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Open AccessOriginalarbeit

Wunsch und Erleben von Partizipation für Kinder und Jugendliche in der stationären Psychiatrie

Published Online:https://doi.org/10.1024/1422-4917/a000797

Abstract

Zusammenfassung.Fragestellung: Kinder haben ein Recht auf Mitbestimmung. Welche Phasen und Bereiche von Mitbestimmung innerhalb der Kinder- und Jugendpsychiatrie besonders relevant sind, wurde nur selten empirisch untersucht. Somit ist es Ziel der vorliegenden Studie, den Wunsch und das Erleben von Beteiligung für verschiedene Dimensionen der stationären Behandlung in der Kinder- und Jugendpsychiatrie differenziert zu betrachten. Methode: Es wurde eine prospektive multizentrische Fragebogenerhebung durchgeführt. Das Erhebungsinstrument umfasste 100 Fragen, zusammengefasst in 16 Skalen, zum Wunsch und Erleben von Beteiligung innerhalb verschiedener Phasen (Information, Deliberation, Entscheidung), Bereiche (Behandlung, Klinikalltag, Persönliche Freiheiten) und Partizipation im weiteren Sinne (Respekt, Vertrauen). Die Daten wurden deskriptiv und inferenzstatistisch ausgewertet. Ergebnisse: 81 Kinder und Jugendliche aus fünf psychiatrischen Kliniken nahmen an der Studie teil. Insgesamt wünschen sie sich mehr Beteiligung als sie erleben. Je höher die Stufe der Beteiligung, desto größer die Differenz zwischen Wunsch und Erleben. Für Entscheidungen zur Kommunikation mit Familie und Freunden ist der Wunsch nach Beteiligung besonders hoch. Die deutlichste Differenz zwischen Wunsch und Erleben zeigte sich im respektvollen und vertrauensvollen Umgang mit den Kindern und Jugendlichen. Für weibliche Patienten ist diese Differenz noch größer als für männliche. Schlussfolgerung: Partizipation ist mehr als Aufklärung bei Behandlungsentscheidungen. Besonders bei höheren Stufen von Beteiligung und bei Entscheidungen zur Kommunikation mit Familie und Freunden besteht noch Potenzial für den Einbezug der Kinder und Jugendlichen. Ein respekt- und vertrauensvoller Umgang mit den Patientinnen und Patienten, unabhängig von Alter, Geschlecht und Erkrankung, sind dabei die Grundlage.

The desire and the experience of participation among children and adolescents in inpatient mental healthcare

Abstract.Objective: Children have the right to participate in decisions that affect them. However, the stages and domains of participation relevant within inpatient child and adolescent psychiatry have rarely been empirically investigated. The present study closes this research gap. Method: A prospective, multicenter, questionnaire-based survey was conducted. The questionnaire comprised 100 items, summarized in 16 scales, to assess the desire and the experience of participation. The data were quantitively evaluated. Results: 81 children and adolescents from 5 psychiatric hospitals took part in the study. Overall, they wished more participation than experienced. The higher the level of participation, the greater the difference was between wish and reality. The desire for participation is particularly high for decisions regarding communication with family and friends. The largest difference between desire and experience related to respectful and trusting interaction with patients, and for female patients, this difference was even higher. Conclusion: Participation means more than informed consent. There is still potential for expanding participation in child and adolescent psychiatry, especially at higher levels of participation and concerning decisions about communication with family and friends. A respectful and trusting interaction with patients, regardless of age, sex, or illness, is fundamental.

Einleitung

Kinder haben ein Recht auf Mitbestimmung. Im Wortlaut der UN-Kinderrechtskonvention heißt es: „Die Vertragsstaaten sichern dem Kind, das fähig ist, sich eine eigene Meinung zu bilden, das Recht zu, diese Meinung in allen das Kind berührenden Angelegenheiten frei zu äußern, und berücksichtigen die Meinung des Kindes angemessen und entsprechend seinem Alter und seiner Reife“ (Artikel 12 Abs. 1).

Solch rechtliche Formulierungen lassen bewusst einen Handlungsspielraum offen. Wieviel Mitbestimmung angemessen ist, kann nur durch ethische und praktische Überlegungen für den betreffenden Kontext präzisiert werden. Dem übergeordneten Prinzip der Patientenautonomie steht besonders innerhalb der Kinder- und Jugendpsychiatrie das Prinzip der Fürsorgepflicht entgegen (Höger, 2010). Die Fähigkeit von Kindern zur selbstbestimmten Entscheidung ist abhängig von Alter, Entwicklungsstand und individuellen Vorerfahrungen (Alderson, 2007). Insbesondere wenn eine psychische Erkrankung hinzukommt, ist die kindliche Fähigkeit zur Selbstbestimmung eingeschränkt. Dann kann es notwendig werden, im Sinne des Patientenwohls, „für“ die behandelte Person zu entscheiden (Steinert & Vollmann, 2017). Das Recht auf Mitbestimmung bleibt dabei bestehen. Nach Wedemeyer und Wiesemann (2017) ist Mitbestimmung innerhalb der Kinder- und Jugendpsychiatrie auch bei eingeschränkter Fähigkeit des Kindes möglich. Partizipation wird somit als pragmatische Möglichkeit verstanden, den Konflikt zwischen Autonomie und Fürsorge zu überbrücken (Zerbe, Röttele & Körner, 2020).

Auf theoretischer Ebene beziehen sich die meisten Autorinnen und Autoren, die sich mit dem Thema der Partizipation im Kontext der Kinder- und Jugendpsychiatrie beschäftigen, auf das Konzept der partizipativen Entscheidungsfindung (Abrines-Jaume et al., 2016; Butler, Weller & Titus, 2015; Edbrooke-Childs et al., 2016; Fegert, 2016; Fiks et al., 2012; Popow, 2014; Simmons, Batchelor, Dimopoulos-Bick & Howe, 2017; Simon, 2009; Thun-Hohenstein, 2014). Ein aktueller Scoping Review zu Verständnis und Umsetzung von Partizipation innerhalb der Kinder- und Jugendpsychiatrie fasst nationale und internationale Entwicklungen zusammen (Zerbe et al., 2020). In der Entwicklung von Kinderschutzkonzepten für stationäre Einrichtungen wird Partizipation nicht nur als rechtliche Notwendigkeit im Sinne der UN-Kinderrechtskonvention verstanden, sondern auch als qualitätssichernder Mechanismus in lernenden Organisationen (Wolff, Fegert & Schröer, 2012; Wolff, Schröer & Fegert, 2017). Dabei wird Beteiligung als Grundlage von persönlichem und systemischem Vertrauen in Organisationen betrachtet, welches immer wieder neu hervorgebracht werden muss.

