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Free AccessEditorial

Sportpsychiatrie und -psychotherapie in der «Praxis»

Sports Psychiatry in “Praxis”

Published Online:https://doi.org/10.1024/1661-8157/a003841

Die Sportpsychiatrie und -psychotherapie ist eine junge medizinische Fachrichtung und Disziplin der beiden psychiatrisch-psychotherapeutischen Fachgebiete: Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie und Psychiatrie und Psychotherapie (im Folgenden Psychiatrie und Psychotherapie).

Psychische Gesundheit und Erkrankungen im Leistungssport sowie Sport und Bewegung bei psychischen Erkrankungen, das heisst Sport und Bewegung in Prävention und Therapie psychischer Erkrankungen sind etablierte Tätigkeitsfelder von Sportpsychiater_innen und -psychotherapeut_innen.

Sportspezifische psychische Störungen und Erkrankungen im Breitensport, zum Beispiel der Gebrauch sogenannter Image and Performance Enhancing Drugs (IPED), die Muskeldysmorphie oder die Sport- und Bewegungssucht stellen ein weiteres Tätigkeitsfeld der Sportpsychiatrie und -psychotherapie dar.

Sportpsychiatrische Inhalte sind in der Praxis und auch für praktische Ärzt_innen, Allgemeinärzt_innen und weitere Fachärzt_innen und Sportärzt_innen von grosser Bedeutung.

Interdisziplinarität und Interprofessionalität

Als Querschnittsfach bündelt die Sportmedizin das sportmedizinische Wissen der medizinischen Fachrichtungen und Disziplinen. Dementsprechend bewegt sich die Sportpsychiatrie und -psychotherapie auch im Querschnittsfach Sportmedizin. Sportpsychiatrisch-psychotherapeutische Inhalte sind in der Sportmedizin, aber genauso auch umgekehrt sind sportmedizinische Inhalte in der Sportpsychiatrie und -psychotherapie wichtig.

Neben der Interdisziplinarität, die sich jeweils unterschiedlich in den Tätigkeitsfeldern der Sportpsychiatrie und -psychotherapie abbildet, kommt auch der Interprofessionalität eine grosse Bedeutung in der Sportpsychiatrie und -psychotherapie zu. Von Bedeutung ist hier vor allem die Involvierung und Zusammenarbeit mit psychologischen Psychotherapeut_innen, Sportpsycholog_innen und Sportwissenschaftler_innen, aber auch weiteren Fachleuten, zum Bespiel mit Mental Trainer_innen, Physiotherapeut_innen und Ernähungsberater_innen.

Schweizerische Gesellschaft für Sportpsychiatrie und -psychotherapie

Die Schweizerische Gesellschaft für Sportpsychiatrie und -psychotherapie (SGSPP) setzt sich für Interdisziplinarität und Interprofessionalität in den Tätigkeitsfeldern der Sportpsychiatrie und -psychotherapie ein.

Als erste nationale und zweite sportpsychiatrische Fachgesellschaft nach der International Society for Sports Psychiatry (ISSP) überhaupt wurde die SGSPP am 29. März 2019 in Münchenbuchsee und in den Räumen der Privatklinik Wyss AG gegründet.

Der Zweck der SGSPP ist die Förderung der Sportpsychiatrie und -psychotherapie über die Lebensspanne in der Schweiz, im Leistungssport und in der Allgemeinbevölkerung.

Bereits im kurzfristigen Verlauf und nach ihren ersten Gründungsjahren kann die SGSPP auf eine bemerkenswerte Entwicklung zurückschauen.

Neben der Einführung der Sportpsychiatrie und -psychotherapie und ihrer Tätigkeitsfelder in der Schweiz sowie der internationalen Vernetzung der SGSPP sind hier beispielhaft auch die Entwicklung des Curriculums Sportpsychiatrie und -psychotherapie, die Involvierung bei der Lancierung des ersten «Journal of Sports and Exersise Psychiatry – Sports Psychiatry» und die Unterstützung des ersten deutschsprachigen Lehrbuchs der Sportpsychiatrie und -psychotherapie oder auch die Ausrichtung der «1st International Conference on Sports Psychiatry (ICSP)» im Januar 2022 zu nennen.

Themenhefte Sportpsychiatrie und -psychotherapie

Wir freuen uns sehr, in dieser und der Ausgabe 6/2022 (Erscheinungstermin 27. April) und somit in zwei Themenheften 2022 die Sportpsychiatrie und -psychotherapie und ihre Tätigkeitsfelder in die «Praxis» einführen zu dürfen. Während in dieser Ausgabe der Schwerpunkt auf den beiden etablierten Tätigkeitsfeldern, psychischer Gesundheit und Erkrankungen im Leistungssport sowie Sport und Bewegung bei psychischen Erkrankungen liegt, werden wir im zweiten Themenheft auf den Breitensport und sportspezifische psychische Störungen und Erkrankungen eingehen.

Die Artikel in beiden Themenheften sind mit der Massgabe des Praxisbezugs und der Relevanz für die tägliche Arbeit praktisch tätiger Arzt_innen geschrieben und sollen die Bedeutung von sportpsychiatrischen und -psychotherapeutischen Inhalten ausserhalb der Psychiatrie und Psychotherapie respektive Sportpsychiatrie und -psychotherapie und in der Praxis aufzeigen.

In diesem Themenheft wird zudem das SGSPP-Positionspapier zu Gewalt und Missbrauch im Leistungssport publiziert und auf das Curriculum Sportpsychiatrie und -psychotherapie eingegangen. Das Curriculum richtet sich mit der Stufe 1 und sportpsychiatrischen Basisversorgung an eine breite Zielgruppe und praktische Ärzt_innen, auch ausserhalb der Psychiatrie und Psychotherapie.

Entsprechend der internationalen Ausrichtung unserer Aktivitäten wird von ausgewählten Beiträgen dieses Themenheftes online zusätzlich eine englische Version der Artikel verfügbar sein.

Ich wünsche Ihnen mit diesem ersten «Praxis»-Themenheft «Sportpsychiatrie und -psychotherapie» eine interessante und «bewegende» Lektüre.

Mit sportlichen Grüssen

Malte Christian Claussen