänomen Schulvermeidung keinesfalls auf psychiatrische Aspekte zu reduzieren ist. Es kann nur im Zusammenhang mit schulischen, pädagogischen und auch soziologischen Aspekten verstanden werden. So konnte z. B. nachgewiesen werden, dass Faktoren wie die Sozialstruktur des Stadtteils, die Zugehörigkeit zu einer sozial benachteiligten Bevölkerungsgruppe, die Sicherheit der Nachbarschaft, die Verfügbarkeit und Sicherheit von öffentlichen Transportmitteln, das Klassenklima und die Organisationsstruktur der Schule, die Größe des Herkunftshaushalts sowie der sozioökonomische Status der Eltern und ihre Einstellungen zu Bildung und Schule einen signifikanten Einfluss auf das Ausmaß der Schulabwesenheit haben (Melvin et al., 2019). Entsprechend schlagen Melvin et al. (2019) einen ökosystemischen Ansatz für die Analyse von Schulabsentismus vor und rufen zu einem interdisziplinär vernetzten Forschungsansatz auf, „… including but not limited to education, psychology, psychiatry, pediatrics, disability, youth justice, social work, sociology, and criminal justice …“ (Melvin et al., 2019, S. 6).

Als beispielhaft für eine forschungsbegleitete pädagogische Intervention zur Prävention von Schulabsentismus kann das Projekt „Jeder Schultag zählt“ von der Arbeitsgruppe um Heinrich Ricking gelten. In ihrem Beitrag zur Schulangst stellen Fischer et al., 2022, ein für die Schulen maßgeschneidertes Konzept vor. Auf der Basis von Interviews mit Betroffenen, Lehrkräften und Eltern werden schulbasierte Ansätze entwickelt, um Absentismus nachhaltig zu verringern. Welche Faktoren hierbei eine Rolle spielen, wird vor allem am Beispiel der protektiven Rolle der Selbstwirksamkeit auf Schulabsentismus deutlich. In ihrer Querschnittsstudie an N = 185 Schüler_innen der Klassenstufen sieben bis zehn können Fischer et al., 2022, wichtige Zusammenhänge zwischen den Konstrukten Selbstwirksamkeit und Schulangst auf die Zielvariable illegitime Schulversäumnisse nachweisen. Dabei zeigt sich, dass die Schulangst mit der Unterrichtsverspätung positiv korrelierte. Es fand sich aber auch eine negative Assoziation zwischen der schulischen Selbstwirksamkeit der Schüler_innen und der Anzahl der unentschuldigten Fehlstunden. Wenn also eine hohe Selbstwirksamkeit der Schüler_innen mit einer geringen Anzahl an Fehlstunden einhergeht, bieten sich hier konkrete Ansatzpunkte an, um ressourcenorientiert und frühzeitig gefährdete Schüler_innen zu stärken.

Zugleich muss aber festgehalten werden, dass interdisziplinäre Kooperationen in Forschung und Praxis, die z. B. sowohl pädagogische als auch psychologische Ansatzpunkte umfassen, nach wie vor eher die Ausnahme sind. Stattdessen bestehen voneinander separierte Forschungstraditionen, die kaum aufeinander Bezug nehmen, weiter. International lassen sich jedoch Fortschritte hin zur Schaffung von Kommunikations- und Organisationsstrukturen erkennen: Bei der Gründungskonferenz des „International Network for School Attendance“ wurden nicht nur Psycholog_innen und Psychiater_innen, sondern ebenso Expert_innen aus den Bereichen Public Health, Erziehungswissenschaften, Sozialarbeit und Sonder- sowie Rehabilitationspädagogik einbezogen, die mit vielen innovativen Beiträgen deutlich machten, dass ein Blick über den Tellerrand lohnt. Es erfolgen jährliche Konferenzen. über diese zentralen Ereignisse, Forschungs- und Netzwerkaktivitäten informiert die entsprechende Website (https://www.insa.network/). Zudem werden regelmäßig Onlineveranstaltungen zu Themen wie z. B. „Tracking Nonattendance“ angeboten und über die INSA-Homepage hilfreiche Ressourcen wie Literatur, Informationsblätter und Fragebögen frei zugänglich gemacht. Auch auf Schulabsentismus spezialisierte Personen und Institutionen in verschiedenen Ländern können hier ausfindig gemacht werden.

