Skip to main content
Open AccessÜbersichtsarbeit

Pathological Demand Avoidance – aktueller Forschungsstand und kritische Diskussion

Published Online:https://doi.org/10.1024/1422-4917/a000927

Abstract

Zusammenfassung: Bei der „Pathological Demand Avoidance“ (PDA) handelt es sich um ein kontrovers diskutiertes Konzept zur Beschreibung von Kindern, die durch ein zwanghaftes Vermeiden jeglicher Anforderungen klinisch auffällig werden. PDA wird als extremes und angstgetriebenes Bedürfnis nach Kontrolle der Umwelt, der Verweigerung von alltäglichen Anforderungen und Erwartungen beschrieben. Die Symptomatik wird mit der Autismus-Spektrum-Störung in Zusammenhang gebracht. Unter Berücksichtigung des aktuellen Forschungsstandes diskutiert die vorliegende Arbeit die Frage, ob PDA als eigenständige diagnostische Entität einzuordnen ist, stellt den Zusammenhang zu Autismus sowie anderen psychischen Störungen und die Relevanz dieses Verhaltensprofils für Verlauf und Behandlung dar. Es wird geschlussfolgert, dass PDA weder eine eigenständige diagnostische Entität noch einen Subtyp des Autismus darstellt, sondern als ein Verhaltensprofil zu begreifen ist, das sich ungünstig auf den Verlauf bei verschiedenen Störungsbildern auswirken kann. Es wird deutlich gemacht, dass PDA eine Facette in einem komplexen Störungsmodell darstellen kann, in dem nicht nur Charakteristika der betroffenen Person selbst, sondern auch Erziehungspersonen sowie deren eigene Psychopathologie eine zentrale Rolle einnehmen. Entscheidend sind die Reaktionen der Interaktionspartner_innen auf das Verhaltensprofil sowie die individuellen Behandlungsentscheidungen. Substanzielle Forschung hinsichtlich des Verlaufs verschiedener Störungen bei Vorliegen des Verhaltensprofils PDA sowie im Hinblick auf das Ansprechen auf therapeutische Interventionen ist erforderlich.

Pathological Demand Avoidance: Current State of Research and Critical Discussion

Abstract: Pathological demand avoidance (PDA) describes children who obsessively avoid any demand to a clinically relevant extent and is presently the subject of controversial discussion. Their behavior may be interpreted as an attempt to reduce anxiety by establishing security and predictability through rigid control of the environment as well as the demands and expectations of others. The symptoms are described in the context of autism spectrum disorder. This article reviews the current state of research and discusses the questionable validity of pathological demand avoidance as an independent diagnostic entity. It also addresses the impact of the behavior profile on development and treatment. This paper concludes that PDA is not a diagnostic entity nor a subtype of autism; rather, it is a behavior profile that can be associated with adverse illness progression and unfavorable outcomes. PDA is one feature in a complex model. We must consider not only the patient’s characteristics but also those of the caregiver and their psychopathology. The reactions of the interaction partners as well as the treatment decisions play a key role play for the affected individuals. Substantial research is needed concerning the occurrence of the behavior profile PDA in diverse disorders, treatment options, and treatment responses.

Einleitung

Bei der „Pathological Demand Avoidance“ (PDA) handelt es sich um einen erstmals von Elizabeth Newson verwandten Begriff (Newson, Le Marechal & David, 2003) zur Beschreibung einer tiefgreifenden Entwicklungsstörung von Kindern, die zusätzlich durch ein zwanghaftes Vermeiden jeglicher Anforderungen klinisch auffällig wurden. Es wird beschrieben, dass diese Kinder zu extremen, aggressiven oder sozial schockierenden Verhaltensweisen neigen, wenn sie dazu gedrängt werden, Aufforderungen nachzukommen. Sie zeigen sozial manipulatives Verhalten, um Anforderungen oder Erwartungen zu vermeiden, wie z. B. Ablenkungen, Drohungen oder auch aggressives Verhalten. Außerdem zeigen sie provokatives, infantiles und wenig schamhaftes Verhalten (z. B. Kleider in der Öffentlichkeit ausziehen, sehr persönliche Fragen stellen, Aufmerksamkeit suchendes Verhalten, emotionale Aus- und Zusammenbrüche in der Öffentlichkeit). Frau Newson entwickelte auf der Grundlage der Beobachtung von 21 Kindern Kriterien für das Vorliegen einer PDA, die dann an Kindern mit PDA untersucht wurden. Newson et al. (2003) nennen die in Tabelle 1 aufgeführten „Merkmale“ als kennzeichnend für das Verhaltensprofil einer PDA.

Tabelle 1 Merkmale des Verhaltensprofils einer „Pathological Demand Avoidance“ nach Newson et al. (2003)

Das Konzept wurde seit dieser ursprünglichen Beschreibung aufgrund einiger Kritiken überarbeitet. So wird das Merkmal (1) der Passivität im ersten Lebensjahr als nicht haltbar kritisiert und das „sozial manipulative“ Verhalten (2) wird von Eltern eher als „strategisches“ Vermeidungsverhalten beschrieben (O’Nions et al., 2018). Auch wird das Wort „pathological“ teilweise kritisch gesehen und durch „extreme“ ersetzt, um negative Konnotationen zu vermeiden (Gillberg, 2014). Beim Merkmal (7) fällt auf, dass die übliche psychopathologische Definition von „Zwang“ nicht angewendet wird. Es ist letztlich nicht klar, ob es um eine Impulskontrollstörung oder einen Zwang geht. Merkmal (8) geht bei der Beschreibung neurologischer „soft signs“ sehr unklar mit neurologischen Begriffen um.