Auf empirischer Ebene wurde der Wunsch und das Erleben von Partizipation innerhalb der stationären Kinder- und Jugendpsychiatrie in vergleichsweise wenigen Studien untersucht (Nolkemper, Wiggert, Müller, Fegert & Kölch, 2019; Rothärmel, Dippold, Wiethoff, Wolfslast & Fegert, 2006). Bei Untersuchungen zu Behandlungszufriedenheit wurde das Erleben von Partizipation zum Teil miterhoben (Keller, Fegert & Naumann, 2018; Keller, Peter, Fegert, Naumann & Goldbeck, 2006). Eine gleichzeitige Betrachtung verschiedener Phasen und Bereiche von Beteiligung wurde noch nie vorgenommen.

Somit ist das Ziel der vorliegenden Arbeit, verschiedene Dimensionen von Partizipation im besonderen Kontext differenziert abzubilden. Das Verständnis von „Partizipation“ geht hierbei über das Konzept der partizipativen Entscheidungsfindung hinaus. Zur Unterscheidung der Phasen wird das Modell von Charles, Gafni und Whelan (1999) herangezogen, welches Entscheidungsprozesse im Krankenhaus in drei Stufen einteilt: Informationsaustausch, Deliberation und Treffen der Entscheidung. Als verschiedene Bereiche werden die Behandlung, der Klinikalltag und persönliche Freiheiten wie zum Beispiel Ausgangsregelungen betrachtet. Darüber hinaus werden die Dimensionen Respekt und Vertrauen als „Beteiligung im weiteren Sinne“ miterhoben. Schlussendlich soll der Wunsch nach Beteiligung innerhalb verschiedener Phasen und Bereiche mit dem Erleben von Beteiligung verglichen werden. Dadurch wird es möglich, zu erkennen, an welchen Stellen große Unterschiede zwischen Wunsch und Wirklichkeit von Beteiligung innerhalb der stationären Kinder- und Jugendpsychiatrie bestehen. Perspektivisch kann diese Arbeit als Grundlage dienen, bestehende Partizipationsinstrumente zu evaluieren und an die Notwendigkeiten des Kontexts anzupassen. Die Begriffe „Beteiligung“ und „Partizipation“ werden in der vorliegenden Studie synonym verwendet.

Methode

Erhebungsdesign und Durchführung

Es handelte sich um eine prospektive multizentrische Fragebogenerhebung mit Querschnittsdesign. Insgesamt nahmen fünf Kliniken für Kinder- und Jugendpsychiatrie an der Studie teil: zwei Universitätskliniken (Freiburg, Tübingen) und drei Fachkliniken (MediClin Klinik Offenburg, Luisenklinik Bad Dürrheim, SGH Klinik Kleinblittersdorf). Für die jeweiligen Studienzentren lagen entsprechende Ethikvoten vor. Erhoben wurde in offenen und geschlossenen Stationen sowie in Tageskliniken. Die im Fragebogen erhobenen personenbezogenen Variablen wurden durch eine Erhebung der Patientendaten aus der digitalen Patientenakte begleitet. Eingeschlossen wurden Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 9 und 18 Jahren ab der zweiten Krankenhauswoche innerhalb eines Erhebungszeitraums von 6 Monaten. Sowohl die Eltern als auch die Kinder und Jugendlichen wurden über die Freiwilligkeit der Teilnahme an der Studie informiert. Die Ausgabe der Fragebögen erfolgte, nach mündlichem und schriftlichem Einverständnis von Eltern und Teilnehmenden, durch die zuständigen Therapeutinnen und Therapeuten. Es wurde explizit darauf hingewiesen, dass durch die Teilnahme an der Studie weder Vor- noch Nachteile in der Behandlung entstehen. Die Kinder und Jugendlichen wurden gebeten, den Fragebogen eigenständig bis zur Entlassung auszufüllen. Für sehr junge Kinder und solche mit eingeschränkter Aufmerksamkeitsspanne wurde der Fragebogen in Begleitung durch den lokalen Studienkoordinator ausgefüllt.

Instrumententwicklung

Der Fragebogen wurde aufbauend auf bereits bestehenden Messinstrumenten zu Patientenpartizipation im Krankenhaussetting neu entwickelt. Eine eigenständige Literaturanalyse zum Verständnis von Partizipation innerhalb der Kinder- und Jugendpsychiatrie (Zerbe et al., 2020) bzw. zu Operationalisierungen der genannten Konstrukte flossen in die Entwicklung mit ein. Die Grundstruktur stammt vom testtheoretisch geprüften Fragebogen zu Patientenbeteiligung an Entscheidungen im Rahmen der Pflege (Smoliner, Hantikainen, Mayer, Ponocny-Seliger & Them, 2009). Das Modell für Behandlungsentscheidungen von Charles et al. (1999) wurde zur Unterscheidung verschiedener Phasen der Beteiligung herangezogen: Informationsaustausch, Deliberation, Entscheidung treffen. Die letzte Phase wurde durch die Control Preference Scale operationalisiert (Degner, Sloan & Venkatesh, 1997). Erweitert wurde der Fragenpool durch Items aus dem Healthcare Climate Questionnaire (Williams, Gagné, Ryan & Deci, 2002). Jedes Item aus vorbestehenden Instrumenten wurde speziell für den Kontext der Kinder- und Jugendpsychiatrie überarbeitet. Ausgehend von inhaltlichen Vorüberlegungen wurden neue Items frei entwickelt. Die Items wurden mit Fachexpertinnen und -experten (vier Pflegekräfte, drei Ärztinnen bzw. Ärzte, zwei Psychologinnen bzw. Psychologen) auf Inhaltsvalidität überprüft und infolgedessen modifiziert. Auf Grundlage eines kognitiven Pretests mit fünf Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen 12 bis 16 Jahren wurden die Fragen auf Verständlichkeit geprüft und entsprechend angepasst. Aufgrund einer Faktorenanalyse sowie der Überprüfung von Trennschärfen wurden a priori gebildete Skalen modifiziert und einzelne Items aus der Wertung ausgeschlossen. Eine detaillierte Beschreibung der Faktorenanalyse wird in einem elektronischen Supplement (ESM 1) zur Verfügung gestellt.

Fragebogenstruktur und Skalen

Die Fragen des Erhebungsinstruments werden in Form von fünfstufigen Likert-Skalen mit verbal verankerten Antwortkategorien von „stimme nicht zu“ bis „stimme voll zu“ präsentiert. Insgesamt enthielt das Instrument 100 Fragen, wobei 16 verschiedene Itemgruppen als Skalen gewertet wurden.

