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Free AccessEditorial

70 Jahre Diagnostica

Garant für hochwertige Publikationen in der Psychologischen Diagnostik und Differenziellen Psychologie

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70 Jahre Diagnostica – wahrlich ein Jubiläum, das uns sehr stolz macht. Bereits vor zehn Jahren hatten wir anlässlich des 60. Geburtstags die jüngere Vergangenheit der Diagnostica Revue passieren lassen. Mit dem aktuellen Editorial wollen wir nicht die Jahre vor 2014 erneut aufarbeiten, sondern beschränken uns auf die vergangenen zehn Publikationsjahre. Dieses Vorgehen soll die jüngere Entwicklung der Diagnostica mit wenigen Indikatoren abbilden, die Auskunft über die inhaltliche Entwicklung der Zeitschrift geben.

Ursprünglich von Kurt Wilde als Instrument zur praxisorientierten Verbreitung von Informationen über Testverfahren gegründet, ist Diagnostica heute eine Zeitschrift, die fast ausschließlich empirische Originalarbeiten der Psychologischen Diagnostik veröffentlicht. In der großen Mehrheit handelt es sich um deutschsprachige Artikel. Was bei allem Wandel blieb, ist der Anspruch an die fachliche Breite, die über die sieben Jahrzehnte nie verloren ging und neben inhaltlicher und methodischer Qualität der publizierten Arbeiten nach wie vor eine wichtige Größe in der Zieldefinition der Zeitschrift darstellt.

Hinsichtlich der Geschäftsführung ist die Zeitschrift seit fast 20 Jahren von hoher Kontinuität geprägt (s. Tabelle 1), im abgelaufenen Jahr 2023 hat Olaf Köller die Amtszeit des bisher längsten Herausgebers (Hans Westmeyer, 1976 – 1994) erreicht. Das Team der Mitherausgeber_innen unterliegt dagegen einer gewissen Dynamik mit unregelmäßigen Wechseln. Gleichwohl ist es für die Zeitschrift wichtig, Mitherausgeber_innen für möglichst längere Zeiträume zu gewinnen, um so Kontinuität in der Qualitätssicherung zu erreichen.

Das aktuelle Team der Herausgeber_innen der Diagnostica bildet die benötigte fachliche Breite ab. Gemeinsam mit dem geschäftsführenden Herausgeber (Olaf Köller) decken alle sechs derzeit tätigen Mitherausgeber_innen (Monika Daseking, Franzis Preckel, Katrin Rentzsch, Oliver Wilhelm, Markus Wirtz und Matthias Ziegler) ein weites Spektrum der Psychologie ab und bringen spezifische Expertise in den Fachgebieten Differenzielle Psychologie, Entwicklungspsychologie, Kognition und Intelligenz, Pädagogische Psychologie und Bildungsforschung sowie Psychologische Methodenlehre ein.

Tabelle 1 Geschäftsführende Herausgeber der Diagnostica seit 1955

Doch wie steht es um die Manuskripte, die in den vergangenen 10 Jahren in der Diagnostica gedruckt wurden? In welchen fachlichen Bereichen wurden die Arbeiten durchgeführt? Welche Beiträge wurden besonders häufig zitiert? Welche Autor_innen waren die letzten Jahre besonders aktiv? Diese und weitere Fragen sollen im Folgenden durch eine quantitative Aufbereitung der Inhalte der letzten zehn Jahrgänge beantwortet werden. Natürlich gehen wir auch der Frage nach, wie sich der Impact-Factor von Diagnostica entwickelt hat.

Entwicklung des Impact-Factors

Diagnostica ist eine (überwiegend) deutschsprachige Zeitschrift, deren Leser_innenschaft dementsprechend primär aus dem deutschen Sprachraum stammt. In der Regel werden die Arbeiten deswegen auf Deutsch publiziert, weil sie den Leser_innen die Möglichkeiten geben sollen, die vorgestellten Mess- bzw. Erhebungsinstrumente in ihrer Ursprungssprache zu rezipieren und potenziell in eigenen nationalen Stichproben einzusetzen. Die steigende Zahl neuer (eher) englischsprachiger Zeitschriften im Bereich Assessment wie auch die starke Tendenz der deutschsprachigen Psychologie, in englischer Sprache zu publizieren, führt zunehmend dazu, dass auch ursprünglich deutsche Instrumente in englischsprachigen Zeitschriften vorgestellt werden. Für die Diagnostica ist dies nicht grundsätzlich in einem starken Rückgang der Manuskripte sichtbar, wohl aber in einem Rückgang des Impact-Factors (IF). Dies belegt die Abbildung 1, welche den IF der letzten 10 Jahre sowie den 5-Jahres-IF zeigt.

Abbildung 1 Impact-Factor sowie 5-Jahres Impact-Factor der Diagnostica nach Jahr

Den höchsten Wert (1,27) erreichte der IF im Jahr 2015, aktuell (Bezugsjahr: 2022) liegt er bei einem Wert von 0,7. Man erkennt den weitgehend parallelen Verlauf des 5-Jahres-IF (Korrelation beider IF r = .90) auf etwas höherem Niveau. Insgesamt weist die Entwicklung schon darauf hin, dass die fortschreitende Internationalisierung die Rezeption deutschsprachiger Zeitschriften nicht gerade beflügelt. Die nach wie vor gute Lage bei der Zahl der eingereichten Manuskripte bestärkt uns aber darin, am Primat der deutschsprachigen Arbeiten in Diagnostica festzuhalten.

