Der Einsatz von Sprachfördertechniken in unterschiedlichen Settings in Kindertageseinrichtungen
Abstract
Zusammenfassung. Im vorliegenden Beitrag wird im Rahmen des von der Bund-Länder-Initiative „Bildung durch Sprache und Schrift (BiSS)“ geförderten Projekts „Gelingensbedingungen alltagsintegrierter sprachlicher Bildung im Elementarbereich (allE)“ der Einsatz von Sprachfördertechniken durch pädagogische Fachkräfte in Kindertageseinrichtungen untersucht. Hierzu wurde eine Teilstichprobe von 30 pädagogischen Fachkräften per Zufall ausgewählt, die in drei unterschiedlichen Settings videografiert wurden: während einer dyadischen Bilderbuchbetrachtung, einer Freispiel- und einer Essensbegleitung. Ausgewertet wurde die Häufigkeit der von den Fachkräften eingesetzten Sprachfördertechniken (korrektives Feedback, Modellierungs- und Stimulierungstechniken). Die Ergebnisse zeigen, dass in der dyadischen Bilderbuchbetrachtung signifikant mehr Sprachfördertechniken genutzt werden als in der Freispielbegleitung und als in der Essensbegleitung in der Gruppe. Zudem konnte nachgewiesen werden, dass in allen drei Settings Stimulierungstechniken gegenüber korrektivem Feedback und Modellierungstechniken dominieren. Diese Befunde liefern erste Hinweise, dass spezifische Sprachfördertechniken (speziell korrigierende und modellierende Techniken) in bestimmten Situationen noch selten eingesetzt werden und daher in der Aus- und Weiterbildung zukünftig in vielfältigen, auch komplexeren Settings thematisiert und erprobt werden sollten.
Abstract. In this article, the use of language-supporting techniques by educational professionals in kindergarten everyday practice is analyzed by using data from the project “Conditions of Success in Everyday Language Support in Kindergarten (allE)”, which is part of the initiative “Education Through Language and Writing (BiSS)”. For this purpose, a random subsample of 30 educational professionals was selected, who were filmed in three different settings: during dyadic picture-book reading, free play, and mealtime. The frequency of language-supporting techniques used by the educational professionals was analyzed (correcting, modeling, and stimulating techniques). Results show that during dyadic picture-book reading, significantly more techniques were used than during free play or during mealtime in a group setting. Furthermore, in all three settings stimulating techniques were used significantly more often than correcting and modeling techniques. These findings indicate that specific language-supporting techniques (especially correcting and modeling techniques) are used only rarely in particular situations. Hence, their usage in manifold, even more complex settings should be addressed and trained in future educational and advanced training.
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