Der erste Abschnitt des Fragebogens behandelt, was den Teilnehmenden im Allgemeinen „wichtig“ ist. Darin werden drei Phasen von Beteiligung (Informationsaustausch, Deliberation, Entscheidung treffen), drei Bereiche von Beteiligung (Behandlung, alltägliches Klinikleben und Persönliche Freiheiten) und zwei Skalen zu Partizipation „im weiteren Sinne“ (Respekt und Vertrauen) als getrennte Konstrukte betrachtet. Die Skala zu Phase 1 (Informationsaustausch) beinhaltet sechs Items zum Wunsch nach reziprokem Informations- bzw. Meinungsaustausch zwischen Professionellen und Behandelten. Die Skala zu Phase 2 (Deliberation) beinhaltet vier Items zum Wunsch nach gemeinsamem Beratschlagen über die Behandlung bzw. den Klinikalltag. Die Skala zu Phase 3 (Entscheidung treffen) beinhaltet zwei Items zum Wunsch nach der eigenen Rolle bei Behandlungsentscheidungen. Die Skala zum Bereich 1 (Behandlung) beinhaltet vier Items zum Wunsch nach Mitbestimmung bei medikamentöser und psycho- bzw. co-therapeutischer Behandlung. Die Skala zu Bereich 2 (Klinikalltag) beinhaltet sieben Items zu Mitbestimmung im alltäglichen Klinikleben, wie zum Beispiel bei der Zimmergestaltung oder Aktionstagen. Die Skala zu Bereich 3 (Persönliche Freiheiten) beinhaltet sechs Items zu Mitbestimmung bei Angelegenheiten, die primär die Möglichkeiten zu Kontakt mit Familie und Freunden betreffen, wie zum Beispiel Besuchszeiten oder Übernachtungen zu Hause. Die Skala zu „Respekt“ beinhaltet vier Items zum Wunsch nach respektvollem Umgang. Die Skala zu „Vertrauen“ beinhaltet vier Items zum Wunsch danach, Vertrauen in Professionelle haben zu können bzw. selbst entgegengebracht zu bekommen. Tabelle 1 zeigt eine Übersicht der in die Auswertung aufgenommen Skalen und Items. Die Items werden in der Tabelle in sehr verkürzter Form dargestellt. Die Formulierungen der einzelnen Fragen sind im elektronischen Supplement (ESM 2) nachvollziehbar.

Der zweite Abschnitt des Fragebogens erfasst, wie die Teilnehmenden ihren aktuellen Krankenhausaufenthalt „erleben“. Die in Tabelle 1 beschriebenen Items und Skalen wiederholen sich hierbei in parallelisierter Form. Darüber hinaus werden die Zufriedenheit mit der Behandlung sowie eine Reihe von personenbezogenen Variablen erhoben. Die Skala zur Zufriedenheitsbewertung enthielt insgesamt fünf Fragen zur Zufriedenheit mit der Behandlung, dem Klinikalltag, der Information, den Entscheidungen und dem Klinikaufenthalt „ganz allgemein“. Der vollständige Fragebogen ist als elektronisches Supplement (ESM 2) einsehbar.

Tabelle 1 Übersicht der Skalen und Items zum Wunsch nach Beteiligung (Wiederholen sich in parallelisierter Form im Teil des Fragebogens zum Erleben von Beteiligung).

Gütekriterien des Erhebungsinstruments

Bei der Überprüfung der internen Konsistenz des Erhebungsbogens wurden die Items zu „Wunsch nach Beteiligung“ und „Erleben von Beteiligung“ als getrennte Gesamt-Skalen betrachtet. Innerhalb derer wurden die drei Phasen der Beteiligung, die drei Bereiche von Beteiligung wie auch die Items zu Respekt und Vertrauen als Unterskalen gewertet. Cronbachs Alpha war bei allen Skalen größer 0.6 (Wunsch gesamt: 0.88; Erleben gesamt: 0.96; Unterskalen: 0.62–0.87). Im Rahmen der Analyse zur Itemreliabilität ergaben sich zufriedenstellende Trennschärfen größer oder gleich 0.24 (Wunsch Gesamt-Skala: 0.24–0.61, Erleben Gesamt-Skala: 0.40–0.83; Unterskalen: 0.31–0.74).

Die Konstruktvalidität besteht einerseits durch die inhaltliche Konstruktion des Fragebogens anhand des Modells der Entscheidungsfindung von Charles et al. (1999) und die Übernahme der Fragen aus bereits validierten Testinstrumenten (Degner et al., 1997; Williams et al., 2002). Andererseits ließen sich viele der inhaltlichen Differenzierungen durch die Faktorenanalyse bestätigen. Zur Untersuchung der Kriteriumsvalidität wurde die subjektive Zufriedenheitsbewertung als empirisches Kriterium herangezogen. Hierbei ließ sich die konkordante Validität anhand der Korrelation des Gesamtwerts der Skala zu „Erleben von Beteiligung“ mit der Gesamtzufriedenheit bestätigen (r = .744). Die diskriminante Validität wurde durch die fehlende Korrelation des Gesamtwerts der Skala zu „Wunsch nach Beteiligung“ mit der Gesamtzufriedenheit unterstützt.

Datenanalyse

Die erhobenen Daten wurden mithilfe von SPSS 25.0 deskriptiv und inferenzstatistisch ausgewertet. Generell lag ein Signifikanzniveau von 5 % zugrunde. Initial wurden ein Datencheck mit Minima bzw. Maxima, Lage- und Streuungsmaßen sowie eine Missing-Data-Analyse durchgeführt.

Die Werte zu Wunsch und Erleben wurden deskriptiv auf Skalen- und Itemniveau ausgewertet. Zur Abbildung des Unterschieds zwischen Wunsch und Erleben von Beteiligung wurde eine Differenzvariable (Erleben – Wunsch) berechnet. Effekte von personenbezogen und externen Einflussfaktoren wurden für Variablen mit mehr als zwei Gruppen, wie die Stationsform, mittels Kruskal-Wallis-Rangvarianzanalysen (H-Test) bzw. für dichotome Faktoren, wie das Geschlecht, mit Mann-Whitney-U-Tests (U-Test) abgeklärt. Die Beurteilung der Übereinstimmung von Wunsch und Erleben erfolgte mittels Kappa-Koeffizient. Da die parallelisierten Items zu Wunsch und Erleben als Werte aus einer verbundenen Stichprobe betrachtet werden können, wurde der Unterschied zudem mit dem Wilcoxon-Rangsummentest beurteilt. Der Zusammenhang von Personenvariablen und Beteiligungswunsch bzw. der Einfluss von Beteiligungserleben auf die Gesamtzufriedenheit wurde anhand von Korrelationen und Regressionsanalysen abgebildet.

