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TBS-TK Rezension

Fragebogen zur Partnerschaftsdiagnostik (FPD; 2., neu normierte und erweiterte Auflage)

Published Online:https://doi.org/10.1026/0033-3042/a000416

Allgemeine Informationen

Die Fragebogen zur Partnerschaftsdiagnostik (FPD) bietet vier Bestandteile mit den Zielen, die subjektiv wahrgenommenen Dimensionen der Partnerschaftsqualität (Partnerschaftsfragebogen; PFB) und wichtige Konfliktbereiche (Problemliste; PL) von in Partnerschaften lebenden Personen zu erfassen. Weiter wird ein Fragebogen zur Unterstützung einer qualitativen partnerschaftsbezogenen Anamnese bereitgestellt (Fragebogen zur Lebensgeschichte und Partnerschaft; FLP-R).

Im PFB werden die Dimensionen Streitverhalten, Zärtlichkeit und Gemeinsamkeit/Kommunikation mittels 32 Items abgebildet. Dazu wird eine ebenfalls validierte Kurzform dokumentiert (PFB-K; neun Items). Der PFB und die PL (23 Problembereiche respektive Items) nehmen zusammen eine Durchführungszeit von 20 bis 25 Minuten in Anspruch. Für den PFB werden Normwerte auf Basis einer repräsentativen Stichprobe bereitgestellt. Der Einsatzbereich ist breit, weil der PFB sowohl in der Praxis als auch in der Forschung für Paare im jüngeren und mittleren Erwachsenenalter eingesetzt werden kann.

Theoretische Grundlagen als Ausgangspunkt der Testkonstruktion

Die theoretischen Grundlagen basieren primär auf sozialen Lerntheorien. Die Paarforschung dieser Tradition bedient sich stark der Verhaltensbeobachtung in Konfliktinteraktionen. Diese misst den positiven und negativen Interaktionserfahrungen, die Personen in ihrer Beziehung machen, eine zentrale Bedeutung bei. Ein wichtiges theoretisches Modell basierend auf John Gottman wird im Manual dargestellt und betont die Wichtigkeit des Wechselspiels von positiver und negativer Kommunikation, der Wahrnehmung der Partnerschaft, sowie der psychophysiologischen Reaktion auf bedeutende partnerschaftliche Situationen, als wichtige Determinanten der Beziehungsentwicklung. Diese theoretischen Grundlagen werden im PFB und der PL sichtbar, deren Items auf die positiven oder negativen Erfahrung des Partnerverhaltens und Konfliktbereiche abzielen. So werden Zieldiskrepanzen der Partnerinnen und Partner erkennbar gemacht, was für die Diagnostik sehr hilfreich sein kann.

Objektivität

Der PFB, der PFB-K und die PL weisen eine gute Objektivität hinsichtlich der Durchführung, der Auswertung und der Interpretation auf. Die Instrumente sind sehr übersichtlich gestaltet und die Instruktionen sind standardisiert und deutlich. Weiter ist der Auswertungsvorgang intuitiv und gut dokumentiert, die Auswertung wird durch die Gestaltung der Fragebogen, durch Auswertungsblätter (PL) und Schablonen unterstützt. Die diesbezüglichen Instruktionen sind klar. Bei allen Verfahren wird der Umgang mit fehlenden Angaben (Missings) geklärt, wenn auch nicht begründet. Die Objektivität in der Interpretation der Resultate wird durch Normdaten gewährleistet und auf den Materialien grafisch unterstützt.

Normierung

Der PFB wurde an einer Stichprobe von 1114 Erwachsenen (53 Prozent Frauen) zwischen 18 und 50 Jahren, die als bevölkerungsrepräsentativ bezeichnet wird, normiert. Die demographischen Angaben lassen darauf schließen, dass die Stichprobe Personen im jungen und mittleren Erwachsenenalter gut repräsentiert. Auf der Basis dieser Daten wurden T-Werte, Stanine-Werte und Prozentränge bestimmt. Mit der Begründung kleiner Effektgrößen wird auf alters- oder geschlechtsspezifische Normwerte verzichtet. Für Personen in fortgeschrittenem Alter liegen für den PFB keine Normwerte vor. Es bleibt unklar, inwiefern die Normwerte für Personen in gleichgeschlechtlichen Beziehungen Gültigkeit haben. Da die Normdaten 1999 erhoben wurden, wäre eine aktuellere Normstichprobe wünschenswert. Die neuere Normstichprobe für den PFB-K (2011) umfasst ebenso Personen höheren Alters (19 bis 89 Jahre). Für die PL beschränkt sich die Normstichprobe auf der Mittelschicht angehörige Klientinnen und Klienten aus dem Partnerschaftsberatungskontext.

Zuverlässigkeit

Die interne Konsistenz der PFB Skalen kann insgesamt als gut bis sehr gut beurteilt werden. Die Cronbachs Alpha-Koeffizienten liegen in der Normstichprobe für die zweite Auflage zwischen .85 und .91, was darauf schließen lässt, dass die Items in konsistenter Weise die den Subskalen zugrunde liegenden Dimensionen messen. Weiter werden Angaben zur Retest-Reliabilität über sechs Monate gemacht. Diese basieren auf einer kleinen Stichprobe von 50 Personen, und fallen insgesamt zufriedenstellend aus.

Die PL verfügt ebenfalls über eine gute interne Konsistenz von .82. Basierend auf einer Befragung von 220 Klientinnen und Klienten wird eine Retest-Reliabilität über einen Zeitraum von sechs Monaten berichtet, die mit .57 eher gering ausfällt, was auch auf Interventionseffekte zurückzuführen sein könnte.

