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Published Online:https://doi.org/10.1026//0949-3964.47.2.89

Zusammenfassung. In zwei Laborexperimenten (N1 = 84, N2 = 20) sind Auswirkungen von Zielsetzungen auf Wahrnehmungsprozesse bei Buchstabenvergleichsaufgaben untersucht worden. Es wurde erwartet, daß die Vorgabe schwieriger Zielsetzungen für die Reaktionszeit zu einer Leistungssteigerung führt, weil hiermit Identifikations- und insbesondere semantische Klassifikationsleistungen beschleunigt werden. Drei Ergebnisse sind hervorzuheben. (1) Gegenwärtige Modelle des simultanen Buchstabenvergleichs sind unvollständig, weil Reaktionszeitunterschiede aufgrund der alphabetischen Verschiedenheit (Klein- vs. Großalphabet) der Zeichen innerhalb eines Paars übersehen werden, die weitgehend unabhängig von der tatsächlichen Buchstabengröße sind. (2) In beiden Experimenten sind die erwarteten Zielsetzungseffekte für alle untersuchten Typen von Buchstabenpaaren (AA, Aa, Ab, AB) nachweisbar, wobei ein Geschwindigkeits-Genauigkeits-Austausch als Ursache hierfür ausgeschlossen werden kann. (3) Unter bestimmten Bedingungen sind zielsetzungsinduzierte Leistungsverbesserungen zusätzlich auch von den Reizeigenschaften der Buchstabenpaare mitbestimmt. Insbesondere für Paare, in denen der rechte Buchstabe vergrößert ist, und in denen semantische und alphabetische Kodes entgegengesetzte Antworten verlangen (Aa, AB), sind starke Zielsetzungseffekte zu finden. Das gesamte Befundmuster spricht dafür, daß schwierige Zielsetzungen eine allgemeine Bahnung von visuellen Wahrnehmungsprozessen verursachen und zusätzlich einen Abbau von reizseitig induzierten, reaktionszeitverlängernden Hemmungsprozessen bewirken, wenn sprachliche Information überwiegend linkshemisphärisch verarbeitet wird.


Effects of goal-setting or information processing in letter-matching tasks

Abstract. In two laboratory experiments (N1 = 84, N2 = 20) the impact of goal setting on information processing (perception) in letter-matching tasks was examined. It was expected that setting difficult goals for reaction times improves performance because identification and especially semantic classification of letters should be speeded up under goal-setting instructions. Three findings can be emphazised. (1) Current models of simultaneous letter matching are incomplete because they do not account for differences in reaction time based on alphabetic variations (lower case vs. upper case letters) within a pair of letters that are largely independent of real letter sizes. (2) In both experiments and for all types of letter pairs (AA, Aa, Ab AB), goal-setting effects are found as expected. In addition, the explanation that these effects are due to a speed-accuracy trade-off can be excluded. (3) Moreover, in some conditions goal-setting effects are also influenced by special features of letter pairs. Specifically, goal-setting effects are especially strong for letter pairs in which the right letter was enlarged and in which alphabetic differences and semantic differences within pairs call for opposite answers (Aa, AB). Based on the overall pattern of results, it is concluded that difficult goals lead to a general facilitation of processes in visual perception and, in addition, to a reduction of stimulusinduced, performance-delaying inhibition processes if linguistic information is processed predominantly in the left hemisphere.

Literatur