Ergebnisse

Beschreibung der Stichprobe und Missing Data-Analyse

Insgesamt konnten die Fragebögen von 81 Kindern und Jugendlichen der fünf teilnehmenden Kinder- und Jugendpsychiatrien in die Auswertung eingeschlossen werden. Die einzelnen Items des Fragebogens zeigten eine geringe Rate an Non-Respondern (Wunsch: 0–4.9 %, Erleben: 2.5–6.2 %) und eine zufriedenstellende Verteilung der Ausprägungen. Das Durchschnittsalter der Befragten lag bei 14.1 Jahren, der Range zwischen 9 und 18 Jahren. 40 % waren Kinder (bis 13 Jahre) und 60 % waren Jugendliche (ab 14 Jahre). Von den Befragten waren 63 % Mädchen und 35 % Jungen. Etwas mehr als die Hälfte der Befragungen (58 %) wurden in Fachkliniken durchgeführt, die restlichen in Universitätskliniken (42 %). Der Großteil der Behandlungen fand auf offenen Stationen (63 %) statt, ansonsten in Tageskliniken (21 %) und geschlossenen Stationen (12 %). 18 % der Teilnehmenden gaben an, unfreiwillig in der Klinik zu sein, 10 % kreuzten auf die Frage „Bist du freiwillig in der Klinik?“ beide Antwortkategorien („Ja“ und „Nein“) an. Es handelt sich um subjektive Angaben, nach Aktenlage waren vier Teilnehmende auf Basis des § 1631b BGB (Bürgerliches Gesetzbuch) geschlossen untergebracht. Das Schulniveau der Befragten war größtenteils hoch (35 % Gymnasium, 26 % Realschule, 7 % Haupt- oder Förderschule). Die vorherrschenden Erkrankungen waren internalisierende (30 % Angst- oder Zwangsstörung, 23 % Depression), nur ein geringer Anteil war externalisierend (10 % Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung [ADHS], 4 % psychotische Episode). Ansonsten war die Gruppe der Essstörungen (15 %) sowie Autismus (7 %) relativ häufig vertreten. Die Hälfte der Kinder und Jugendlichen (48 %) erhielt mindestens ein psychoaktives Medikament.

Deskriptive und inferenzstatistische Auswertung

Wunsch und Erleben von Beteiligung

Tabelle 2 gibt einen Überblick über die Mittelwerte (M) und Standardabweichungen (SD) der Skalen zu „Wunsch“ und „Erleben“ von Beteiligung sowie die „Differenz“ der entsprechenden Skalen. Aufgrund der fünfstufigen Antwortmöglichkeiten der einzelnen Items liegt der maximal mögliche Wert bei 5, der minimal mögliche bei 1.

Tabelle 2 Mittelwerte (M) und Standardabweichungen (SD) der Skalen zu „Wunsch“ und „Erleben“ von Beteiligung.

Der Mittelwert der Gesamt-Skala zu „Wunsch nach Beteiligung“ liegt bei 4.17 und entspricht damit der Antwortkategorie „ist mir eher wichtig“ (siehe Tabelle 2). Davon ist Beteiligung für 30 % der Teilnehmenden „sehr wichtig“, für 58 % „eher wichtig“ und für 12 % „zum Teil wichtig“. Bei keinem Teilnehmenden liegt der Gesamtwert bei „ist mir (eher) nicht wichtig“.

Der Mittelwert der Gesamt-Skala zu „Erleben von Beteiligung“ entspricht im Durchschnitt aller Teilnehmenden (M = 3.41) der Kategorie „war zum Teil möglich“. Dabei liegen 33 % bzw. 9 % der Teilnehmenden bei einem Wert entsprechend „oft möglich“ bzw. „immer möglich“ und 48 % bzw. 10 % bei „zum Teil möglich“ bzw. „selten möglich“.

Insgesamt besteht eine deutliche Differenz zwischen Wunsch und Erleben, wobei der Wunsch um fast eine Antwortkategorie höher ausfällt als das Erleben (M = 0.76). Dieser Unterschied erweist sich für alle Skalen als signifikant (p < .001; Effektstärke der Gesamt-Skala: r = .71). Die durchschnittliche Übereinstimmung der parallelisierten Items ist dementsprechend gering (Kappa = 0.117).

Beteiligung an Behandlungsentscheidungen

Das Item zu „Wunsch nach eigener Rolle bei Behandlungsentscheidungen“ (siehe Abbildung 1) hat in seiner Interpretation eine Doppelfunktion. Zum einen ist es Teil der Skala zur dritten Phase von Beteiligung (Entscheidung treffen). Zum anderen entspricht es, in seiner Anlehnung an die Control Preference Scale, dem bevorzugten Entscheidungsmodus von Patientinnen und Patienten. Dabei wird deutlich, dass die Mehrheit der Kinder- und Jugendlichen (58 %) einen „gemeinschaftlichen“ Entscheidungsmodus bevorzugt. Knapp ein Drittel der Teilnehmenden (27 %) bevorzugen eine „aktive“ Rolle. Die Wenigsten (15 %) bevorzugen eine „passive“ Rolle bei Behandlungsentscheidungen.

Im Vergleich zum Erleben der eigenen Rolle bei Behandlungsentscheidungen (siehe Abbildung 1) wird deutlich, dass die „passive“ Rolle am häufigsten wahrgenommen wird (58 %). Nur ein Drittel der Teilnehmenden (33 %) erlebt einen „gemeinschaftlichen“ Entscheidungsmodus, die Minderheit (9 %) eine „aktive“.

Abbildung 1 Wunsch und Erleben der eigenen Rolle bei Behandlungsentscheidungen.

Einfluss von internen und externen Faktoren

Tabelle 3 gibt einen Überblick über die Unterschiede im Wunsch bzw. im Erleben von Beteiligung in Abhängigkeit von personen- und klinikbezogenen Variablen. Die Gruppenunterschiede wurden für den Gesamtwert betrachtet.

Tabelle 3 Unterschiede im „Wunsch“ und „Erleben“ von Beteiligung.

Jugendliche ab 14 Jahren geben ein stärkeres Bedürfnis nach Beteiligung an als Kinder bis 13 Jahren (U = 539.00; z= 1.81; p = .035; r = .21). Weibliche Teilnehmende haben einen höheren Gesamtwert als männliche (U = 421.00; z = 2.39; p = .016; r = .27). In Bezug zur Hauptdiagnose zeigen externalisierende Erkrankungen ein tendenziell stärkeres Interesse an Beteiligung als internalisierende, wobei die Tendenz nur auf Ebene der Unterskalen für zwei Bereiche signifikant wurde (Klinikalltag: U = 194.50; z = 1.74; p = .042; r = .22; Persönliche Freiheiten: U = 186.00; z = 1.89; p = .029; r = .24).