In Deutschland finden sich im kleineren Maßstab und primär praxisbezogen ebenfalls erste Beispiele für gelungene professions- und institutionsübergreifende Kooperationen. In vielen Kommunen und Kreisen entstehen Handlungsleitfäden zum Umgang mit Schulabsentismus. Diese sind mehr oder weniger ausdifferenziert und reflektieren unterschiedliche Ebenen und Tiefen der Kooperation. Als ein Beispiel kann das bekannte und in der Stadt Düsseldorf gut etablierte Rather Modell genannt werden. Diese Beratungsstelle bietet in einer engen Kooperation zwischen Jugendhilfe und Schulen und auch der örtlichen Kinder- und Jugendpsychiatrie sowohl Beratung als auch Projektklassen an. In der Stadt Essen tagt regelmäßig seit mehreren Jahren unter Leitung der Schulpsychologischen Beratungsstelle der Fachbeirat Schulvermeidung, in dem alle relevanten kommunalen Institutionen vertreten sind. In der „Beratungsstelle schulvermeidendes Verhalten“ in den Räumen der Ruhrlandschule Essen (Schule für Kranke/Klinikschule) beraten Pädagog_innen und Psycholog_innen der Essener LVR-Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie zusammen mit den Lehrer_innen der Ruhrlandschule Jugendliche, Familien, Lehrer_innen und professionelle Helfer_innen. Nach Durchlaufen eines kurzen Clearingverfahrens liegt ein besonderer Fokus auf der Sicherung der Behandlungs- und Beratungskontinuität für die hilfesuchenden Schüler_innen. Ein ähnliches Modell bietet das Jugendamt der Stadt Hilden gemeinsam mit der Düsseldorfer LVR-Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie an (Restart – Back2School). Während auf kommunaler Ebene ähnliche Projekte vereinzelt zu finden sind, scheinen sich auf Landes- oder Bundesebene bisher kaum Netzwerke etabliert zu haben, die das Thema Schulabsentismus nachhaltig verfolgen.

Schulabsentismus zwischen Prävention und Intervention

Hinsichtlich der Einordnung der oben genannten und anderen Maßnahmen gegen Schulabsentismus wurde von Kearney und Kolleg_innen (Kearney & Graczyk, 2014; Kearney et al., 2019a, 2019b) ein Modell vorgeschlagen, das sich an dem in den USA im Bildungsbereich weit verbreiteten Response-to-Intervention-Ansatz (RtI) orientiert. Es umfasst drei in Pyramidenform angeordnete Ebenen („tiers“), die entlang der Schwere der Schulbesuchsproblematik aufsteigend ausgerichtet sind und entsprechend in ihrer Intensität abgestufte Interventionen einschließen. Zentral ist hier das kontinuierliche Monitoring des Schulbesuches. Auf dieser Basis können je nach Schweregrad des Absentismus Interventionen abgeleitet und implementiert werden. Sollte das fortgesetzte Monitoring eine weiterhin negative Entwicklung des Schulbesuches zeigen, resultiert hieraus eine erneute Intervention oder Antwort auf das dahinterstehende Problem des Schülers oder der Schülerin.

Universelle Präventionsmaßnahmen (tier 1) auf der untersten Pyramidenebene richten sich auf die Verbesserung des Schul- oder Klassenklimas, die systematische Erfassung und Rückmeldung von Fehlzeiten, die Förderung der Verbundenheit mit der Schule oder die Stärkung der sozioemotionalen Kompetenzen der Schüler_innen (Ekstrand, 2015). Sekundär-präventive Maßnahmen (tier 2) für bereits auffällige Risikoschüler_innen umfassen z. B. Tutorenprogramme und juristische Interventionen etwa beim Schulschwänzen, während im Bereich der tertiären Prävention (tier 3) auch schulersetzende Maßnahmen wie die o. g. Projektklassen des Rather Modells zu finden sind. Hier ordnen sich auch Einrichtungen der Jugendhilfe wie z. B. auf Schulverweigerer und Schulverweigerinnen spezialisierte Internate und die teil- oder vollstationäre kinder- und jugendpsychiatrische Therapie ein (Knollmann, Knoll, Reissner, Metzelaars & Hebebrand, 2010). Bei Letzteren kommt der schulischen Betreuung der Patient_innen durch die Sonderpädagog_innen der Schulen für Kranke bzw. Klinikschulen eine Schlüsselrolle bei der Planung der schulischen Reintegration zu (Wertgen & Reissner, 2012).

