Abstract
Zusammenfassung. Dem Monochord kommt in der aktiven und rezeptiven musiktherapeutischen Arbeit immer mehr Bedeutung zu, was zum Teil auch seinen Niederschlag in Veröffentlichungstiteln wie “Das Monochord - eine Wiederentdeckung” (Timmermann, 1989) findet. Allerdings gibt es bislang aus der Sicht des Autors keine befriedigenden Verstehens- und/oder Erklärungsmodelle für die intensive Wirkung des Monochords, besonders in der rezeptiven Musiktherapie. Der vorliegende Artikel versucht diese theoretische Lücke durch eine neue Hypothese zu schließen: Durch den speziellen Klang des Monochords, der ohne die meisten bekannten musikalischen Parameter wie Metrum, Rhythmus, Harmonie usf. auskommt, wird eine musikalische Reizdeprivation ausgelöst, die synchron mit einer Reizüberflutung einhergeht, den besonders stark ertönenden Obertonreihen. Da wir aber die genannten Parameter als sinnstiftende Elemente in der Musik durch Kultivierung gewohnt sind, kommt es zu einem unbewußt gesteuerten, selbstorganisierenden Suchprozeß, der im Rahmen des subjektiven Hörerlebens individuelle Melodien oder Melodiefragmente aus dem Chaos der erklingenden Obertonreihen herausfiltert, bzw. konstruiert, um so dem Klang des Monochords musikalischen Sinn zu verleihen. Dieser hypothetische Prozeß könnte eine Erklärung für die deutlich zu beobachtenden Trancephänomene während der rezeptiven Musiktherapie mit dem Monochord sein.
Abstract. The monochord has been gaining more and more importance in the active and receptive work of music therapy. According to the author's opinion, however, theories which satisfyingly explain the intense effects of the monochord, especially those observed in the receptive music therapy, have not yet been presented. The present article intends to fill this theoretical gap by offering a new hypothesis which can be described as follows: Due to the peculiar sound of the monochord, which lacks most of the well-known parameters of music such as meter, rhythm and harmony, a deprivation of musical stimulation as well as a musical overstimulation are simultaneously produced, the latter being brought about by the strongly sounding overtone series. Since we are, through cultivation, used to the parameters mentioned above as elements which give meaning to music, we start an unconsciously directed, self-organizing search which filters/constructs individual melodies or fragments of melodies out of the subjective perception of the chaoticly sounding overtone series, with the intention to give musical sense to the monochord's sound. This hypothetical process could serve as an explanation for the trance phenomena which can be clearly observed during receptive music therapy when the monochord is used.
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