Beim Erleben zeigt sich nur in der Tendenz, dass männliche Patienten bzw. Teilnehmende mit internalisierender Erkrankung mehr Beteiligung wahrnehmen. In Universitätskliniken ist die erlebte Beteiligung tendenziell größer als in nichtuniversitären Fachkliniken. Für Teilnehmende, die angeben, sich „unfreiwillig“ in der Klinik zu befinden, ist das Beteiligungserleben signifikant geringer (U = 411.50; z = 2.09; p = .037; r = .24).

Die Differenz zwischen Erleben und Wunsch nach Beteiligung ist bei geschlossenen Stationen höher als bei offenen oder Tageskliniken (H [2] = 7.10; p = .029). Außerdem zeigt sich ein signifikanter Unterschied zwischen den Geschlechtern (U = 460.00; z = 1.73; p = .042; r = .20), der besonders für die Phase 2 der Beteiligung (U = 440.50; z = 1.96; p = .025; r = .23) und die Skala zu „Respekt“ (U = 378.50; z = 2.67; p = .001; r = .31) gültig ist.

Vergleich von Krankheitstypen

Im Vergleich der Krankheitstypen ist die Differenz zwischen Erleben und Wunsch nach Beteiligung für Patienten mit Essstörung, Depression und ADHS am stärksten ausgeprägt (siehe Abbildung 2).

Abbildung 2 Vergleich der Differenz der Gesamt-Skalen (Erleben Wunsch) bei verschiedenen Krankheitstypen.

Vorhersage des Entscheidungstyps

Für das Alter und das Geschlecht der Teilnehmenden zeigt sich in der Tendenz, dass ältere und weibliche Teilnehmende einen „aktiveren“ Entscheidungstyp bevorzugen. Statistisch signifikante Gruppenunterschiede ergeben sich für Erkrankungsvariablen: Kinder und Jugendliche, die ihre Erkrankung als schwer einschätzen, bevorzugen einen „weniger aktiven“ Entscheidungsmodus (U = 222.50; z = 1.20; p = .046; r = .26). Demgegenüber bevorzugen Teilnehmende mit externalisierender Erkrankung einen tendenziell „aktiveren“ Entscheidungstyp als internalisierende (U = 186.50; z = 1.95; p = .051; r = .26). Auch mit steigender Erkrankungsdauer (verglichen wurden drei Gruppen: Dauer von < 1 Jahr, Dauer von 1 bis 3 Jahren und Dauer von > 3 Jahren) wird der bevorzugte Entscheidungsmodus in der Tendenz „aktiver“ (H [2] = 2.74; p = .254).

Auswirkungen von Beteiligung auf Zufriedenheit

Alle einzelnen Unterskalen des Erlebens von Beteiligung korrelieren hoch mit der Patientenzufriedenheit. Dieser Zusammenhang bestätigt sich anhand i. d. R. hoher Varianzaufklärung durch lineare Regressionsmodelle. Auch bei Kontrolle von personen- und klinikbezogenen Variablen blieben die Regressionsmodelle, außer für die Skala zum Erleben von Partizipation in Phase 3, statistisch signifikant. Eine Übersicht über Korrelationen und entsprechende Regressionsmodelle ist in einem elektronischen Supplement (ESM 3) dargestellt.

Die Skala zu Erleben von „Vertrauen“ korreliert am stärksten mit der Gesamtzufriedenheit (r = .710; β1 = 0.718). Auch die Skalen zum Erleben von Beteiligung bezüglich der ersten beiden Phasen (Information, Deliberation) haben einen relativ starken Zusammenhang (r = .650; r = .663; β1 = 0.709; β1 = 0.727). Von den verschiedenen Bereichen zeigt sich beim Erleben von Beteiligung im Klinikalltag (r = .412, β1 = 0.46) sowie bei der Skala Persönliche Freiheiten (r = .457; β1 = 0.494) ein solider Zusammenhang.

Das Erleben von Beteiligung in Phase 3 des Beteiligungsprozesses (Entscheidung treffen) und das Erleben von Beteiligung im Bereich der Behandlung korrelieren am geringsten mit Patientenzufriedenheit (r = .239, r = .333). Die Zusammenhänge sind hier auch nur bedingt mit einer linearen Regression zu erklären (R2 = .07, R2 = .11). Betrachtet man den Zusammenhang der Differenz der Skalen (Erleben – Wunsch) mit Patientenzufriedenheit ist das Erklärungsmodell einer quadratischen Regression für Phase 3 der Beteiligung im Vergleich verschiedener Regressionsmodelle am zutreffendsten (R2 = .24). Das bedeutet, dass beim „Treffen der Entscheidung“ die Zufriedenheit wieder abnimmt, sobald die erlebte Beteiligung den Wunsch übersteigt.

Diskussion

Differenz zwischen Wunsch und Erleben

Vergleicht man die durchschnittliche Übereinstimmung zwischen gewünschter und erlebter Beteiligung aus den Ergebnissen (Kappa: 0.117) mit der Übereinstimmung von gewünschter und erlebter Form der Entscheidungsfindung in nichtpsychiatrischen Akutkrankenhäusern (Kappa: 0.356) (Smoliner, 2012), erscheint der Unterschied zwischen Wunsch und Wirklichkeit in der Kinder- und Jugendpsychiatrie relativ hoch. Dies könnte zum einen daran liegen, dass das Konzept der Beteiligung in der vorliegenden Studie in einem weiten Sinne begriffen wurde. Zum anderen kann es auf ein hohes Beteiligungsdefizit im Kontext hinweisen.

Es ist grundsätzlich nicht neu, dass es innerhalb der stationären Kinder- und Jugendpsychiatrie einen Unterschied zwischen dem Wunsch und dem Erleben von Beteiligung gibt (Rothärmel et al., 2006). Es wurde auch bereits beschrieben, dass das Erleben von Beteiligung innerhalb der letzten Jahre zugenommen hat (Nolkemper et al., 2019). Eine detaillierte Differenzierung von Wunsch und Erleben innerhalb verschiedener Dimensionen von Beteiligung, wie sie in der vorliegenden Arbeit beschrieben ist, wurde bislang noch nicht vorgenommen.

Ein praxisrelevantes Argument für eine differenzierte Beteiligungsforschung ist die Steigerung des Therapieerfolges durch Patientenpartizipation im Sinne von shared decision-making (Butler et al., 2015; Edbrooke-Childs et al., 2016). Aus empirischen Studien innerhalb der Kinder- und Jugendpsychiatrie ist bereits bekannt, dass erlebte Partizipation am Behandlungsprozess, im Sinne von erreichter Kooperationsbereitschaft und Behandlungsmotivation bzw. im Sinne von erlebtem Niveau der Mitbestimmung, einen signifikanten Beitrag zur Symptomreduktion leistet (Schepker, Wirtz & Jahn, 2000; Wiethoff et al., 2003). Die in der vorliegenden Studie festgestellte Steigerung der Patientenzufriedenheit bei erhöhter Beteiligung unterstützt diese bestehenden Erkenntnisse. Es scheint somit aus klinischer Sicht sinnvoll, die Differenz zwischen Wunsch und Erleben von Beteiligung zu reduzieren.