Die klassische kinder- und jugendpsychiatrische Perspektive fokussiert primär auf Interventionen zu tier 3, teilweise auch zu tier 2. Hier dominieren ambulante und stationäre Therapien für psychische kranke Schulvermeider_innen, also zur Unterstützung schwerer betroffener und chronisch absenter Schüler_innen.

Da mit der klassischen kognitiven Verhaltenstherapie in der Regel bei nur ca. 60 % der Patient_innen eine signifikante Verbesserung erreicht werden kann (Maynard et al., 2015), konzentriert sich die Forschung hierzu aktuell auf die Modifikation und Anreicherung bewährter Therapieverfahren. In diesem Heft zeigen z. B. Neumann et al. anhand eines stationären Fallbeispiels Wege auf, wie mittels eines schematherapeutischen Ansatzes selbst schwer motivierbare Patient_innen mit chronischen Vermeidungstendenzen erreicht werden können. David Heyne beschäftigt sich in seinem zweiten Beitrag, der aus Platzgründen vorerst nur online verfügbar ist (Heyne, 2022b) mit einer Verbesserung der Therapie von jugendlichen Schulvermeider_innen in Hinblick auf ihre Entwicklungsaufgaben in der Adoleszenz. Sein übergeordnetes Ziel ist es, die Therapiecompliance in dieser Gruppe zu fördern. Dabei sieht er insbesondere sechs „Signposts“ oder Bereiche, die insbesondere in der Behandlung schulverweigernder Jugendlicher besonderer Beachtung bedürfen. Hierzu zählen die Anzahl und Frequenz der Therapiesitzungen und eine verstärkte Aufmerksamkeit für soziale ängste, für das soziale Funktionsniveau sowie für die Emotionsregulation. Des Weiteren plädiert Heyne für eine sorgfältige Bewertung der Rolle der Eltern, die Förderung von Kommunikations- und Problemlöseverhalten zwischen Eltern und Jugendlichen und die übergangsweise Nutzung alternativer schulischer Settings.

Anders als die von Heyne in seinen Beiträgen zusammengefassten kontrollierten „Efficacy“-Therapiestudien, die ausschließlich an Schulverweigerern und Schulverweigerinnen mit klar definierten internalisierenden Diagnosen durchgeführt wurden, liefern Walter et al., 2022, Hinweise auf die Effektivität, also „effectiveness“, der ambulanten Behandlung von schulvermeidenden Patient_innen. Es wird gezeigt, dass die Therapie mit Schulvermeider_innen, die ein breites Diagnosespektrum aufweisen, unter Routinebedingungen in der klinischen Praxis erfolgreich ist. Walter et al. weisen jedoch darauf hin, dass ihre Stichprobe eine im Vergleich zu den kontrollierten Studien längere und intensivere Therapie benötigte, was einmal mehr auf die Komplexität des Phänomens Schulvermeidung verweist.

Studien zu universellen oder indizierten präventiven Maßnahmen auf den unteren Ebenen der Pyramide sind dagegen nach wie vor selten zu finden. Bei den wenigen verfügbaren Studien liegt der Fokus zumeist auf der Prävention von Schulschwänzen. Programme wie „Check & Connect“ (Guryan et al., 2020) oder das „Early Truancy Prevention Program“ (ETPP; Cook, Dodge, Gifford & Schulting, 2017) konnten nachweisen, dass mit vergleichsweise geringem Aufwand, wie z. B. der Förderung der Kommunikation zwischen Eltern und Schule, einer engen Kontrolle der Anwesenheit sowie zeitnahen Reaktionen bei Fehlzeiten, Schulabsentismus signifikant reduziert werden kann. Die einzige den Autoren bekannte deutsche Präventionsstudie, die als Teil des EU-Projekts „Working in Europe to Stop Truancy among Youth“ (WE-STAY) durchgeführt wurde, verglich die Effekte einer Anwesenheitskontrolle kombiniert mit einer Beratung von Risikoschüler_innen, eines Schülertrainings oder einer Kombination beider Interventionen und einer Kontrollgruppe (nur Anwesenheitskontrolle). Unterschiede zwischen den Gruppen, die sich alle hinsichtlich der Schulanwesenheit verbesserten, fanden sich nicht, was für eine maßgebliche Wirkung der systematischen Anwesenheitskontrolle und einer schnellen Reaktion auf Fehlzeiten spricht (Schneider & Fischer, 2013).