Gültigkeit

Angesichts des Anwendungsbereichs des PFB muss die Kriteriumsvalidität eines der zentralen Gütekriterien sein. Hier lassen die Kennwerte auf eine gute diskriminative Validität schließen. Die Verfahren des PFB und des PFB-K differenzieren sehr gut zwischen glücklichen und unglücklichen Partnerinnen und Partnern. Die Konstruktvalidität des Gesamtwertes wird durch einen zufriedenstellend bis hohen Übereinstimmungsgrad mit anderen Instrumenten zur Messung der Partnerschaftsqualität (DAS, MAT, QMI) untermauert. Schließlich wird die konvergente Validität auch durch eine Studie gestützt, die auf eine gute Übereinstimmung der PFB Skalenwerte mit Beobachtungsdaten partnerschaftlicher Interaktion schließen lässt. Die Skalen „Zärtlichkeit“ und „Gemeinsamkeit/Kommunikation“ konnten als Prädiktoren von Therapieerfolg festgestellt werden, was die Gültigkeit der Kennwerte als wichtige Funktionsmerkmale einer Partnerschaft untermauert.

Weitere Gütekriterien

Für den PFB und den PFB-K sind die Angaben zu weiteren Gütekriterien eingeschränkt. So werden keine Daten über die Auswirkungen sozialer Erwünschtheit oder bestimmter situativer Bedingungen berichtet (zum Beispiel Online-Bearbeitung). Für die PL liegen Angaben vor, die nahelegen, dass die PL Veränderungen festzuhalten vermag. Die Dokumentation von weiteren Gütekriterien ist eingeschränkt.

Abschlussbewertung/Empfehlung

Die FPD umfassen Instrumente, die für die psychologische Arbeit mit Paaren, aber auch für die klinische Arbeit mit Einzelpersonen, wichtige Informationen bereitstellen. PFB und PFB-K sind bewährte Verfahren zur Diagnostik der Partnerschaftsqualität auf der Basis von subjektiven Selbstberichten, welche verlässliche und gültige Ergebnisse erzielen. Die Darstellung im Manual orientiert sich stark am Testbeurteilungssystem des Testkuratoriums. Positiv hervorzuheben sind die repräsentativen Stichproben, auf denen die Normierung beruht. Ebenso baut der Test auf einem soliden und empirisch fundierten theoretischen Hintergrund auf, welcher zahlreiche Konstrukte berücksichtigt, die sich empirisch als partnerschaftsrelevant erwiesen haben. Die Testkonstruktion wurde auf der Basis der klassischen Testtheorie in solider Weise durchgeführt. Kennwerte der Reliabilität und der Validität sind zufriedenstellend. Die drei Skalen des PFB sind in beachtlicher Höhe korreliert. Die bestehende Datenbasis ist sehr gut. Allerdings sind häufige Bezugnahmen auf die erste Auflage für neue Nutzerinnen und Nutzer eher verwirrend. Andererseits wird auf diese Weise die Kontinuität der Verfahren über die beiden Auflagen betont. Der PFB ist nebst der Anwendung in Beratung bzw. Therapie ebenso für den Forschungskontext interessant. Dabei gilt zu beachten, dass die Partnerschaftsqualität breit operationalisiert wird. Der Fokus liegt stark auf aktiven Verhaltenselementen, andere Bereiche partnerschaftlicher Interaktion (zum Beispiel Passivität, Mangel an Responsivität oder vermeidendes Verhalten) werden kaum abgedeckt. Ähnlich kann die PL beurteilt werden, bei der eine relativ große Heterogenität in der Breite und Konkretheit der Problembereiche besteht. Dennoch liefert die PL differenzierte Hinweise auf Konfliktbereiche der Partnerschaft, welche in der Beratung bzw. Therapie zugrunde gelegt werden können. Insgesamt stellen die FPD für die psychologische Arbeit mit Paaren wertvolle, wissenschaftlich fundierte Ressourcen dar.

Diese Testrezension wurde im Auftrag des Testkuratoriums der Föderation deutscher Psychologenvereinigungen (DGPs und BDP) gemäß den TBS-TK-Richtlinien (Testkuratorium, 2009, 2010) erstellt. Testkuratorium. (2009). TBS-TK. Testbeurteilungssystem des Testkuratoriums der Föderation Deutscher Psychologenvereinigungen. Revidierte Fassung vom 09. September 2009. Report Psychologie, 34, 470 – 478. Testkuratorium. (2010). TBS-TK. Testbeurteilungssystem des Testkuratoriums der Föderation Deutscher Psychologenvereinigungen. Revidierte Fassung vom 09. September 2009. Psychologische Rundschau, 61, 52 – 56.

Testinformationen

Hahlweg, K. (2016). Fragebogen zur Partnerschaftsdiagnostik. 2., neu normierte und und erweiterte Auflage. Göttingen: Hogrefe.

Bezugsquelle: Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG, Merkelstr. 3, 37085 Göttingen

Test komplett bestehend aus: Handanweisung, 5 Partnerschaftsfragebogen (PFB), 5 Partnerschaftsfragebogen Kurzform (PFB-K), 5 Fragen zur Lebensgeschichte und Partnerschaft – Revision (FLP-R), 5 Problemliste I – Ein Partner (PL I), 5 Problemliste II – Paarorientierte Auswertung (PL II), 5 Auswertungsblatt zum Partnerschaftsfragebogen (PFB) – Paarorientierte Auswertung, Schablonensatz (PFB), Schablone (PFB – K) und Testmappe (leer) 118,– €

Bitte zitieren Sie diesen Artikel wie folgt: Meuwly, N., Schoebi, D. & Bierhoff, H.-W. (2018). TBSTK Rezension: „Fragebogen zur Partnerschaftsdiagnostik (FPD; 2., neu normierte und erweitere Aulage).“ Psychologische Rundschau, 69, 391 – 393.