Fachbereiche der publizierten Arbeiten

In der Diagnostica wurden von 2014 bis einschließlich 2023 in 40 Heften insgesamt 203 Arbeiten (Originalia, Testrezensionen, Buchbesprechungen und Softwareinformationen) veröffentlicht. Alle Arbeiten (ohne Editorials) wurden entsprechend ihrem Inhalt vom Redaktionsteam klassifiziert (vgl. Abbildung 2).

Abbildung 2 Zuordnung der zwischen 2014 und 2023 publizierten Artikel in Diagnostica zu Fachbereichen der Psychologie (Angaben in %; Mehrfachklassifikationen waren möglich)

Inhaltlich war die Pädagogische Psychologie am stärksten vertreten, gefolgt von der Differenziellen und der Klinischen Psychologie. Grundsätzlich hatten viele Arbeiten als Nebenaspekt methodische Schwerpunktsetzungen, die sich auch in der Abbildung 2 zeigen. Der hohe Anteil aus der Pädagogischen Psychologie mag mit der gestiegenen Forschungsaktivität im Bereich der Empirischen Bildungsforschung zusammenhängen. Insgesamt bleibt die Diagnostica aber eine attraktive Informationsquelle für einen Großteil psychologischer Fachgebiete.

Das Primat der fachlichen Breite führt dazu, dass Themenhefte seltene Ereignisse in Diagnostica sind. Als Folge wurden in den letzten Jahren lediglich drei Themenhefte veröffentlicht, und zwar Lehrevaluation als Mittel zur Erfassung und Verbesserung universitärer Lehre? (Heft 3/2015), Diagnostik von studentischen Kompetenzen im Hochschulsektor (Heft 2/2020) und Gesundheitskompetenzen (Heft 4/2022).

Häufig gelesene und häufig zitierte Papiere in Diagnostica

Die Abfrage der fünf in den letzten 10 Jahren am häufigsten gelesenen Papiere (Online-Requests; Abfrage 09/2023) macht die Attraktivität von Open Access (OA) Publikationen deutlich. Vier der TOP 5 wurden OA publiziert. Bemerkenswert ist weiterhin, dass sich drei der fünf Papiere auf das Big Five Inventory (BFI) beziehen, was auf die hohe Bedeutung des BFI und seiner unterschiedlichen Varianten in der Differenziellen Psychologie hinweist.

Tabelle 2 Top 5 der in den letzten 10 Jahren abgerufenen Artikel in Diagnostica (Abruf: 09/2023)

Zwei der fünf Papiere finden sich auch in den TOP 5 der am häufigsten zitierten Papiere, die im Zeitraum 2014 bis 2023 in der Diagnostica veröffentlicht wurden.

Tabelle 3 Top 5 der am häufigsten zitierten Artikel, die zwischen 2014 und 2023 in Diagnostica veröffentlicht wurden (Abruf: 09/2023)

Ergänzend zu den TOP-Papieren wurde recherchiert, welche Autor_innen in den letzten Jahren am meisten in Diagnostica publiziert haben. Nach Ausschluss der Herausgeber Köller, Wirtz und Preckel waren die TOP 5 Jan Marten Ihme (5), Franz Petermann (4), Detlef H. Rost (4), Martin Senkbeil (4) und Carolin Dresch (3). Die Zahlen weisen darauf hin, dass sich Leitautor_innen kaum identifizieren lassen, sondern sich vielmehr die thematische Breite der Zeitschrift auch in vielen unterschiedlichen Autor_innen niederschlägt.

Vom Rückblick zum Ausblick

Die Diagnostica bietet nach wie vor eine fachlich breite und abwechslungsreiche thematische Ausrichtung und stellt wichtige Informationen auch für praktisch tätige Psycholog_innen in Deutschland bereit. Die langjährige Listung seit 1996 im Journal Citation Report mit einem aktuellen Impact-Factor von 0,7 für das Jahr 2022 weist die Diagnostica weiterhin als hochwertiges und einflussreiches Informationsorgan der psychologischen Diagnostik und Differenziellen Psychologie im deutschen Sprachraum aus. Das Sinken des IF spiegelt aber unzweifelhaft die starke Tendenz der Psychologie in Deutschland zu internationalen Publikationen wider. Diagnostica wird trotz dieser Tendenz auch weiterhin deutschsprachige Arbeiten veröffentlichen, um der deutschsprachigen Wissenschaft und psychologischen Praxis Informationen über die psychometrische Güte von Erhebungsverfahren bereitzustellen. Dabei sind wir höchsten Qualitätsansprüchen verpflichtet.

Alle Arbeiten werden in der Regel wiederholt durch mindestens zwei begutachtende Expert_innen, versierte Mitherausgebende und den Hauptherausgeber sowie sprachlich und formal gemäß den DGPs-Richtlinien durch die Redaktion geprüft und durch die Autor_innen entsprechend überarbeitet. Damit stellen wir sicher, dass nur qualitativ hochwertige Arbeiten in der Diagnostica erscheinen. In diesem Sinne möchten wir Sie auch für das kommende Jahrzehnt auf ein Neues herzlich einladen, Ihre besten deutschsprachigen Arbeiten in den Bereichen der Diagnostik und Differenziellen Psychologie bei der Diagnostica einzureichen.

Prof. Dr. Olaf Köller Lisa Benckwitz, M.A. Dipl.-Psych. Anna Hilz, Dr. Katharina Kohl, Dipl.-Psych. Ute Mertens;