Schulabsentismus und Corona

Der oben skizzierte Mangel an präventiven Konzepten und Studien ist gerade angesichts der aktuellen und zukünftig zu erwartenden psychischen Mehrbelastung von Kindern und Jugendlichen durch die Pandemiesituation (z. B. Ravens-Sieberer et al., 2021) zu bedauern. Derzeit fehlen noch aussagekräftige Studien, die eine empirisch basierte Prognose zu den Auswirkungen der Schulschließungen oder des Onlineunterrichtes auf Schulabsentismuszahlen ermöglichen. Es gibt jedoch deutliche klinische Hinweise darauf, dass die Folgen der Pandemie ähnlich wie in anderen Bereichen wie ein Brennglas wirken können, das bestehende strukturelle Defizite aufdeckt. Versteht man Schulvermeidung als dysfunktionale individuelle Bewältigungsstrategie (Knollmann et al., 2010), kann angenommen werden, dass die gestiegene psychische Belastung auch zu einer vermehrten Nutzung der „Notbremse“ Schulvermeidung führen wird. Vor allem bereits vor der Pandemie vulnerable Schüler_innen, die es z. B. trotz erheblicher Schulängste noch geschafft haben, regelmäßig zur Schule zu gehen, könnten nun infolge einer Dishabituierung (monatelang keine „Exposition“ in der Schule mit Reduktion der Angstsymptomatik im Verlauf) die Schule vermeiden.

Verschiedene Studien zeigen, dass während und nach einer sozialen Isolation Kinder und Jugendliche verstärkt mit depressiver oder Angstsymptomatik reagieren (Loades et al., 2020). Unter der Annahme, dass diese Befunde auch für bereits vor der Isolation depressive oder angsterkrankte Jugendliche Gültigkeit besitzen, ist mit einer Zunahme des Schweregrades der Störung zu rechnen. Insbesondere diese Gruppe dürfte erhebliche Probleme dabei haben, wieder Tritt zu fassen und die nun wieder vorhandenen Anforderungen des Alltags zu meistern. Als weiterer Belastungsfaktor zählt möglicherweise auch ein gestiegener Druck, Wissens- und Leistungsrückstände aufzuholen. In einer Studie von Jungmann, Heinschke, Federkeil, Testa und Klapproth (2021) berichteten vor allem die Mütter schulpflichtiger Kinder von einer deutlichen Stressbelastung in Zeiten des Unterrichtsausfalls. In diesem Zusammenhang kann man auch eine Zunahme von vorbestehenden familiären Interaktionsstörungen, z. B. im Rahmen von ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) oder Störungen des Sozialverhaltens, annehmen (Zhang et al., 2020). Diese Zunahme von Risikofaktoren könnte eine oppositionell begründete Schulvermeidung nach sich ziehen.

Letztlich werden auch hier internale und externale Ressourcen entscheidend dafür sein, wie der Anpassungsprozess verläuft. Erste Hinweise darauf, dass sozial benachteiligte Schüler_innen pandemiebedingt stärker von Schulabsentismus bedroht sind und sich die soziale Bildungsschere weiter öffnet, liegen bereits vor (z. B. Dietrich, Patzina & Lerche, 2021).

Und jetzt?

Wie kaum ein anderes Vermeidungsverhalten weist Schulvermeidung eine Tendenz zur Chronifizierung und Verschlechterung auf: Mit jedem weiteren Tag Schulabwesenheit wird der Weg zurück in die Schule schwerer. Liegt bei einem psychisch erkrankten Kind zusätzlich eine stark ausgeprägte Schulvermeidung vor, hat diese in der Regel durch die starke Funktionsbeeinträchtigung erhebliche Auswirkungen auf die Indikationsstellung und Behandlung: Die Therapieplanung fokussiert auf die Symptomatik plus die schulische (Re-)Integration und die Behandlung muss die ausgeprägten, chronischen Vermeidungstendenzen berücksichtigen.