Beteiligung in verschiedenen Phasen

Die Ergebnisse zu den Phasen der Beteiligung zeigen auf, dass Information für die Kinder und Jugendlichen am wichtigsten ist. Emblematisch hierfür wird die „Beantwortung von Fragen zur Behandlung“ sehr stark gewünscht. Diese erste Phase von Beteiligung wird entsprechend dem Wunsch auch am häufigsten erlebt. Betrachtet man die Differenz zwischen Wunsch und Erleben, wird die Differenz mit dem Ansteigen der Phase größer. Schon in der zweiten Phase, zum Beispiel beim „gemeinsamen Beratschlagen über die Behandlung“, ist die Differenz relativ hoch. In der dritten Phase der Beteiligung (Entscheidung treffen) verstärkt sich der Unterschied erneut. Ob die festgestellten Differenzen einen problematischen Mangel an Beteiligung darstellen oder ob sie eine Notwendigkeit der stationären Behandlung sind, kann nicht abschließend beantwortet werden. Gezeigt wurde, dass jedes Erleben von Beteiligung die Patientenzufriedenheit erhöht. Zudem zeigte sich auch, dass in der letzten Phase der Beteiligung die Zufriedenheit wieder abnimmt, sobald die erlebte Rolle bei Behandlungsentscheidungen „aktiver“ war als gewünscht. Als Schlussfolgerung für die Praxis könnte das bedeuten: „Je mehr Information/Deliberation, desto besser“ und „Anpassung des Entscheidungsmodus an den präferierten Entscheidungstyp des Kindes“.

Der hohe Informationsbedarf von Kindern und Jugendlichen in der Psychiatrie wurde auch in der jüngsten Erhebung zu Partizipation in der Kinder- und Jugendpsychiatrie festgestellt (Nolkemper et al., 2019). In dieser Studie fand jedoch keine Unterscheidung der verschiedenen Stufen von Beteiligung statt. Ihre Konzeptualisierung von Beteiligung fokussiert sich auf die erste Stufe. Mit dem Argument der „wahrgenommenen Fairness“ wird häufig darauf hingewiesen, dass bereits die Meinungsäußerung der Kinder und Jugendlichen die Akzeptanz der getroffenen Entscheidung erhöhen (Fegert, 2013; Nolkemper et al., 2019). Dabei werden Deliberation und das Treffen der Entscheidung, als die letzten beiden Stufen von Beteiligung, nicht thematisiert. Auch wenn das Argument der wahrgenommenen Fairness seine Gültigkeit hat, scheint echte Beteiligung erst dann gewährleistet, wenn Kinder und Jugendliche in allen Stufen der Entscheidungsfindung einbezogen werden.

Beteiligung in verschiedenen Bereichen

Die Ergebnisse zu den verschiedenen Bereichen von Beteiligung legen nahe, dass es weder der Klinikalltag noch der Behandlungsbereich ist, in dem die Kinder und Jugendlichen Mitentscheidung als am wichtigsten betrachten. Es ist vielmehr der Bereich „persönlicher Freiheiten“. Dazu zählt zum Beispiel „Übernachtung zu Hause“, „Besuchszeiten“ oder „Handynutzung“. Betrachtet man die zur Skala gehörenden Items etwas genauer, könnte man sagen, es handle sich um den „Wunsch zur Interaktion mit Freunden und Familie“. Das weist darauf hin, dass das Leben außerhalb der Klinik für die Kinder und Jugendlichen auch während der Behandlung eine wichtige Rolle spielt und somit bei Beteiligungsbemühungen miteinbezogen werden sollte.

Auch wenn das Alltägliche innerhalb der Klinik nicht den für Kinder und Jugendliche wichtigsten Entscheidungsbereich darstellt, behält er einen relativ starken Einfluss auf die Patientenzufriedenheit. Das gilt besonders für das „Essensangebot“. Für den Behandlungsbereich ist es interessant, dass sich der Zuwachs an Zufriedenheit bei stärkerer Beteiligung im Vergleich zu anderen Bereichen weniger gut durch ein lineares Modell abbilden lässt. Wenn die erlebte Beteiligung an Behandlungsentscheidungen die gewünschte Beteiligung übersteigt, nimmt die Zufriedenheit in der Tendenz sogar wieder ab. Somit können Kinder und Jugendliche durch eine zu aktive Beteiligung auch überfordert werden. Für das schlussendliche Treffen der Entscheidung ist mit zu berücksichtigen, dass die große Mehrheit einen „gemeinschaftlichen“ Entscheidungsmodus bevorzugt. Besonders für maßgebliche Behandlungsentscheidungen, wie der Beginn einer Medikamenteneinnahme, dürfen Kinder und Jugendliche daher nicht allein gelassen werden.

Die Unterscheidung zwischen Klinikalltag und Behandlungsbereich wurde auch in der Erhebung zu Beteiligung von Nolkemper et al. (2019) vorgenommen. Dort zeigte sich, wie auch in der vorliegenden Studie, dass die Zufriedenheit mit der Information über Stationsregeln deutlich höher war als die Zufriedenheit über Informationen zur eigenen Behandlung. Dieses Ergebnis unterstreicht somit die Notwendigkeit, den Behandlungsprozess ausreichend zu vermitteln. Die Dimension der „persönlichen Freiheiten“ wurde in vorhergehenden Studien in dieser Form noch nicht beschrieben. In einer Erhebung zu Behandlungseinschätzungen in der Kinder- und Jugendpsychiatrie zeigten sich Jugendliche für die Einzelaspekte der Ausgangs- und Wochenendregelungen besonders unzufrieden (Keller et al., 2018). Die Interaktion mit Freunden und Familie ist somit ein Bereich von Beteiligung, der in Zukunft mehr Aufmerksamkeit verdient.