Während in der ersten Publikation (Newson et al., 2003) an keiner Stelle von Angst als kausaler Ursache des Verhaltensprofils PDA gesprochen wird, konzeptualisierten Stuart, Grahame, Honey und Freeston (2020) PDA insgesamt als eine Strategie, Sicherheit und Vorhersagbarkeit herzustellen, um zunehmende Angst zu mildern. Das extreme und angstgetriebene Bedürfnis nach Kontrolle der Umwelt, Kontrolle der Anforderungen sowie Erwartungen anderer Personen wird als Hauptmerkmal der PDA beschrieben. Insbesondere von Elternverbänden wird ein neurobiologischer Hintergrund („die Patient_innen können nicht anders, obwohl der Wille da ist“) angenommen und Angst als kausale Ursache für das Vermeidungs- bzw. Verweigerungsverhalten betont1 und eine Hierarchie der Verweigerung/Vermeidung aufgestellt (siehe Abbildung 1).

Abbildung 1 Hierarchie der Vermeidung/Verweigerung bei Pathological Demand Avoidance (Abbildung adaptiert von PDA Society (https://www.pdasociety.org.uk/what-is-pda-menu/what-is-demand-avoidance/).

Es wird beschrieben (Christie, 2007), dass Personen mit PDA über kein angemessenes (geringes bis übersteigertes) Selbstwertgefühl verfügen. Sie äußerten zwar den Wunsch nach Integration in die Peergroup, gleichzeitig würden Personen mit PDA jedoch nicht die Notwendigkeit einsehen, dafür etwas zu tun. Auch würde der Kontakt „unbeabsichtigt“ verunmöglicht durch das Bedürfnis nach Kontrolle. Dies könne dazu führen, dass andere beschuldigt oder schikaniert werden für Dinge, die falsch gelaufen seien, auch wenn hierfür eigentlich die Person mit PDA die Verantwortung trage. Dabei könne es zu langen Phasen von „Groll und Vergeltung“ kommen. Menschen mit PDA würden eine hohe Ambivalenz aufweisen: Einerseits hätten sie Spaß und zeigten Ehrgeiz an einer selbstinitiierten Aktivität, andererseits reagierten sie mit Zerstörung bzw. Abbruch der Aktivität, wenn diese eingefordert würde. Es läge ein Mangel an Durchhaltevermögen und Generalisierung vor, was zu plötzlichen und dramatischen Rückschritten nach einer Phase guten Fortschritts führen könne. Es wird eine geringe Fähigkeit zur Emotionsregulation berichtet, die mit starken Stimmungsschwankungen verbunden sei und zu einer Abhängigkeit des Toleranzlevels von der aktuellen Stimmung führe. Aggressives Verhalten sei als Reaktion auf Anforderungen im Sinne einer Panikattacke zu verstehen, aber es komme auch zu gewalttätigen, obszönen und schockierenden sprachlichen Äußerungen. Die Personen zeigten ein intensives Fantasie- und Rollenspiel einschließlich hoher Identifikation mit den Spielfiguren, was teilweise mit problematischen Konsequenzen zusammenhinge (z. B. Gefühl der Omnipotenz als Superheld).

Das Konzept erlangt derzeit insbesondere unter Elternverbänden und in den sozialen Medien – auch in Deutschland – zunehmend Aufmerksamkeit (Grahame et al., 2020; Green, 2020; Woods, 2020). Es ist in seiner Einordnung als diagnostische Entität allerdings höchst umstritten. Derzeit wird die PDA als ein „Verhaltensprofil“ konzeptualisiert und nicht als eigenständige diagnostische Entität (Syndrom) eingeordnet, da es weder im ICD-10/11 (International Classification of Diseases and Related Health Problems), noch im DSM-5 (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders) als diagnostische Kategorie aufgeführt ist (Stuart et al., 2020). Es wird auch als ein Subtyp der Autismus-Spektrum-Störung (im Folgenden abgekürzt mit Autismus) angesehen, da sich die Merkmale der PDA in den diagnostischen Kriterien des Autismus (bspw. Kommunikationsdefizite und ein erhöhtes Bedürfnis nach Kontrolle bzw. verminderte Toleranz gegenüber Unsicherheit) abbilden lassen (PDA Society, 2020). Aufgrund vielfältiger Überschneidungen der Merkmale mit anderen psychischen Störungen wird die PDA auch transdiagnostisch als „set of symptoms“ und nicht als eigenständiges Syndrom oder Subtyp des Autismus beschrieben (Green et al., 2018).

Gegenwärtiger Forschungsstand

Im Folgenden soll der Stand der Forschung dargestellt werden. Hierzu wurde eine aktuelle systematische Übersichtsarbeit (Kildahl et al., 2021) berücksichtigt sowie eine eigene Literatursuche durchgeführt (mit den Suchbegriffen: pathological demand avoidance or extreme demand avoidance in: abstract). Bei der folgenden Darstellung ist zu berücksichtigen, dass die methodische Qualität der vorhandenen Studien kritisch diskutiert wird (für Details siehe Kildahl et al., 2021), daher sind die dargestellten Ergebnisse mit Vorsicht zu interpretieren. So wurden beispielsweise in den meisten der vorliegenden Studien die Studienteilnehmer_innen auf PDA-Foren oder in auf PDA spezialisierten Kliniken gewonnen. Dabei wird in den Studien nicht klar, ob neben der PDA (als eigenständige Störung oder als Subtyp des Autismus) auch noch andere Störungen vorliegen bzw. ob dies untersucht oder ausgeschlossen wurde. Ziel der vorliegenden Arbeit ist nicht ein systematisches Review, sondern eine kritische Einordnung des Konzepts in den klinischen Kontext.

