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Published Online:https://doi.org/10.1024/2235-0977/a000132

Zusammenfassung. Die vorliegende Arbeit widmet sich der Frage, ob die digitale Online-Lernplattform delfino ein organisatorisch und inhaltlich sinnvolles Werkzeug für die Förderung des Lesens und Schreibens im Klassensetting sein kann. Anders als die meisten bisherigen Förderprogramme ist delfino für Anforderungen beim Lesen UND Schreiben konstruiert, und zwar beginnend von der Buchstabe-Laut-Assoziationsebene bis hin zum lexikalischen Lesen und orthographischen Schreiben. Somit bietet das Programm Kindern mit verschiedenen Defiziten eine individualisierbare Fördermöglichkeit. Bedient werden kann das Werkzeug von Lerntherapeuten und auch Klassenpädagoginnen. Eine wesentliche Frage an die vorliegende Arbeit war, ob dieses Programm im laufenden Schulbetrieb sinnvoll einsetzbar ist. In einem ersten Feldversuch wurde delfino in zwei dritten Grundschulklassen in Oberösterreich erprobt, und zwar mit allen Schülern der Klasse. Die insgesamt 32 Kinder trainierten nacheinander an zwei Schulstandorten acht Wochen lang ungefähr 15 Minuten täglich auf Tablet-PCs mit individualisierten Aufgaben zum Lesen/Schreiben. Zur Erfassung der Trainingseffekte wurde ein Wartekontrollgruppendesign eingesetzt: Während Gruppe 1 trainierte (Trainingsphase), pausierte Gruppe 2 und erhielt kein zusätzliches Training (Wartephase), danach wurde getauscht. Die Lese- und Rechtschreibleistungen wurden zu drei Messzeitpunkten erhoben. Signifikante Gruppenunterschiede zeigten sich ausschließlich bei Lesen zum zweiten Testzeitpunkt. Während der Trainingsphasen verbesserten sich die Kinder im Lesen und Schreiben signifikant mehr als während der Wartephasen, mit den stärksten Zuwächsen beim Pseudowortlesen. Für die Kinder lagen Vorteile der digitalen Förderplattform neben starken Zuwächsen im Lesen und Schreiben in der individualisierten und motivierenden Anwendungsform. Die Klassenpädagoginnen profitierten von den umfangreichen Fördermöglichkeiten und einem einfachen Fördermonitoring.

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