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Mini-Review

Postoperative kognitive Dysfunktion – Macht Anästhesie dumm?

Published Online:https://doi.org/10.1024/0369-8394.94.46.1811

Nach Operationen können zwei Formen von kognitiven Störungen auftreten: Das postoperative Delir und die postoperative kognitive Dysfunktion. Letztere äussert sich durch diskrete Störungen des Gedächtnisses, der Aufmerksamkeit und der Sprache, die während Monaten persistieren können. Die wichtigsten Risikofaktoren für die Entwicklung der postoperativen kognitiven Dysfunktion sind ein höheres Alter und die Art des Eingriffs. Bei Patienten, die älter als 60 Jahre alt sind, kann bei rund 25% eine Woche nach einem grösseren Eingriff eine postoperative kognitive Dysfunktion festgestellt werden, drei Monate postoperativ bei 10%. Nach herzchirurgischen Eingriffen ist die Inzidenz noch höher: Bei rund der Hälfte der Patienten kann bei Spitalaustritt eine postoperative kognitive Dysfunktion festgestellt werden, nach sechs Monaten noch bei einem Viertel. Die Pathogenese und die Rolle der Anästhesie bei der Entwicklung der postoperativen kognitiven Dysfunktion sind unklar. Es gibt keine Studien, die den Effekt der Anästhesie unabhängig von einer Operation oder einer Hospitalisation untersuchen. Weder neuere, kurzwirksame Medikamente noch die Wahl der Anästhesietechnik (Regionalanästhesie oder Allgemeinanästhesie) können die postoperative kognitive Dysfunktion verhindern. Eine Prophylaxe oder Therapie ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht bekannt.