Es wird diskutiert, ob PDA tatsächlich einen Subtyp des Autismus darstellt und/oder ob es sich um eine eigene diagnostische, valide Entität handelt (Green et al., 2018; Kildahl et al., 2021). Jedoch gibt es bisher nur wenige Studien zu diesen offenen Fragen. Es ist zu berücksichtigen, dass aufgrund der konzeptuellen Unklarheit, der methodischen Mängel der vorliegenden Studien sowie der unklaren diagnostischen Kriterien keine Definition der „Diagnose“ vorliegt und damit keine validen Messinstrumente zur Verfügung stehen. Die aktuelle Forschung basiert auf Daten aus von Erziehungspersonen ausgefüllten Fragebögen bzw. Interviews, die im Folgenden dargestellt werden.

Erfassung der PDA

Es wird angegeben, dass PDA mittels einiger Items aus einem für Autismus konzipierten Interview (DISCO; O’Nions et al., 2016; O’Nions, Christie, Gould, Viding & Happe, 2014) und/oder dem Screening-Fragebogen „Extreme Demand Avoidance Questionnaire“ (EDA-Q; Egan, Linenberg & O’Nions, 2019) sowohl bei Kindern (von den Eltern ausgefüllt) als auch Erwachsenen erfasst werden könne. Neben diesen im Folgenden kurz skizzierten Instrumenten liegen keine weiteren vor.

Der EDA-Q wurde in einer Validierungsstudie (O’Nions, Christie et al., 2014) an 326 Eltern von Kindern im Alter zwischen 5 und 17 Jahren untersucht. Es wurden folgende Gruppen verglichen: Kinder, deren Eltern PDA vermuten, unabhängig davon, ob andere Diagnosen vorlagen (N = 67); Kinder mit PDA von Kliniker_innen bestätigt, unabhängig von anderen Diagnosen (N = 50); Kinder ohne disruptive Verhaltensauffälligkeiten (N = 102); Kinder mit Autismus mit und ohne disruptive Verhaltensweisen (N = 84, wobei bei 13 Kindern die diagnostischen Kriterien für Autismus nicht vollständig erfüllt waren) sowie 23 Kinder mit disruptiven oder Verhaltensauffälligkeiten, bei denen Autismus oder PDA nicht vermutet oder festgestellt wurde. Die Eltern der Kinder mit PDA wurden auf PDA-Webforen rekrutiert. Es zeigte sich, dass sich die Werte des „Strength and Difficulties Questionnaire“ (SDQ) zwischen den Gruppen PDA und Autismus mit disruptiven Verhaltensweisen nicht unterschieden. Jedoch fielen die Werte des EDA-Q in der Gruppe PDA signifikant höher aus als in allen anderen Vergleichsgruppen. Die Sensitivität des in diesen Gruppen ermittelten EDA-Q lag bei .80, die Spezifität bei .85. In allen Vergleichsgruppen erreichten die Mädchen höhere Werte als die Jungen. In Tabelle 2 ist eine Auflistung der Items des EDA-Q zu finden.

Tabelle 2 Items des „Extreme Demand Avoidance Questionnaire“ (EDA-Q; O’Nions et al., 2013, S. 763)

In einer weiteren Studie wurde der Fragebogen für Erwachsene adaptiert (Egan et al., 2019). In einer neueren Studie (O’Nions, Happe, Viding & Noens, 2021) wurden die vorliegenden Daten sowie neu rekrutierte Daten des EDA-Q mittels „principal components analysis“ und Items-Response-Theory-Analyse an einer Stichprobe von Kindern mit Autismus sowie vielen weiteren Komorbiditäten ausgewertet. Es wurden acht Items identifiziert, die eine gute internale Konsistenz (Cronbachs Alpha = .90) sowie gute konvergente Validität zu anderen Skalen aufweisen, die ebenfalls Vermeidungs-/Verweigerungsverhalten erfassen (in Tabelle 2 mit * gekennzeichnet).

PDA und Autismus

Aufgrund der frühen Einordnung als tiefgreifende Entwicklungsstörung wird die PDA aktuell in ihrem Selbstverständnis als ein Subtyp des Autismus eingeordnet (PDA Society, 2020) und hauptsächlich in entsprechenden Personengruppen untersucht. Allerdings zeigt die einzig vorliegende Prävalenzstudie, die auf den Färöer Islands durchgeführt wurde und bei der PDA mittels einiger Interviewfragen (DISCO) erfasst wurde, ein sehr geringes Vorkommen der PDA-Symptome bei Autismus: Nur jedes fünfte Kind mit Autismus zeigte Symptome einer PDA und nur bei wenigen (1 von 25) wurde sozial manipulatives Verhalten beschrieben (Gillberg et al., 2015).

Personen mit PDA-Merkmalen und solche mit Autismus zeigen ein vergleichbares Ausmaß an Symptomen von Autismus, insbesondere soziale Probleme im Kontakt mit Gleichaltrigen (O’Nions, Viding, Greven, Ronald & Happe, 2014). Bei Personen mit PDA scheinen jedoch der sozial-modulierte Blickkontakt, der mimische Ausdruck, die Fantasiefähigkeit, die Empathie- sowie Theory-of-Mind-Fertigkeiten nicht eingeschränkt zu sein, im Gegensatz zu Personen mit Autismus (O’Nions, Viding et al., 2014). Insgesamt werden Kinder mit PDA als unauffällig in Bezug auf Spontaneität und Humor beschrieben. Bei ihnen wurde, im Gegensatz zu Kindern mit Autismus, ein intensives Fantasie- und Rollenspiel beobachtet (Newson et al., 2003; O’Nions, Christie et al., 2014)

Es wird angenommen, dass PDA bei den Geschlechtern gleichverteilt ist (Newson et al., 2003) – im Gegensatz zu Autismus, bei dem ein Geschlechtsverhältnis von 3 bis 4 männliche auf eine weibliche Betroffene beobachtet wird (Zeidan et al., 2022).