Respekt gegenüber den Kindern und Jugendlichen

Die Skala zum Wunsch nach „Respekt“ seitens der Behandelnden und Betreuenden erwies sich im Vergleich zu allen Skalen als am wichtigsten für die Kinder und Jugendlichen. Der Wunsch, ernst genommen zu werden, war zum Beispiel besonders stark. Beim Item zum Wunsch nach „Verstandenwerden“ zeigte sich die größte Differenz zwischen Wunsch und Erleben. In Studien zu Behandlungszufriedenheit innerhalb der Kinder- und Jugendpsychiatrie konnte bereits festgestellt werden, dass sich „Mitbestimmung“ und „Ernst-genommen-Werden“ als zusammenhängende Konstrukte abbilden (Keller et al., 2006). Dabei war die Erfahrung, von den Therapeuten ernst genommen zu werden, relativ stark ausgeprägt. Auch in der vorliegenden Studie war das Erleben von Respekt vergleichsweise hoch, die Differenz zwischen Wunsch und Erleben war für die Skala zu „Respekt“ allerdings eine der größten. Bemerkenswert ist, dass diese Differenz für Mädchen besonders ausgeprägt war. Dieser Geschlechterunterschied in der Differenz zwischen Wunsch und Erleben war auch in den verschiedenen Phasen und Bereichen der Beteiligung sichtbar. Das lässt die Frage aufkommen: Behandeln wir weibliche Patienten in der stationären Therapie der Kinder- und Jugendpsychiatrie weniger respektvoll als männliche und lassen wir sie weniger stark mitbestimmen?

Einfluss von Krankheitsfaktoren

In bisherigen Studien zu Patientenzufriedenheit konnte für das Partizipationserleben, im Sinne von „Mitbestimmung/Ernst-genommen-Werden“, kein Einfluss der psychiatrischen Diagnose festgestellt werden (Keller et al., 2006). Auch in der vorliegenden Studie war das höhere Beteiligungserleben von internalisierenden Erkrankungsformen eine nicht signifikante Tendenz. Für den Wunsch nach Beteiligung zeigte sich in den Ergebnissen jedoch deutlich, dass externalisierende Erkrankungsformen ein stärkeres Interesse an Beteiligung aufweisen als internalisierende. Denkt man an das erhöhte Aktivitätsniveau von jungen Menschen mit ADHS-Erkrankung, ist dies nachvollziehbar. Betrachtet man den Unterschied zwischen Wunsch und Erleben bei spezifischen Erkrankungen, fällt in den Ergebnissen auf, dass die Differenz nicht nur bei Teilnehmenden mit ADHS-Erkrankung, sondern auch bei Teilnehmenden mit Essstörung oder Depression hoch ist. In Anbetracht von fehlenden Selbstwirksamkeitserfahrungen als pathogenetischer Mechanismus bei Essstörungen und Depressionen ist es plausibel, dass die Differenz bei beiden Störungsgruppen als besonders gravierend erlebt wird. Für Kinder und Jugendliche mit Essstörung könnte die hohe Differenz außerdem daran liegen, dass ihr Bedürfnis nach Kontrolle relativ ausgeprägt ist. Für depressive Kinder und Jugendliche ist der Antrieb für Beteiligung jedoch eher gering. Daher scheint es für die Praxis wichtig, Kinder und Jugendliche mit Depressionen, die ihre Beteiligung oft weniger vehement einfordern, nicht zu vergessen.

Vorhersage des bevorzugten Entscheidungsmodus

Grundsätzlich wird von den meisten Kindern und Jugendlichen in der Psychiatrie (58 %) der „gemeinschaftliche“ Entscheidungsmodus bevorzugt. Im Vergleich zu Ergebnissen aus der Erwachsenenmedizin, nach welchen 42 % der Befragten die gemeinsame Entscheidungsfindung bevorzugen (Smoliner, 2012), ist dieser Prozentsatz relativ hoch. In der Kinder- und Jugendpsychiatrie ist der bevorzugte Entscheidungsmodus jedoch auch von Erkrankungsfaktoren abhängig. Die Ergebnisse zeigen, dass insbesondere die „Schwere der Erkrankung“ einen Einfluss auf die gewünschte Rolle bei Behandlungsentscheidungen hat. Je schwerer die Erkrankung erlebt wird, desto „passiver“ die gewünschte Rolle der Kinder und Jugendlichen und umgekehrt. In der Tendenz wünschten sich Kinder und Jugendliche eine umso „aktivere“ Rolle bei Behandlungsentscheidung, je länger sie Erfahrung mit der eigenen Erkrankung haben. Diese Ergebnisse können ein paternalistisches Vorgehen der Ärztinnen und Ärzte in akuten Krisensituationen legitimieren. Sie machen außerdem deutlich, dass vor allem für Kinder und Jugendliche mit langjähriger Krankheitserfahrung und geringer Erkrankungsschwere ein aktives Einbinden in den Entscheidungsprozess notwendig ist. Interessanterweise gibt es in den vorliegenden Ergebnissen keinen signifikanten Unterschied für ein höheres Alter. Somit scheint nicht das Alter, sondern die Grunderkrankung der maßgebliche Faktor in Bezug auf den bevorzugten Entscheidungsmodus.

Anpassung von Beteiligung an Patientenpräferenzen

Wie sehr Beteiligung an die Präferenzen der Kinder und Jugendlichen angepasst werden soll, ist nicht einfach zu entscheiden. Im Sinne von Patientenorientierung bewegt sich der Trend hin zur Anpassung der medizinischen Versorgung an die Bedürfnisse von Patientinnen und Patienten (Anders & Klein, 2016). In der Kinder- und Jugendpsychiatrie werden die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen jedoch nicht nur durch Alter und authentische Krankheitserfahrungen, sondern auch durch pathologische Mechanismen beeinflusst. Für die krankheitserfahrene 14-jährige Patientin mit mittelgradiger depressiver Episode scheint eine Anpassung des Entscheidungsmodus an ein hohes Selbstbestimmungsbedürfnis angemessen. Für den impulsgesteuerten 8-jährigen Jungen mit ADHS klingt eine solche Anpassung überfordernd, wenn nicht sogar kontraproduktiv im Therapieprozess. Darüber hinaus sind die Patientenpräferenzen auch abhängig vom sozioökonomischen Milieu. Für Kinder und Jugendliche, die sich in stationärer psychiatrischer Behandlung befinden, ist dieses Milieu vergleichsweise häufig prekär (Mauz & Jacobi, 2008). Ein erhöhter oder verminderter Wunsch nach Selbstbestimmung kann somit auch durch atypische Erfahrungen und Rollenvorbilder beeinflusst sein. Mit dem Wissen, dass Kinder und Jugendliche in der Psychiatrie mit großer Mehrheit den „gemeinschaftlichen“ Entscheidungsmodus bevorzugen, könnte man argumentieren, dass ein „one-fits-all“-Modus der partizipativen Entscheidung den Besonderheiten der Kinder- und Jugendpsychiatrie am ehesten gerecht wird.

