Abstract
Zusammenfassung. Wie alle künstlerischen Therapien bedarf auch die Musiktherapie im Hinblick auf ein Berufs- und Ausbildungsgesetz eines gewissen Maßes an Vereinheitlichung wenigstens der Hochschulstudiengänge. Im Gegensatz zu diesen Bestrebungen soll aber nun in einigen Musiktherapieausbildungen ein Studienteil Lehrtherapie obligatorisch und seine Durchführung an außerinstitutionelle Privatpersonen mit gravierenden Folgen für die Studierenden delegiert werden. Die Auslagerung wird damit begründet, dass es sich um Lehranalyse handelt, wie sie ausschließlich von privaten psychoanalytischen Instituten für Therapieberufe mit dem Ziel und mit den für Musiktherapeuten nicht erreichbaren Vorteilen der Approbation angeboten wird. Die lange Geschichte der Lehranalyse zeigt, dass sie an sich schon fragwürdig ist und weder von Medizin- noch von Psychologiestudierenden gefordert werden darf. Die Neukonzeption des Medizinstudiums nach bewährtem amerikanischem Vorbild beweist, dass sich die für Therapeuten wünschenswerte Selbsterfahrung integrieren lässt. Fachmusiker sind mitunter die besseren Therapeuten. Dementsprechend hat ein Gericht nach Hinzuziehung eines medizinischen, psychologischen und musikwissenschaftlichen Sachverständigen des Berufsverbands für Musik-, Tanz- und Kunsttherapie (BKMT) am 8.12.2003 entschieden, dass die durch einen Fachmusiker durchgeführte musiktherapeutische Behandlung erstattet werden muss. Benötigt wird eine Lehrtherapie, die Therapie lehrt und die Lehre nicht an selbsternannte oder von ebenso wenig zuständigen Interessenverbänden bestimmte Personen delegiert, die mangels grundständigen Musikstudiums auf Themen ausweichen, zu denen primitive Attribute von Musik instrumentalisiert werden, ohne jedoch die der Musik eigenen, umfassenderen Möglichkeiten zu nutzen. Es stellt sich somit die Frage, ob unter Lehrtherapie analog zu Psychotherapie als Therapie der Psyche die Therapie der Lehre zu verstehen ist. Hierzu werden Perspektiven aufgezeigt.
Abstract. With regard to a professional law, music therapy - as all art therapies - has to establish up to a certain degree a standardization at least concerning university programs. Contrary to these endeavours, in music therapy training, a study module on teaching therapy is to be made obligatory, and its provision is to be delegated to external, private individuals, with grave consequences for students. The rationale behind this outsourcing is that it is a kind of teaching therapy that is exclusively provided by private psychoanalytical therapy training institutes with the aim of certification, an advantage not otherwise reachable by music therapists. The long history of training therapy makes evident that it is already in itself dubious and must be demanded neither from students of medicine nor students of psychology. The new conception of medical studies according to the well-tried American model proves that the self-experience desirable for therapists can be integrated. Specialist musicians are sometimes better therapists. Therefore on 8th of December 2003 a law court - after consulting a medical, psychological and musicological expert of the Professional Association of Music, Art and Dance Therapy (BKMT) decided that a music therapeutic treatment made by a specialist musician must be reimbursed. A teaching therapy is required that teaches therapy instead of delegating the training to self-appointed persons or to persons appointed by lobbies which are equally as inappropriate and who, therefore, because of a lack of basic music training resort to topics instrumentalizing primitive attributes of music, without, however, using the large range of chances and possibilities that are particular to music. So the question arises whether, in analogy to psychotherapy as therapy of the psyche, teaching therapy is to be understood as therapy of teaching and training. Perspectives are indicated.
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