Im Folgenden soll eine der genannten Studien (O’Nions, Viding et al., 2014) beispielhaft etwas ausführlicher dargestellt werden: Es wurden drei Gruppen von Kindern verglichen, deren Eltern über PDA-Foren oder spezialisierte PDA-Kliniken rekrutiert wurden: 25 Kinder mit PDA, 39 Kinder mit Autismus und 28 Kinder mit einer Störung des Sozialverhaltens und „callous-unemotional traits“ (CU-Gruppe). Dabei wurde nicht untersucht bzw. angegeben, ob bei den Kindern mit PDA andere Diagnosen vorlagen. Alle Eltern füllten Screening-Fragebögen für Autismus, zur Erfassung von CU-Traits, Narzissmus-Traits und Impulsivität sowie auch den SDQ aus. Es wurde eine ANOVA und t-Tests für Gruppenvergleiche (PDA vs. Autismus und PDA vs. CU) berechnet. 72 % der PDA-Gruppe erreichten im Autismusscreening den Cut-off-Wert ebenso wie 79 % der Autismusgruppe und 39 % der CU-Gruppe. 44 % der PDA-Gruppe erreichten die Cut-off-Werte für antisoziales Verhalten und CU-Traits, während dies bei 100 % der CU Gruppe der Fall war. Die PDA-Gruppe zeigte signifikant weniger Impulsivität als die CU-Gruppe, keine signifikanten Unterschiede in Bezug auf Narzissmus und CU-Traits. Die PDA-Gruppe zeigte höhere Werte im SDQ für Verhaltensprobleme und geringere auf der Skala prosoziales Verhalten als die Autismusgruppe und signifikant mehr Peerprobleme als die CU-Gruppe. Die PDA-Gruppe zeigte höhere Werte auf der Skala emotionale Probleme und Verhaltensprobleme insgesamt als beide Vergleichsgruppen. Keine Unterschiede fanden sich bezüglich Hyperaktivität. Aus diesen Ergebnissen könnte die Schlussfolgerung gezogen werden, dass die PDA-Gruppe Symptome der beiden anderen Störungen in sich vereint.

Symptomüberlappung zu anderen Störungen

Das Verhaltensprofil PDA findet sich auch bei vielen anderen Störungsbildern wie der Störung des Sozialverhaltens, Sprachentwicklungsstörungen, Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS), elektivem Mutismus, Schulverweigerung, Anorexia nervosa, genetischen Syndromen mit bestimmten Verhaltensphänotypen (bspw. Mikrodeletionssyndrom 22q11) sowie Epilepsie (Gillberg et al., 2015; Reilly et al., 2014). Allerdings liegen zu einigen dieser Störungen lediglich Fallberichte und kaum systematische, empirische Forschungsarbeiten vor. Auf einige der genannten Störungsbilder soll im Folgenden vergleichend eingegangen werden.

Zwischen der Störung des Sozialverhaltens mit oppositionellem, aufsässigem Verhalten und der PDA finden sich deutliche Überlappungen: das Verweigerungsverhalten, die geringen Fähigkeiten zur Emotionsregulation sowie das aggressive Verhalten. Insbesondere zu dem im DSM-5 genannten „specifier“, den CU-Traits, sind Überlappungen in Bezug auf das Merkmal „Oberflächlich sehr sozial, jedoch Fehlen von sozialer Identität, Stolz und Scham“ zu sehen (Malik & Baird, 2018; O’Nions et al., 2014); O’Nions, Christie et al., 2014). Im Gegensatz zu Kindern mit PDA zeigen Kinder mit einer Störung des Sozialverhaltens Scham in für sie peinlichen Situationen (O’Nions, Christie et al., 2014). Wie bereits weiter oben dargestellt weisen Kinder mit PDA und Kinder mit einer Störung des Sozialverhaltens sowie CU-Traits ein vergleichbares Ausmaß an antisozialen Traits auf. Bei der Gruppe PDA waren die emotionalen Probleme (erfasst mit dem SDQ) jedoch stärker ausgeprägt (O’Nions, Viding et al., 2014).

Zur ADHS gibt es Überschneidungen hinsichtlich der Impulsivität, Emotionsregulationsdefiziten usw. (Egan, Bull & Trundle, 2020). In einer Studie an 126 erwachsenen Inhaftierten wurden selbstberichtete PDA (erfasst mit dem EDA-Q für Erwachsene), Autismus, ADHS, Impulsivität und weitere Persönlichkeitstraits erfasst. Es zeigte sich insbesondere zwischen ADHS und PDA ein signifikanter Zusammenhang, (r = 0.71, p < .001), aber nur ein geringer Zusammenhang zwischen Autismus und PDA. In einer multiplen Regressionsanalyse zeigte sich, dass eine Kombination aus vermehrten Defiziten im Bereich der Aufmerksamkeit, Feindseligkeit und geringer emotionaler Stabilität 65 % der PDA-Werte vorhersagen konnten. Außerdem waren die PDA-Werte assoziiert mit extremen Persönlichkeitsvarianten (Egan et al., 2019).

