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Free AccessRezension

Rezension von Vom Kindergarten in die Grundschule

Published Online:https://doi.org/10.1026/2191-9186/a000667

Sanna Pohlmann-Rother, Daniel Then (2023). Vom Kindergarten in die Grundschule. Den Übergang inklusiv gestalten.Stuttgart: Kohlhammer. 144 Seiten, € 32,00, ISBN 978-3170424005.

Der Band „Vom Kindergarten in die Grundschule“ ist im August 2023 in der Reihe „Grundschule heute“ im Kohlhammer-Verlag erschienen. Diese Reihe wird von Sanna Pohlmann-Rother und Sarah Désirée Lange herausgegeben und hat das Ziel, drängende Zukunftsfragen in ihrer Bedeutung für die Disziplin der Grundschulpädagogik und -didaktik zu thematisieren und damit den grundschulpädagogischen Diskurs weiterzuentwickeln. Der hier rezensierte Band wurde von der Herausgeberin der Reihe, Sanna Pohlmann-Rother, gemeinsam mit Daniel Then verfasst. Beide sind am Lehrstuhl für Grundschulpädagogik und -didaktik an der Universität Würzburg tätig, Dr. Sanna Pohlmann-Rother als Lehrstuhlinhaberin und Daniel Then als wissenschaftlicher Mitarbeiter. Zielgruppe des Bandes sind primär Grundschul-Lehrkräfte sowie Personen, die Lehramt studieren oder im Rahmen des Studiums lehren.

Das Buch ist in vier Abschnitte gegliedert:

  1. 1.
    Allgemeine Grundlagen
  2. 2.
    Theoretische Grundlagen
  3. 3.
    Akteurinnen und Akteure beim Übergang in die Grundschule
  4. 4.
    Aktuelle grundschulpädagogische Herausforderungen für die Gestaltung des Übergangs vom Kindergarten in die Grundschule

Am Ende eines jeden Abschnittes befindet sich, didaktisch unterstützend, ein Kapitel, das kurz zusammenfasst, Reflexionsaufgaben bereithält und weiterführende Literatur zur Verfügung stellt.

Der erste Abschnitt führt in begriffliche, definitorische und formal-rechtliche Grundlagen ein. Die Autorin und der Autor konturieren eine Definition von Transition, die aus grundschulpädagogischen Diskurslinien abgeleitet sowie an Griebel und Niesel (2020) angelehnt ist. Inklusion wird als zentraler gesellschaftlicher Wandlungsprozess eingeführt, spezifische Herausforderungen eines inklusiven Übergangs werden mit Fokus auf die Akteurinnen und Akteure identifiziert. Inklusion wird dabei in einem „engen“ Verständnis auf „Kinder mit Beeinträchtigungen“ bezogen, also solche „deren Teilhabe am gesellschaftlichen Leben aufgrund ihrer geistigen, körperlichen und/oder seelischen Voraussetzungen dauerhaft erschwert ist“ (S. 24).

Der zweite Abschnitt führt kurz in relevante Ansätze und Rahmenmodelle zum Übergang ein. Der Abschnitt zeichnet sich dadurch aus, dass ein eigenes, generisches, Modell der inklusiven Transition in die Grundschule vorgestellt wird. Es verknüpft Aussagen von bestehenden Theorien, die Spezifika des Eintritts in die Grundschule mit Grundannahmen des Inklusionsgedankens.

Der dritte Abschnitt hat Chancen und Herausforderungen für die beteiligten Akteurinnen und Akteure zum Thema. Dazu werden zuerst die Kinder in den Blick genommen. Die Autorin und der Autor stellen zum Ersten individuelle, soziale und institutionelle Faktoren vor, die eine positive Bewältigung des Übergangs unterstützen. Zum Zweiten nehmen sie Entwicklungsaufgaben in den Blick, die sich für die Kinder zeigen, und stellen zuletzt Forschungsergebnisse zur Übergangsbewältigung vor.

Der zweite Fokus wird auf die Eltern gerichtet. Dazu werden zuerst elterliche Entscheidungen zum Einschulungszeitpunkt, zum Schulträger und zur Schulform (Grund- vs. Förderschule) beleuchtet. Anschließend thematisieren die Autorin und der Autor Möglichkeiten und Grenzen der elterlichen Unterstützung für ihre Kinder. Eltern erleben aber auch einen eigenen Übergang von Eltern eines Kindergartenkindes zu Eltern eines Schulkindes. Die damit verbundenen Entwicklungsaufgaben und Forschungsergebnisse, wie Eltern diesen eigenen Übergang bewältigen, werden vorgestellt.

Der Band beleuchtet dann die Pädagoginnen und Pädagogen, vor allem Lehrkräfte, in ihren Aufgaben beim Übergang. Basis dafür ist eine Auseinandersetzung mit dem Konstrukt der „Schulfähigkeit“. Darauf aufbauend werden die Diagnose der kindlichen Lernvoraussetzungen sowie die Förderung der Schulfähigkeit thematisiert. Darüber hinaus wird der Forschungsstand zur Kooperation zwischen den Professionen dargestellt.

Im letzten, kürzesten, Abschnitt zu grundschulpädagogischen Herausforderungen wird auf Theoriebildung und Forschung fokussiert. Ansatzpunkte und Bedarfe für Theoriebildung werden z.B. in Bezug auf die adaptive Begleitung und Unterstützung des Kindes, die Unterstützung und Einbezug der Eltern im Übergang, oder die Abstimmung zwischen Elementar- und Primarbereich besprochen. Zum Abschluss wird der Forschungsbedarf insbesondere im Kontext des inklusiven Übergangs, aber auch z.B. in Bezug auf Eltern im Übergang fundiert ausgeführt.

Dieser Band vermittelt knapp zusammenfassend Erkenntnisse zum Übergang in die Grundschule für die Zielgruppe Grundschule. Dieser Fokus stellt eine klare Stärke des Bandes dar, führt allerdings dazu, dass frühpädagogische Akteure für ihr eigenes Handeln weniger Hintergrundinformationen finden. Neben empirischen Kenntnissen wird im Band Wert auf die theoretische Fundierung gelegt. Nach den generellen Erkenntnissen zum Übergang werden jeweils Daten aus dem Kontext der Inklusion dargestellt. Von besonderem Interesse sind die im Band enthaltenen Vorschläge für eine Definition und ein Modell des inklusiven Überganges in die Grundschule. Konkrete Anregungen für das praktische Handeln, z.B. Anwendungskonzepte oder -materialien, stehen nicht im Vordergrund des Bandes. Zur weiteren Erhellung des Themas würden insbesondere drei Aspekte beitragen:

  • Konsequenterweise die Berücksichtigung von Studien, in denen die Kinder als Akteure im Übergang selbst zu Wort kommen (z.B. Seddig, 2020)
  • die Berücksichtigung der Qualität des Anfangsunterrichtes, z.B. die Ergebnisse der KILIA-Studie (Kammermeyer & Martschinke, 2009) sowie
  • die Berücksichtigung von Forschung zum inklusiven Übergang aus dem Arbeitsfeld Frühförderung, z.B. die Studie MuTig (Gemeinsam den Übergang in die Schule gestalten) (Keßel et al., 2022).

Der Band macht kenntnisreich deutlich, wie wichtig es ist, sich mit dem Übergang in die Grundschule fachlich auseinander zu setzen und dabei die Besonderheiten von inklusiven Übergängen zu berücksichtigen.

Literatur