Limitationen

Bei der Interpretation der Ergebnisse muss berücksichtigt werden, dass es sich bei der Erhebung um ein Querschnittsdesign mit einmaligem Messzeitpunkt handelt. Variationen im Wunsch und Erleben von Beteiligung über den stationären Behandlungsverlauf hinweg werden somit nicht abgebildet. Die zugrunde liegende Konzeptualisierung von Partizipation ist zudem relativ breit. Dimensionen wie Respekt oder Vertrauen fließen dabei in die Gesamtbewertung von Beteiligung mit ein. Darüber hinaus war die Teilnahme an der Studie freiwillig und die Gruppe der initial zur Teilnahme Angesprochenen bzw. Nichtteilnehmenden konnte über die verschiedenen Studienzentren hinweg nicht einheitlich dokumentiert werden. Somit ist auch von einer gewissen Selektion der Teilnehmenden auszugehen. Es ist anzunehmen, dass insbesondere Kinder, die ein hohes Funktionsniveau aufweisen, an der Studie teilgenommen haben. Im Vergleich zu Populationsdaten der drei teilnehmerstärksten Studienzentren zeigen sich insbesondere Selektionseffekte bezüglich der übermäßigen Teilnahme von Mädchen. Das Durchschnittsalter der Teilnehmenden (14.1 Jahre) war sogar leicht geringer als das der Vergleichspopulation (14.3 Jahre). Hauptfokus der Erhebung waren die Kinder und Jugendlichen, d. h. die Vorstellungen der Eltern wurden nicht berücksichtigt. Da die Autonomie von Kindern und Jugendlichen als relational und somit auch in Abhängigkeit zu den eigenen Eltern begriffen werden kann (Fegert, 2016), scheint diese Limitation bedeutsam. Das erhöhte Vorkommen von eigenen psychischen Erkrankungen der Eltern und somit die fragliche Unterstützung der Autonomie ihrer Kinder können den bestehenden Fokus rechtfertigen. In Bezug auf die statistische Auswertung muss darauf hingewiesen werden, dass die Werte der einzelnen Items und Skalen nur zum Teil einer Normalverteilung entsprechen. Daher wurden für die Analyse von Gruppenunterschieden nichtparametrische Tests verwendet. Bei der Analyse von Zusammenhängen durch lineare Regressionsmodelle ist das Kriterium der Normalverteilung zwar nicht erfüllt, kann aber aufgrund der Stichprobengröße vernachlässigt werden. Eine weitere methodische Limitation ist die Alpha-Fehler-Kumulierung, welche durch das multiple Testen hervorgerufen wird. Eine Bonferroni-Korrektur wurde nicht angewendet. Somit bedürfen die als signifikant beschriebenen Effekte zukünftig einer weiteren empirischen Bestätigung. Darüber hinaus muss darauf hingewiesen werden, dass die Effektstärken bei den Gruppenvergleichen kleine bis mittlere Effekte ergeben.

Schlussfolgerung

Partizipation in der Kinder- und Jugendpsychiatrie ist mehr als die Aufklärung über Behandlungsentscheidungen. Besonders bei höheren Stufen von Beteiligung und beim Bereich der persönlichen Freiheiten besteht ein Bedarf für mehr Einbezug. Eine respektvolle Kommunikation sowie ein vertrauensvoller Umgang mit den Kindern und Jugendlichen, unabhängig von Alter, Geschlecht und Erkrankung, sind dabei grundlegend. Um die Ergebnisse der Studie auch bei der Entwicklung von Kinderschutzkonzepten für Institutionen nutzbar zu machen, bedarf es weiterer Bestätigung an größeren Patientenzahlen. Für zukünftige Forschung kann ein genauer empirischer Blick auf die Kommunikationsgewohnheiten innerhalb der stationären Kinder- und Jugendpsychiatrie neue Erkenntnisse generieren. Außerdem scheint es sinnvoll, zu evaluieren, inwieweit die Anwendung verschiedener Partizipationsmethoden den Unterschied zwischen gewünschter und erlebter Beteiligung reduziert.

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Anhang

CME-Fragen

  1. 1
    Welche übergeordneten medizinethischen Prinzipien stehen sich nach Höger (2010) innerhalb der Kinder- und Jugendpsychiatrie häufig gegenüber?
    • a)
      Patientenautonomie und Vulnerabilität
    • b)
      Fürsorgepflicht und Menschenwürde
    • c)
      Vulnerabilität und Menschenwürde
    • d)
      Patientenautonomie und Fürsorgepflicht
    • e)
      Menschenwürde und Gerechtigkeit
  2. 2
    Auf welches theoretische Konzept beziehen sich die meisten Autorinnen und Autoren, die sich mit dem Thema der Partizipation im Kontext der Kinder- und Jugendpsychiatrie beschäftigen?
    • a)
      Empowerment
    • b)
      Advance care planning
    • c)
      Shared decision-making
    • d)
      Shared care-planning
    • e)
      Patientenorientierung
  3. 3
    Welche Stufe von Entscheidungsprozessen im Krankenhaus gehört nicht zum Modell von Charles, Gafni und Whelan (1999)?
    • a)
      Informationsaustausch
    • b)
      Gemeinsam Beratschlagen
    • c)
      Treffen der Entscheidung
    • d)
      Vetorecht
    • e)
      Deliberation
  4. 4
    Kinder- und Jugendliche innerhalb stationärer kinder- und jugendpsychiatrischer Behandlung …
    • a)
      … erleben mehr Beteiligung als sie sich wünschen.
    • b)
      … wünschen sich mehr Beteiligung als sie erleben.
    • c)
      … erleben mehr Beteiligung als in ambulanter kinder- und jugendpsychiatrischer Behandlung.
    • d)
      … wünschen sich mehr Beteiligung als in anderen medizinischen Bereichen.
    • e)
      … wünschen sich weniger Beteiligung als sie erleben.
  5. 5
    Grundsätzlich wird von den meisten Kindern und Jugendlichen in der Psychiatrie ...
    • a)
      … der „aktive“ Entscheidungsmodus bevorzugt.
    • b)
      … der „passive“ Entscheidungsmodus bevorzugt.
    • c)
      … der „sichere“ Entscheidungsmodus bevorzugt.
    • d)
      … der „gemeinschaftliche“ Entscheidungsmodus bevorzugt.
    • e)
      … der „langsame“ Entscheidungsmodus bevorzugt.

Um Ihr CME-Zertifikat zu erhalten (min. drei richtige Antworten), schicken Sie bitte den ausgefüllten Fragebogen mit einem frankierten Rückumschlag bis zum 05.07.2021 an die nebenstehende Adresse. Später eintreffende Antworten und solche ohne bzw. mit nicht frankierten Rückumschlägen können nicht mehr berücksichtigt werden.

Milena Becker

LWL-Universitätsklinik Hamm der Ruhr-Universität Bochum

Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik

Heithofer Allee 64

59071 Hamm, Deutschland

Abbildung 3

Abbildung 3 Fortbildungszertifikat.