Insgesamt wird eine Reihe von Störungen im Zusammenhang mit PDA diskutiert und es ist unumstritten, dass dieses Verhaltensprofil nicht auf Autismus beschränkt ist. Außerdem werden folgende Diagnosen als alternative Konzeptualisierungen diskutiert: Das Verhalten wird im Rahmen einer Störung des Sozialverhaltens, Bindungsstörung, Persönlichkeitsstörung oder als Resultat der Interaktion zwischen Autismus und verschiedenen Komorbiditäten angesehen (Woods, 2020).

PDA: Angst als Auslöser der Verweigerung/Vermeidung

Der aufgeführte Zusammenhang zwischen Verweigerung/Vermeidung und Angst wurde bisher nur in wenigen Studien untersucht. Dabei wurde aufgezeigt, dass Kinder mit PDA mehr Angstsymptome aus der Sicht der Eltern zeigen als solche mit Autismus oder einer Störung des Sozialverhaltens (O’Nions, Viding et al., 2014). In einer weiteren Studie hingegen wiesen Kinder mit PDA ebenso viele emotionale Probleme auf wie solche mit einer Störung des Sozialverhaltens und Kinder mit Autismus (O’Nions, Christie et al., 2014). In einer Fallstudie erfüllten zwei der vier dargestellten Fälle mit PDA ebenso die Kriterien für eine oppositionelle Störung, jedoch keines die für eine Angststörung (Reilly et al., 2014). In einer weiteren Studie wurden der Zusammenhang zwischen Intoleranz von Unsicherheit sowie Angst und PDA untersucht (Stuart et al., 2020). Bei der Stichprobe handelte es sich überwiegend um Kinder (Alter 4–17 Jahre) mit Autismus mit PDA (N = 69) oder ohne PDA (N = 151), die über die „PDA Society“ rekrutiert wurden. 45 % der Kinder wiesen weitere Komorbiditäten auf (z. B. Angststörung N = 66; Intelligenzminderung N = 44). Es zeigte sich, dass Kinder mit PDA signifikant höhere Werte auf einem Fragebogen zur Erfassung von Intoleranz von Unsicherheit in der Elterneinschätzung (t(212) = 2.45, p < .05) aufwiesen als Kinder ohne PDA, jedoch fanden sich keine Unterschiede auf den Angstskalen. In einer Online-Fragebogenstudie fand sich bei Erwachsenen, dass sich in ihren Selbstangaben Angst- und Autismus-Traits als prädiktiv für das PDA-Verhalten erwiesen (White et al., 2022).

PDA im Verlauf

Ob die Symptomatik der PDA im Entwicklungsverlauf stabil bleibt, ist unklar. Newson et al. (2003) berichten von einem stabilen Verlauf, d. h. die Symptomatik hält an oder verstärkt sich. Dahingegen berichten Gillberg et al. (2015), dass sich die PDA-Symptomatik bei Personen mit Autismus im Verlauf deutlich reduziert. Auch in der Studie von Stuart et al. (2020) reduzierten sich die Werte für PDA mit Zunahme des Alters der Proband_innen, die überwiegend auch die Diagnose Autismus aufwiesen (r = –.253, p < .0001).

Behandlung der PDA

In einer Befragung von Eltern, die an einer PDA-Konferenz teilgenommen hatten, gaben Eltern an, an vielen Stellen um professionelle Unterstützung gebeten zu haben. Die Unterstützung wurde insbesondere dann als hilfreich erlebt, wenn die professionelle Stelle von dem PDA-Konzept Kenntnis hatte und dieses unterstützte (Gore Langton & Frederickson, 2016).

Bezüglich der Behandlung liegen derzeit keine empirischen Studien vor, sondern lediglich klinische Berichte und Empfehlungen auf der Grundlage der o. g. Konzeption (Christie, 2007). Es werden folgende Empfehlungen für die Behandlung bzw. den Umgang in der Schule für Kinder mit PDA gegeben (Christie, 2007): Es wird darauf hingewiesen, dass die Notwendigkeit von Routinen und Ritualen bei der Behandlung der PDA weniger effektiv sei als bei Autismus. Die Erfahrung zeige, dass positive Verstärkung/Belohnungen in der Behandlung weniger effektiv seien (O’Nions et al., 2014). Der Beziehungsaufbau solle mit einer Reduktion von Anforderungen einhergehen. Es wird vorgeschlagen, dass mehr „indirekte“ Anweisungen gegeben werden (z. B. „Ich frage mich, ob du vielleicht …“, „Ich weiß nicht wie das geht …“) als direkte. Außerdem sollen mehrere Auswahlmöglichkeiten gegeben werden, um dem Kind das Gefühl von Kontrolle zu geben. Auch Visualisierung könnte genutzt werden, um Anforderungen zu depersonalisieren. Erwartungen sollten maskiert oder minimiert werden, um Konfrontationen zu vermeiden.

Bei Auftreten von disruptivem Verhalten des Kindes sollten die Therapeut_innen /Betreuer_innen ruhig bleiben und eigene Emotionen gut regulieren, auch weil das Kind mit PDA die Reaktionen genau beobachte und Befriedigung durch die Aufmerksamkeit erlebe, die sein Verhalten auslöse. Die Neugier des Kindes sollte geweckt werden durch Variationen und Überraschendes, da das Kind Routine und Vorhersagbarkeit erwarte („sense of mystery“ herstellen). Die Interessen und Ressourcen des Kindes sollten angesprochen werden, indem beispielsweise die Fähigkeit zum Rollenspiel genutzt werde zur Vermittlung von depersonalisierten Anforderungen und zum Erlernen von Moralvorstellungen.

