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Published Online:https://doi.org/10.1026/0049-8637.39.4.196

Zusammenfassung. Mit Zwillingen lassen sich nicht nur Fragestellungen zum Thema Erbe-Umwelt untersuchen. Sie sind auch ein aufschlussreicher Fall für die Identitätsentwicklung, wenn sie im Vergleich zu Nicht-Zwillingen über ihre Geschwisterbeziehung befragt werden. In der vorliegenden Studie geben 65 Zwillingspaare (24 Monozygote, 21 gleich- und 20 gegengeschlechtlich Dizygote) anhand des Braunschweiger Paaridentitätsfragebogens für Geschwister (BPIG) Auskunft über ihre Beziehung. Ihre Aussagen, die zu drei Messzeitpunkten erhoben wurden, werden mit denen von 22 gleich- und 20 gegengeschlechtlichen Geschwisterpaaren (Altersabstand max. 2 Jahre) verglichen. Zum ersten Messzeitpunkt sind die Kinder zwischen 9 und 13 Jahren alt (Durchschnittsalter 11.2, SD = 1.4), Folgeinterviews wurden ein bzw. zwei Jahre nach der ersten Erhebung durchgeführt. Im Zentrum der Auswertung der dyadischen und damit korrelierten Daten, die anhand von Übereinstimmungsmaßen und durch Mehrebenenanalysen für jeden Messzeitpunkt erfolgt, steht die (nicht) übereinstimmende Wahrnehmung der Beziehung beider Kinder (dyadische Ebene) sowie die individuelle Beurteilung verschiedener Beziehungsaspekte (individuelle Ebene). Überprüft wird, ob die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Geschwisterkonstellation eine Vorhersage der Werte erlaubt und ob für die Gruppen unterschiedliche Entwicklungsverläufe während der Pubertät zu verzeichnen sind. Die Ergebnisse zeigen, dass vor allem monozygote Zwillinge signifikant höhere Übereinstimmungswerte erreichen, was allerdings nicht auf eine höhere emotionale Nähe zurückzuführen ist. Auswirkungen auf die Identitätsentwicklung und die Auswertungsverfahren werden diskutiert.


I do like you, you do (not) like me? Twins and nontwins evaluate their sibling relationships

Abstract. In the nature-nurture debate, twins have always been very interesting and popular subjects. In this longitudinal study, twins are, however, not examined to gain insight into genetic dispositions, but are asked to evaluate their relationships using the Brunswick Dyadic Identity Scale for Siblings (BDISS). The answers of 65 sets of twins (24 monozygotic, 21 same-sex and 20 opposite-sex dizygotic) were compared with those of 22 same-sex and 20 opposite-sex pairs of siblings (age difference max. 2 years). At the time of the first interview, the children were between 9 and 13 years old (average age = 11.2; SD = 1.4), follow-up interviews were conducted after one and two years. Due to the correlated data sets, correspondence and multilevel analyses were used to examine whether twins and nontwins differ in how both children evaluate their relationship in agreement and individually. Results show that primarily monozygotic twins differ from the other groups of siblings. They more often agree on how they evaluate their relationship, which surprisingly is not associated with stronger emotional attachment. Effects on identity development and the chosen means of analysis are discussed.

Literatur