In Analogie zur Diagnose einer Störung des Sozialverhaltens nach DSM-5 (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders), die mit oder ohne das Merkmal „Emotionslosigkeit“ („callous unemotional traits“) codiert wird, kann das Vorliegen einer Schulvermeidung ebenfalls als „Specifier“ dienen. Der Specifier Schulvermeidung wäre dann gleichzeitig die Indikation für eine Therapie, die sich nicht nur auf die Symptomatik, sondern auch auf die (Re-)Integration in die Schule konzentriert.

Die gute Nachricht ist, dass es auch bei einer vollständigen Schulabstinenz immer einen ersten Fehltag gibt. Unabhängig von den Spekulationen zu einer möglichen pandemiebedingten Zunahme und dem nach wie vor lückenhaften Verständnis des komplexen Phänomens Schulabsentismus gilt es, praxistaugliche und pragmatische Modellprojekte zur frühzeitigen Erkennung und Prävention zu entwickeln und zu evaluieren.

Es versteht sich von selbst, dass diese Projekte nicht allein und auch nicht hauptverantwortlich im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie angesiedelt sein müssen oder sollen. Trotzdem sollten sich Kinder- und Jugendpsychiater_innen nicht zwangsläufig auf chronische, psychisch erkrankte Fälle an der Spitze der Interventionspyramide beschränken. Der Einsatz der Berufsverbände auf Landes- und Bundesebene für eine konsequente und systematische Kontrolle der Schulanwesenheit ist wünschenswert. In der Praxis vor Ort sollte eine enge Kooperation mit den Schulen, etwa in Form von Schulsprechstunden für von der Schule identifizierte Risikoschüler_innen, ihre Lehrer_innen und ihre Eltern, entsprechend dem Mehraufwand vergütet werden. Ideal wäre die Integration von weiteren relevanten Akteuren wie z. B. der Jugendhilfe und von Kinderärzt_innen. Gerade die letztgenannte Berufsgruppe sieht sich oft mit der Forderung nach Attestierung von Fehlzeiten wegen psychosomatischer Beschwerden konfrontiert.

Als Orientierung kann das Konzept des School Attendance Teams (SAT; z. B. Ingul et al., 2019) gelten, das sich je nach den Gegebenheiten vor Ort aus Lehrer_innen und Schüler_innen der jeweiligen Schule, Eltern, Schulsozialarbeiter_innen, Schulpsycholog_innen und anderen involvierten Professionen (z. B. Pädiater_innen) zusammensetzt und lokal mit allen relevanten Institutionen vernetzt ist. Diese Teams etablieren eine systematische und regelmäßige Erfassung von Schulabwesenheiten sowie anderen relevanten Risikofaktoren wie Verhaltensauffälligkeiten rund um den Schulbesuch, Leistungsprobleme oder Mobbing. In Kenntnis der Möglichkeiten und Problemlagen an der eigenen Schule leiten die SATs Maßnahmen zur schulweiten Förderung des regelmäßigen Schulbesuchs (tier 1) ein. Ebenso werden Interventionen für Schüler_innen mit ersten Auffälligkeiten und Fehlzeiten (tier 2) oder für chronisch abwesende Schüler_innen (tier 3) entwickelt und eingeführt. Eine kontinuierliche Begleitforschung zu diesen Projekten kann genauere Daten zur Prävalenz und zum Verlauf von Schulabsentismus liefern und die eingeleiteten Maßnahmen hinsichtlich ihrer Effektivität evaluieren. Kinder- und jugendpsychiatrische Expertise ist hierbei sowohl hinsichtlich der Diagnostik, der Interventionen als auch der Forschung gefragt. Daten zur Frage des präventiven Effektes einer solchen SAT-Implementation wären zwar methodisch nicht einfach zu erheben, aber hoch interessant. Neben einer Reduktion des Anteils von stationären Patient_innen mit schwierig zu behandelnder chronischer Schulvermeidung wäre auch eine Steigerung der Schulabschlussraten und der Lebensqualität der betroffenen Schüler_innen wünschenswert und eventuell auch zu erwarten. Zudem könnten die Auseinandersetzungen mit anderen Institutionen über die Zuständigkeit für das „heiße“ Thema Schulvermeidung zurückgehen. Was geht uns also Schulvermeidung an? Wenn wir wollen, eine Menge.

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