Des Weiteren wird empfohlen, nur sehr wenige Grundregeln aufzustellen, diese jedoch unbedingt einzuhalten. Dabei sollten wiederum depersonalisierte, Verantwortlichkeit vermeidende Aussagen (z. B. „Es tut mir leid, aber es geht um die Sicherheit und Gesundheit aller Kinder“) verwendet werden und Alternativen angeboten werden. Zudem sollten Rückzugsmöglichkeiten geschaffen werden. Es wird die Anwendung eher komplexer als einfacher Sprache empfohlen, da einfache Sprache als stärker konfrontierend wahrgenommen werde. Außerdem solle Humor verwendet werden und das Selbstbewusstsein des Kindes gestärkt werden. Eine vorhandene Angstsymptomatik sollte reduziert werden, was in einigen Fällen mit der Notwendigkeit einer Angstbehandlung einhergehe. Gute Absprachen im Team seien wichtig, um das Ausspielen der Teammitglieder gegeneinander zu vermeiden.

Diskussion

Zusammenfassend werden Merkmale der PDA bei vielen psychischen Störungen beschrieben, jedoch haben diese sehr verschiedene ätiologische Hintergründe. Von einer eigenständigen diagnostischen Entität bzw. der Annahme eines „Subtyps“ des Autismus kann derzeit nicht ausgegangen werden.

Insgesamt wird kritisiert, dass die „Kriterien“ der PDA-Verhaltensbeschreibungen mit Spekulationen bezüglich zugrundeliegender Faktoren des emotionalen Erlebens und der Motivation für Verweigerungsverhalten vermischen (Kildahl et al., 2021).

Auch wird sehr kritisch diskutiert, dass das Konzept der PDA als ein stark vereinfachender Erklärungsansatz eines an sich komplexen Verhaltens dargestellt wird, der viele mögliche Kontextvariablen (z. B. Einfluss von Erziehung, Lernerfahrungen) ausklammert (Green et al., 2018). So wird beispielsweise ein möglicherweise dysfunktionales Interaktionsmuster innerhalb der Familie außer Acht gelassen, bei dem das Kind oppositionelles Verhalten bei Anforderungen zeigt und die Eltern darauf – evtl. aufgrund eigener Psychopathologie – dysfunktional reagieren und das Verhalten des Kindes so verstärken. Auch fehlt eine Einbettung in andere psychologische Grundlagenkonzepte wie z. B. der Reaktanz (Steindl, Jonas, Sittenthaler, Traut-Mattausch & Green, 2015). Des Weiteren werden entwicklungspsychologische Hintergründe von oppositionellen Verhaltensweisen, insbesondere im Zusammenhang mit Entwicklungsstörungen, bei denen verschiedene Aufgaben und Meilensteine in der Entwicklung häufig nicht analog zum chronologischen Alter durchgemacht werden, nicht berücksichtigt bzw. thematisiert. In keiner der bis dato vorliegenden Studien zur PDA wird auf diese Thematiken Bezug genommen.

Hingegen werden mit dem Konzept der PDA die vorhandenen Verhaltensauffälligkeiten auf „biologische“ Ursachen zurückgeführt, bei dem ein Gehirn auf die Vermeidung von Anforderungen „vorprogrammiert“ sei (siehe hierzu die Darstellung der PDA Society2) und daher nicht anderes reagieren könne. Somit wird der Person mit PDA eine Selbstwirksamkeit abgesprochen und auch der Einfluss der Umwelt auf das Verhalten minimiert. PDA kann somit als Versuch angesehen werden, ein bestimmtes „Verhaltensprofil“ zu „erklären“ aus der Motivation heraus, ein Verhalten zu destigmatisieren und als „Entschuldungs“-Wunsch der Eltern, dass sie mit der Entstehung der vorhandenen Verhaltensauffälligkeiten nicht in Zusammenhang gebracht werden. Als Beispiel wird in der nachfolgenden Abbildung 2 ein Störungsmodell eines Jungen dargestellt, der mit Verdacht auf PDA als Subtyp von Autismus vorgestellt wurde. Es soll verdeutlicht werden, dass das Konzept der PDA in diesem Fall eine Reduktion der Symptomatik auf ein biologisch nicht fassbares Konstrukt darstellt, das eher die externalen Ursachenüberzeugungen sowohl der Eltern als auch der Jugendlichen selbst bedient, jedoch viele andere relevante Variablen des Störungsmodells außer Acht lässt.

Abbildung 2 Störungsmodell eines 14-jährigen Jugendlichen, der mit Verdacht auf Autismus und Pathological Demand Avoidance vorgestellt wurde.

In einer neueren Übersichtsarbeit (Kildahl et al., 2021) wird auf die methodischen Mängel der bisherigen Studien hingewiesen. Dies soll im Folgenden erläutert werden.

Zirkularität der Methodik

In mehreren Studien wurden die untersuchten Patient_innen auf Web-Foren oder Konferenzen zur Thematik PDA gewonnen bzw. in Kliniken, die das Konzept der PDA entwickelt haben. Da für die diagnostische Einteilung der Vergleichsgruppen lediglich die Angaben der Eltern berücksichtigt wurden, besteht die Möglichkeit, dass deren Angaben durch die Darstellung der PDA aus diesen Informationsquellen beeinflusst wurde. Alle in dem Review von Kildahl et al. (2021) aufgeführten Studien weisen signifikante methodische Mängel und deutliche Risks of Bias auf. Eine erhebliche Zirkularität ist gegeben, da die Forschenden zunächst die Vergleichsgruppen bilden und dann nach Unterschieden zwischen diesen Gruppen suchen, und zwar hinsichtlich derjenigen Kriterien, nach denen die Gruppen gebildet wurden.

Keine Berücksichtigung von konfundierenden Faktoren

In den Studien wurden alternative Erklärungen für die gezeigten Verhaltensauffälligkeiten nicht untersucht. Zwar gibt es deutliche Belege für einen Zusammenhang zwischen Angst und der Entwicklung von Vermeidungsverhalten (für eine Übersicht siehe Pittig, Wong, Gluck & Boschet, 2020), jedoch keine ausreichenden Belege für einen angenommenen kausalen Zusammenhang zu pathologischem Verweigerungsverhalten. Auch liegen keine überzeugenden Belege für die angenommenen Zusammenhänge zwischen Angst und Vermeidung/Verweigerung und Aggression vor. Die Konzeptualisierung von PDA als eigenständige diagnostische Entität würde erfordern, dass dieses Verhalten nicht durch andere Störungen erklärbar wäre (wie z. B. durch das Vorliegen einer Störung des Sozialverhaltens, Angststörung usw.), was bisher in keiner Studie untersucht wurde. Ebenfalls wurden in den angegebenen Studien Kontextvariablen (z. B. Erziehungskompetenzen der Eltern, Psychopathologie der Eltern, Lernerfahrungen) nicht berücksichtigt.

Klinische Relevanz von PDA und Ausblick

Vielen Kliniker_innen dürfte die extreme Vermeidung/Verweigerung von Anforderungen als Symptom bei vielen verschiedenen zugrundeliegenden Störungsbildern bekannt sein. Daher sollte dieses Verhaltensprofil dringend weiter erforscht werden. Dies insbesondere im Hinblick auf das Ansprechen auf therapeutische Interventionen und den Verlauf von Störungen. Auch sollten Faktoren, die zur Aufrechterhaltung und/oder Exazerbation dieses Verhaltensprofils führen, untersucht werden. Der derzeitige Forschungsstand weist deutliche Mängel hinsichtlich der Definition, der Konstruktvalidität und der Erfassung von PDA auf (Kildahl et al., 2021) und auch die Empfehlungen für die Behandlung beruhen auf diesem problematischen Konzept.

PDA stellt ein „Verhaltensprofil“ dar, welches sich ohne Zweifel und nach klinischer Erfahrung in allen Lebensbereichen auswirkt. Ob „demand avoidance“ jedoch tatsächlich ein transdiagnostischer Trait bzw. ein Temperamentsmerkmal (ähnlich wie z. B. „behavioral inhibition“) mit hoher Relevanz für einzelne Störungsbilder ist, bedarf substanzieller Erforschung, die bis dato nicht vorliegt. Malik und Baird (2018) schlussfolgern: „More descriptive research of traits across many disorders is needed, assuming there is agreement about the constructs e. g. emotional dysregulation versus rapid changes of mood; noncompliance/oppositionality versus demand avoidance; dissocial/callous unemotional traits versus social manipulation – to highlight a few“ (S. 388). Zwingend notwendig sind u. E. auch intensive Forschungsbemühungen hinsichtlich der Behandlung der PDA, welche unter engem Einbezug nicht nur der Betroffenen, sondern auch der Angehörigen und der wechselseitigen Beziehungen durchgeführt werden sollte. In der gegenwärtigen Darstellung wird PDA als ein vereinfachendes, hypothetisches Konstrukt dargestellt, welches scheinbar insbesondere der Entlastung von Verantwortung dienen soll, jedoch in seiner empirischen Evidenz bisher nicht überzeugt.

Literatur

1 Siehe beispielsweise: https://www.pdasociety.org.uk/what-is-pda-menu/what-is-demand-avoidance/

2 https://www.pdasociety.org.uk/what-is-pda-menu/what-is-demand-avoidance/

Anhang

CME-Fragen

  1. 1.
    Welches der genannten Merkmale ist in Bezug auf die „Pathological Demand Avoidance“ (PDA) nicht korrekt? (Einfachauswahl)
    • a)
      Zwanghaftes Vermeiden jeglicher Anforderungen
    • b)
      Angstgetriebenes Bedürfnis nach Kontrolle der Umwelt
    • c)
      Widerstand und Verweigerung von alltäglichen Anforderungen und Erwartungen
    • d)
      Instabilität des Affektes, Impulsivität
    • e)
      Beeinträchtigungen im fantasievollen Spiel
  2. 2.
    Welche der nachfolgenden Aussagen ist korrekt? (Einfachauswahl)
    • a)
      Die „Pathological Demand Avoidance“ (PDA) ist eine eigenständige Diagnose, die zwar nicht im ICD-10 aufgeführt ist, aber im DSM-5.
    • b)
      Die „Pathological Demand Avoidance“ (PDA) stellt ein Verhaltensprofil (Set of Symptoms) dar und keine eigenständige diagnostische Entität oder Syndrom.
    • c)
      Die „Pathological Demand Avoidance“ (PDA) ist ein Subtyp der Autismus-Spektrum-Störung und wird als solche klassifiziert.
    • d)
      Die „Pathological Demand Avoidance“ (PDA) ist ein neurobiologisch verankertes, eigenständiges Störungsbild.
    • e)
      Die „Pathological Demand Avoidance“ (PDA) gehört zur Gruppe der Tiefgreifenden Entwicklungsstörungen nach ICD-11.
  3. 3.
    Welche der nachfolgenden Aussagen sind korrekt? (Mehrfachauswahl)
    • a)
      Die „Pathological Demand Avoidance“ (PDA) ist ein klar definiertes Störungsbild, dessen Symptomatik sowie Konzeptualisierung sich von anderen Störungen, z. B. einer Störung des Sozialverhaltens, abgrenzt.
    • b)
      Bei der „Pathological Demand Avoidance“ (PDA) besteht ein empirisch belegter Zusammenhang zwischen Verweigerung/Vermeidung und Angst.
    • c)
      Es wird angenommen, dass „Pathological Demand Avoidance“ (PDA) bei den Geschlechtern gleichverteilt ist.
    • d)
      „Pathological Demand Avoidance“ (PDA) findet sich bei vielen Störungsbildern, wie der Störung des Sozialverhaltens, Sprachentwicklungsstörungen, ADHS, elektivem Mutismus, Schulverweigerung u. a.
    • e)
      Die Behandlung der „Pathological Demand Avoidance“ (PDA) stützt sich auf umfangreiche Studien, die belegen, dass die Reduktion von Angst und Anforderungen hilfreich sind.
  4. 4.
    Welche Aussagen in Bezug auf die Kriterien und die Behandlung der „Pathological Demand Avoidance“ (PDA) sind korrekt? (Mehrfachauswahl)
    • a)
      Die „Kriterien“ der PDA vermischen Verhaltensbeschreibungen mit Spekulationen bezüglich zugrundeliegender Faktoren, des emotionalen Erlebens und der Motivation für Verweigerungsverhalten.
    • b)
      Es liegen Kriterien für das Vorliegen einer PDA vor, die eine Hierarchie der Vermeidung/Verweigerung beschreiben und eindeutig anwendbar sind.
    • c)
      Faktoren, die zur Aufrechterhaltung und/oder Exazerbation der Symptomatik der PDA beitragen, sollten in der Behandlung berücksichtigt werden.
    • d)
      Positive Verstärkung/Belohnungen sind in der Behandlung der PDA weniger effektiv, Erwartungen, Anforderungen und Grundregeln sollten minimiert und personalisiert werden.
    • e)
      Kontextvariablen (z. B. Einfluss von Erziehung) stehen nicht im Fokus der Behandlung, sondern Humor, Spaß und Verständnis für die Kinder mit PDA.
  5. 5.
    Welche Aussagen bezüglich des Forschungsstandes zur „Pathological Demand Avoidance“ (PDA) treffen nicht zu? (Mehrfachauswahl)
    • a)
      Es wird kritisch diskutiert, dass das Konzept der PDA als ein stark vereinfachender Erklärungsansatz eines an sich komplexen Verhaltens dargestellt.
    • b)
      Bei der PDA handelt es sich um ein gut erforschtes und etabliertes Konzept.
    • c)
      Es bestehen erhebliche methodische Mängel in der bisherigen Erforschung der PDA.
    • d)
      Es liegen ausreichend Belege für den angenommenen kausalen Zusammenhang zwischen pathologischem Verweigerungsverhalten und Angst vor.
    • e)
      Es bedarf substanzieller Forschung, um die Frage zu klären, ob „demand avoidance“ ein transdiagnostischer Trait bzw. ein Temperamentsmerkmal mit hoher Relevanz für einzelne Störungsbilder darstellt.

CME-Antworten

Für ein CME-Zertifikat sind drei richtige Antworten notwendig. Um Ihre Bestätigung zu erhalten, können Sie bis spätestens 27. August 2023 die Fragen bei unserem Online-Fortbildungsangebot CME unter https://econtent.hogrefe.com/exams/zkjp lösen oder untenstehenden Antworttalon verwenden. Nach korrekter Beantwortung der Fragen erhalten Sie eine Bestätigung. Die Ärztekammer Niedersachsen erkennt zwei Fortbildungspunkte an.

CME online

Die CME-Online-Fortbildungen der ZKJP stehen Mitgliedern der DGKJP und Privat-Abonnent_innen zur Verfügung. Um Online-Zugang zur ZKJP inklusive CME zu erhalten, konsultieren Sie bitte die Seite https://econtent.hogre​fe.com/exams/zkjp, von wo aus Sie teilnehmen können (oder falls nicht schon geschehen sich vorab registrieren können). DGKJP-Mitglieder besitzen einen Verbandszugang.

Für die Anerkennung bitten wir Sie, das Feld Fortbildungsnummer mit Ihrer EFN auszufüllen und uns bei erfolgreicher Teilnahme Ihr Zertifikat unter zukommen zu lassen. Wir verwenden Ihre Angaben ausschliesslich für die vollständige Akkreditierung bei der Ärztekammer und löschen anschliessend Ihre Daten.

CME per Antworttalon

Sie können auch untenstehenden Antworttalon verwenden. Schicken Sie in diesem Fall bitte den ausgefüllten Talon per E-Mail bis spätestens 27. August 2023 an [email protected]. Später eintreffende Antworten können leider nicht berücksichtigt werden.

Wichtig für die Gutschrift

Bitte beachten Sie, dass Sie für die Gutschrift Ihrer Credits Ihr Zertifikat in jedem Fall weiterhin persönlich bei Ihrer Kammer einreichen müssen.

Für Ärztinnen und Ärzte: Ärztekammer Niedersachsen, Fortbildung, Karl-Wiechert-Allee 18–22, 30625 Hannover, Deutschland, fortbil​[email protected].

Für Psychotherapeutinnen und -therapeuten: Die Psychotherapeutenkammer, bei welcher Sie angemeldet sind.

Mit der Vorab-Einsendung Ihres Zertifikats an uns erklären Sie sich einverstanden, dass wir Ihre Daten einsehen können. Vielen Dank für Ihr Verständnis.

Abbildung 3

Abbildung 3 QR-Code.

Abbildung 4

Abbildung 4 Fortbildungszertifikat.